Wie kommen wir aus der Nummer wieder raus?

Hallo ihr Lieben,

ich brauche mal Rat von außenstehenden Mamis.

Unsere Tochter ist ziemlich genau 3,5 Jahre alt.
Sie war schon immer sehr sensibel und schnell reizüberflutet. Von Anfang an war sie eine schlechte Schläferin und Veränderungen hat sie schon immer gehasst. Wir konnten dem nur mit geregelten Abläufen und festen Zeiten entgegenwirken. Das hat sich auch bis heute nicht geändert, das bestätigt uns auch die KITA immer wieder (da geht sie seit 1,5 Jahren hin).

Dieser ganze Umstand führt aber dazu, dass sie noch immer abends um 19:00 Uhr im Bett liegen muss, dann gibt es noch eine Stunde Einschlafbegleitung und gegen 20:00 Uhr schläft sie dann bis ca. 5:00 Uhr morgens. Sobald man davon abweicht, haben wir ein furchtbar schlecht gelauntes Kind und es benötigt mehrere Tage, bis ihr Rhythmus und ihre Laune wieder einigermaßen in der Spur sind.
Ein anderes Problem ist, dass sie Autofahren hasst. Also so wirklich komplett hasst. Bereits nach 10 Minuten gibt es Gejaule und Genöle, dass ihr langweilig ist und sie raus möchte. Sie zappelt wie wild im Sitz und nach spätestens 30 Minuten artet es in lautes Weinen aus. Ach Bahnfahren macht es nicht besser, Fliegen tun wir schon gar nicht.

Diese ganzen Umstände führen dazu, dass wir praktisch seit 3,5 Jahren kein Sozialleben mehr führen. Unsere Familien leben jeweils mindestens zwei Fahrstunden entfernt. Treffen gestalten sich schwierig, denn die Familie besuchen ist nicht wirklich möglich.
Umgekehrt ist Besuch bei uns auch schwierig. Unsere Tochter kommt nicht zur Ruhe, wenn Besuch da ist. Besuch muss um 18:00 Uhr weg sein, damit sie noch so zur Ruhe kommt, damit wir um 19:00 Uhr unser Einschlafritual beginnen können.
Während die Familie meines Mannes voll hinter uns steht, hat das Verhältnis zu meiner Familie, dass immer sehr eng war, merklich Risse bekommen. Ich habe das Gefühl, dass man uns und unsere Regeln belächelt.
Nun heiratet mein Bruder im Dezember 400 km entfernt und ich weiß jetzt schon nicht, wie das funktionieren soll. Von meiner Schwägerin kam schon die schnippische Bemerkung, dass sie mit uns wohl nicht rechnen brauchen.

Ich habe nun schon öfter mit meinem Mann gesprochen, dass wir versuchen sollten, langsam unsere Tochter an andere Abläufe zu gewöhnen, denn ich muss mir eingestehen, dass mir diese Isolation langsam zu schaffen macht. Hier ist aber das Problem, dass mein Mann selbst Pädagoge ist und das nicht möchte. Er meint, dass wir uns eben einschränken müssen, dafür haben wir ein Kind (ich muss dazu sagen, dass der Weg zur Schwangerschaft lang war und wir einige IVFs benötigt haben). Er hatte da auch schon Streit mit meiner Familie.
Er wird darin natürlich auch durch das Verhalten unserer Tochter bestätigt, die auf die kleinsten Veränderungen auch sofort reagiert.

Ich bin nun wirklich ratlos. Ich hoffe die ganze Zeit, dass unsere Tochter mit zunehmendem Alter diesen Rhythmus nicht mehr braucht und Veränderungen einfach weg steckt. Vielleicht sind hier Eltern in ähnlichen Situationen.

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Wenn ich das mal so direkt sagen darf: Ihr packt Eure Tochter ein bisschen zu sehr in Watte ein. Es scheint mir kein guter Weg, jede Hürde zu umschiffen. So lernt sie es nie, mal 30 Minuten länger m Auto zu sitzen. Klar mögen viele Kinder das nicht, aber sie ist ja kein Baby mehr, dem man die Notwendigkeit nicht erklären kann.

Wenn Auto nicht geht, übt das längere Fahren und "Reize aushalten" mit einer Zugreise. Da bucht man vorab einen 4-er Tisch und daran kann sie malen, was knabbern oder ein Hörbuch hören. So kommt Ihr dann evtl. auch zur Hochzeit.

