Kannkind mit 6 oder 7 einschulen?

Hallo in die Runde! Ich hoffe hier auf Erfahrungen von Eltern, die in einer ähnlichen Situation gesteckt haben… wir haben eine Tochter, sie ist Ende Juli 5 geworden. Wir leben in Hessen und meine Tochter ist daher ein Kannkind. Sie könnte nächstes Jahr oder übernächstes Jahr eingeschult werden.

Diese Entscheidung muss nun bald getroffen werden und wir tun uns etwas schwer damit. Ich habe bereits mit vielen über das Thema gesprochen. ErzieherInnen, Kinderarzt, Familie, anderen Eltern, etc.
Oft geht die Tendenz in Richtung warten. Der Ernst des Lebens beginnt noch früh genug. Kannkindern, die früher eingeschult werden, merkt man das oft noch lange an. Das sagte zumindest unser Kinderarzt, auf den ich große Stücke halte. Er meinte er würde darüber nachdenken, wenn das Kind extrem intelligent und zugleich extrem selbstbewusst ist. Meine Tochter ist fit und aufgeweckt aber bei beiden Aspekten sehe ich sie nicht als extrem oder besonders überdurchschnittlich. Wir haben vor einem Jahr wegen Umzug den Kindergarten gewechselt und meine Tochter hat vor allem Anschluss bei Mädels gefunden, die erst im Frühling 5 werden, also übernächstes Jahr eingeschult werden. Auch weil wir gerade erst umgezogen sind und diesen Wechsel hatten (sie ging vorher schon 1 Jahr in einen anderen Kindergarten), würde ich dir das weitere Jahr im Kindergarten total gönnen.

Meine Eltern wiederum machen sich Sorgen, meine Tochter könnte unterfordert sein. Sie kann schon viele Buchstaben erkennen und liebt es zu schreiben, wenn ich ihr Wörter buchstabiere (bisher nur in Großbuchstaben). Außerdem kann sie auch schon ein bisschen rechnen. Letztens hatte sie 2 5 Cent Stücke und 1 Cent Stück in der Hand und überlegte kurz und sage dann „das sind 11 Cent“. Das hat mich schon überrascht… unser Kinderarzt meinte allerdings, dass Langeweile im letzten Kindergartenjahr nichts schlimmes sei und man ja immer auch selbst fördern kann, wenn man möchte.

Wie seht ihr das? Wie würdet ihr euch entscheiden oder wie habt ihr euch entschieden?

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Hallo,

unsere Tochter ist auch ein KANN Kind und wird nächstes Jahr ganz regulär eingeschult. Eine frühere Einschulung stand nie zur Debatte.

Mein Mann wurde selber mit 5 Jahren eingeschult und sieht dies im Nachhinein eher negativ. Da geht es gar nicht um die Grundschule, sondern eher um spätere Klassen und den Altersunterschied und die dann unterschiedliche Entwicklung/ Interessen.

Ich selbst bin dagegen aufgrund der damaligen Stichtagsregelung erst mit 7 Jahren eingeschult worden und hatte eine völlig entspannte Schulzeit.

Ich kann nicht erkennen, welchen Vorteil eine frühere Einschulung für den Rest ihres Lebens haben sollte und denke das man eher eine frühere Einschulung bereut als eine späte.

Bei uns im direkten Umfeld gibt es viele Kann Kinder und niemand lässt eher einschulen. Die Chance das unser Kind mit Abstand das jüngste wäre, ist relativ hoch.

Das sie sich in der Kita langweilt glaube ich nicht. Ihre engsten Freunde werden auch erst nächstes Jahr eingeschult. Außerdem gibt es für die Vorschüler ein gesondertes Programm/Aufgaben und spezielle Ausflüge werden unternommen.

Und zum Schluss ist unser Kind ganz normal entwickelt wie alle anderen auch, altersgerecht verspielt und wir haben nicht das Gefühl, dass sie besonderen Input oder Förderung bräuchte, die wir und die Kita nicht mehr leisten können.

VG Nenea

Bearbeitet von nenea2
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"sondern eher um spätere Klassen und den Altersunterschied und die dann unterschiedliche Entwicklung/ Interessen."

Dieses Argument habe ich noch nie verstanden.
Es ist ja nicht so, als wären die Muss-Kinder alle 1 Jahr älter, sondern die meisten nur wenige Wochen bis Monate.
Und auch die Pubertät setzt zeitversetzt ein. Nicht bei allen zur gleichen Zeit, und bei Jungen später als bei Mädchen.

