Hallo,
mal hören, ob jemand das kennt und vll. einen ultimativen Tipp hat, denn Hilfe haben wir uns bereits (erfolglos) geholt. Wir waren bei den Frühen Hilfen (ich alleine aber auch mit meinem Mann zusammen), in Form von Podcasts und Büchern. Wir haben auch schon Gespräche mit Erziehern geführt und ich tausche mich mit anderen Mamas aus. Mein Mann und ich sitzen zusammen und reflektieren uns, tauschen uns aus was wir besser machen können usw.
Und trotzdem landen wir immer wieder am gleichen Punkt.
Unser Großer ist wohl in einer Flegenphase. Er war früher ein schüchterner, introvertierter Junge. Diese Züge hat er bisweilen in manchen Situationen auch noch aber in seinem sicheren Umfeld dreht er auf, sprich wenn ich oder wir Eltern dabei sind. Egal ob daheim oder unterwegs. Aber auch im KiGa ist er mittlerweile recht wild, lässt sich aber noch händeln. Nur sobald er mich sieht ist es rum. Da dreht er auf.
Fangen wir zuhause an. Er drangsaliert stääääääääändig seinen Bruder. Sobald er die Augen aufmacht wird geärgert, gepiesackt, kommandiert, nimmt alles weg... Der Kleine hat quasi keine Chance zu nichts. Alles Zureden nützt nichts, Rausschicken nützt nichts, Gleiches mit ihm machen nützt nichts...
Zudem ist er nach wie vor in der analen Phase und ich habe das Gefühl auch in einer Art "sexuellen" Phase. Am liebsten rennt er unten ohne herum und tut so als würde er alle anpullern (was er nicht macht). Er ist interessiert am weiblichen Geschlecht und er sagt bei manchen Mädchen oder Frauen, dass er sie interessant, hübsch oder toll findet.
Wie bekomme ich das Gehaue aus ihm heraus?!?
Nun geht es nach draußen: Eisdiele und Restaurant sind tabu. Er (beide, der Kleine zieht aber halt nur mit, ist halt noch zu klein) benehmen sich unter aller S**. Er hört null. Wir schämen uns in Grund und Boden und es kam schon vor, dass ich gehen "musste", weil mir das Benehmen so peinlich war. Damit wir erst gar nicht in solche Situationen kommen, meiden wir alles. Fahren auch nicht in Urlaub. Er weiß warum wir nirgends mehr hingehen aber es stört ihn nicht weiter. Wenn man ihn fragt sagt er "wir gehen da nicht hin, weil ich mich nicht benehme". Und wenn er etwas unbedingt will sagte er "Mama, ich benehme mich auch, versprochen". Im Rahmen des Möglichen eines kleinen Kindes tut er das dann auch.
Er quatscht auch ständig andere Leute an. Auf charmante, lustige Art aber es ist mir unangenehm. Wenn es mal vorkäme.. Aber es kommt oft vor.
Oder gestern: Zunächst waren wir beim Optiker. Da lief alles wie am Schnürle. Danach wollte ich schnell zum DM. Da hat er (beide) so dermaßen aufgedreht, dass ich quasi geflüchtet bin. Okay dachte ich, gehste auf den Spielplatz, da können sie sich erst mal bewegen. Dort haben wir auf einer Schaukel geschaukelt, ist so ne Eltern-/Kindschaukel wo wir alle 3 zusammen schaukeln können. Er fing wieder an den Kleinen zu drangsalieren, haute ihm auf den Kopf, gab ihm eine Kopfnuss. Mich haute er auch immer wieder und ich ermahnte ihn. Aber es kommt nicht an, er macht einfach weiter und lacht total blöd dabei. Mich macht das rasend vor Wut. Ich habe (wie üblich) abprupt abgebrochen, beide aufgeladen ab nach Hause. Wer sich nicht benehmen kann geht heim, fertig. Aber auch das trifft ihn nicht. Es ist ihm egal.