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Zugfahren haben wir schon versucht. Da sind nicht die Reize das Problem, sondern auch sie zu beschäftigen. Allerdings muss ich auch sagen, dass wir die beiden male, die wir das versucht hatten irre Pech mit Verspätungen und Zugausfällen hatten. Einmal saßen wir 2 Stunden am Provinzbahnhof fest.

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Wie beschäftigt sie sich ( oder ihr sie) denn zu Hause?
Da sitzt man doch beim vorlesen,malen, basteln o.ä auch mal länger still. Oder im Kindergarten im Morgenkreis.
Wir haben auf Autofahren immer besondere Sachen dabei (Stickerheft, Magnetsteine, notfalls Nagellack, pollypocket oder playmobilfiguren, Tiptoi) und machen viele Pausen.
Fährt sie noch rückwärts? Das vorwärtsfahren hat bei uns die Wende gebracht. Ab da gings problemlos.

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Habt ihr mal versucht eure Tochter einfach vorzubereiten/aufzuklären was passiert und welches Verhalten ihr erwartet (= ihr erklären wie sie sich verhalten kann)? Ich habe auch so ein Kind und bei uns ist Vorbereitung alles.

Ehrlich gesagt klingt es für mich aber schon etwas danach, dass ihr von eurem Kind zu wenig fordert. Ihm wird nach 10 Minuten im Auto langweilig?! Das hat ja nun nichts mit Hochsensibilität zu tun, sondern damit, dass ihr nachgebt.

edit: Wenn du/ihr meint es geht mit eurer Tochter nicht, dann fahre alleine.

Bearbeitet von RosarotesSchweinchen
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Wir kommunizieren sehr viel mit ihr.
Wir versuchen auch vor Autofahrten immer mit ihr zu sprechen. Sie kann aber nicht schlafen beim Autofahren (konnte ich aber z. B. auch noch nie) und dann wird ihr sehr schnell langweilig. Außerdem findet sie den Sitz unbequem. Ich kann das alles nachvollziehen, aber als Erwachsener kann man sowas natürlich eher weg stecken.

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Ich finde schon, dass man das von einem 3,5 Jahre alten Kind erwarten kann. Das muss man doch in diversen anderen Situationen auch, z.B. beim Warten auf den Arzttermin oder ähnlichem.
Ein Kind kann es aber nur lernen, wenn es Situationen immer wieder durchlebt. Wenn man alle Schwierigkeiten meidet stagniert die Entwicklung.
Versucht es umzupolen: Ihr seid der sichere (=sicherheitgebende) Hafen. Wenn ihr sagt alles ist gut, muss dein Kind darauf vertrauen können. Dann ist es zweitrangig was drum herum passiert bzw. manches kann ausgehalten werden.

Bearbeitet von RosarotesSchweinchen
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Schonmal an Ergo gedacht? Das kann auch unterstützend helfen.

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Ich wüsste nicht, wie uns das helfen sollte. Auch die Kita sagt, dass sie ein völlig normales Kind ist, sie braucht eben ihre gewohnten Abläufe.

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Hört sich schon ein bisschen nach Hochsensibilität bei deinem Kind an. Google mal dazu „Ergotherapie und Hochsensibilität“, wenn es dich interessiert. Wenn nicht, auch gut 🤷🏼‍♀️

Ich werfe noch Kinesologie in den Raum, um das Kind zu unterstützen. Aber das denke ich ist zu alternativ, wenn Ergo schon raus ist.

Bearbeitet von miemmel
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Und wegen der zu Bett geh Zeit, könnt ihr die ja jeden Tag ein oder zwei Minuten nach hinten verlagern, dann seid ihr in 2 Wochen bei 7:30. Falls das euch etwas hilft.

Anderer Kindersitz? Und Unterhaltung im Auto? Also meine Kinder sitzen auch nicht still hinten. Da muss man ständig spiele spielen Hörbuch anhören, Lieder singen, also bespaßen.

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unterhalten im Auto, Fahrt gestalten, soll zum Singen anfangen wenn sie ein blaues Auto sieht. und ansonsten an das Leben gewöhnen, ansonsten wird sie es einfordern, dass sich alles um sie dreht. langsam Mal die Bedingungen verändern. was ist wenn sie in die Schule kommt? da gibt es auch mal nachmittags Projekte. da ist es oft nicht möglich dass Kinder um 19 Uhr im Bett sind.

