Schwerhörigkeit vermutet bei Kind, 4 Jahre - wer kennt sich aus?

Hallo zusammen,

ich bin etwas unsicher, wo und wie ich anfangen soll, mich zu kümmern. Vielleicht kennt sich jemand aus und weiß, welche Anlaufstellen sinnvoll sind. Danke schon mal! :-)

Bei unserer Tochter (jetzt 4,5) haben wir schon länger den Eindruck, dass sie schlecht hört. Das Problem ist, dass sie unheimlich viel für sich liest bzw. erzählt, wir eigentlich in jeder freien Minute vorlesen und sie daher einen top geschliffenen Wortschatz hat, wesentlich besser spricht als die meisten in ihrer Kitagruppe. Heißt also, jeder antwortet mit, ach sie spricht doch toll, da wird schon nichts sein.

Kurz zur Situation:
- flüstern hört sie ziemlich oft nicht
- sie fragt zurzeit wieder verstärkt "was?", wenn man was zu ihr sagt, oft auch mehrmals
- sie spricht zurzeit ziemlich laut (was auch an der Kita liegen könnte)
- sie macht den Fernseher und Musik immer ziemlich laut, bis ich es merke und sage, sie soll leiserstellen
-> diese Dinge sind für mein Empfinden in letzter Zeit schlimmer geworden

- obwohl sie so extrem viel vorgelesen bekommt, Lieder und Gedichte superschnell lernt, schreiben und auch ein wenig lesen kann usw., bildet sie die Vergangenheitsformen häufig noch falsch (ich weiß, das ist in dem Alter noch normal, aber im Vergleich zu ihrer sonstigen Entwicklung fällt es extrem auf. Ich kenne es vom großen Bruder, der auch so gut dabei war mit der Sprache, nicht so. Er sprach mit 3,5 fast fehlerfrei.)

Zur ärztlichen Seite: Den ersten Verdacht hatten wir mit 3 schon bei der U und bei der nächsten U mit 4 dann auch wieder.
- Kinderarzt: Hörtest hat in beiden Jahren nicht gut funktioniert, wurde beide Male auf eine Erkältung geschoben
- Untersuchung im Ohr (also das mit der kleinen spitzen Lampe) hat sie verweigert
- haben eine Überweisung zum HNO bekommen, dort hat sie einen der beiden Hörtests und die Untersuchung (Arzt guckt mit Lampe ins Ohr) komplett verweigert - das mit dem Kopfhörer aufsetzen hat sie mitgemacht.
- er hatte letztes Jahr den Eindruck, es wäre ein ganz wenig Flüssigkeit hinterm Trommelfell, das wäre aber (noch) nicht behandlungsbedürftig
- sie hat so einen kleinen Ballon bekommen, den sie mit der Nase aufpusten soll
- dieses Jahr konnte er keine richtige Diagnose stellen (zumal sie dann weint und die Untersuchung damit fast hinfällig ist)
- sie geht zur Logopädin, weil sie eine große Zahnlücke hat und lisptelt, und die Logopädin hat gestern auf meine Frage auch bestätigt, dass sie viel "was?" fragt, ihr die Grammatikfehler auffallen (weil sie eben sonst so super spricht) und wir auch mal in Richtung Polypen/Mandeln denken sollten

Nun meine Fragen: Ich denke, ein Spezialist wäre hier angebracht. An wen wendet man sich da? Wo fängt man an? Welche Fachrichtungen könnte ich googeln, um eine geeignete Praxis zu finden? Beim Kinderarzt haben wir den Termin erst Anfang Oktober bekommen, auch weil wir ja sicher eine Überweisung brauchen. Da könnte ich diese Fragen stellen, aber das ist halt noch lange hin...

Die Logopädin hat Frühförderstelle und Hörakustiker vorgeschlagen. Kennt sich da jemand aus? Ist das der richtige Weg? Wer/was kann sonst noch hilfreich sein?

