Verhaltensauffällig?

Hallo,

Wir haben einen Sohn, seit Juni 3 Jahre alt.
Er kann sich bestens ausdrücken, wirklich alles benennen und verstehen. Ist meistens ein wirklich „angepasstes“ Kind, aufgeschlossen, lustig und liebevoll. Er geht seit 2 Wochen in den Kindergarten, war schon immer normal entwickelt, ist seit er 2 Jahre ist Tags und nachts trocken, wird noch zum einschlafen gestillt, schläft im Familienbett. Das alles nur als kurze Eckdaten :)

Es ist so dass er Gefühle generell benennen kann. Richtige „Trotzanfälle“ hat er sehr selten. Er hinterfragt gerne alles und versucht teilweise durch reden und diskutieren das zu bekommen, was er gerne möchte. Natürlich wird je nach Situation auch mal getrotzt und geweint.

Nun zum „Problem“, bzw. eher zur Sorge:

In bestimmten Situationen wenn er sich ärgert, erschreckt oder traurig (?) ist schreit bzw. kreischt er so laut er kann mit geballten Fäusten. Es ist ein einfaches „ahhhhhhhh“. Oft wenn man Ihn anspricht erklärt er dann „weißt du warum ich so geschrien habe? Ich habe geschrien weil ich sauer bin / weil ich das zuerst machen wollte“ usw. Manchmal brüllt er dann noch lauter nach Ansprache: „lass mich in Ruhe ich bin sauer / rede nicht mit mir weil ich sauer bin“

Meine Reaktion auf sein schrei ist immer die selbe:

Ich sage Ihm „Du kannst es in normaler Lautstärke sagen, wenn du dich ärgerst / warum schreist du denn so, bist du sauer weil xyz? -> du kannst so gut sprechen, du kannst einfach sagen was dich sauer macht und was du möchtest, dann verstehen wir dich besser. „ usw. Ich zeige ihm Alternativen bspw. mit dem Fuß aufstampfen, die Fäuste ballen oder in Boxsack / wutknuffel schlagen (funktioniert leider fast nie)

Mein Mann hingegen schreit in letzter Zeit wenn dies vermehrt vorkommt LEIDER!!! „Hör auf zu schreien so geht das nicht“ o.ä.

In diesen Situationen wird er wütend, dass er so schreit:

- heute bspw. beim Lego bauen als es mehrfach nicht so klappte wie er wollte und immer wieder kaputt ging
- oder auch heute: er hat im Garten mit Wasser aus einer Flasche gespritzt und das Nachbars Kind wollte die Hände darunter halten
- gestern auf dem Heimweg vom Kindergarten : er wollte dem Erzieher den Stein schenken den wir am Morgen gesammelt haben; es fiel ihm allerdings erst auf dem Heimweg ein. Auf den Vorschlag es morgen zu schenken, schrie er oft hintereinander und voller Wut so laut. Hat sich dann aber auf den Deal zuhause etwas schönes mit dem Stein zu basteln ohne großes Drama eingelassen.
- wenn das Nachbarsbesuchs Kind nicht von der Schaukel kommt
- wenn er sich weh tut beim Fahrrad fahren
- wenn ich mir weh tue und schreie
- Papa möchte etwas spielen / dabei sein und es ist nicht erwünscht

Bis jetzt macht er es ausschließlich zuhause / draußen alleine im Wald o.ä

Ich begegne Ihm (bzw. versuche :)) ihm stets auf Augenhöhe zu begegnen und verbiete / regeln zu erklären, vorher zu fragen bei bestimmten Dingen usw. , dann reagiert er ausschließlich so wenn er sich alleine bspw über kaputtes Lego ärgert.

Ist das besorgniserregend oder einfach nur eine schnelle Reaktion Emotionen aus dem Körper zu bekommen? Wie würdet ihr damit umgehen?

DANKE :)

1

Ich würde das nicht als verhaltensauffällig einstufen. Auch mein Kind ist knapp 3, spricht sehr gut, kann Gefühle benennen und sagt mir manchmal trotzdem "lass mich in Ruhe, ich will mich jetzt ärgern" und weint dann. Sie schreit nicht laut, deshalb ist es bei uns wohl nicht so unangenehm. Aber im Prinzip ist es das gleiche Phänomen: sie ärgert sich und braucht ein Ventil für diese Emotion. Sie kann danach bzw. auf während dessen sehr gut benennen was sie ärgert 🤷🏼‍♀️ dadurch verschwindet aber ihr Zorn bzw. ihre Trauer nicht.

