Kind erzählt bekannten Erwachsenen (so gut wie) nichts

Unsere Tochter wurde letzte Woche fünf Jahre alt. Ich mache mir etwas Sorgen, weil sie Erwachsenen gegenüber - und auch anderen etwas älteren Kindern gegenüber, die sie nicht so gut kennt, nach wie vor so zurückhaltend ist. Sie erzählt mir und dem Papa, sowie den Großeltern und ihren besten Freundinnen viel, ist fröhlich und hat viele lustige Ideen, erzählt quasi ununterbrochen alles, was ihr gerade einfällt. Bei anderen Erwachsenen ist sie aber sehr gehemmt. Oft versteht sie nicht gleich, was andere sie fragen und ich wiederhole es dann nochmal für sie (manchmal mit anderen Worten), was mich aber wundert, da sie gut hört und eigentlich einen großen Wortschatz besitzt. Oft antwortet sie und schaut dabei aber mich an und nicht den Fragenden. Ich sag ihr dann, dass sie das doch ihm/ihr sagen muss, und das tut sie dann auch. Oft antwortet sie auch, aber ziemlich knapp. Teilweise schon in ganzen Sätzen, aber das war es dann auch. Ich finde es schon schade, dass sie scheinbar so gar nicht Lust hat, anderen Erwachsenen mal etwas zu erzählen. Sie hat mir mal gesagt, dass sie lieber etwas mit den Kindern machen will und sich bei Erwachsenen nicht so traut und aber auch einfach gar nicht soviel erzählen will. Mit Bekannten meine ich beispielsweise unsere Nachbarn, Freunde von mir und meinem Mann, meine Schwester (die unsere Tochter aber nicht oft sieht), Mamas von ihren Freundinnen - also keine völlig fremden Leute.

Denkt ihr, das entwickelt sich noch von selbst oder wie könnte ich denn eurer Meinung nach meiner Tochter helfen? Oder sollte ich das einfach akzeptieren?

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Das würde ich beim Kinderarzt mal ansprechen. Dass er es schon mal gehört hat und einordnen kann. Wenn sie in die Schule kommt und mit ihrer Lehrerin nicht spricht, wird es dauerhaft zu einem Problem. Es könnte in die Richtung selektiver Mutismus gehen.
Es gibt Therapiemöglichkeiten u.a. bei Logopäden. Fragt doch mal den Kinderarzt und auch ob er es abklärungsbedürftig findet.

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Klingt für mich nicht nach selektivem Mutismus, sie spricht ja, wenn sie einen klaren Auftrag hat, sie redet nur nicht frei, wie sie es innerhalb der Familie tut.

Bevor ich zum Arzt gehen würde, würde ich im Kindergarten nachfragen, wie dort die Lage ist. Sollte irgendwann eine medizinische Abklärung notwendig sein, hat die TE auch Fleisch am Knochen, nämlich schon eine elternunabhängige Einschätzung. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie dort den Eindruck haben, dass sie mit den Leuten nach paar Tagen warm wird und alles um üblichen Rahmen ist.

Es gibt Menschen, die preschen gleich vor und nutzen jede neue Gelegenheit, andere warten erst ab und beobachten. Es ist evolutionär sinnvoll, dass es beide gibt, darum gibt es unterschiedliche Charaktere.

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Habe ich so aber mit Kindern mit Selektivem Mutismus genauso erlebt. Zu Beginn der Therapie mit mir haben sie nach Aufforderung genau 1 Satz zu einem Bild erzählt. Nicht mehr und "freiwillig" gar nichts.
Auch bei diesem Störungsbild gibt es ja extrem unterschiedliche Ausprägungen.
Selektiver Mutismus heißt nicht unbedingt, dass gar nicht gesprochen wird. Es gibt Abstufungen. Es gibt natürlich auch Kinder, die sich gar nicht äußern, nicht mal lachen oder Husten. Aber das ist nicht immer so extrem ausgeprägt.

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Warum soll sie denn anderen Erwachsenen etwas erzählen?

Was genau macht dir Sorgen?

Unsere Tochter (8) ist außerhalb des engsten Familien- und Freundeskreises auch sehr zurückhaltend. Smalltalk ist überhaupt nicht ihr Ding.

Wir akzeptieren es einfach.
Also, ich achte schon darauf, dass sie selbstständig wird. Sie bestellt in der Eisdiele und im Restaurant selber, sie geht alleine zum Bäcker oder mal zu dm, wenn sie was Bestimmtes haben möchte. Sie geht auch im Schwimmbad alleine zu den Bademeistern und fragt, ob sie ihr die Sprungtürme auf machen können. Solche Sachen halt, dazu habe ich sie immer ermutigt und das haben wir geübt.
Aber sie muss den Nachbarn, oder auch den Eltern ihrer Freunde, nichts erzählen, wenn sie das nicht möchte. Dann antwortet sie halt höflich, aber knapp. So lange sie damit niemanden vor den Kopf stößt, finde ich das ok.

Eine Freundin von ihr kaut mir ein Ohr ab, wenn wir sie im Auto mitnehmen. So unterschiedlich ist das halt.