Er darf Kind sein und er darf auch aus der Reihe tanzen. Wir lassen ihm auch gern eine lange Leine und bieten ihm auch Halt. Er bekommt viel Zuwendung, wir sitzen nicht nur dabei sondern spielen aktiv mit, lesen viele Bücher, sind viel draußen und bewegen uns viel. Ich bilde mir ein, dass das alles so gut ist. Wir bringen Abwechslung in den Alltag aber wir gönnen ihm (beiden) auch Ruhe, weil KiGa ja auch anstrengend ist.
Aber er treibt uns mit seinem Verhalten in den Wahnsinn und ich entschuldige mich oft, dass wir dieses Kind SO nicht erzogen haben (wenn z.B. Besuch da ist und er sich wieder völlig daneben benimmt. Zu Freunden die kinderlos sind gehen wir schon gar nicht mehr).
Ich nehme mir auch regelmäßig Zeit für/mit ihm alleine. Da ist er dann übrigens ein "Vorbildkind". Meine Kinder sind schon arg auf mich fixiert und ich weiß, dass er eifersüchtig auf seinen kleinen Bruder ist. Ich/wir versuchen aber immer eine Balance zu halten. Gelingt mal mehr, mal weniger, kommt halt immer drauf an was vorfällt.
Wir sitzen oft abends zusammen und fühlen uns als Versager (mein Mann hat schon zwei Kinder aus 1. Ehe die schon groß sind und die waren beiden komplett anders). WIr wissen nicht was wir noch tun können und vor allem was wir besser machen können.
Wer hat(te) denn noch so ein Kind? Mir tut es so leid. Und wir leiden, wenn wir abends analysieren, dass wir gefühlt den ganzen Tag wieder nur geschimpft haben. Es muss doch irgendwann mal besser werden?!? Wir können ja nicht auf alles verzichten und Situationen meiden. Wollen wir ja auch gar nicht. Aber uns bis auf die Knochen blamieren wollen wir uns auch nicht.
Und ja, er ist ein Kind und er darf ein Kind sein. Aber es gibt Grenzen.
Liebe Grüße!
Flegelphase frühe Kindheit (4 Jahre)
Also, ein wenig kenne ich das von uns auch, wenn auch vielleicht nicht ganz so extrem. Und wie Du ja auch bei Euch vermutest, hatte das viel mit der Geschwisterkonstellation und dem Bedürfnis nach ungeteilter Aufmerksamkeit zu tun. Du siehst, ich schreibe "hatte", denn tatsächlich hat sich bei uns vieles sehr entspannt. Die Kinder sind jetzt 5 1/2 und 3 jahre alt.
Den einen ultimativen Tipp gibt es, glaube ich, nicht. Aber tatsächlich haben auch wir gemerkt, dass die "Alleinezeit" mit einem Elternteil für das große Kind sehr wichtig war und immer noch ist. Du schreibst ja auch, dass Euer Sohn, sich in der Konstellation ganz anders verhält. Könnt Ihr das noch ausbauen? Vielleicht sogar mit festen Zeiten, auf die er sich freuen kann? Hat er auch Alleinezeit mit dem Papa? Ich weiß, dass ist im Alltag nicht immer so leicht umzusetzen. Deshalb wäre mein zweiter Punkt:
Verzichtet nicht vollständig auf Ausflüge oder Urlaub. Ja, die sind mit mehreren kleinen Kindern oft wenig erholsam für die Eltern, aber unserem großen Kind hat die Extraportion Aufmerksamkeit, die dadurch möglich war, dass beide Eltern Zeit hatten, sehr gut getan. Der Ort und das "Programm" sind dabei eher nebensächlich, je flexibler wir sind, desto entspanter ist es auch für uns. Bloß nichts zu Organisiertes, wir sind in einem Ferienhaus und entscheiden morgens, was für den Tag passt und was nicht.
Was wir noch gemacht haben, wobei ich mir nicht sicher bin, ab das entscheidend war: Kinderbücher über Gefühle lesen. Dem großen Kind fiehl es in dem Alter sehr schwer über seine Gefühle zu reden, es genierte sich sogar etwas, wenn es in den Büchern darum ging. Ich habe dann festgestellt, dass ich selbst meine Gefühle auch oft nicht klar benenne und angefangen, das öfter zu tun. Inzwischen klappt das bei uns beiden besser.
