Tochter boycottiert Abläufe und Regeln im Kindergarten

Guten Morgen!

Meine 3jährige Tochter geht seit September in den Kindergarten, zuvor war sie in der Krippe seit sie 10 Monate ist. Wir leben nicht in Deutschland, das System hier ist etwas anders, schon recht verschult, mit festen Zeiten und Routinen. Sie ist in einer Gruppe mit Kindern, die zwischen dem 1. September 2022 und dem 31. August 2023 3 Jahre alt wurden. Sie ist Ende August geboren und somit die Jüngste, die meisten Kinder sind schon 4 geworden. Es sind 2 Erzieherinnen für 19 Kinder.
Die Probleme bestehen von Anfang an und werden nicht besser. Sie stört die Abläufe in der Gruppe, indem sie nicht mitmacht oder sehr langsam ist und mehrfach aufgefordert werden muss
Einige Beispiele: Die Kinder spielen draußen und sollen dann wieder rein. Die anderen gehen freiwillig, sie bleibt einfach stehen oder läuft sogar weg oder versteckt sich. Die Kinder müssen sich in einer Reihe aufstellen, sie weigert sich. Sie weigert sich aufzuräumen. Die Kinder gehen einmal am Vormittag zusammen auf die Toilette, sie versteckt sich hinter der Toilettentür anstatt Pipi zu machen. (Natürlich können die Kinder auch sonst fragen, ob sie zur Toilette dürfen, das macht sie aber nicht, es gab auch schon viele Pipi-Unfälle, deshalb insistieren die Erzieherinnen, dass sie bei diesem gemeinsamen Gang geht). Die Kinder haben Sport, sie will ihre Turnschuhe nicht anziehen. Sie verweigert oft die Teilnahme beim Sport. Eigentlich jedes Um-, Aus- und Anziehen ist problematisch. Essenszeiten auch. Sie packt ihre Brotdose nicht aus und fängt dann erst sehr viel später als alle anderen an zu essen. Sie scheint sich dort aber wohl zu fühlen, sie hat Freundinnen, spielt, und macht auch Späßchen mit den Erzieherinnen. Sie ist ein relativ ausgeglichenes Kind, sozial, süß und lustig. Die Erzieherinnen denken nicht, dass es am Alter liegt, sie weiß wohl genau, was von ihr erwartet wird. Zugegebenermaßen ist sie recht stur. Die Frage bleibt, warum sie sich so auflehnt. Ich denke schon, dass sie vielleicht von den Routinen und Anforderungen noch überfordert ist. In der Krippe war das ein ganz anderer Rhythmus.
Heute war Feedback-Gespräch und die Erzieherinnen wollen wissen, wie es zuhause läuft und was ich für Tipps habe. Sie haben Verschiedenes ausprobiert und nichts hat funktioniert.
Zuhause haben wir die Probleme in diesem Umfang nicht, aber wir unterstützen noch viel auch bei Sachen, die sie schon könnte, wie anziehen. Oft muss man insistieren oder mithelfen, z. B. beim Aufräumen, was ich aber in dem Alter normal finde. Wenn sie nicht kommen will, wegläuft oder nicht ins Bad will, greife ich physisch ein, nehme sie an der Hand, mittlerweile seltener trage ich sie auch ins Bad, wenn sie abends schon sehr müde ist und gar nichts mehr geht. Zur Toilette geht sie selbständig und es gibt nur sehr wenige Unfälle. Sie möchte selbst entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt ist.
Ich habe jetzt gesagt, dass ich mit ihr sprechen werde und wir zuhause auch versuchen werden, mehr Regeln aufzustellen und sie zur Selbstständigkeit zu animieren. Ich wusste nicht, was ich sonst noch raten soll.
Vielleicht hat hier jemand noch einen Gedanken oder Anhaltspunkt für mich? Sie rauszuholen oder ein Wechsel ist keine Option. Da ist der Gemeinde-Kindergarten und ab September dieses Jahr (mit 4 Jahren) besteht hier in unserem Land Kindergartenpflicht, da muss sie hingehen.

Vielen Dank und sorry für den langen Text!

Bearbeitet von goeson4417
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Kann sie denn jetzt rausgeholt werden und dann nächstes Jahr nochmal starten als 'älteres Kind'?
Oder geht das nicht, weil sie nächstes jahr dann definitiv mit älteren Kindern in die Gruppe käme?

K.a. ob das helfen würde.

Ich weiß nur, dass z.b. meine schwägerin damals mit 6 eingeschult wurde. Sie ist ein Oktoberkind und somit ein: "kann Kind" und kein 'muss Kind'. Sie hat damals darauf bestanden, aber die Schule fiel ihr sehr schwer. Heute sagt sie, dass sie damals vermutlich zu jung war und es besser gewesen wäre, wenn man noch ein Jahr gewartet hätte, selbst wenn sie gebockt hätte.

