Kind schwierig bei Playdates

Unsere Tochter hat Freundinnen, mit denen sie seit dem 1. Geburtstag ein enges Verhältnis hat. Alle waren von klein an in der gleichen Betreuung, von Tagesmutter bis Kindergarten. Sie kennen sich also wirklich sehr gut, und abgesehen vom typischen "XYZ hat mir heute nicht die Puppe gegeben, sie ist nie nie nie wieder meine Freundin!" mögen sie sich sehr und spielen gerne miteinander.

Das Problem ist nun, dass es hier Zuhause null geht. Unser Kind ist im Kindergarten eher von der zurückhaltenden Sorte (Marke "beobachtender Denker, der erstmal sehr, sehr lange überlegt, bevor er sich auf so wilde Sachen wie ein Klebetattoo einlässt"), aber gut integriert. Sie ist sehr regelaffin, was dort natürlich manchmal nicht gut bei den Kindern ankommt, aber es ist alles in einem vernünftigen Maß und sie kriegen das alles alleine gelöst.

Ganz anders hier: Sie ist bei Playdates der Super-Mobber. Heimvorteil, eigenes Revier, sichere Umgebung und so weiter - alles kein Thema. Aber ich habe bald keine Lust mehr, ihre Freunde einzuladen, weil man die Minuten zählen kann, bis sie sie beschimpft, ihnen Sachen aus der Hand reißt oder sie belehrt, was sie alles gefälligst nicht machen dürfen. Interessanterweise ist das beim Sohn einer Freundin, der sehr oft hier ist, gar kein Thema. Aber bei den Mädchen ist es furchtbar. Krieg ohne Ende, in 95% der Fälle nur von ihr ausgehend. Auch wenn das andere Kind nicht darauf einsteigt, macht sie weiter. Wenn sie bei den anderen ist, passiert das nicht in dem Ausmaß, soweit ich es mitbekomme.

Habt ihr Ideen, was wir machen können? Wir reden jedes Mal mit ihr hinterher darüber, schreiten auch öfter in der Situation ein, aber es ändert nichts.

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Wie alt ist deine Tochter?

Meine ist 3 Jahre. Sie wird von allen immer "das Ordnungsamt" genannt, weil sie sehr pedantisch auf Regeln und Ordnung achtet.
Dies führte bei uns zuhause mit ihren Freunden auch oftmals zu Streit.

Ich habe ihr erklärt. dass man sich gut um Gäste kümmert und wenn sie das nicht macht und sehr bestimmend ist, müssen die Gäste gehen.
Habe ich zweimal durchgezogen.

Danach hat sie sich auch zuhause sehr gut mit ihren Freunden vertragen 😁

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Echt? Und wie fanden die betreffenden Eltern das? Ich würde das auch gerne so durchziehen, aber es wäre mir total peinlich die Kinder vor der vereinbarten Zeit wieder abzuliefern mit den Worten "Sorry, unsere Tochter ist so biestig heute, das können wir deinem Kind nicht zumuten" :-D Fanden die Kinder das nicht blöd und haben gemeckert? Oder wie lief es konkret bei euch?

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Die Eltern hatten volles Verständnis und fanden die Konsequenz gut.
Sie verstehen auch die Beweggründe - ohne Konsequenz = keine Verhaltensverbesserung.
Das vorherige Reden und weitere Reden und Reden und Reden hat ja keine Wirkung gezeigt.

Ich habe den Kindern die Situation natürlich auch erklärt "Leni, da Helena die ganze Zeit bestimmt, was gemacht werden soll und gemein zu dir ist, musst du jetzt leider gehen. Ich möchte nicht, dass sie ihre Freunde so behandelt. Ich fand es sehr schön, dass du hier warst und du bist jederzeit willkommen."

Das ist genau zwei Mal mit zwei verschiedenen Kindern passiert und dann hat meine Tochter schon vor der Verabredung gesagt, dass sie lieb zu ihrer Freundin/ihrem Freund sein möchte und nicht alleinige "Bestimmerin" ist.