Überhaupt lernen wir in solchen "Krisen" ja auch viel über uns selbst und das nicht immer ganz freiwillig. Vielleicht kannst Du die einzelnen Situationen, die Du oben beschrieben hast ja nochmal durchgehen und Dich fragen, was Dich in diesen Situationen stört und warum. Denn so wie Du es hier schilderst geht es ja bei manchen Sachen, die Dein Kind macht, auch um Dinge, die niemandem schaden, Dir aber peinlich sind. Vielleicht kannst Du herausfinden, woran das liegt. Und dann entspannter mit den "Peinlichkeiten" umgehen und Deine Energie stattdessen in die Situationen stecken, in denen Dein Eingreifen dringender erforderlich ist - z.B. beim Hauen.
Ich weiß nicht, ob Dir das weiter hilft, eine Patentlösung gibt es sicherlich nicht. Aber vielleicht helfen meine Anregungen ja ein wenig weiter.
Viele Grüße!
Hallo Dole und vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, zu antworten.
Du, daran appeliere ich, dass die Zeit es "heilen" wird. Meine Kids sind auch 2,5 Jahre auseinander. Die letzte Schwangerschaft war schlimm, ich war viel im KH und mein crazy Kid hat mich schrecklich vermisst (wir haben nur uns, keine Familie in der Nähe).
Wir versuchen beide (also mein Mann und ich) und Zeit für jeweils einen aber auch Zeit zu viert zu nehmen. Der Große liebt den Kleinen und gleichzeitig hasst er ihn. Ich merke völlig ambivalente Gefühle bei ihm.
Wir unternehmen tatsächlich noch was mit den Kids. Aber das eben nur zu viert. Wenn dann Reibereien entstehen ist das meist zwischen den Kids. Der Große fühlt sich immer zurückgesetzt und "brüllt" der Y. hat mir dies und jenes weggenommen!". "Y. hat angefangen, ich habe mich nur gewehrt!", "Ich hatte das zuerst!" usw. Wirpassen aber schon auf, dass keines der Kinder benachteiligt wird und wenn der Kleine im Unrecht ist dann "schimpfen" wir auch mit ihm, dass der Große sieht, dass nicht nur er geschimpft wird.
Wir versuchen viel mit positiver Bestärkung, wenn er was gut gemacht hat. Wir kuscheln auch viel mit unseren Kindern. Auch lassen wir Vieles durchgehen, was für andere schon ein NoGo ist und ich kann es unter "sind eben Kids" verbuchen.
Schöne Idee mit den Gefühle-Buch! Wir haben tatsächlich so eines und schauen es uns an. Ein Gefühlewimmelbuch. Da fragt er auch interessiert was was bedeutet.
Und ja, wann fahre ich so aus der Haut? Klassiker sind Hunger, müde, Hormone... Letzteres ist schwer zu beeinflussen um die beiden ersten Sachen weiß ich Bescheid und kann es etwas steuern.
Dein Posting hat mir sehr viel Mut und Zuversicht zugesprochen, danke!
Mein erstes Kind wird in zwei Wochen vier (oh Gott!) und ich sehe einige Parallelen. Wie viel Abstand haben eure? Bei uns ist es ein gutes Jahr und seitdem die Kleine sich wehren kann, ist es weniger. Gehauen wird bei uns nicht, aber an den Haaren gezogen. 😱
Aber wir können recht problemlos irgendwo hingehen, solange das Kind in guter Gemütslage (ausgeschlafen und satt) ist. Was meinst du denn mit durchdrehen genau? Die immer wiederkehrende Pipi-Kacka-Penis-Schleife? Oder randaliert er richtig und wirft etwa Sachen aus den Regalen?
Essen gehen ging bei uns immer super, bis meiner angefangen hat das Essen auszuspucken und mit offenem und zu kauen. 🤯 Ich glaube ich kenne die Phase deines Kindes, denn meines ist auch so, zumindest ein bisschen. 😅
Ach ja, meiner tut nicht immer nur so als würde er pinkeln. Muntert dich das auf? Bei Spielbesuchen und im Kontakt zu Eltern etwas älterer Kinder, kam übrigens raus, dass nicht nur unseres so ist, sondern das ganze recht normal zu sein scheint, zumindest bei den Kindern mit etwas Pfeffer im Po. Von daher warte ich und hoffe es wird besser.