Ich bin ein Septemberkind, genau wie mein Mann. Wir wurden beide mit 5 Jahren eingeschult. Und es war zu keinem Zeitpunkt ein Thema, dass wir aufgrund unseres Alters unterschiedliche Interessen oder eine unterschiedliche Entwicklung hätten, durch die wir in irgendeiner Form auch nur minimal hervorgestochen wären.
Wir waren noch nicht einmal die jüngsten in unserem Jahrgang.
Je älter wir wurden, desto jünger wurden auch die Mitschüler - durch Überspringen.

Ich habe noch ein Auslandsjahr gemacht - war super, auch wenn ich noch echt jung war und im Vorlauf überall meine Eltern mitunterschreiben mussten.
Als ich angefangen habe mit dem Studium waren einige noch jünger, als ich es gewesen wäre. Hat man ihnen nicht unbedingt angemerkt. Dafür gab es 19-/20-jährige, die völlig unselbstständig waren.

"Ich kann nicht erkennen, welchen Vorteil eine frühere Einschulung für den Rest ihres Lebens haben sollte."

Es hat das Selbstbewusstsein gefördert (ich bin nicht zu klein, ich bin reif genug, es ist ein "verlass dich darauf, was du kannst").
Es hat mich intellektuell und von der Reife her gefördert, und die Herausforderung hat meiner Entwicklung gutgetan. Besser, als die Unterforderung im Kindergarten es getan hätte.
Es hat mich weitergebracht und mir Vertrauen in meine Fähigkeiten gegeben. Ich merke es an einer Freundin, Augustkind, spät eingeschult, die große Probleme mit dem "ich bin zu jung dafür" hat.

Und ich finde es auch wirklich nicht schlimm, mit 18 das Abi in der Tasche zu haben und nach Regelstudienzeit mit 23 Jahren den Master zu haben (das gibt einem auch noch mehr Spielraum für Dinge wie FSJ, längere Studiendauer, Studienwechsel o. ä., bevor man den Kindergeldanspruch verliert)

Verabsolutieren sollte man nichts, finde ich.
Für manche ist die frühe Einschulung gut, für manche die späte.
Es kommt aufs Kind an.

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"Dieses Argument habe ich noch nie verstanden."

Musst du ja auch nicht. Bei euch hat es offenbar nicht zugetroffen. Bei meinem Mann schon, er hat genau das nachteilig an seiner frühen Einschulung gefunden. Ist sicher auch etwas individuell, wie halt im eigenen Jahrgang die Zusammensetzung ist.

Genauso wie es für mich, im Gegensatz zu deiner Freundin, nie nachteilig war erst spät eingeschult zu werden (und ich war noch etwas älter als sie).

"Es hat das Selbstbewusstsein gefördert (ich bin nicht zu klein, ich bin reif genug, es ist ein "verlass dich darauf, was du kannst")."

Das wiederum verstehe ich nicht. Mein Kind weiß nichts von der Kann Regelung und das sie auch bereits dieses Jahr hätte eingeschult werden können. Das war wirklich nie ein Thema. Auch in der Kita hat uns nie jemand danach gefragt. Insofern gibt es kein wir halten dich noch für zu klein, was am Selbstbewusstsein nagen könnte. Es war immer klar, ab wann sie in die Schule muss (Stichtag) und fertig. War bei mir damals auch so. Ich bin einen Tag nach dem Stichtag geboren. Das ist das einfach ein Fakt, nicht mehr und nicht weniger.

Auch von Unterforderung in der Kita kann ich nichts feststellen. Sie hat auch noch nie geäußert, dass sie nicht in die Kita will, weil ihr langweilig ist.

Und selbstverständlich ist es nicht schlimm bereits mit 18 Abitur zu haben, aber wie geschrieben, kann ich auch keinen großen Vorteil darin sehen und wüsste daher einfach in Summe mit allem anderen nicht, warum ich etwas forcieren sollte, was noch nicht sein muss.

Aber sicher ist das immer eine individuelle Entscheidung, Abwägung und Gewichtung und hängt auch sehr von den persönlichen Erfahrungen in der Schule ab und die waren bei uns als Eltern eben auch gegensätzlich zu euren.

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Meine Mama ist Grundschullehrerin und hat auch immer gesagt, im Zweifel lieber warten. Ein bisschen Langeweile im letzten Kindergartenjahr gehört dazu, sagt sie, dann kann sich das Kind erst recht auf die Schule freuen.