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Das ist jetzt der Punkt, an dem mein Mann und ich uns nicht einig sind.
Ich würde die Zubettgehzeit gerne immer ein Stückchen weiter raus zögern.
Mein Mann möchte das nicht, da er der Meinung ist, wir würden unsere Tochter nur unnötig mit ihrer Müdigkeit quälen. Außerdem ist sie trotzdem um 5:00 Uhr wach, auch wenn sie später ins Bett geht. Dementsprechend ist der Tag darauf dann die reinste Qual.

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Das kenne ich zumindest halbwegs. Meine Tochter hatte so mit 7-8 Monaten eine Phase, da wurde sie umn16:30 nölig, wenn wir unterwegs waren oder bei der Familie und kaum waren wir zu Hause war sie gut gelaunt, aber das hat sich bald gelegt. Wir halten auch an ungefähr feste Zeiten +- 10 Minuten. Allerdings gab es an besonderen Tagen auch Ausnahmen. Sie sind in dem Alter zur gleichen Uhrzeit wie sonst auch wach geworden und waren an dem Tag dann nölig, aber das hat sich dann, wenn alles wieder im Rhythmus war, gelegt.
Wie benimmt sie sich am Tag nach der Abweichung? Da ihr wisst, dass es am späten Schlaf liegt, dann kann man sich ja mental vorbereiten und in Kauf nehmen.

Thema Auto... Fährt sie reboarder oder schon vorwärts? Ich weiß, dass reboarder besser sind, aber wenn sie aktuell reboarder fährt, mal einen vorwärts gerichteten Sitz ausprobieren. Kann man vielleicht mal bei bekannten zum ausprobieren ausleihen. Ansonsten, dein Mann als Pädagoge bringt mich dafür um, aber bei langen Autofahrten durften meine Kinder tablet spielen oder Filme sehen. Damit waren urlaubsfahrten für alle entspannt. Da haben alle was davon. Als Ausnahme für lange Autofahrten fände ich es ok.

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Wir sind schon von Reboarder auf einen nach vorne gerichteten Sitz umgestiegen, das hat leider keinen Erfolg gebracht.
Mit Handy, Tablet, TV usw. werden wir nicht anfangen, da sind wir uns einig. Sie hat bisher danach kein Bedürfnis und das soll so lange wie möglich auch so bleiben.

Vor ein paar Wochen hatten wir die Situation, dass wir erst um 19:30 zuhause waren und sie komplett überdreht war. Sie hat dann nur von 22:00 bis 5:00 Uhr geschlafen und war am Tag darauf total übermüdet und schlecht gelaunt. Mein Mann möchte ihr das einfach nicht zumuten, wenn es nicht unbedingt sein muss.

Bearbeitet von kari874
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Ich würde ein Tablet geben auf der Autofahrt. Ganz ehrlich, wenn Ihr Euch weiter so ausgrenzt von allem, geht doch irgendwann was ganz anderes kaputt. ZB Eure Ehe, sämtliche Freundschaften, Beziehungen zur Familie usw.?

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Also meine Tochter benötigte auch einen sehr strukturierten Tagesablauf. Autofahren war schwierig. Aber dennoch haben wir natürlich eine Hochzeit wahr genommen.

Bezüglich Auto fahren: dann fahrt doch in ein Fachgeschäft und sucht einen bequemen Sitz aus? Meine Tochter fand ihren Reboarder immerhin total bequem und man kann dann ja prima hinten raus schauen. Und wenn das Hörspiel eben langweilig wurde saß einer eben mit hinten. Wir mussten mehr Pausen einlegen, aber das ging dann schon. Schlafen können beide nicht wirklich im Auto.

Bei der Hochzeit würde ich zusagen. Ich finde das ist etwas so besonderes, da müsst ihr dann eben durch. Einer kann ja sonst auch mit deiner Tochter abends ins Hotelzimmer gehen oder wo auch immer ihr schlaft.

Bei uns war das jetzt alles nicht so das Problem. Also abends hatten wir halt keinen Besuch, aber das fand ich auch okay. Bei Geburtstagsfeiern der Familie sind wir zu normalen Zeiten gegangen. Und ja, zur Not verschiebt sich eben das Abendritual etwas und am nächsten Tag ist es dann nicht so super. Aber das ist ja eine Ausnahme und da mussten wir alle dann durch. Ansonsten hatte keiner ein Problem unseren Tagesablauf anzunehmen. Also wenn wir morgens zur Familie sind gab es zu unserer Uhrzeit Mittag. Das fand aber keiner wild. Dann Mittagsschlaf, weiter ging’s und vorm Abendbrot ist man eben gefahren. Fand bei uns keiner schlimm.