Bei uns beschränkt es sich aber im großen Ganzen auf Zuhause.
Ja bei anderen klingt immer alles so "perfekt" aber wenn wir uns schon mal auf ein Playdate treffen stelle ich wieder fest, dass mir die "Allüren" meines Kindes doch am liebsten sind. Also weißt du was ich meine? Vielleicht weil ich die kenne und weiß was auf mich zukommt.
Ne, Sachen aus dem Regal holen und sowas macht er nicht. Er weiß aber auch, dass wenn er sowas macht sieht Mama Rot.
Die Anale Phase erstreckt sich darüber, dass er daheim immer die Unterhose auszieht und überall mit seinem Penis entlangstreift und immer uns unsere Beine pinkel will oder seinem Bruder auf den Kopf :) Muss gerade lachen beim Schreiben, ist aber nicht lustig. Nervt einfach. Di ePhase hat er jetzt schon über ein Jahr.
2,5 Jahre sind die beiden auseinander. Glaube das Schlimmste haben wir geschafft. Früher hat er seinen Bruder auch gewürgt. Das macht er nicht mehr.
Aber aus dem Nichts haut er drauf. Der Kleine kann einfach nur irgendwo sitzen und dann kann es passieren, dass der Große dahin geht und ihm eine wischt und wenn man fragt WARUM er das macht sagte er "weil ich das wollte".
Das macht mich/uns fertig.
Oh Gott, du bringst meinen auf Ideen! 😅
Wenn meine Kinder sich gegenseitig weh tun, gibt es eine richtige Ansage und das Opfer bekommt die volle Betüdelung, während der andere erklärt bekommt, dass das gerade doof ist. Aber diese Phase ist anscheinend recht gut vorbei. Sie streiten sich nur noch selten
Puh, Wahnsinn, das klingt echt unglaublich anstrengend!
DEN Tipp gibt's wahrscheinlich gar nicht, aber ich kann dir einfach mal schreiben, was mir durch den Kopf geht.
Unser Sohn wird im August 4, er ist also noch etwas jünger, aber so ein Verhalten kenne ich von ihm nicht. Allerdings ist er bei uns auch das jüngste Kind.
Aber nun zu euch.
Zunächst ist mir aufgefallen, dass du schreibst, dass es sehr gut klappt ("Vorbildkind"), wenn du mit ihm alleine bist. Das heißt, er kann auch anders. Und ich würde es so deuten, dass Eifersucht dann wirklich eine große Rolle spielt.
Wie groß ist denn der Altersunterschied zwischen den beiden? (Vielleicht hab ich es auch überlesen.)
Wie oft kannst du Exklusivzeit für deine Kinder einrichten? Ich habe den Eindruck, dass mehr davon allen Beteiligten gut tun würde - schöne Erlebnisse, von denen man im stressigen Alltag dann immer wieder zehren kann. Aber ich weiß natürlich nicht, wie viel ihr da schon macht und was bei euch möglich ist.
Dann würde ich versuchen, wenn du mit den Kindern unterwegs bist, das Ganze zu beenden, bevor es kippt. Beim Optiker hat es gut geklappt? Super, loben und ab nach Hause, damit sich das positive Erlebnis "einbrennt" und nicht der Stress hinterher auf dem Spielplatz. Abends auch dem Papa erzählen: "Heute beim Optiker hat es mit Max und Moritz wirklich gut geklappt, haben sie gut gemacht!"
Klar, ärgerlich, wenn man dann nicht alles geschafft hat - aber eine Zeitlang würde ich wirklich häppchenweise planen und versuchen, notwendige Besorgungen (dm) in Zeiten zu legen, in denen der Große in der Kita ist.
Werden sie eigentlich beide schon betreut? Oder bist du mit dem Kleinen noch zu Hause?
Was den Umgang mit dem Kleinen angeht, könntest du dir vielleicht eine Sache raus picken, die dich besonders stört. Ein Ziel positiv formulieren und dann mit einem Verstärkerplan arbeiten. Das haben wir bei unserer Tochter auch schon mal gemacht und hat die Situation deutlich verbessert.
