Mein 5 jähriges Kind verhält sich sehr azozial

Hallo, ich bin gerade mit meinem Latein am Ende.
Mein 5 jähriger Sohn (Mai 2019 geboren) verhält sich am Spielplatz absolut asozial.
Gerade ist folgendes passiert: er springt auf einem Trampolin -ein anderes Kind würde gerne zu ihm reinklettern - er sieht es und stößt das Mädchen weg. Diese fällt ca 1m auf die Wiese und weint natürlich bitterlich.
Kurz davor war die Situation, dass er mit seinem kleinen Bruder auf der Wippe spielt, ein (anderes) Mädchen (ca 1. Jahr alt) möchte sein daneben geparktes bobbycar nehmen, er lässt sie nicht damit spielen obwohl er gerade anderweitig beschäftigt ist. Dann geht dieses Mädchen zur Rutsche, daraufhin springt er von der Wippe, sein Bruder fällt hart zurück auf den Boden, rennt zur Rutsche um dem kleinen Mädchen das rutschen zu verbieten.
Ich weiß nicht mehr weiter.
Er kann nicht teilen -nicht mal Dinge die ihm nicht gehören ?
ich habe ihn dann am Spielplatz angeschrien - er soll sich entschuldigen- was er auch tat. Danach gingen wir sofort nach Hause.

Leider bin ich mit der Situation völlig überfordert. Mit seinen 5 Jahren sollte er ja schon empathiefähig sein. Zum Glück ist dem Mädchen, dass vom Trampolin gestoßen wurde nichts passiert.

Wie reagiert man in so einer Situation richtig?

liebe Grüße,

Lausam

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Ich würde ihn von Trampolin nehmen, ihm die Situation erklären und ihn nicht mehr springen lassen für eine Weile

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Hast du eine Idee, wo die Aggressivität bei deinem Kind herkommt? Ich kenne das von einem Kind, das immer das Gefühl hat zu Hause zu kurz zu kommen und das schwarze Schaf in der Familie zu sein und von einem anderen Kind, das vom älteren Geschwisterkind viel geärgert wird. Beides sind eben keine besonders glücklichen Kinder und interpretieren dann schnell das Verhalten von anderen negativ und werden aggressiv.

Schreist du dein Kind öfter so an und erzwingst Verhaltensweisen? Könnte es damit zusammenhängen? Oder war das heute eine seltene Ausnahme von deiner Seite aus?

Ich sehe es auf dem Spielplatz als meine Aufgabe an, zu verhindern, dass meine Kinder anderen schaden. Bei einem Kind, dass schnell aggressiv reagiert, bedeutet das, ständig direkt daneben zu sein und einzugreifen, möglichst bevor andere zu schaden kommen. Klar, wenn noch ein jüngeres Kind dabei ist, ist das nicht immer möglich. Da würde es dann maximal eine Vorwarnung geben und wenn es einen zweiten Vorfall gibt, würde ich entscheiden, dass das so nicht funktioniert und wir sofort nach Hause gehen. Und in der nächsten ruhigen Minute hätte ich die Situationen mit meinem Kind nachbesprochen und von beiden Perspektiven beleuchtet, also einerseits versucht zu verstehen, was dabei in meinem Kind vorgegangen ist, aber auch versucht meinem Kind klarzumachen, wie sich das andere Kind dabei vermutlich gefühlt hat. Und wenn möglich hätte ich versucht mit meinem Kind Strategien zu besprechen um zukünftig anders mit der Situation umzugehen.

Ansonsten hätte ich noch versucht dem Kind, das geschubst wurde, zu helfen, indem ich mein Kind vom Trampolin wegnehme, mich bei dem anderen Kind entschuldige und klar mache, dass es jetzt gerne ganz in Ruhe hüpfen kann und ich dafür sorge, dass mein Kind so lange weg bleibt.

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Ich denke nicht, dass er zu kurz kommt. Ich bin selbst ein zu kurz gekommenes Kind und daher sehr feinfühlig.
Ansonsten ist er nie aggressiv. Aber er kann einfach nicht teilen. Ich achte auch sehr darauf, dass er seine eigenen Spielsachen hat die sein Bruder nur nach fragen ausleihen darf. Ein nein muss da auch akzeptiert werden. Er nimmt sich die Sachen seines Bruders ohne zu fragen.
Ich verstehe es nicht.

Doch, ich werde schon öfter laut - wenn ich mir nicht mehr zu helfen weiß. Das ist sicher nicht gut. Aber ich kann aus meiner Haut nicht raus.

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Ich würde in so einer Situation aber auch nicht ruhig bleiben. Das Kind darf dann schon spüren, dass das zu weit geht, wenn das andere Kind vom Trampolin fällt.