Ich lese auch bei dir raus, dass euer Bauchgefühl zu warten geht und dann würde ich darauf vertrauen. Es geht ja bei der Schule auch nicht nur darum, bereit für das Lesen und Rechnen zu sein, sondern auch sozial-emotional reif genug für den Schulalltag.

Meine Tochter ist zwar noch etwas jünger als eure, wird aber aufgrund Geburtstag auch ein Kann-Kind sein und ich bin mir auch sehr sicher, dass wir lieber ein Jahr warten werden (es sei denn, die Erzieher im Kindergarten raten uns ganz dringend dazu, sie schon früher einzuschulen).

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dann ist sie bei der Einschulung schon 6. -- in vielen BUndesländern kein Kann-Kind und auch "an der Zeit" wenn keine Defizite vorliegen.
Ein Kind dass bei der Einschulung noch 5 ist und das noch einige Monate lang, - das wär für mich die Grenze.
Meine Tochter war frisch 6. Hat im September Geburtstag. -- Fand ich gut an der Zeit.

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Die Entscheidung können wir dir hier nicht abnehmen, aber einige Gedanken: "Der Ernst des Lebens beginnt noch früh genug". Solche Sprüche fand ich als Kind immer furchtbar und finde sie auch heute noch, weil es einerseits impliziert, dass alles vor der Schule nicht richtig zählt, bzw. nicht ernst ist, und andererseits, dass ab Schulbeginn jegliche Freude vorbei ist. Im Prinzip beginnt der Ernst des Lebens ab Geburt, denn die Kinder schaffen alle paar Tage das Schwierigste, was sie je in ihrem Leben gemacht haben. Und andererseits würde ich versuchen, dem Kind zu vermitteln, dass die Schule ein toller Ort ist, wo sie viele neue Dinge lernen kann, neue Leute kennen lernt usw., nicht "der Ernst des Lebens", in dem es primär darum geht, sich irgendwie über Wasser zu halten. Ich selbst fand Schule viel besser als Kindergarten. Ich bin sechs Tage vor dem damaligen Stichtag geboren und hätte sicher nicht profitiert, wenn man mir ein weiteres Kindergartenjahr "gegönnt" hätte. Das mag bei deinem Kind natürlich anders sein.

Zumindest im Schweizer Kindergarten, wo dies im Lehrplan vorgesehen ist, ist es nicht unüblich, dass Kindergartenkinder mit fünf Buchstaben erkennen und schreiben zu können und Im Bereich 1-10 oder etwas darüber hinaus rechnen können. Der springende Punkt liegt meist eher im Sozialverhalten, Selbstregulation, Selbständigkeit (z.B. auch dann "funktionieren", wenn gerade keiner Aufsicht führt). Davon erwähnst du nicht viel. Aber ich sag's so: Wir haben bei unserer Tochter das gemacht, wozu uns die Experten geraten haben. Und davon hat sie wegen einer parallel laufenden Therapie einige. Hätten sie uns dazu geraten, sie noch ein Jahr zurückzustellen, hätten wir das gemacht. Mit einigen haben wir seit zwei Jahren zu tun, ich hatte immer den Eindruck, dass die kompetent sind. Auf die Meinung meiner Eltern, die das Kind nur in der Freizeit sehen und zudem nicht vom Fach sind, hätte ich nicht soviel gegeben.

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Ich bin zwar kein Elternteil, bin aber selbst ein Kannkind gewesen und bin auch im späten Juli geboren.

Für mich war es definitiv die richtige Entscheidung, ich war schon sehr weit, auch sozial, und war zu dem Zeitpunkt auch bereits drei Jahre im Kindergarten. Meine ganzen Freundinnen und Freunde gingen in dem Jahr auch zur Schule. Ich war immer eine gute und beliebte Schülerin und bin sehr gerne zur Schule gegangen. Gemerkt habe ich den Unterschied nie, nur bei der Klassenfahrt in der 10. waren meine Freundin und ich die einzigen unter 16 und hatten noch einen Kinderausweis. Und da ich Fachabitur in der 12. Klasse gemacht habe, war ich beim Abitur noch 17. Studienbewerbung und Zusage, Antrag Bafög, Zusage zum Studentenwohnheim auch noch alles vor meinem 18. Geburtstag. An der FH waren dann sehr, sehr viele älter als ich, weil der Erstsemesterdurchschnitt bei der Fachhochschule damals ziemlich hoch war. War aber auch kein Problem. Dadurch dass ich so jung gestartet hatte und Fach-Abi nach der 12. machte, konnte ich nach FH-Abschluss dann auch noch ein Uni-Studium dranhängen und war dann nicht älter als die meisten Mitstudierenden ;).

