Kein Interesse am Vorlesen und insgesamt "langsamer"

Hallo alle zusammen,
meine Tochter, fast 4 zeigt kaum Interesse an Büchern. Bilderbücher sind für den Moment okay. Auch beim zu Bett gehen will sie eine sehr kurze Geschichte vorgelesen bekommen, hört aber nicht wirklich zu. Bisher hab ich es eigentlich sehr locker genommen, es halt immer wieder mal angeboten, aber bei Ablehnung es dabei belassen. Heute hatte ich aber einen "Brief" meiner großen Tochter in der Hand. Diesem hat sie in dem Alter meiner kleinen Tochter geschrieben, bzw gemalt. Sie konnte da auch noch nicht schreiben, aber Buchstaben schön malen. Nun Frage ich mich, ob das zusammen hängt? Das fehlende vorlesen und somit das Interesse an den Buchstaben?
Unsere große Tochter, ist sehr intelligent, mittlerweile ist sie 9 Jahre alt. Die kleine kommt mir generell bei allen "Kopfdingen" langsamer vor als die große. Das fängt schon beim Sprechen an. Unsere große konnte in ihrem Alter super zusammenhängend erzählen, und hatte einen sehr großen Wortschatz. Die Kleine kann zwar gut "aussprechen" auch in vollen Sätzen, aber sie kann als Beispiel nicht verständlich erzählen, was sie am Wochenende gemacht hat. Motorisch scheint sie mir aber etwas fitter als die Große.
Ja ich weiß. Vergleichen sollte man Kinder nicht. Aber ich Frage mich so langsam ob sie noch in der "Norm" ist. Der Kinderarzt und Kindergarten haben bisher nichts gegenteiliges gesagt. In den Kiga geht sie aber auch erst seit sie 3,5 ist. Die Große war auch so lange zu Hause.
Meiner großen Tochter habe ich immer sehr viel vorgelesen. Bis vor kurzem auch abends noch, obwohl sie schon sehr lange sehr gut lesen kann. Ich Frage mich, ob das alles mit der Ablehnung zun Vorlesen zusammen hängen könnte. Sollte ich da mehr dran bleiben? Was habt ihr für Erfahrungen?
Viele Grüße

1

Also zunächst: Kein Kind sollte zum Vorlesen gezwungen werden und man muss da sicherlich auch nicht "dran bleiben".
Sie wird schon früh genug gezwungen sein Sachen zu lesen auf die sie keine Lust hat.
Ich würde eher fördern wo sie gut drin ist, statt immer nur auf das vermeintlich Defizitäre zu schauen.
Wenn sie eher motorisch begabt ist, dann ab zum Kinderturnen, ein sportliches Hobby in den Alltag integrieren etc. Und nur weil ein Kind keine Bücher mag heißt das nicht dass das Kind weniger intelligent ist. Oder gar langsamer. Deine Große hatte schlicht ein Interesse was in die Richtung geht. Die kleine hat andere Interessen. Die Schule ist ja noch bisschen entfernt. Ich wäre da ganz entspannt.
Ich habe in Kindergarten und Beginn der Grundschule auch nicht gern gelesen. Meine Eltern haben mir aber auch nicht wirklich vorgelesen. Dafür war der Fernseher zuständig 😅. Nun. Ich habe mich im Laufe der Grundschule und auch weit über die Weiterführende Schule hinaus zu einem Bücherwurm entwickelt. Ging einfach irgendwann los.
Ich habe Bücher verschlungen. Harry Potter mehrfach durchgelesen... Die unendliche Geschichte Verschlungen etc.

Und noch was: Bücher sind ein Medium. Sie übermitteln etwas. Jemand der sich eher für Wissenschaftliches interessiert, Lexika liest etc wird vielleicht mit Fantasy - Literatur nicht viel anfangen können.
Vielleicht gibt es ja Themen die deine kleine mehr interessieren und über die sie lesen möchte? Vielleicht auch weniger Geschichten und mehr Informatives?
Und vorlesen muss nicht immer stur die Geschichte lesen sein. Man kann auch beim Vorlesen in den Dialog treten. Also interaktiv. Man kann es mit Bewegung verbinden etc. Schau was zu deinem Kind passt.