Kann dich da absolut verstehen!

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Hallo Lausam

wie alt ist der kleine Bruder? Der große Bruder muss auch bei manchen Sachen lernen, den kleinen vorher zu fragen, auch wenn es dem kleinen vielleicht egal ist, einfach aus Prinzip.

Ich kenne es aus meinen Beobachtungen so, dass Kinder öfter, allerdings vor dem Alter von 5 Jahren, meinen, der Spielplatz auf den man mit ihnen öfter geht, gehört ihnen. Sie sind "die Bestimmer" und sagen an.

Unser Großer konnte nicht teilen, wenn er Hunger hatte und das ist heute noch so, auch wenn er müde ist, es ihm zu warm ist, irgendein körperliches Unbehagen. Das beeinflusst sein Sozialverhalten enorm.
Beim kleineren Kind ist es so, dass es davon unabhängig ist.
Das Teilen haben wir beiden Kindern aktiv vom Kleinkindalter an beigebracht und bei kleinstem Auftauchen der "der Spielplatz gehört mir" Laune, sofort zurechtgewiesen haben.

Wenn das Bobbycar deinem Kind gehört und ein anderes geht hin und nimmt es ohne zu fragen, ist es durchaus sein Recht zu sagen, das geht nicht. Da können auch die anderen Eltern für ihr Kind fragen, wenn es das nicht selbst tut. Wenn niemand fragt und einfach nehmen will, geht das eben nicht.

Bei der Rutsche und dem Trampolin allerdings ist das anders. Da muss ihm klar sein, dass abgewechselt wird, weil die Sachen allen gehören. Jeder ist mal dran. Beim Trampolin kann man sich auch abwechseln, wenn man nicht miteinander hüpfen will. Da wird z.B. bis 10 oder 20 gezählt und dann ist der andere dran. Das muss man aber aktiv dem Kind beibringen.

Wahrscheinlich müsst ihr das am Tag öfter thematisieren. Wie ist es denn im Kindergarten? Habt ihr da eine Rückmeldung? Da gibt es ja meistens auch Regeln, hält sich dein Kind daran oder will es da auch immer bestimmen?

Es gibt auch viele Kinderbücher zum Thema Teilen, das kann gut mitwirken. Von alleine kommt das Verständnis und das Teilen, geschweigedenn Empathie nicht, wenn man sich als Kind in seinem Territorium gestört fühlt. Dafür braucht es die Eltern oder amdere erziehende Bezugspersonen.

Alles Gute.

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Habe vergessen zu schreiben, dass das bobbycar auch nicht ihm gehört. Es gehört dem Spielplatz. Trotzdem die Besitzansprüche.

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Das geht natürlich nicht. Was zum Spielplatz gehört, darauf hat er keinen Anspruch, wenn er gerade etwas anderes macht. Jeder kommt mal dran.

Weiter am Thema dranbleiben, Geschichten dazu lesen, vor dem Spielplatzbesuch auf dem Weg dahin darüber reden, wem der Spielplaz und die Sachen gehören, dass sie für alle Kinder sind und jeder mal dran kommt und man sich da abwechselt. Wenn es nicht klappt, gehen. Man kann ja mal sagen, ich springe jetzt alleine auf dem Trampolin, aber dann schuckt man nicht weg, sondern sagt es, wenn man schon 5 Jahre alt ist und springt dann abwechselnd. Wenn das andere Kind nicht reagiert ok, dann kann ich verstehen, wenn es dann doch mal schuckt, aber einfach so, finde ich es nicht ok. Das andere Kind möchte vielleicht auch nur mitspielen und versucht Kontakt aufzunehmen indem es mitmacht.

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Könntest du beim nächsten Mal ruhig bleiben, ihn sofort raus nehmen - freundlich - und fragen, was da gerade los war?
In eurem Fall:
"Was hat das Mädchen denn gemacht?" (Mir mein Bobbycar weggenommen!)"
"Warum wolltest du das denn nicht? Hattest du Angst, dass sie das nicht zurück bringt?"

"Was war denn das Problem mit dem Mädchen an der Rutsche?"

Vielleicht kommt dann ja mal eine Antwort, mit der du etwas anfangen kannst.

Für mich klingt das nach einem Kind, das unsicher ist und Angst hat, dass ihm Sachen weggenommen werden, vielleicht auch, das es nicht genug Anerkennung bekommt. "Jeder darf einfach an meine Sachen gehen" ist ja auch ein fieses Gefühl.

Überlege mal - und höre zwischendurch genau hin - warum sich dein Sohn offenbar sehr nach allen Seiten verteidigen muss.