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"Er meinte er würde darüber nachdenken, wenn das Kind extrem intelligent und zugleich extrem selbstbewusst ist."

Dem stimme ich 100%ig zu!
Meine Tochter ist im Juni (auch Hessen, also gerade noch ein Muss-Kind) geboren und sie hat schon als Kleinkind immer lieber mit älteren Kindern (auf Augenhöhe!) gespielt. Mit 5 beherrschte sie bereits den Mathe-Stoff des ersten Halbjahres, Großbuchstaben konnte sie auch fast alle "schreiben", aber noch keine Wörter. Sie war immer extrem fit in allem (fiel schon der Hebamme im Kreißsaal auf!) und wäre auch ein Jahr früher in der Schule sicher schon gut klargekommen.

Tatsächlich war sie auch in der Schule deutlich schneller als alle anderen, sie war die erste, die Lesen konnte, hat sich in Mathe nur gelangweilt ("Oma, wir schreiben in Mathe immer nur Zahlen auf, das ist langweilig!" - das zwischen den Zahlen + oder - stand und hinten noch ein Ergebnis errechnet wurde, hat sie verschwiegen). Ihre Klassenlehrerin (Gott sei Dank eine sehr gute) meinte irgendwann einmal zu mir, vom Kognitiven her hätte sie locker eine Klasse überspringen können. Was unserer Tochter aber fehlte - und das geht vielen früh eingeschulten Kindern so - war die emotionale Reife. Das Überspringen einer Klasse wäre für sie einfach nicht gut gewesen, insbesondere beim Thema Konfliktbewältigung und Frustrationstoleranz hatte sie Defizite gegenüber älteren Mitschülern) - und das Thema Langeweile hatte sich mit dem Übertritt aufs Gymnasium weitestgehend erledigt.

Ich kenne übrigens einen mittlerweile 9jährigen, der zunächst vorzeitig eingeschult werden sollte. Die Eltern haben sich quasi im letzten Moment dagegen entschieden und sagen heute, das hätten sie keine Minute bereut.

LG

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"unser Kinderarzt meinte allerdings, dass Langeweile im letzten Kindergartenjahr nichts schlimmes sei und man ja immer auch selbst fördern kann, wenn man möchte."

Solche pauschalen Aussagen finde ich immer schwierig.
In der Grundschule wird idR bei Null angefangen. Wenn sie sich jetzt schon für den Schulstoff interessiert und das so bleibt, dann wird sie in zwei Jahren vielen anderen voraus sein. In der Schule muss sie dann trotzdem wochenlang Zahlen und Buchstaben schreiben, obwohl sie vielleicht schon rechnen und lesen kann.
Ich sehe es bei meinem Kind, das sich oft langweilt (obwohl regulär eingeschult).

An den Freunden würde ich mich nicht orientieren, da kann in einem Jahr noch so viel passieren.

Wie sieht es bei ihr sozial-emotional aus?
Musst du dich jetzt wirklich schon festlegen? Hier werden beispielsweise alle Kann-Kinder angemeldet, aber man kann sie noch ein paar Monate vor der Einschulung zurückstellen, soweit ich weiß.

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Was sagt der Kindergarten? Im Gegensatz zum Kinderarzt erleben die deine Tochter über Stunden und ohne dich. Die Meinung wäre schon gut.

Ich würde auch eher warten.

Sollte es wirklich zu einer Unterforderung kommen - nicht zu verwechseln mit Langeweile - kann dem ja aktiv entgegengewirkt werden. Da gibt es so viel Material für wissbegierige Kinder, ohne Schule vorzugreifen...


Es sei denn, der Kindergarten sagt, das Kind muss aber in die Schule, dann schicken, aber echt nur bei: MUSS

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Die Erzieherinnen haben auch eher angeregt zu warten, das entscheidende Gespräch hierzu kommt dann im Oktober. Ich gehe aber davon aus, dass sich nichts an deren Einschätzung geändert hat.

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Ein Kind sollte wirklich nur dann verfrüht eingeschult werden, wenn es seinem Alter meilenweit voraus ist-und das scheint bei Deiner Tochter nicht der Fall zu sein. Ein bisschen rechnen und schreiben können fast alle 5jährigen. Zudem ist das überhaupt nicht der entscheidende Faktor. Ich würde an eurer Stelle nicht einmal ansatzweise darüber nachdenken die Kleine früher einschulen zu lassen. Dass die stolzen Großeltern ihre Enkelin für ein Genie halten, ist verständlich:))Aber Langeweile in der Kita ist nie ein Problem.