4

Stimmt... Auf die Idee ihr Dinge vorzulesen die sie mag bin ich gar nicht gekommen 🙈. Sie hat tatsächlich auch nicht dieses typische Interesse an Feen und Pferden wie meine große damals. Diese Bücher stehen hier halt Meter hoch. Klar. Zum Vorlesen lassen kann ich sie nicht zwingen.
Zum Turnen geht sie. Hat auch große Freude dran.
Danke für deine Antwort

2

Wenn Kinder mit 4 noch keine Buchstaben malen oder abmalen, ist das erstmal völlig normal. Meine Kinder (2 und fast 5) können aktuell ähnlich gut vom Wochenende erzählen 😅. Der Große hat dabei natürlich die bessere Aussprache und den viel größeren Wortschatz, aber er findet solche Gespräche langweilig und will nicht wirklich. Andersrum interessiert es ihn schon, wenn andere über das Wochenende erzählen, weil er dann ja etwas Neues erfährt. Er kann auch endlose Unterhaltungen über technische Geräte und Funktionen führen. Er hört gerne Sach-Hörbücher und ist auch beim Vorlesen bei Sachbüchern aufmerksamer, stellt dann auch gerne Rückfragen etc.

Was sind denn die Interessen deines jüngeren Kindes? Kann man daran anknüpfen mit Vorlesematerial?

5

Ja. Du hast Recht. Ich werde mal mit ihr zusammen Bücher kaufen gehen die ihren Interessen entsprechen. Darauf bin ich echt gar nicht gekommen. Aber wie gesagt. Hab mir bis heute da auch nicht wirklich Gedanken drum gemacht. Bei den "abmalen" bin ich erstmal beruhigt. Habe das tatsächlich bei meiner großen Tochter für völlig normal empfunden.

3

Wir haben Freunde, deren Tochter ich seit dem Babyalter kenne. Sie hat aus meiner Sicht hat sie eine aussergewöhnlich schnelle Auffassungsgabe. Sie konnte mit vier schon so Memory spielen, dass man sich als Erwachsener richtig konzentrieren musste, hat sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten, die weit über ihrem Alter liegen, kann Logikrätsel für deutlich ältere Kinder lösen usw., Interesse für Buchstaben und Zahlen hat sie natürlich auch, konnte mit drei Fahrrad fahren usw. Für die Eltern ist das normal, sie kennen es ja nicht anders. Sie fällt ja nirgendwo negativ auf. So, wie du es beschreibst, ist deine ältere Tochter auch von der Sorte. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass man mit vier Buchstaben schön malen kann oder spontan komplexere Dinge zusammenhängend und strukturiert erzählen kann.

6

Danke für deine Antwort.
Ja es könnte auch daran liegen das meine große Tochter, die Messlatte eben hoch gelegt hat. Die von dir beschriebenen Punkte waren bei ihr sehr ähnlich. Das das irgendwie "überdurchschnittlich" ist, habe ich nie gedacht.
Ich werde das trotzdem mal bei der nächsten U-Untersuchung ansprechen. Der Arzt kennt ja auch beide Kinder.
Die Große ist generell ein sehr aufmerksames Kind das in der Schule und Co sehr gut zurecht kommt. Ich hoffe das es bei der kleinen ähnlich verläuft.

7

Hi,

dein eines Kind ist eben an Büchern mehr interessiert, das andere weniger.

Mit 4 Jahren hat meine Kleine auch noch nicht so ausdauernd zugehört. Jetzt ist sie 5,5 und hört schon viel besser zu. Auch mein Großer hat erst später angefangen so richtig zuzuhören. Er ist jetzt 9 und gehört zu den besten Lesern in seiner Klasse, kann alle Texte auch für Erwachsene super erfassen, hat einen großen Wortschatz, eine sehr gute Rechtschreibung, damit haben wir zum Glück überhaupt keine Probleme.

Ein Kind mit 4 Jahren muss noch überhaupt nicht zusammenhängend erzählen. Selbst mit 5 Jahren und in der ersten Klasse, ist das noch nicht perfekt nötig. Mein Sohn kann es eigentlich super, aber wenn er ganz aufgeregt ist, weil ihn etwas interessiert (ich sag nur Concorde :D ) dann denkt er viel schneller als er redet und kommt dann auch durcheinander und es sprudeln die Ereignisse und Fakten auch manchmal sehr unzusammenhängend aus ihm raus. Er merkt es aber inzwischen selbst und fängt dann nochmal an. Wenn er sich Zeit nimmt, in Aufsätzen, dann ist es kein Problem.