Ich sage meistens nur ok und gebe ihr zu verstehen, dass ich sie gerne tröste sobald sie möchte. Dann lass ich sie weinen und frage manchmal nach, ob ich jetzt schon trösten darf. Bei uns dauert es meistens nicht lange.

Ich kann mir vorstellen, dass schreien mehr an deinen Kräften zehrt als weinen an meinen. Aber im Grunde genommen ist das kein besonders schädliches Ventil. Vielleicht kannst du ihm einen Polster oder ein großes kuscheltier zum reinschreien kaufen. Dann ist der Ton vielleicht etwas gedämpfter. Aber ich würde ihn zu Hause oder im Wald einfach machen lassen. In der Öffentlichkeit (zB Restaurant) würde ich den Raum mit ihm verlassen.

Und auf jeden Fall würde ich versuchen dem Mann klar zu machen, dass er nicht schreien darf, wenn er sich ärgert. Wie sollst du einem 3 jährigen beibringen, seine Emotionen zu zügeln, wenns der Erwachsener Mann noch nicht beherrscht.

2

Verstehe ich das richtig, dein 3-jähriges Kind schreit laut, wenn es wütend ist? Also wenn nicht gerade daneben ein Baby schläft oder ihr im Theater oder bei einer Hochzeitszeremonie seid, sondern im ganz normalen Alltag, ist das doch erstmal eine gute Strategie! Also ich zumindest finde schreien viel besser als schubsen, hauen, Dinge schmeißen etc. Ich würde das so hinnehmen und höchstens besprechen, in welchen Situationen es wirklich ein Problem ist und was dann vielleicht Alternativen sein könnten, um den Ärger rauszulassen. Aber er macht es ja eh nur zu Hause. Also ist doch alles bestens?

Deine Reaktion, dass er es leise sagen soll, ist für mich wenig nachvollziehbar. Es geht ja darum, Dampf abzulassen. Leises reden bringt da doch nichts. Viele Eltern bieten ihren Kindern lautes Schreien als möglichen Umgang mit starken Emotionen explizit an, zusammen mit in ein Kissen hauen oder auf den Boden stampfen. Dein Kind hat seine Methode selbst gefunden, ist doch super!

5

Sehe ich auch so, er hat einen Ventil gefunden, das vergleichsweise harmlos ist. Mein Sohn (fast 5) ist noch oft richtig aggressiv wenn er von negativen Gefühlen überwältigt ist, obwohl wir schon lange über Gefühle und Verhalten sprechen. DAS ist sehr schwierig. Bei dir ist es im Grunde nur lästig.

7

Hallo,

Wenn ich es so lese , gebe ich euch 100% recht!
So hab ich es noch nie betrachtet, dass es eigentlich totaler Mist ist, ihn hinzuweisen es leise zu sagen…

DANKE 🫶🏻

3

Ich kann nachvollziehen, dass das Verhalten für Euch kräftezehrend ist. Verhaltensauffällig finde ich es überhaupt nicht.
Mein Kind tobt und weint auch, wenn es von Wut und Frust übermannt wird. Es ist jetzt 4,5 Jahre alt und mittlerweile ist es seltener geworden. Solange es sich nicht selbst oder andere verletzt, würde ich da nicht groß eingreifen, sondern das Kind nur begleiten. Sprich da sein und warten bis es sich beruhigt hat. Dann eine Umarmung anbieten und über die Situation sprechen.

Du betonst, dass dein Kind sich gut sprachlich ausdrücken und Emotionen benennen kann. Das ist super, hat aber nicht direkt was mit dem Verhalten zu tun. Das Problem bei Kleinkindern in diesem Alter ist i.d.R. nicht, dass sie kein Verständnis haben, sondern dass die Impulskontrolle noch nicht ausgeprägt ist. D.h. sie können in der konkreten Situation ihre Emotionen nicht kontrollieren und "rasten" aus. Wenn die Emotionen sich wieder beruhigt haben, wissen sie genau, wenn ihr Verhalten nicht richtig war.

4

Das Schlimmste was dein Mann tun kann ist schreien 🙈
Das gucken sich die Kinder ab.

8

Da gebe ich dir zu 100% recht!

6

Hallo, das ist eine ganz normale Reaktion. Dein Kind ist gerade mal 3 und es sagt ja selbst, dass es wütend ist und es deshalb macht. Nur weil ein Kind gut sprechen kann und seine Emotionen benennen kann heißt es nicht dass er diese auch kontrollieren kann.

Weniger aufregen über das Schreien sondern ihn durch den Wutanfall bzw. Gefühlsausbruch begleiten.

Alles liebe.