Hallo,
unser Kind hatte schon immer große Schlafprobleme. Schreibaby, mit 15 Monaten erst durchgeschlafen. Ich war als Baby schon zur Schlafberatung mit ihm. Dort wurde eine gute sichere Bindung zu mir festgestellt und keinerlei Auffälligkeiten. Die üblichen Ratschläge: Ritual abends, ruhige Bettgehzeit, kein Medienkonsum, ausreichend Bewegung am Tag, etc. Halten wir natürlich alles ein. Inzwischen darf er aber eine Folge Maus am Tag gucken. Manchmal guckt er aber auch gar nichts. So richtig einfach wurde es mit dem Schlafen aber nie. Eine Zeit lang vielleicht mal etwas besser. Besser heißt, dass wir nur 1,5 h für die Einschlafbegleitung brauchen. Kann auch mal 3-4 h dauern. Auffällig ist, dass er meist schon sehr müde wirkt. Übermüdet. Ab 19 Uhr ist daher bei uns schon Bettgehzeit. Haben aber auch hier mit den Zeiten schon experimentiert, ohne Erfolg.
Was etwas geholfen hat: einen Zettel mit klaren Regeln gestalten. Wenn das Zähne putzen und das umziehen gut klappt, darf er sowohl Bücher vorgelesen bekommen wie auch seine Tonie Box hören. Ist eins von beiden mit viel Theater verbunden, fällt eins der beiden Sachen weg. Er hat verstanden, dass es von seinem Verhalten abhängt, wie viele "Privilegien" er bekommt. Das entscheidet er mit seinem Verhalten. Das fand er gut und beiden klappt eigentlich inzwischen. Danach wird es aber schwierig. Eine von uns bleibt zur Einschlafbegleitung liegen. Derjenige wird von ihm dann aber rausgeschickt, da er schon bald anfängt im Bett rumzuhampeln und wir dann sagen, er soll bitte aufhören gegen die Wand zu treten / zu strampeln etc. Tut ja auch weh wenn man neben ihm liegt. Irgendwann schickt er uns dann raus damit er ohne Tafel weiter hampeln kann. Wenn wir rausgehen, fängt er an, auf dem Bett rumzuspringen. Zusätzlich natürlich der Klassiker mit trinken, "ich muss noch was wichtiges sagen" etc. Zieht das nicht, kommt er mit dem Thema "ich hab Angst", weil er weiß dass das bei mir dafür sorgt, dass ich sofort springe. Inzwischen sagt er das aber in so einer geschauspielerten Art, dass es nur den Zweck hat, mich rumzukriegen. Aufgrund von frischem Hauskauf und Renovierung leben wir aktuell auf einer Etage und sind sogar im Zimmer neben ihm, überall ist Licht an damit er keine Angst haben braucht. (Nachdem er m Dunkelheit als Grund genannt hat und wir dies beseitigt haben, kommen dann die nächsten Gründe). Gehen wir wieder mit rüber weil ich denke "naja, er kann halt nicht anders", hampelt er natürlich wieder Rum, schickt einen wieder raus wenn man sagt er soll es bitte lassen gegenseitig einen Rausfallschutz zu treten etc.
Das ganze steigert sich dann soweit, dass wir nicht mehr mitgehen und nachgeben, weil er uns ja nach Strich und Faden veräppelt. Daraufhin kommen dann natürlich Beschimpfungen wie "das ist unfair!! Ihr dürft länger wach bleiben!!" Obwohl er sich die Augen reibt und offensichtlich total übermüdet ist. Das ganze gipfelt sich dann in Geschrei und Gebrüll vor unserer Schlafzimmertür direkt neben seinem Zimmer, wo wir uns aufhalten, da wir aktuell wegen Hauskauf und Renovierung noch kein Wohnzimmer haben / das Geschoss ist noch nicht fertig. Inklusive ständig in unser Bett springen und natürlich auch nicht rausgehen wenn wir sagen er möge bitte in sein Bett gehen. Also wirklich Drama vom feinsten!