Also hör auf sie zu vergleichen, du hast vielleicht auch einfach teilweise eine falsche Erinnerung was wer schon wann konnte. Das verschwimmt gerne mal.

8

Vielleicht ist deine kleine Tochter eher eine "Macherin" als eine "Denkerin". Intelligenz ist nicht nur logisches Denken. Es gibt Kinder, die sind total fasziniert von Buechern und Geschichten und lernen viel durch zuhoeren und beobachten. Und es gibt andere Kinder, die muessen die Welt wortwoertlich beGREIFEN. Die lernen eher durch ausprobieren.

Ich denke, du bist an die art deiner grossen Tochter gewoehnt, und vielleicht bist du selbst auch eher so. Da faellt dir jetzt vor allem auf, dass das bei deiner kleinen Tochter alles nicht so funktioniert. Das heisst aber nicht, dass sie nicht in der Norm liegt. Sie entdeckt die welt vielleicht einfach nur anders.

Ich selbst bin zB sehr sprachlich orientiert, habe als Kind wohl schon mit 2 Jahren total fliessend und komplex gesprochen. Mein Sohn konnte mit 2 vielleicht 10-15 Worte und bastelte daraus maximal 2-Wort-Saetze. Ich habe daher auch oefter gedacht, dass er kognitiv eher unter dem Durchschnitt liegen wuerde. auf der anderen Seite konnte er unheimlich konzentriert irgendetwas "erforschen".

Ich kann mich zB erinnern, als er beobachtet hat, dass, wenn man einen Stein und einen stock ins Wasser wirft, der Stock schwimmt und der Stein untergeht. Das hat ihn so fasziniert, dass er das eine Stunde lang immer wieder ausprobiert hat. Dazu hat er dann noch andere Materialien gesucht, Blaetter, Papierschnipsel etc. Das war total spannend zu sehen, wie er offensichtlich seine eigenen Schluesse aus den Beobachtungen gezogen hat. Das Kind war alles andere als langsam im Kopf. Es war nur noch nicht so gut ueber Sprache erreichbar. Das hat sich uebrigens im Laufe der Jahre geaendert.

Ic wuerde dir also raten, deine Kleine mal gut zu beobachten und so zchauen, auf was sie gut anspricht, sei es experimentieren oder Bewegung oder was auch immer, und den Bereich foerdern. Vielleicht ueberrascht sie dich total.

9

Du könntest fast meine Kinder (knapp 3 und 5,5) beschreiben.

Die Große war als Baby schon eine Leseratte. Bilderbücher konnte und wollte sie stundenlang ansehen und "lesen". Auch jetzt ist es ihr größtes Glück, wenn ich ein neues Pixibuch anschleppe. Sie kann ihre Sammlung (wir haben etwa 6kg Pixis zu Hause) auch alleine durchblättern und fordert sicher mind. 5x am Tag ein, dass wir etwas lesen. Wir Eltern freuen uns, wenn das Kind endlich selbst lesen kann und unsere Halsschmerzen endlich aufhören. ;-) Es war praktisch, als Junior noch ein kleines Baby war, er hat sich auf mit einschlafgestillt und ich konnte mit ihr lesen lesen lesen.

Der Kleine interessierte sich wenig für Bücher. Ich war am Anfang ziemlich enttäuscht, muss ich sagen. Sobald er laufen konnte und schlafen wollte, kam er mit einem Buch angerannt. Er verband lesen mit schlafen und musste jedes mal gähnen, wenn ich begann mit einer Geschichte.

Sprachtechnisch war sie viel weiter als er im selben Alter. Grammatik, Satzbau, Zeitformen - bei ihm bin ich froh, wenn ich sein Gemurmel überhaupt verstehe. Oft muss die Große mir übersetzen, was er denn jetzt von mir will. Während sie bereits "Ach, schau Mama, A..... hat gar keine Wimpern." mit 2,5 sprach, kommt von ihm im selben Alter nur "Mama, Elapfwagen umbippt (der Abschleppwagen ist umgekippt.)"

