"Kindergartenfreund" setzt meinen Sohn unter Druck

Hallo,
Die Situation ist folgende:
Mein Sohn (fast 4 Jahre) geht seit September in den Kindergarten. Mit einem Jungen ist er mittlerweile ziemlich gut befreundet, sie bezeichnen sich als beste Freunde und spielen sehr viel im Kindergarten miteinander. Jetzt hat mein Sohn in den letzten zwei, drei Wochen immer wieder Situationen geschildert, wo der andere Junge in unter Druck setzt.
Beispiele:
- Beim Frühstück hat er wohl gemeint, mein Sohn muss sein Brot aufessen, dann gibt er ihn ein Stück Waffel ab.
- Beim Spielen hat er immer wieder behauptet, mein Sohn würde seine Bauwerke kaputt machen, was aber wohl nicht stimmt.
- Mein Sohn hatte sich gerade einen Anhänger und ein Auto auf dem Fahrzeugteppich und der andere Junge sagte dann, er soll es ihm jetzt geben oder er sagt es der Erzieherin.

Mein Sohn lässt das wohl einfach mit sich machen und gibt dann nach, wehrt sich nicht. Die Erzieherinnen bekommen davon wohl auch nichts mit - zumindest wurde ich noch nicht darauf angesprochen.
Wenn er mir das dann daheim erzählt, reden wir darüber, dass er das nicht mit sich machen lassen muss und was er in den Situationen sagen oder machen kann.
Was würdet ihr machen? Mal mit den Erzieherinnen sprechen oder ist das übertrieben? Und wie kann ich meinen Sohn stärken?
Vielleicht habt ihr ja einen Rat für mich... Danke!!

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Ich bin da nun einfach sehr direkt: Ein Gespräch mit den Erzieherinnen halte ich deshalb für völlig übertrieben.
Ja, dein Sohn soll und darf auf jeden Fall lernen dass er so nicht mit sich umgehen lassen muss. Er darf sich wehren und für sich einstehen und das sind Dinge die man mit ihm besprechen und üben muss. Das macht ihr ja wohl schon und das tut ihm sicher gut.
Trotzdem sind das für mich alles völlig normale Kindergartensituationen die du schilderst. Kinder probieren sich aus und so wird das andere Kind eben auch testen was passiert wenn er so etwas zu deinem Sohn sagt. Aber er tut ihm weder weh noch drangsaliert oder mobbt er ihn ernsthaft. Ich würde das weiter beobachten aber momentan denke ich ist das auf einem Level wo der Ball flach gehalten werden darf.

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Ja, das stimmt natürlich. Es war nur so gehäuft zuletzt und er setzt das, was wir besprechen, ja anscheinend so gar nicht um, sondern gibt nur klein bei.
Hast du Tipps, wie ich ihm da noch besser unterstützen kann?

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Wenn er es allein noch nicht schafft deine Tipps umzusetzen würde ich ihm vermitteln dass er jeder Zeit Hilfe bei den Erziehern einfordern darf. Vielleicht fällt es ihm leichter aus der Situation zu gehen und Rat bei einem Erwachsenen zu suchen der ihm dann hilft sich gegenüber dem anderen Kind zu behaupten.
So wird die Situation erst mal aufgelöst, die Erzieher können ihm zuhören und bestenfalls gemeinsam mit ihm zu seinem Freund zurück gehen und gemeinsam erklären dass dein Sohn xy grade nicht machen möchte.

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Belastet es dein Kind denn? Dann macht es Sinn die ErzieherInnen darauf aufmerksam zu machen, damit sie ein Auge drauf haben können. Aber ich würde das möglichst unvoreingenommen ansprechen, wir kennen nur die Perspektive und Erinnerung deines Kindes. Vielleicht sieht es aus objektiver Sicht auch anders aus.

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Ja, er ist auf jeden Fall ziemlich geknickt, wenn er es erzählt und sagt, er will nicht, dass der andere Junge sowas sagt.

Na klar, ich würde einfach mal nachfragen, ob sie was mitbekommen haben und wiedergeben, was er mit erzählt hat.
Ich fühl mich irgendwie so hilflos, weil ich nicht weiß, wie ich ihn da sonst unterstützen kann, dass er sowas nicht mit sich machen lässt...

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Es ist nie verkehrt, wenn der Kindergarten Bescheid weiß, was das Kind gerade so beschäftigt. Das kann man ja vielleicht auch kurz zwischen Tür und Angel schildern.

Aber es ist auch nicht dramatisch. Kinder in dem Alter müssen die Feinheiten des sozialen Miteinanders ja erst lernen. Das gilt sowohl für deinen Sohn (dass er sich nicht erpressen lassen muss) als auch für seinen Freund (wie man seine Bedürfnisse adäquat äußert ohne andere zu verärgern). Dass es da dann mal Reibung gibt, gehört dazu. Das ist der Beginn von "Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen". Je älter sie werden desto weniger Einfluss haben wir auf die Erlebnisse, die sie machen und müssen darauf vertrauen, dass die Kinder aus diesen manchmal schwierigen Situationen lernen. Dass er es zu Hause mit dir bespricht ist doch schonmal eine super Voraussetzung.