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Danke für deine Antwort.
Nein, leider ist zu diesem Zeitpunkt keine Rückstellung möglich, ich habe das auch angefragt. Hier besteht ab 4 Jahren (Vor-)schulpflicht. Sie wird also in der neuen Gruppe ab September auch wieder die Jüngste sein und da sind dann zwei Jahrgänge zusammen gefasst, d.h. manche Kinder werden fast 2 Jahre älter sein als sie.
Wenn es aber gar nicht läuft, sollte es jedoch möglich sein, sie mit 7 und nicht 6 einzuschulen, das bleibt abzuwarten. Wird hier aber nicht so gerne gemacht wie wohl in Deutschland und ist im Moment ja auch nicht relevant

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Vorschulpflicht ab 4 ist natürlich auch krass... Im Herkunftsland meines Mannes gilt die ab 5, das finde ich schon deutlich entspannter.

Wie sieht es denn mit den Freunden aus? Du sagst ja, dass sie sozial gut eingebunden ist. Wie nehmen die anderen ihr Ausscheren war? Also was für Feedback bekommt sie von den Kindern? Finden die das eher witzig oder nervig? Eventuell geht ja über die Schiene was, wenn die anderen ihr signalisieren "Ey, du hältst jetzt hier den ganzen Laden auf, das nervt"?

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Hi 🙋🏼‍♀️

Klingt für mich, als hätte dein Kind etwas Schwierigkeiten mit Übergängen. Manchen Kindern fällt es nicht so leicht, von Situation zu Situation zu wechseln. Ich hatte auch ein Kind in meiner Gruppe , dem es sehr schwer fiel. Wir haben viel mit diesem Kind geredet. Immer wieder den Tagesablauf erklärt.
„Guten Morgen, jetzt darfst du gerne ein bisschen spielen, dann klingele ich an der Glocke, wir räumen auf und es gibt Brotzeit , nach der Brotzeit gehen wir raus“
Usw. Das immer und immer wieder. So hatte das Kind dann irgendwann „Ordnung“ in seinem Kopf und es konnte den Tagesablauf verbal und dann irgendwann auch körperlich gut umsetzten, so blieb es nicht mehr stehen oder weinte etc.

Vielleicht hilft das 🤗

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Danke, diesen Gedanken hatte ich auch und habe das auch heute morgen beim Gespräch erwähnt. Die Erzieherinnen meinten aber, das wäre nicht der Fall. Wir werden aber auf jeden Fall versuchen, zuhause noch mehr zu erklären und vorzubereiten. Dann werden wir ja sehen, ob das hilft

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Was bei meiner in solchen sturen Momenten geholfen hat - und immer noch tut - ist sie gänzlich auszuklammern. Wenn die was nicht will, dann fährt der Zug drüber, es passiert nicht. Also ist das beste sie einfach in ruhe zu lassen, sie beobachtet und macht dann eh immer mit, halt mit Verzögerung.

Gerade am Anfang im Kindergarten war es ein bisschen schwierig, weil sie nicht eingesehen hat, sich so Sachen wie Klogänge vorschreiben zu lassen, denn sie wusste selbst am besten wann sie muss und wann nicht. Es gab ein bisschen Verweigerung, paar Pipi-Hosen ... Irgendwann hab ich drum gebeten sie einfach in Ruhe zu lassen und zu schauen was passiert. Die meisten Kindergärtnerinnen haben mir nicht geglaubt, eine dann doch nach einigen Tagen und siehe da: trockene Hose, seitdem nie wieder ein Unfall.

Das ist jetzt ein einziges Bespiel, war aber bei vielen anderen "Konflikten" genauso und Kind wie Personal mussten sich aneinander gewöhnen, denn sie kam aus einer Krippe mit maximaler Selbstständigkeit in einen Kindergarten in dem das Personal es nicht gewohnt war, dass ein so kleines Kind so viel allein kann und auch drauf besteht, sich selber am besten zu kennen. Ich kann da niemandem einen Vorwurf machen.

Der Spuk hat 2-3 Monate gedauert, und danach war die Sache gegessen, bei forcierten Klogängen zeigt sie einem zwar immer noch den Vogel, aber geht mit. Alles andere ist kein Thema mehr, ganz im Gegenteil, ich höre nur Lobeshymnen. Ich nehme stark an, dass sie Vertrauen gefasst hat, vielleicht ist das auch bei euch das eigentliche Problem.