Außerdem werden wir mit ihr üben, diese Ohruntersuchung und den Hörtest mitzumachen, sie kennt ja diese In-ear-Kopfhörer vom Papa eigentlich. Keine Ahnung, was sie daran so ängstigt beim Arzt. Wenn Ihr hier noch Tipps habt, dann gerne her damit :-)

Ich danke Euch sehr für Eure Zeit und Eure Hilfe! 🙏

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Ich würde einen Termin beim Pädaudiologen machen.
Aber auch dort muss sie bei den Untersuchungen mitmachen.

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Ja, das wird sie auch, denke ich. Sie ist normalerweise nicht ängstlich beim Arzt, eher im Gegenteil. Ich weiß auch nicht, was speziell dort los ist. Beim Kinderarzt lässt sie sich auch nicht in die Ohren gucken, das müssen wir üben, das stimmt.

Aber bei unserem HNO ist so eine Feldwebelschwester, die dann genervt mit dem Gerät dasteht und blafft "jetzt mach schon, ich hab noch mehr Patienten" 🙄 der Arzt selbst ist nett und bemüht und guckt auch immer erst in Teddys Ohren 😉 aber er kann nicht viel tun, wenn wir vorher schon immer an der Schwester scheitern. Und wenn unsere Tochter dann erst weint, bringt die Untersuchung leider nicht mehr viel...

Deswegen denke ich, eine neue Praxis und vor allem eine auf Kinder spezialisierte, bringt uns da weiter.

Ich schau mal, wo es bei uns einen Pädaudiologen gibt.

Bearbeitet von lime15
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Ein Otoskop kannst du auch privat kaufen, schau, dass du Aufsätze für Kinderohren verwendest. Dann kannst du auch privat üben, bzw. sie bei dir.

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Ich würde gleich einen Termin beim HNO machen. Wenn's da keine neuen Regelungen gibt, brauchst Du keine Überweisung. Und um die Sachen ein wenig zu beschleunigen, kannst Du ja angeben, dass Deine Tochter neben dem schlechter werdenden Gehör auch hin und wieder unter Ohrenschmerzen leidet (manche Notlügen halte ich für vertretbar).
Mit 4 Jahren wurde bei gefühlt einem Viertel aller Kinder in der KiTa meiner Söhne die Polypen 'rausgenommen und Paukenröhrchen gesetzt. Deine Tochter ist also im klassischem Alter...

Grüsse
BiDi

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Wie gesagt, beim normalen HNO (bei meinem eigenen) waren wir bereits 2x und sind dort nicht weitergekommen.

Meine Frage zielt jetzt drauf ab, an wen man sich noch wenden könnte, was da evtl. zielführend ist und nach welchen Fachrichtungen ich ggf. schauen könnte. Dass es zB sowas wie "Hörakustiker" gibt, habe ich nicht gewusst und habe auch keine Ahnung, was die anderes machen als ein HNO. Auch von Pädaudiologen liest man hier häufiger, aber auch da weiß ich nciht genau, ob das jetzt die richtige Fachrichtung für uns ist, auch wenn "Päd" für "Kind" erstmal gut klingt.

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Das 'nicht weitergekommen' lag aber doch in erster Linie daran, dass Dein Kind nicht mitgemacht hat, oder habe ich was falsch verstanden? Wenn Dein Kind Untersuchungen verweigert, wird niemand eine Diagnose stellen können. Vielleicht könnt Ihr ja mit einem Spiel-Arztkoffer mal Untersuchung spielen und Deine Tochter auf die Besuche vorbereiten.

Grüsse
BiDi

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Ich würde nochmal zum HNO gehen, das muss doch alles mal richtig untersucht werden. Der HNO ist da der Spezialist, auch wenn es um Polypen geht. Ihr kommt nicht weiter weil die Untersuchungen beim HNO ja nicht statt gefunden haben. Mein Sohn hat die ganzen Untersuchungen da auch durch, bei uns stand auch mal Polyp im Raum, erkläre deinem Kind das es unbedingt nötig ist, Lieblingskuscheltier mitnehmen etc

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Pädoaudiologe, der "normale" HNO kann da nichts machen, gerade wenn sich deine Tochter verweigert.