Ich denke schon, dass Lesen den Wortschatz massiv vergrößern kann. Aber Talent dafür muss man denke ich auch haben. Er ist vielleicht sprachlich normal und sie war weiter, dafür ist er feinmotorisch wesentlich weiter als sein biologisches Alter. Bei Spielsachen muss ich bereits bei 4+ schauen, darunter ist es schon zu leicht und uninteressant. Klar, sie hatte die Möglichkeiten da nicht so wie er jetzt (es kugelt ja ihr Klimbim auch hier rum), doch ich bezweifle, dass sie schon mit Polly Pocket so gut spielen hätte können wie er.
Außerdem hat er eine massiv längere Spieldauer als sie. Er konnte mit einem Jahr schon gut 2 Stunden allein am Autoteppich mit seinen Siku-Fahrzeugen verbringen und war happy. Klar, man verstand und versteht sein Gebrabbel dazu noch immer nicht, aber ich denke nicht, dass es weniger fantasievoll ist, wie die Geschichten, die ich ihr vorgelesen habe.
Sie kann sich vom Charakter her wesentlich schlechter länger auf eine Sache konzentrieren. Brettspiele oder Kartenspiele maximal 2 Runden, dann muss ein Neues her aus unserer Spielesammlung. Sie räumt eigentlich mehr hin und her als dass wir spielen. Er kann sich mit 3 Würfeln und dem Kipplaster gut eine halbe Stunde spielen.

Bei uns kommt beim Kleinen grad ab und zu Bilder ansehen, wenn es um ..... ja genau! Autos geht. Aber finde mal viele Bücher zu dem Thema. Sie konnten wir für den Kindergarten zB toll vorbereiten durchs Lesen. Ja, aber es gibt leider kein Buch mit dem Titel "Das kleine Auto geht in den Kindergarten." und was anderes hätte er mir nicht anschauen wollen.
Hat deine jüngere Tochter vielleicht auch eine spezielle Thematik, die sie toll findet? Such dir da doch Bücher oder Pixis oder Prospekte zusammen und versuch sie so, zum Lesen zu animieren.

Wahrscheinlich ist Leselust genauso wie Feinmotorik, Durchhaltevermögen und Frustrationsgrenze angeboren. Du kannst deine Jüngere nicht zum Lesen zwingen, genauso wenig wie ich meine Große dazu bringen kann, mal eine halbe Stunde UNO zu spielen.
Ich glaube aber, dass er irgendwann mal ein Buch in die Hand nimmt (und sei es nur die Betriebsanleitung seines ersten Autos) und sie wird vielleicht mal sich auch eine Stunde auf ihre Hausaufgaben konzentrieren können ohne permanent zwischen Mathe und Englisch hin und herzuswitchen.

Du kannst deine Kinder nur so annehmen, wie sie sind. Ich versuche mit Junior eben mehr zu quatschen, damit sein Wortschatz größer wird, abseits von "Hebebühne" und "Feuerautobiff" (Feuerwehrboot). Ebenso probiere ich, meine Tochter auch für andere Sachen als Lesen zu begeistern und auszuprobieren.

Wenn ich an mich denke - ich war in der Schule wahnsinnig schlecht bei Hörübungen, vor allen in Fremdsprachen. Es liegt mir mehr, es zu lesen oder damit zu arbeiten (abschreiben, zusammenfassen, etc). Vielleicht liegt hier der Hund begraben bei deiner Tochter bzw meinem Sohn. Sie sind beide nicht die passiv hörenden Lerntypen, sondern müssen aktiv mit einer Sache arbeiten. Mein Sohn bespielt halt die Autos und redet dabei Situationen nach. Man muss ihm auch neue Dinge eher zeigen und vormachen als nur darüber reden / lesen. Denk da mal drüber nach, wie deine Jüngere neue Fertigkeiten lernt. Zuhören oder ausprobieren / zeigen lassen? Eventuell sind dann Wimmelbücher für sie auch etwas. Du stellst Fragen und sie sucht, oder beschreibt Situationen. Dadurch kann man auch seinen Wortschatz vergrößern.

Bearbeitet von Inaktiv