Ich bin ganz ehrlich: Diese Idee, dass auf dem Spielplatz jeder mit allem von jedem spielen darf und damit auch außer Sicht gehen darf, finde ich auch skurril. Da wäre ich als Kind vermutlich die ganze Zeit hinterher gelaufen in Sorge, dass jemand meine Sachen mit nach Hause nimmt und ich die nicht wiedersehe.
Für deinen Sohn stellt es sich doch evtl. so dar: "Ich wippe und zack! nutzt jemand die Gelegenheit und geht an mein Bobbycar! Das muss ich verhindern, das ist doch meins!"

Wir Erwachsenen würden ja auch nicht im Café den Tischnachbarn ohne zu fragen an unser auf dem Tisch liegendes Handy lassen. Oder unser Portemonnaie, selbst, wenn der sich nur den Einkaufschip ausleihen wollte.

Du kannst auch mal folgendes probieren: Sei präsenter und wenn du siehst, das ein kleineres Kind an seine Sachen geht oder zu dem Spielgerät, das er gerade nutzt, gehe - wörtlich, körperlich - dazwischen, sage "das ist das Bobbycar von X, der mag es nicht, wenn andere damit spielen" oder "hier springt gerade X, der möchte dabei gern alleine sein, kannst du gleich noch mal wiederkommen?"

Vielleicht ist es ihm auch schlicht unheimlich, wenn da plötzlich fremde Kinder kommen, noch dazu so junge, mit denen er nichts anfangen kann.

Bearbeitet von Toschkalee
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Reden, erklären, aufmerksam machen, ein Bewusstsein schaffen....

Das ist jetzt ungünstig gelaufen, aber da Hilft nur immer wieder klar machen, was geht, was nicht geht und warum das so ist, welche Gefühle im Spiel sind, besonders bei den anderen.

Im Dialog bleiben, das hilft, nicht nur schimpfen und bestrafen, sondern erklären. Einige Kinder brauchen mehr Input zum Thema " soziales Miteinander", das ist nicht von selber irgendwie da, dass muss und kann gelernt werden. 😊

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Ich würde ihn aus der Situation nehmen und erklären das es so nicht geht. Wenn das so oft hintereinander passiert würde ich den Spielplatz verlassen aber mich auch selbst fragen woher das Verhalten kommt. Mit einem 5 Jährigen kann man doch sehr gut reden. Mein Sohn ist auch 5 und erfahrungsgemäß ist es am besten sich ruhig mit ihm darüber zu unterhalten, dann hört er auch zu und versteht. Und gibt Antworten. Schreien ist da weniger sinnvoll, passiert aber natürlich der besten Mutter.

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Beim Trampolin bin ich ja der Meinung, dass andere Kinder warten sollen, bis das Kind fertig ist und dass man sofern notwendig das Kind, das gerade das Trampolin besetzt, nach angemessener Zeit raus holt, damit andere Kinder auch können. Runter schubsen geht als Reaktion aber natürlich gar nicht. Bobbycar: Ist das sein eigenes oder sind das Sachen, die zum Spielplatz gehören und allen zur Verfügung stehen? Im ersten Fall würde ich ihn nicht zum teilen zwingen, im letzteren würde ich die Regel einführen, dass man immer nur das besetzen kann, mit dem man gerade spielt. Das gilt auch für die Rutsche. Und dass er grundsätzlich keine anderen Kinder herumbefiehlt, sondern das deren Eltern überlässt.

Unsere Tochter hatte dieses spezifische Problem nie (dafür ein paar andere, jedes Kind hat sein eigenes Päckchen), aber in Situationen, wo sie aus anderen Gründen neben der Spur gelaufen ist, habe ich so lange Pause gemacht, bis ich sie mit Sachargumenten wieder erreicht habe. Sobald sie das Problem begriffen hat, habe ich sie dann weiter machen lassen.

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Ich würde auch keinem Fremden erlauben, eine Runde mit meinem Auto zu drehen, nur weil ich es selbst gerade nicht benutze... Von Kindern wird oft verlangt, dass sie sogar mit völlig fremden jederzeit ihre Sachen teilen, Erwachsene tun dies hingegen nur auf freiwilliger Basis. Wahres Teilen funktioniert nur, wenn man auch die Freiheit hat, Nein zu sagen. Ich finde, du solltest als Mutter zu deinem Sohn stehen und eher dem fremden Mädchen sagen, dass dein Sohn sein Bobbycar gerade nicht teilen möchte. Wenn er sich da sicher fühlt, muss er auch nicht so ausrasten und teilt in einem nächsten Schritt vielleicht sogar bereitwillig.

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Hättest du genau gelesen, hättest du verstanden, dass es NICHT das bobbycar meines Sohnes gewesen ist, sondern das des Spielplatzes.

Hauptsache gegen mich bashen … vielen Dank.