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Ich würd die Verabredung beenden. Sie weiß ja dass keine Konsequenz erfolgt. Besprich es vorher mit den Eltern. Und natürlich viel darüber reden, was ihr ja schon macht. Und wenn es zu Hause nicht klappt, würd ich sie auch nicht wo anders hin lassen. Ich denke sie ist keine 3 mehr, richtig?

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Sie ist 4. Woanders klappt es meistens, aber man muss ehrlicherweise auch sagen, dass sie fast nie ohne meinen Mann oder mich zu anderen spielen geht. Sie ist da extrem anhänglich. Das macht mich innerlich auch sehr ungehalten - woanders vor Schüchternheit nicht alleine hingehen wollen (was kein Thema ist, wir probieren immer wieder, zwingen sie aber zu nichts und holen sie auch eher ab usw.), aber zuhause auf dicke Hose machen. Ahhhhhhh.

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Bei wie vielen Kindern ist das denn so? Du sagst bei einem Freund gibt es das Problem nicht.
Kann es sein, dass die Freundinnen alleine einfach nicht harmonieren?
Wir haben hier auch so einen Fall. Mein Kind hat einen Freund, mit dem im Kindergarten (hauptsächlich in der Gruppe) toll gespielt wird. Wenn die beiden zu zweit sind, dann funktioniert es gar nicht. Deswegen gibt es keine Playdates mehr mit den beiden, dafür sind mir meine Nerven zu schade 😅
Gerade wenn die Mädchen schon "befreundet" sind, seit sie ein Jahr sind, passt es vielleicht einfach nicht mehr.

Sollte es mit fast allen Kindern problematisch sein, würde ich auch erstmal konsequent alle Verabredungen abbrechen, wenn es Streit gibt und versuchen herauszufinden, warum sie sich so verhält.

Bearbeitet von reiskuchen
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Das ist eine gute Frage, aber ich habe auch schon mit der Tagesmutter gesprochen, wo sie ja alle bis vor einem Jahr noch waren: Da ging es schon manchmal zur Sache, aber es war immer ausgewogen. Also unsere Tochter war da mitnichten so bossy wie jetzt, deswegen wundere ich mich, dass die Dynamik so kippt.

Interessanterweise scheint das Problem mit Jungs nicht zu bestehen. Eines der Mädchen hat einen älteren Bruder (6), der auch manchmal mitkommt. Der kann gar nicht so viel mit den Mädels anfangen, findet aber unser Spielzeug gut :-D Und wenn er dabei ist, wird es sofort ausgeglichener. Egal, ob es jetzt zwei Mädchen sind oder alle vier.

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Wenn das nur bei Mädchen passiert, könnte es sein, dass irgendwelche Mädchen - nicht zwingend diese gleichen - deine Tochter in anderen Situationen so behandeln? Dass sie irgendwo gesehen oder gelernt hat, dass andere sie selbst oder Dritte so behandeln, dass man sich also unter Mädchen so verhält? Und dass sie jetzt endlich mal am längeren Hebel sitzen möchte?

Könntest du mit ihr diese Besuche mal in entspannter Atmosphäre nachspielen mit Puppen und dann im Rollenspiel. Sie in ihrer Rolle, sie in der Rolle ihrer Freundinnen.

Und dann fragen: Warum hast du das so gemacht/ gesagt?

Einfach mal warten.

Vielleicht kommt ja etwas. Vielleicht hast du etwas nicht mitbekommen oder sie hat etwas fehlinterpretiert.

Du könntest mit ihr auch mal durchsortieren, was ihre Lieblingsspielzeuge sind und die vor einem Besuch wegräumen, so dass z.B. keine Sorge besteht, jemand würde die mitnehmen, kaputt machen, durcheinander bringen oder so. Da werden dann nur Sachen rausgelegt, mit denen jeder spielen darf, an denen sie nicht persönlich hängt.