Mittlerweile ist meine Tochter 8 und absolut unkompliziert und flexibel. Das ist schon einige Jahre so.

Also mal eine Ausnahme würde ich schon machen. Und fahrt zur Hochzeit. Das ist wirklich wichtig

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Sie hat seit ein paar Wochen einen nach vorne gerichteten Sitz den sie Probesitzen durfte und ich sitze auch immer bei ihr hinten. Hilft aber alles nichts 🤷‍♀️

Leider sind unsere Familien nicht so entgegenkommend. Wir essen immer um 11:00 zu Mittag und spätestens 17:00 Uhr Abendbrot. Unsere Familien meckern dann jedes mal, dass ihnen das zu früh ist, also müssen wir immer getrennt essen.

Bearbeitet von kari874
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Ist es absolut nicht möglich, später zu Mittag zu essen? Eure Tochter kriegt um 11 Uhr einen Snack und ihr esst dann später mit allen zusammen?

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Puh... Ich muss sagen, ich bin da das genaue Gegenteil. Ich habe beide meine Kinder in den 20ern während meines Studiums bekommen, das erste ungeplant und ohne Partner.

NIEMALS habe ich so einen Zirkus veranstaltet. Natürlich schränkt man sich etwas ein wegen der Kinder, steckt hier und da zurück und muss auf Dinge verzichten. Ich hätte meine Kinder jetzt auch nicht in Studentenkneipen geschleppt, aber etwas Flexibilität muss schon sein. Zu einer Feier bei Freunden, bei der auch Kinder sind (Beispiel Hochzeit) nehme ich die Kinder einfach mit und pfeife auf die Bettzeit. Klar drehen die dann ein bisschen am Rad, aber so ist das eben... War bei mir als Kind auch so, ich bin selbst ein Studentenkind.

Das ist doch das LEBEN, ein Geben und Nehmen. Wenn man den Kindern immer nur alles gibt und auf eigene Bedürfnisse komplett verzichtet, finde ich das sehr sehr traurig. Davon haben doch auch die Kinder nichts.

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Hallo,

wenn ihr so weiter macht wird das kein gutes Ende nehmen.

Rücksicht sollte man auf sein Kind immer nehmen. Aber das was ihr macht ist total übertrieben. Und wie du selber schreibst , grenzt das schon an sozialer Isolation.

Das Kind muss sich in die Gesellschaft / Familie integrieren.

Geh zum Kinderarzt und lass dein Kind durchchecken . Wenn alles passt führe deine Tochter langsam an eure täglichen Abläufe heran.

Die Meinung von deinem Mann schadet eurem Kind mehr wie das es hilft. Vor allem ist es nur eine Meinung und kein Grund.

Gruss
Maxlander

PS: ich kann deine Familie verstehen!

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Hallo,

wir haben ähnliche Baustellen. Unser großer braucht seine Abläufe, wir essen um halb 12, um 5 und um 6 liegt er im Bett. Ich bin gerade bei Oma und Opa zu Besuch. Es ist sehr anstrengend, er hat ganz schön damit zu kämpfen, aber er ist auch so gerne hier. Deswegen gehen wir da gemeinsam durch. Gestern und heute ist er später ins Bett, da hatte ich heute Abend einen meltdown zu begleiten, da er natürlich trotzdem heute um 5 wach war und total müde. Aber genug von mir, ich wollte euch nur deutlich machen, dass ich mit euch fühlen kann. Wir haben uns auch sozial ziemlich isoliert, sehen das wie dein Mann, wir schränken uns da ein.

Mittlerweile ist er 3 1/2 und wir verlangen schon mehr von ihm. Wir gehen übrigens auch zur ergo. Vielleicht hat eure Tochter ja Probleme mit der Wahrnehmung.

Warum hat sie kein Tiptoi? Warum keine Hörbücher? Die hört und liest unser großer über Stunden im Auto. Dass ihr nicht nicht fahren könnt, weil ihr langweilig wird, kann ich wirklich nicht verstehen. Irgendetwas muss es doch geben, womit sie sich beschäftigen kann. Das kann man auch kommunizieren, dass sie da durch muss.

Wir waren auch so, dass wir immer gesagt haben, dass wir eine Familie sind und alles zusammen machen. Dann müsst ihr da nun alle zusammen durch. Und wenn's nicht geht, gehst du um 6 mit ihr ins hotel und dein Mann feiert noch. So würden wir das machen.

Jetzt hab ich ziemlich wirr geschrieben, bin sehr müde. Vielleicht kannst du ja was davon mitnehmen.

Liebe Grüße