Einzige Auffälligkeiten sonst ist das 2 versch. Kindergärten (Umzug) gefragt haben ob ihr nicht auf Hochbegabung testen wollen (nicht gemacht) und wir aufgrund der Schlafproblematik bei der letzen Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt eine Überweisung zwecks ADHS Diagnostik bekommen haben, die wir bitte abklären lassen sollen. Steht noch aus. Allerdings gibt es auch Momente wo er sich für sich mal eine Zeit mit malen oder Lego in Ruhe konzentrieren kann. Er wird jetzt kein Hardcore ADHSler sein denke ich.
In 5 Jahren haben wir viel probiert. Vllt hat ja jemand noch eine idee.
Schlafprobleme Kind, 5 Jahre
Unser Sohn ist zwar nicht so extrem, aber ich kenne die Dynamik aus schlechten Phasen. Diese Unruhe beim Einschlafen mit dem Gehampel und Gestrampel halte ich auch kaum aus. Ab und zu klappt es dann tatsächlich ohne Eltern besser, aber manchmal wird dann eben nur noch mehr aufgedreht. Ich finde es ganz wichtig sich vor Augen zu halten, dass das zwar für die Eltern hart ist, aber dass das Kind am meisten leidet. Euer Sohn hat eindeutig Einschlafstörungen und weiß sich nicht zu helfen. Alleine schafft er es nicht, deswegen sucht er immer wieder Kontakt, aber letztendlich könnt ihr auch nicht helfen. Das ist hart für alle Beteiligten.
Der Auftrag ist dann: "Du musst nicht schlafen, aber leg dich ins Bett und hör das Hörbuch zuende, danach kannst du dich wieder melden." Dann schläft er dabei meist schnell ein.
Das Gestrampel und Gehoppse ist übrigens eine bei vielen Kindern sinnvolle Strategie um abends Anspannung anzubauen. Aber ja ich weiß, manchmal ist es zu viel des guten und das Schlafen klappt dann erst Recht nicht. Da kann das Kind aber nichts dafür. Es braucht diese Bewegung.
Ich würde statt Bücher vorzulesen eher gemeinsames toben, balgen, z.B. eine Kissenschlacht empfehlen. Vielleicht nimmt er dann, wenn das Schlafen nicht klappt und er sehr unruhig ist, eine Massage an?
Manchmal hilft es bei uns (wenn er schon völlig drüber ist) auch, wenn ich mich 10min ankuschel und er wirklich mal still halten muss. Er kann so zwar nicht einschlafen, schickt mich nach 10min wieder weg, aber er ist danach ruhiger.
Hört euer Kind beim Einschlafen etwas an? Unser Sohn braucht etwas, worauf er seine Aufmerksamkeit lenken kann, meist ein Hörbuch, in guten Phasen reicht auch Musik.
Bei uns klappt es übrigens im Winterhalbjahr besser, weil er da einen Schlafsack nutzt (obwohl er bald 5 Jahre alt ist). So kann nicht gehoppst und getreten werden. Er selbst möchte den Schlafsack aber, weil er auch nachts so unruhig ist, dass er sofort die Decke verliert und friert.
Ich weiß nicht, ob es relevant ist, aber bei unserem Sohn besteht auch genetisch bedingt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Hochbegabung und ADHS (beide Eltern hochbegabt, Vater hat ADHS). Wir haben da noch nichts testen lassen und ich sehe leider nicht, wie eine Diagnostik bei den Schlafproblemen helfen könnte - außer vielleicht, wenn man dadurch mehr Verständnis und Geduld für die Unruhe aufbringen könnte.
Unser Sohn kann sich übrigens auch gut auf sein Spiel konzentrieren, aber das schließt ADHS nicht aus. Menschen mit ADHS können auch einen besonders starken Fokus haben, wenn sie etwas sehr spannend finden. Relevant ist eher die Konzentrationsfähigkeit bei langweiligen Aktivitäten. Und ich habe nicht vor meinen Sohn zu solchen zu zwingen. Wir werden sehen, wie es dann in der Schule läuft.
So das war jetzt ein langer Text, aber vielleicht findest du ja darin die ein oder andere Anregung. Ich wünsche dir auf jeden Fall starke Nerven!