Unternehmungen, wenn ihr euch denn wieder herantraut, würde ich sehr kindgerecht planen. Erstmal nur was Kleines und dann langsam steigern bis zum Tagesausflug. Und immer versuchen, wenn es gut klappt, dann das Ganze zu einem positiven Ende zu bringen, bevor es kippt. Auch wenn das nicht immer funktioniert, aber jedes positive Ereignis ist eine positive Erinnerung.
Beim Essen gehen nehmen wir immer Beschäftigung für die Wartezeit mit.
Bei Ausflügen braucht es hier genug Essen (Picknick) und zwischendurch mal einen schönen Spielplatz. Zum Abschluss gibt's vielleicht noch ein Eis.
Insgesamt klingt die Situation bei euch aber schon so anstrengend, dass ich vielleicht nochmal in der Kita und beim Kinderarzt nachfragen würde, ob sie dort noch Ideen haben. Ob es noch eine Form der Beratung gibt, die ihr nicht ausprobiert habe habt.
Meine Ideen sind halt so Sachen, die bei uns helfen/ geholfen haben, aber ich habe das Gefühl, dass sie für euch nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein sind und ihr erstmal ganz grundlegend wieder mehr Ruhe ins Miteinander bringen müsst.
Ich wünsche euch als alles Gute - ich habe das Gefühl, dass ihr schon ganz viel macht, ganz viel richtig macht und euch sehr viele Gedanken um eure Kinder macht, und das finde ich toll! Deshalb bin ich auch zuversichtlich, dass ihr einen Weg finden werdet.
Vielleicht könnt ihr ja mit der ein oder anderen Idee, die ich aufgeschrieben habe, schon etwas anfangen.
LG
Ja, ich versuche wann immer es geht ein bisschen Zeit mit ihm alleine zu verbringen. Es gibt auch Sachen die mein Mann alleine macht mit ihm. Wir machen das, damit er merkt wie wichtig er uns ist.
Es ist unterschiedlich oft. Gestern z.B. hatte er KiGa frei und ich musste nicht arbeiten. Morgens waren wir einkaufen (das kann auch schon mal klappen. Er bekommt vorher eine Ansage "ich nehme dich nur mit, wenn du dich benimmst und auf mich hörst!") Das war wirklich einwandfrei! Dann dürfte er mir helfen den Pool aufzubauen. War er ganz stolz, weil er ja gebraucht wurde. Und dann haben wir zusammen eine Vesper gerichtet, sind zum See gefahren und haben dort Picknick gemacht und waren im See. Wunderschön!
Auf dem Rückweg haben wir seinen Bruder mitgenommen. Der geht auch in die Krippe. Es ist auch seither ein Mü besser geworden!
Wenn wir abends dann im Bett liegen bedanke ich mich für solche schöne Tage. Generell sage ich ihm vor dem Einschlafen gern was besonders schön war, was nicht und das ich ihn sehr lieb habe.
Beide Kinder wollen Zeit lebens nur von mir ins Bett gebracht werden und auch nachts wird ausschließlich nach Mama verlangt. Neulich war ich aber "einfach mal" einen Abend nicht da und da klappte es auch bei meinem Mann völlig ohne Tränen. Aber sobald ich abwesend bin muss ich ran. Letzte Nacht kam der GRoße zwei mal zu mir. Er legt sich dann nicht ins Elternbett, sondern ich soll zu ihm in Bett kommen. Klar, dann hat er mich exklusiv.
Mit einer Erzieherin spreche ich sehr oft. Über den Kiga bin ich auch an die "Frühen Hilfen" gekommen. Die dort waren auch der Meinung, dass wir das hinbekommen und fanden uns "gut".
Möglicherweise ist es wirklich so, dass er einfach etwas älter/reifer werden muss. Aber es ändert nichts, dass wir uns immer schlecht fühlen, weil wir so viel schimpfen.
Einen Teil wird er sicher auch aus dem KiGa mitbringen. Das Würgen z.B. Sein bester Freund wurde neulich gewürgt. Und dieser beste Freund geht seither meinem Jungen manchmal an den Hals. Das weiß ich, weil ich neulich einen KiGa Besuchstag hatte, wo ich den kompletten KiGa Tag dabei war. Und dieses Verhalten nimmt er dann mit heim und macht es bei seinem Bruder.