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Danke! Das Stichwort hilft mir schon weiter. :-)

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Du brauchst einen HNO der eine Fachweiterbildung in Pädaudiologie hat. Wörtlich übersetzt hieße das in etwa "Die Lehre vom kindlichen Hören", das ist also genau der Fachmann den du brauchst und suchst.
Leider gibt es davon in Deutschland nur noch sehr wenige, die meisten HNOärzte machen das nicht (wird hundsmiserabel vergütet).

Ich würde zuhause nicht nur mit Inearkopfhörern üben, sondern auch mit den großen overear, die sind ja aus kindlicher Sicht nochmal was ganz anderes.

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Ich danke dir 🙏

Mit den großen hat sie komischerweise überhaupt keine Probleme. Sie hat beim HNO sogar diese Untersuchung mitgemacht, wo sie in der schalldichten Kabine sitzt und Kopfhörer aufsetzen muss. Ganz ohne Angst.

Die Schwester meinte noch sehr unwirsch "Wenn die schon den ersten Test nicht mitmacht, kriegen wir die erst recht nicht in die Kabine". Komischerweise war das okay. Nur irgendwas IN die Ohren stecken, das ist ihr suspekt 🤷🏻‍♀️

Bearbeitet von lime15
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Ah ok, hatte dich so verstanden, dass die vom Papa gehen.
Dann würde ich zuhause immer mal wieder mit ner Taschenlampe in die Ohren leuchten. Ist ja egal, dass du dabei nix (relevantes) siehst, kannst das ja auch trotzdem kommentieren. Du kannst zum Beispiel auf die Suche nach dem Ohrwurm gehen.

Und hat sie schon einen Kinderarztkoffer? Da sind eigentlich immer Otoskope dabei. Und die sind auch so groß, dass man die nicht wirklich IN die Ohren stecken kann. Damit würde ich sie dann immer wieder eure Ohren untersuchen lassen.
Außerdem würde ich ihr erklären was gemacht werden wird und auch warum. In dem Alter ist sie schon groß genug um das zu verstehen.

Bei dem Kommentar der MTA wundert es mich dann allerdings auch nicht, dass sie nicht mitmachen wollte. Wenn man Kinder gescheit untersuchen will muss man anders mit ihnen umgehen.

Bearbeitet von Woodiby
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Ich würde dir auch den Pädaudiologen ans Herz legen, wir waren in einer tollen Praxis, in der sehr schön auf die Kinder und eventuelle Ängste eingegangen wurde! 😊

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Hey

Ich möchte dir von meinem Sohn(jetzt 5) berichten.Es ist nicht ganz identisch zu deiner Geschichte aber vielleicht hilft es dir in manchen Punkten.
Er hat ständig Mittelohrentzündung aber nur einseitig.Wir waren damit dann letztes Jahr im Dezember beim Hno.Dieser guckte nur ins Ohr,sagte,ja müssen Röhrchen rein,Polypen raus,ist Flüssigkeit hinter,bitte einen Termin zur OP machen.
Diesen Termin bekam ich...genau für ein Jahr später,da keine Kapazitäten usw...Während dieser Zeit bekam er wiederholte Ohrentzündungrn.Da mir mein Sohn unendlich leid tat,das er noch so lange auf die OP warten musste,habe ich mir eine Zweitmeinung eingeholt,jedoch (darf man das hier sagen)bei einer Praxis für Privatpatienten oder halt Selbstzahler.
Dieser stellte mit einem Gerät fest das mein Sohn auf dem rechten Ohr komplett taub ist.Er riet uns- Rotlicht.morgens sowie Abends 10 Minuten das kranke Ohr anstrahlen und danach auch mit dem Pusteding wo ein Ballon dran ist durchs Nasenloch 3mal pusten.Das ganze für 4 Wochen.Wir haben es wirklich jeden Tag so gemacht.Trotz stressigem Tag mit Kita,Job usw.Er durfte dabei immer seine Lieblinssendung gucken.
Ich zähle dir jetzt Dinge auf,die mein Sohn in den 4 Wochen auf einmal kann.
Fahrrad fahren,sowie schaukeln.Er hat es nie hinbekommen.(ist mir jetzt klar,da der Gleichgewichtssinn gestört war.
Er hört auf einmal Dinge,wie Kirchenglocken,Musik von den Nachbarn,summende Fliegen usw...
Bei der Nachkontrolle beim Hno wurde wieder ein Hörtest gemacht und er hat das Ohr komplett gereinigt.Die Flüssigkeit ist abgelassen,während der 4.Wöchigen Rotlichtbehandlung.Das Ohr ist wieder zu 100 Prozent gesund,mein Sohn kann wieder hören und es hat sich ja noch soviel geändert.Den OP Termin werden wir jetzt absagen.
Dazu muss ich sagen,das sich mein Sohn sehr gut behandeln lässt.Kopfhörer sowie Instrumente vom Doc haben ihm nix ausgemacht.Fand das alles sehr spannend. Hol dir unbedingt eine zweitmeinung eines guten Hno Arztes.