Ich sehe da erst mal zwei große mögliche Auslöser: Nachspielen, was einem selbst passiert ist oder was man beobachtet hat oder Angst, dass etwas passiert, wenn sie nicht so ist. Also Angst vor etwas, das die Besucher machen oder sagen. Eventuell auch nur Sorge, Stress etc.
Gehe weg von dem Gedanken "sie mobbt" und eher hin zu dem Gedanken "finde den Grund und versuche, für die Tochter eine Lösung zu finden, in der sie auf freundliche Art ihre Interessen durchsetzen kann". Ihre Interessen könnten auch sein "endlich kann ich mal bestimmen!"
Dann könnte man überlegen, was sie bestimmen könnte. Was man wegräumt, wie sie etwas anbietet (Spielidee etc.), was sie gern möchte und wie sie das umsetzen könnte, ohne andere herumzukommandieren.

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Hm, das ist eine gute Idee. Es gibt einige Spielsachen, bei denen sie sehr empfindlich ist und die wir auch vor dem kleinen Bruder oft in Sicherheit bringen, weil das Herz sehr dran hängt. Das teste ich auf jeden Fall mal aus.

Was ihre "bossy"-Attitüde betrifft: Ich glaube schon, dass es ein bisschen "Das ist mein Revier, Freunde, und hier habe ich die Krone und das Zepter!" ist. Das, was sie sich woanders nicht traut. Sie ist auch Zuhause deutlich, deutlich frecher als z.B. in der Kita. Und jetzt kommt da ihre große Stunde...so in der Art. Endlich mal der Alleinherrscher. Wir haben es schon ein bisschen in der Richtung versucht, dass sie das Spiel / die Beschäftigung aussucht, aber sobald die anderen da nicht mitziehen, wird sie halt eklig. Aber ich guck mal, was mir da noch einfällt. Danke dir!

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Hey liebes, ich kann dich vollkommen verstehen. Wir haben/hatten das Thema auch sehr oft!
Da wir etwas weiter weg gezogen sind, kann ich nicht auf anhieb das Playdate beenden und die Eltern zum abholen rufen aber bei uns gibt es dann die Konsequenz, dass er sich ne Woche dann nicht mehr verabreden darf. Das habe ich auch ein paar mal durchgezogen. Mittlerweile brauche ich ihn nur noch ermahnen, wenn er den Chef zu Hause spielen will, dann klappt es meist wieder.
Einmal kam ein Spruch von ihm "ich bin hier der Boss, ich entscheide mit welchen Spielzeugen gespielt werden darf und was wir spielen". Das hat mich total verblüfft und wütend gemacht und ich konnte es mir nicht erklären, woher es das hat..
Habe es der Mutter berichtet, tatsächlich kam das Feedback, dass das andere Kind es auch mal so gemacht hat bei denen zu Hause.

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Wir kennen die Situation aus anderer Perspektive, ein guter Freund meines Sohnes ist ähnlich.

Bei uns spielt noch mit rein, dass der Junge schon auch etwas sensibel ist und es ihm manchmal einfach zu viel und zu stressig wird, wenn sich mein Sohn in seinen Augen "falsch" verhält und alles nicht so läuft, wie er es sich gewünscht hat. Da hilft manchmal schon, die Kinder rechtzeitig zu trennen und kurz separat zu bespaßen, bis alle sich wieder beruhigt haben.

Ich habe auch festgestellt, dass es meega wichtig ist, dass die Regeln, wie mit dem Besuchskind umgegangen wird für die Kinder ganz klar sind. Wir Eltern haben z.B. minimal unterschiedliche Herangehensweisen, was Teilen angeht, aber wenn dann beide Eltern gleichzeitig versuchen eine Lösung zu finden, und unterschiedliche Vorschläge machen, kann das die Kinder auch verunsichern und zu mehr Konflikten führen.

Da deine Tochter wie du sagst recht regeltreu ist, könnte ich mir vorstellen, dass es ihr hilft, dass man vorher festlegt, wie man mit Besuch umgeht.

Ich denke aber auch, dass es sinnvoll sein könnte, den Besuch abzubrechen, wenn es zu bunt wird. Das kann man ja vorher mit allen Beteiligten besprechen und dem Besuchskind im Fall der Fälle liebevoll erklären.