Umgang mit Kind (4 3/4, hochsensibel), das nicht verlieren kann

Hallo zusammen,

unser Sohn (wird in 2 Monaten 5 Jahre alt) hat große Probleme damit akzeptieren zu können, dass er nicht gewinnt. Das nicht erst zum Ende eines Spiels, sondern bereits dann, wenn er z.B. bei einem ersten Zug nicht dran ist/eine bestimmte Karte nicht bekommt, etc. - eigentlich passt ihm alles nicht, wenn es nicht so kommt wie von ihm erhofft.
Er ist vermutlich hochsensibel, sehr perfektionistisch und selbstkritisch. Er hat Schwierigkeiten, sich zu fokussieren und aufmerksam zu sein. Dies hängt vermutlich mit der Hochsensibilität zusammen. Daher freuen wir uns, wenn er bereit ist, Spiele zu spielen und sich fokussieren zu wollen. Leider beginnt dies meistens jedoch bereits mit Stress und Theater. Allgemein fällt es ihm noch sehr schwer, mit Frust umzugehen, obwohl wir dies ruhig und angemessen begleiten.

Wie sollten wir als Eltern in solchen Situationen angemessen reagieren?

Ich würde mich sehr über Rat von Eltern mit eigenen Erfahrungen oder Menschen mit Fachkenntnissen freuen. Vielen Dank!

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Habt ihr ihn diagnostizieren lassen oder wie kommt ihr darauf? Meine Tochter ist/war ähnlich drauf u sie hat halt einfach einen sehr starken Willen u will sich überall durchsetzen, nur so geht das halt im Leben nicht. In dem Alter hab ich dann schon gesagt, entweder wir spielen nach den Regeln, oder gar nicht. Verlieren ist zwar blöd, aber muss man lernen. Frust muss man auch aushalten lernen u das lernt kein Kind nur wenn man das Spiel so adaptiert, damit es zufrieden ist. Ich hab das Spiel dann immer abgebrochen wenn schon anfangs komplett ausgezuckt wurde und nur gesagt "schade, heute fällt es dir schwer das Spiel nach den Regeln zu spielen, vielleicht klappt es ein anderes man besser" u sie wüten lassen. Mittlerweile klappt es u wir können ganz normal spielen weil sie einsieht, dass ich sonst einfach nicht mit ihr spiele.

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Danke, ein hilfreicher Rat! Nein, diagnostizieren lassen noch nicht. Hochsensibilität gibt es auch nicht als Diagnose lt. ICD10 o.ä.
Wir haben von verschiedenen Bekannten, u.a. Therapeuten und Kindheitspädagogin, den Hinweis in die Richtung bekommen - nachdem ich (Mama) es selbst bereits gedacht habe (mir geht es dahingehend ähnlich, ich bin auch sehr empfindsam und sensibel).

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Meine Hochsensibilität ist mittlerweile laut ICD 10 Asperger 🙈

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Ist ja kein Einzelfall, mein Rat: Viele Bilderbücher zum Thema Gewinnen/Verlieren vorlesen, Kinder merken sich solche Sachen viel eher als Ermahnungen von Eltern oder gar Lehrern. Hier ein paar Beispiele aus unserer Familienbibliothek, aber jede Bibliothekarin hilft und berät euch da gern weiter:

Henry will gewinnen - Azuary-Luton Hardy - Brunnen (G) ab 4
Der Regenbogenfisch lernt verlieren - Pfister - NordSüd2017
Ich bin der Beste - Cousins - Sauerländer2010
Nicht so fies kleiner Tiger - Roth Rashin - NordSüd2023 ab4
Ratte und Tiger - Kasza - Meisinger1994
Zwei Kraftprotze - Morimoto - Könnemann1997
Winni wiehert - Babette Cole - Sauerländer1995
Kleiner Drache will der Größte sein - Starling - Esslinger2019

Immer wieder vorlessen und wichtig, gemeinsam über den Inhalt reden, was da im Kind abgeht. Oft sind es kindliche Unsicherheiten oder elterlicher Anspruch, die das Kind so unter Druck setzen.