Bearbeitet von moijesuisreine
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Danke auch dir. Die Strategie des Ignorierens wurde im Kindergarten auch schon probiert. Zuhause auch. Meine Tochter kann da wirklich sehr stur sein, die sitzt das einfach aus :-). Da heißt, sie kommt dann tatsächlich nicht nach, bis man sie holen geht, auch wenn es länger dauert. Aber definitiv wäre es wert zu versuchen, ihren Launen nicht immer so viel Beachtung zu schenken. Wobei das im Kindergarten beim Wechsel von Räumlichkeiten zum Beispiel schwierig ist, denn sie kann ja nicht einfach alleine zurückgelassen werden, wenn alle anderen woanders hingehen

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Deinen Text hätte ich auch schreiben können.

In der Kita hat der Gruppendruck geholfen. Jetzt im Kindergarten fahren die ein anderes Beziehungskonzept, wo meine Tochter grosse Mühe hat. Ich vermute, dass ihr die Leitplanken fehlen und sie testet extrem ihre Grenzen aus. Das führt im Kindergarten zu grossen Unmut.
Sie ist einfach kein Mitläufer Kind und dementsprechend wird sie als schwierig abgestempelt.

Eine Lösung habe ich leider nicht. Aber alleine mit diesem Thema bist du auch nicht!

Bei uns hilft einfach feste Strukturen und das Alter.
Wir unterstützen weiterhin zu Hause beim anziehen etc, obwohl sie es kann. Faul ist sie auch nicht, aber diese Dinge strengen sie an. Wenn es besonders anstrengend ist, lernt sie gerade etwas Neues

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Ich hoffe ja auch, dass es sich mit dem Alter einfach verwächst. Es geht halt schon seit 6 Monaten. Das sind dann schon mehr als Anfangsschwierigkeiten. Und zuhause läuft alles in einem akzeptablen Rahmen, da rebelliert sie nicht so.
Danke auf jeden Fall für deine Antwort, da fühlt man sich nicht so alleine :-)

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Du schreibst sie hat dort Freundinnen.

Wäre es möglich, dass eine Freundin ihr dort hilft? Oder würde sie dann sauer werden?

Also Freundin nimmt sie an die Hand und geht mit ihr zum Aufstellen
Freundin packt ihre Brotdosen aus
Freundin hilft ihr beim Sportzeug etc.

Man könnte es auch als Spiel verkaufen--
alle Sportschuhe in die Mitte und Schuhsalat spielen ...

Also einfach die Abläufe mehr spielerisch laufen lassen...

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Es ist tatsächlich so, dass die anderen Kinder schon wissen, dass es Probleme beim Reingehen gibt und sie dann mitnehmen. Eine Zeit lang hat ihr auch eine Freundin mit Schuhen und Jacke geholfen.
Aber so was sollte nur auf freiwilliger Basis sein, finde ich.
Die Beziehung zu ihren Freundinnen ist aber auf jeden Fall ein guter Anhaltspunkt, vielleicht kann man darüber noch was erreichen.

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Ich kenne ein ähnliches Verhalten von meinem Sohn, er ist 4 und es ist mal mehr und mal etwas weniger schwierig im Gruppengefüge… er hat auch unheimlich Probleme damit, sich einer Anweisung zu stellen und diese Erwartung zu erfüllen, weil ihm der Druck oft zu viel ist… Ich hatte auch schon einige Gespräche mit Erziehern deswegen. Er ist sehr schlau und macht sich viele Gedanken,ist sehr sensibel… vielleicht ist es bei deiner Tochter ja ähnlich, es gibt halt Kinder, die nicht so mitlaufen, wie andere… einen ultimativen Tipp habe ich nicht, mein Sohn macht mittlerweile meistens mit, aber trotzdem hat er seine Phasen… es ist anstrengend, aber es gehört zu seiner Persönlichkeit, uns wurde auch schon eine Frühförderung empfohlen, was unser Kinderarzt allerdings nicht so sieht… dass sie Freunde hat, die ihr auch zur Seite springen, ist super. Durch Freundschaften wurde es bei meinem Sohn auch deutlich besser. Ich arbeite auch in einer Kita und sehe einige Kinder, die nicht immer mit dem Strom schwimmen, es sind immer ziemlich intelligente und sensible Kinder… Ich kann nur raten durchzuhalten und in deine Tochter zu vertrauen. Und falls es wirklich nötig sein sollte, sie vielleicht doch ein Jahr länger im Kiga zu lassen wenn es möglich ist. Mein Sohn ist gerade an der Grenze mit Geburtstag im Herbst, so dass er ein Jahr länger im Kiga bleiben „muss“, ob das gut ist oder nicht, weiß ich jetzt auch noch nicht genau… Ich wünsche dir jedenfalls viel Durchhaltevermögen und weiß ungefähr wie du dich fühlst