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Ich danke auch dir 🙏

Das ist ja spannend, und toll dass dein Sohn solche Fortschritte macht!

So einen Ballon haben wir auch, waren da in letzter Zeit leider nachlässig geworden. Das muss ich wieder regelmäßig mit ihr machen.

Rotlicht ist auch eine gute Idee! Das spreche ich beim Arzt mal mit an.

Alles Gute für euch!

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Hallo,

du kannst mich gerne anschreiben, ich bin neuro-otologische Assistentin und Logopädin.

Ansonsten die Spiegeluntersuchung ist notwendig, da gäbe es bei mir kein aber und großartiges vermeiden.

Viele Grüße

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Hallo, wir haben Ähnliches mit unserem Sohn durchgestanden. Ich kann dir gerne davon berichten, vielleicht hilft es dir. Ich hatte bei ihm etwa ab sechs Monaten den Verdacht, dass er nicht richtig hört. Er hat oft nicht reagiert, zum Beispiel hat er bei Klingelgeräuschen nie in die Richtung geschaut. Später, als er älter wurde, verstärkte sich das. Er reagierte nicht immer und schaute erst auf, wenn man ihn berührte. Auch hat er weder "Mama" noch "Papa" gesagt. Die Kinderärztin meinte, manche Kinder sprechen eben später, und auch den Erziehern ist nichts aufgefallen.

Mit 2,5 Jahren haben wir uns eine Überweisung zum HNO-Arzt geholt. Der stellte dann fest, dass er Polypen hat und Wasser hinter dem Trommelfell. Zwei Wochen später war der OP-Termin. Es stellte sich heraus, dass bei einem Ohr alles dicht war und er mit dem anderen Ohr nur wenig hören konnte. Damit hat er wohl so gut es ging kompensiert.

Mit 2,5 Jahren wollte er leider auch nicht stillsitzen für den Hörtest. Beim 2. Termin , weil beim 1. Die Messung nicht geklappt hat, haben wir auch nach einer Lösung gesucht. Wir haben dann notgedrungen das Handy genutzt. Wir haben ihn dann Videos von seinen Cousinen gezeigt, die meine Schwester extra für ihn aufgenommen hatte, diese hat er wirklich gerne angeschaut und dabei super still gesessen. So könnte die Messung endlich durchgeführt werden. Mittlerweile hat der HNO-Arzt auch einen Bildschirm, auf dem man Schiffe oder Autos beim Fahren sehen kann, das hilft ebenfalls.

Die Röhrchen sind mittlerweile raus, und wir gehen jetzt einmal im Jahr zum Pädaudiologen. Mein Sohn hat ebenfalls eine schwere Sprachstörung, weil er bis zu dem Alter kaum etwas gehört hat. Ich muss sagen, der Pädaudiologe ist natürlich ein multiprofessionelles Team, das sich dein Kind intensiv anschaut. Der Termin dauert etwa einen halben Tag und ist bei ausgeprägter Sprachstörung wirklich sinnvoll. Der Hörtest ist derselbe wie beim HNO-Arzt.

Wenn dein Kind gut spricht, bin ich nicht sicher ob der Pädaudiologe Sinn macht.
Aber ich bin auch kein Experte und kann nur von meinem Erfahrungen berichten.

LG