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Wenn das Kind bei Bedarf (beim Bäcker bestellen, mit dem Bademeister reden, mit der Lehrerin sprechen, der Erzieherin Bedürfnisse mitteilen) sprechen kann, würde ich mir auch keine Sorgen machen.
Smalltalk müssen sie in dem Alter noch nicht machen. Aber wenn sie das alles nicht können, obwohl sie gut sprechen könnten, dann würde ich es abklären lassen.
Man muss es halt beobachten.

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Würde ich mir keinen Kopf machen und schon garnicht in Richtung irgendwelcher Krankheitsbilder schauen 😅

Mein erstes Kind war auch so. Wurde im Laufe der Zeit besser und auch in der Schule kein Problem.

Der Herrgott hat einen großen Tiergarten 😌

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Ich habe auch eigentlich keinerlei Interesse an belanglosen Unterhaltungen mit Menschen, zu denen keine engere Beziehung besteht. Erst Recht nicht als Kind, wenn man schon damit rechnen kann, dass die Erwachsenen einem nicht auf Augenhöhe begegnen. Warum soll das Kind denn den Nachbarn irgendwas erzählen wollen? Was hat das Kind davon? Auf Aufforderung macht sie es ja, sie kann es also, findet es aber unangenehm. Ich würde sie einfach in Ruhe lassen und nur etwas unternehmen, wenn sie dadurch im Alltag eingeschränkt wäre, also wenn sie zum Beispiel nicht in der Lage wäre Betreuungspersonen dringende Anliegen mitzuteilen oder so.

Ich hab ein Kind in dem Alter, dass sich zwar mit jedem gerne über die eigenen Interessen unterhält, aber fast nie erzählt, auch uns Eltern nicht. Klar wäre es schön zu wissen, was in der Kita gerade so los ist. Aber das Kind hat keine Lust darauf Sachen zu erzählen, die es schon weiß und zu denen es keinen Input braucht. Ist dann halt so.

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kann ich so unterschreiben.

Mein Sohn war gerne im Kindergarten hat aber nichts erzählt. Auch jetzt aus der Schule bekomme ich mehr über die anderen Eltern bei einem zufälligen Gespräch mit als von meinem Sohn. :D

Dann kam Kind 2in den Kindergarten und sie erzählt gerne und jetzt bekomme ich mal mit, was die da alles an tollen Sachen machen. Welche Lieder gesungen werden.

Wenn ich dann sage: Das war ja ein tolles Lied. Kommt von meinem Sohn dann oft: Ja, das haben wir auch schon immer gesungen.

Na danke, dass ich die Info jetzt bekomme :D

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Als unsere Tochter mit vier in den Kindergarten kam, hat der Lehrer sie in den Kurs "Deutsch als Zweitsprache" geschickt, vermutlich, weil er aufgrund des französischen Nachnamens irrtümlich davon ausgegangen ist, dass sie das meiste nicht versteht und deshalb nicht spricht. Unsere Tochter und ihre beste Freundin sprechen beide kaum mit fremden Erwachsenen, bzw. brauchen viele Stunden an mehreren Tagen, um warm zu werden. Sie hat noch zwei weitere gute Freundinnen, bei denen es eher noch ausgeprägter ist, ich mache mir deshalb nicht so viele Gedanken.

Ich würde an deiner Stelle mal im Kindergarten fragen, wie es dort so läuft. Dort gibt es ja Erwachsene, die sie täglich sieht.

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Vielleicht ist sie einfach introvertiert. Bin ich auch, kann mit Bekannten stundenlang quatschen aber mit Fremden nicht, bzw. muss mit ihnen zuerst warm werden. Smalltalk ist für mich die Hölle.

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Hi,

sie ist einfach etwas schüchtern und braucht dann etwas.

Mein Sohn war genauso. Er hat mit Menschen, die er nicht oft gesehen hat, kein Wort gesprochen. Noch weniger, wenn ich dabei war, dann hat er nichtmal mit den Erziehern gesprochen.

Mit 5 Jahren fing er dann langsam an mutiger zu werden und hat nach einiger Auftauzeit , so 20 - 30 Minuten immerhin mal das ein oder andere Wort mit meinen Eltern gesprochen (die haben wir nur zu Feierlichkeiten oder Geburtstagen gesehen). Mit meinen Schwiegereltern war es kein Problem, da wir die täglich gesehen haben.

So kurz vor Schuleintritt hat er auch mal bei den Nachbarn was gesagt.

Heute ist er 9 und deutlich aufgeschlossener, wenn auch immer noch schüchtern. Aber mit unseren Freunden spricht er ganz normal und auch ausdauernd, wenn er jemanden findet, mit dem er über sein Lieblingsthema sprechen kann. Er fängt auch Gespräche von allein an, spricht mit den Leuten.

Aber auch heute ist es so, wenn er mal schlechte Laune hat, krank ist etc. dann ist er auch weniger gesprächsbereit und will deutlich seine Ruhe haben.

Mit den Lehrern spricht er, ist aber auch da eher noch schüchtern.

Was das angeht kommt er auch noch mir, von daher hat er auch mein absolutes Verständnis und ich helfe ihm sich da rauszutrauen und wir überlegen uns immer mal wieder Sachen, damit es besser wird.

Aber sonst im Alltag ist es kein Problem. Er kann alleine einkaufen, sich mit Freunden treffen und verabreden. Man merkt ihm unter Gleichaltrigen nichts an, aber bei Älteren eben dann ist er zurückhaltender.