Und dann ist da noch ein drittes Kind was manchmal mitspielt. Der ist echt wild und (ich kann ja nur von diesem einen Tag berichten, da hat sich meiner schätzungsweise zurück gehalten weil ich dabei war) ich muss sagen, ich war geschockt was für eine Dynamik das Ganze annahm.
Beim Essen werden die Jungs auch auseinander gesetzt und auch so achten die Erzieher darauf, dass wenn die Kids wieder total crazy sind getrennt werden.
Und wie gesagt, am We hatten wir sogar zwei Ausflüge und beide (!!) haben wunderbar geklappt. Wir haben also schon auch echt mal "Urlaub" von diesen Aussetzern. Aber die meiste Zeit überwiegen halt die Aussetzer.
Unsere Kinder werden auch beide am liebsten von mir ins Bett gebracht.
Wir wechseln ab. Jeder bringt ein Kind ins Bett, und am nächsten Abend wird getauscht. So hat jedes Kind täglich ein Elternteil exklusiv. Klappt zwar nicht immer ohne Gemecker, was für meinen Mann natürlich zeitweise frustrierend ist, aber es klappt. Und gerade unsere Große fängt dann auch oft an noch was vom Tag zu erzählen. Sie ist schon 8, hat ihre Hobbys und spielt nachmittags oft mit ihren Freundinnen, da kommt sie vorher oft nicht zum Erzählen.
Ist doch auch schön, sich abends ganz in Ruhe auf ein Kind konzentrieren zu können. Vielleicht mögt ihr das auch mal ausprobieren. Wahrscheinlich braucht ihr dann aber einen etwas langen Atem, wenn sie es anders gewöhnt sind.
Was wurde euch denn bei den Beratungen geraten?
Auffällig ist ja: Er war "früher" schüchtern und introvertiert - und seit der Bruder da ist, drangsaliert er ihn. Und er "dreht nur auf", wenn du da bist. Also kämpft er um seinen Platz bei dir.
Das andere, was auffällt, ist, dass er nur Strafen bekommt für sein Verhalten.
Auf der einen Seite verständlich - ihr wollt, dass sein Verhalten aufhört.
Aber er erfährt es ja evtl. so: Als ich alleine mit Mama war, war alles gut, ich konnte so sein, wie ich bin/ wollte und es ging mir gut. Seit der Bruder da ist, hat Mama weniger Zeit und bestraft mich ständig. Ich bin derjenige, der "sich nicht benehmen" kann und muss immer aufpassen, lieb zu sein, sonst geht es nirgendwo hin.
Menschen, die ihre Selbstachtung behalten wollen, sagen in der Regel, dass Strafen ihnen egal sind. Sie wollen nicht auch noch einknicken und sagen, dass die Strafe demütigend für sie war.
Wenn dich jemand ohrfeigen würde und dich direkt danach fragen würde, ob du Schmerzen hast oder ob das demütigend für dich war - würdest du das bejahen? Vermutlich würdest du das Blaue vom Himmel lügen, um nicht zuzugeben, dass derjenige dich wörtlich getroffen hat.
Das könnte der Grund sein, warum "nichts wirkt".
Der andere Grund könnte aber auch sein, dass dein Sohn einfach Frust hat, den er vermutlich nicht benennen kann - "Mama, immer ist der olle Bruder da und bekommt so viel Aufmerksamkeit von dir, ich würde gern mal wieder aufwachen und dich einfach für mich alleine haben!"
Er erlebt: Wenn ich meinen Frust zeige, werde ich weggeschickt, belabert, den doch bitte für mich zu behalten, oder jemand zeigt mir, dass er mir überlegen ist ("gleiches mit gleichem vergelten").
Vielleicht wäre es hier wirklich sinnvoller, über seine Gefühle zu reden, zu bestätigen, dass es manchmal doof ist, wenn der kleine Bruder an erster Stelle steht oder einfach anderweitig zu bestätigen, dass es normal und okay ist, wenn er solchen Frust hat.