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Ich sehe das auch eher als "normales" wenn sich unschönes, ausprobieren im Kindergartenalter. Meine Beobachtung ist, dass es die meisten Kinder doch früher oder später probieren, auch die eigenen. Aber das sehen sie selbst nicht so und erzählen dir den Teil nicht. "Wenn du nicht...dann Lad ich dich nicht ein/sag ich es der Erzieherin/meinem Papa/kriegst du keine Schokolade ab..."

Ich glaube, du kannst dein Kind nur immer wieder bestärken. Es muss sich nicht erpressen lassen, es darf sich Hilfe holen. Erpressen ist blöd. Man kann auch mit anderen Kindern spielen... Klar, du kannst auch Mal die Erzieher drauf hinweisen, aber die sind ja auch nicht ständig dabei und ich wäre mir nicht so sicher, dass das eigene Kind das nicht auch macht.

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Hi,

wenn du das Gefühl hast, dass es deinen Sohn stark belastet, dann würde ich es ansprechen. Dann können die Erzieher etwas darauf achten.

Aber am Ende muss dein Sohn lernen, sich durchzusetzen oder sich Hilfe zu suchen.

Meine Tochter hat auch eine sehr dominanten Freundin, die ihr auch vorgeschrieben hat, mit wem sie zu spielen hat, wer neben ihr sitzen durfte usw. Es hat jetzt fast bis zur Ende der Kigazeit gedauert, bis sie sich jetzt dauerhaft durchsetzt und auch jetzt deren Cousine alleine zu sich nach Hause eingeladen hat, damit sie in Ruhe mit ihr spielen kann.

Auf das: Dann bist du nicht mehr meine Freundin. Reagiert sie auch ganz entspannt inzwischen und findet das nicht mehr schlimm und sagt dann nur: Gut, dann ist das eben so und macht dann ihr Ding.

Seitdem ist die Dynamik besser geworden. Die beiden spielen sonst auch wirklich schön miteinander, aber meine Tochter musste sich da einfach behaupten und klar stellen, dass auch sie mal bestimmt und selbst entscheiden kann, mit wem sie spielt. :)

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Voll schön, dass deine Tochter das geschafft hat! Wie hast du sie dabei unterstützt? Hast du da Tipps? Oder hat sie diesen Weg quasi "alleine" gemeistert?

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Wir haben immer wieder darüber geredet.

Das sie sich wehren darf. Dass sie Stopp sagen darf, dass sie einfach weglaufen darf und vor allem, dass sie entscheidet mit wem sie spielt und nicht ihre Freundin.

Und mit der Zeit ging das dann besser. Aber es ist ein langer Prozess.

Den Mut müssen sie am Ende alleine finden. Mit meinem Sohn ist das immer noch etwas schwierig, er ist 9 und leider noch nicht soweit wie seine Schwester. Er zieht sich immer noch zurück meist und wehrt sich nicht aktiv. Mit seinen Freunden ist es kein Problem, aber mit Außenstehenden, er verteidigt sich dann teilweise nichtmal verbal, wenn ein Lehrer ihn darauf anspricht was passiert ist.

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Für mich sind das völlig normale Konflikte, die Kinder erleben MÜSSEN und darauf wachsen, lernen und selbstbewusster werden. Meiner ist jetzt 5,5 Jahre alt und es kam oft zu solchen Situationen, in denen er halt nachgibt und sich nicht behauptet. Erzieher mischen sich da bewusst auch nicht ein, denn dein Sohn soll doch lernen, sich zu behaupten. Unsere Kinder kommen alle unsozial auf die Welt, sind es mit 4 auch noch ganz lange nicht, dafür ist der Kindergarten da, sie lernen das, auch ohne dass der Erzieher sich da ständig einmischt. Das schafft er auch gar nicht bei so vielen Kids. Auch beste Freunde haben Konflikte, das sollen sie auch lernen. Der Freund ist auch nicht böse, er probiert sich aus. Du machst alles richtig. Stärke ihn von daheim. Uberlegt gemeinsam, was er tun kann, wenn ihn etwas stört. Dein Mama Herz blutet, wenn du zuhause von ihm hörst, dass er Konflikte hat. Seh es anders, jeder Konflikt bringt ihn soziale-emotionale Kompetenzen, diese lernt er nur durch solche Erfahrungen. Sie sind wichtig. Er wird sich nicht von heut auf morgen selbst behaupten, aber die Gespräche zwischen euch werden ihm nach und nach helfen. Ich hab das so jedenfalls gemacht. Wir haben immer zuhause gesprochen. Wie hast du dich dabei gefühlt? Was hättest du machen können? Und dann Strategien: wenn du etwas nicht willst, dann sage laut STOP! Ich mag das nicht/ das habe ich gerade/ fass mich nicht an. Sollte das andere Kind auf diese laute und selbstbewusste Aufforderung nicht reagieren, dann soll dein Kind den Erzieher um Hilfe bitten. Nicht du. Das sagst du ihm immer wieder und er wird das verinnerlichen. Meiner schafft es so, sich immer besser zu behaupten.