Ihn vielleicht auch mal außerhalb der Situation zu fragen: "Du hast ja heute/ gestern/ vorhin deinem Bruder auf den Kopf gehauen. Weißt du, was dir geholfen hätte, das zu lassen? Was hätte ich machen können, damit du das nicht nötig hattest?"
Vielleicht kommt da ja mal eine Idee.
Für mich wäre die Frage hier weniger, wie ich das Verhalten "abstellen" kann, sondern eher, wie die Geschwister mal zusammenkommen. Wie man ihn dazu bekommen könnte, den Bruder als guten Spielkameraden zu sehen oder wenigstens sich selbst als stolzen, großen Bruder - ihm irgendwie demonstrieren könnte, dass der kleine Bruder für ihn kein Weltuntergang ist.
Gestern die Situation könnte man folgendermaßen interpretieren:
Ihr wart beim Optiker, das war langweilig, er hat es anstandslos über sich ergehen lassen.
Ihr geht zu DM, er ist frustriert - noch ein langweiliger Laden, in dem es wenig Interessantes für ihn gibt - er "dreht auf" - lässt seine angestaute Energie und ggf. den Frust vom Optikerbesuch raus - du "flüchtest", er merkt doch vermutlich auch, dass Mama jetzt wegen ihm wieder weggeht. Selbst, wenn er nichts sagt, merkt er doch ggf. "ich habe mich schon wieder daneben benommen, Mama geht jetzt wegen mir raus". Er wird vermutlich nicht denken "Super, ich habe sie dazu gebracht, auf den Spielplatz zu gehen!"
Dann seid ihr auf dem Spielplatz, eigentlich toll, endlich kann er die Energie rauslassen - und dann sitzt er alleine auf der Schaukel und Mama wieder mit dem blöden Bruder auf einem Sitz!
Das ist ja keine Kritik gegen dich von meiner Seite - so könnte ER es aber empfinden! Deshalb die Kopfnuss und das Hauen - wenn der kleine Bruder nicht da wäre. würde Mama jetzt nur mit mir spielen! Die beiden sind ein Team und ich bin - wörtlich - auf der anderen Seite. Ausgeschlossen.
Und dann geht ihr nach Hause - wo er Spielzeug hat, wo er eventuell eher deine Aufmerksamkeit bekommt, wo er aber auch weiß, er hat schon wieder "versagt". Er gibt eine Strafe, aber er hat auch nicht deine ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen, wie es früher auf dem Spielplatz der Fall gewesen wäre.
Ich weiß jetzt leider auch nicht, wie man da vorgehen kann, aber ich würde an deiner Stelle Möglichkeiten suchen
ihn als großen Bruder stolz zu machen und zu betonen, was er alles schon kann, der Kleine aber noch nicht,
Wege suchen, Aktivitäten mit ihm und dem Bruder zu machen, an denen er wirklich Spaß hat und dir auch nahe ist,
FESTE, verlässlich, für ihn vorhersehbare Exklusivzeiten mir dir - am besten in seinem Kinderzimmer visualisiert und immer wieder angekündigt.
Und betone, was er kann, wo er sich gut benimmt, statt zu betonen, dass er sich nicht benehmen kann - du willst nicht, dass er das Selbstbild des "unmöglichen Kindes" bekommt, über das sich jeder ärgert.
Auch dir eine Dankeschön für deine Mühe!
Ja das wird zweifelsohne so sein, dass er um seinen Platz bei mir kämpft.
Wir versuchen darauf zu achten, dass unser Sohn seine Würde behält und wir machen uns tatsächlich auch Gedanken darum, ob oder er im späteren Leben keine Spätfolgen hat. Aber gewisse Dinge können wir einfach nicht durchgehen lassen.
Wir wissen ja, dass wir derzeit wirklich viel schimpfen und wollen es ja gar nicht.
Wenn er etwas gut macht wird er gelobt von uns. Wenn er gut mit seinem Bruder umgeht wird er auch gelobt. Wir bestärken ihn darin, ein toller großer Bruder zu sein und wenn wir unterwegs sind und jemand z.B. den Kleinen schubst dann verteidigt er ihn.
Wir waren beim Optiker. Die haben eine Spielecke und dort wollten beide gar nicht mehr weg. Ich habe sie anschließend erstmal laufen lassen draußen daußen und bin dann, einige Zeit später erst zu DM. Ich kenne die beiden ja :)
Und auf dem Spielplatz durfte er sich seinen Platz aussuchen. Genau aus dem Grund, dass er sich nicht zurückgesetzt fühlt. Dem Kleinen war es egal wo er sitzt. Daher hatte der Große die Entscheidungsfreiheit.
Auf die Frage warum er seinen Bruder schlägt kommt ein "Weil ich es wollte!". Es sei denn es ist etwas vorgefallen und der Kleine hat was weggenommen. Da haben wir eigentlich die Vereinbarung, dass wenn etwas ist er nicht zu haut sondern es mir sagt und ich es regel. Damit umgehe ich nicht nur die Schläge sondern kann dem Großen auch zeigen, dass der Kleine genauso Grenzen hat wie er. Wir behandeln beide Kinder gleich.
Und Exklusivzeit versuche ich mir so oft zu nehmen wie es geht. Geht halt nicht so wirklich oft, weil der Kleine halt auch ein totales Mamakind ist. Wir arbeiten dran und bekommen es manchmal hin aber eben nicht immer.
Ich habe auch schon den Großen aus dem KiGa gelassen und den Kleinen aber hin gebracht damit ich Zeit alleine habe mit ihm.
Also man kann sagen, dass wir grundsätzlich schon die Menschen sind, die mit positiver Verstärkung arbeiten. Aber echt schwer in den besagten Situationen...
Nachdem wir gestern übrigens dann heim sind war alles super! Beide Kinder haben im Pool gespielt. Ich mit ihnen und danach haben wir toll zusammen gegessen und sind zu dritt ins Bett. Ich konnte sogar duschen OHNE, dass die beiden sich was getan haben. Das gab es noch nie!! Es geht also schon, nur wie bekommt man solche Momente öfters hin?
Ich möchte ein Kind mit Ecken und Kanten, er ist unglaublich stolz und das soll er bleiben. Das steht alles völlig außer Frage.
Die bei den Frühen Hilfen fanden alles was wir machen gut. Die sagten, dass man mehr nicht machen kann und haben uns bestärkt, so zu bleiben wie wir sind.
Ich erkenne in Teilen auch unseren 4 Jährigen wieder. Es wird alles diskutiert und bei allem widersprochen. Vielleicht beginnende Wackelzahnpubertät...
Pippi/Kacka-Phase nehmen wir mit Humor oder ignorieren es. Da macht das glaube ich einfach nicht so viel Spaß. Oder wir haben nur Glück dass das hier milder verläuft.
Streiten mit dem 2 Jahre alten Bruder ist gerade auch extremer. Wobei der mittlerweile zurückhaut oder sich wehrt.
Der Große freut sich immer total auf Ausflüge ohne seinen Bruder. Er genießt dann einfach die volle Aufmerksamkeit von einem Elternteil zu haben. Vielleicht könnt ihr solche Zeiten noch verstärkt anbieten?
Huhu. Meiner ist ahnlich mit 5 Jahren. Er hat auch immer wieder den Kleinen Bruder im Minutentakt geärgert und ich wollte auch verstehen, was dahinter steckt. Wir haben es mittlerweile super im Griff durch 3 Änderungen :
1. Aufhören mit Drohen und immer ihm die Schuld geben. Einfuhlung geben, welches Bedürfnis steckt dahinter. Meist ist das Langeweile/ Unterforderung- also ist die Losung oft Umlenken oder Späße machen.
2. Versucht mal auf die Hierarchie zu achten. Gebt ihm mehr Rechte. Zum Beispiel abends länger wach bleiben als der Kleine und da dann ne Mama-Kind-Spielzeit machen. Auch das hat uns geholfen. Gebt ihnen einen Platz in der Familie und der Ältere darf dann auch mal mehr.
Sag dir immer wieder, dein Kind kann nichts dazu und braucht deine Hilfe. Er fühlt sich nicht verstanden, wenn immer er auf den Deckel bekommt und das wird dann am Bruder ausgelassen.
Das ist ein sehr interessanter Ansatz und ja, das werde ich versuchen. Fange gleich morgen damit am! Danke!