Weitere Lösungsansätze:
Heute hab ich Wut im Bauch - Böhm Warnes - Oetinger2022
OmaOpa find ich gut - Grossmann-Hensel - Betz2019 (braucht gutmütige Grosseltern)

Als Kinder hatten meine Eltern mit uns "Verliertage" eingeführt, wo nur derjenige den Nachmittag mit Brettspielen "gewinnt", wenn jede Runde jemand anderes gewann (ist ganz schön schwer). War hilfreich zu lernen auch mal für jemand anderes "loszulassen" und wie schwer das sein kann...

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Mega. Herzlichen Dank, auch für die tolle Empfehlungsliste! Ich werde nachher direkt nach passenden Büchern stöbern ❤️

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Wie ist das beim Spiel mit anderen Kindern? Hat er da auch Probleme oder ist er ein beliebter Spielpartner, der auch Kompromisse eingehen kann?

Manchmal benehmen sich Kinder in der Kita ganz anders, können sich dort an die Regeln halten, fordern aber zu Hause die Sonderrolle ein.
Ihr solltet da unbedingt gegensteuern. Wie wäre es mit einem Sportverein?

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Im Kindergarten ist er sehr, sehr angepasst. Das ist natürlich nicht von Vorteil, denn für ihn ist es enorm anstrengend und sicherlich oft frustrierend.
Er hat viele Spielpartner/Freunde und ist bei den Kindern sehr beliebt. Er teilt sehr gerne, hat (ansonsten) einen hohen Gerechtigkeitssinn, hat sogut wie keine Reibereien mit anderen - was für uns nicht nur eine positive Eigenschaft ist.
Das bietet für „starke“ Kinder natürlich eine Angriffsfläche, wenn dies nicht professionell von den Erziehern begleitet wird. Dies werden wir demnächst noch im Kindergarten ansprechen.
Wir bestärken ihn zuhause, dass er sich von anderen nicht -ich kürze es mal ab - alles gefallen lassen brauch.
Ich schätze, dass er sich seiner „Unterlegenheit“ im Spiel mit anderen im Kindergarten schon sehr bewusst ist. Die Wut und den Frust beim Spiel kommt dann zuhause entsprechend raus.

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Hmm, dann ist ja etwas aus der Balance.

Ich habe mir dann immer gern selbst einen Eindruck verschafft, wenn ich dss Gefühl hatte: da stimmt etwas nicht.

Hast du ihn im Spiel beobachtet? Kannst du vielleicht in der Kita mal hospitieren, so dass dich niemand sieht? Im Garten eventuell?

Eigentlich sollte ein "vernünftiges" Verhalten keine Angriffsflävhe bieten. Eventuell muss er noch Strategien für Rabauken entwickeln. Guck dir die Situationen mal an.

Unser K4 war ein unglaublich vernünftiges und sehr soziales Kind. Er hatte allerdings den Vorteil der älteren Geschwister. Ich erinnere mich an einen Vorfall auf dem Schulhof. Ich wollte ihn abholen und kam gerade um die Ecke, wurde aber nicht bemerkt. Ein etwa 8Jähriger stand da und pöbelte ihn an: Ey, verpiss dich, du Hurensohn. Und unser 1.Klässler guckte ihn an, schüttelte leicht den Kopf und erwiderte völlig ruhig: du bist ein blöder Scheisskopf und ging dann einfach weiter. Der grosse Junge stand sprachlos da und starrte.
Keine Ahnung, ob noch etwas passiert wäre, wenn ich in dem Augenblick nicht dazu gekommen wäre. Aber ich fand sein Selbstbewusstsein für einen 5Jährigen schon sehr bemerkenswert und erfreulich. Er war so im Reinen mit sich und meinte hinterher: ach, der war irgendwie wütend. Aber gar nicht auf mich, nur einfach so.

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Dein Kind kann nicht verlieren, nicht mehr und nicht weniger. Verlieren erzeugt in ihm Frust und negative Gefühle. Er ist nicht hochsensibel, ich finde solche Laiendiagnosen von Eltern immer kritisch, nur um unpassendes Verhalten zu entschuldigen. Er hat einfach eine geringe Frustrationstoleranzgrenze. Was man machen kann? Es gibt genügend Spiele, die man in Teams spielen kann, ohne Verlierer und Gewinner, man kann anderes Sachen spielen.

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Ein unpassender Kommentar. Du kennst doch sämtliche weitere Umstände nicht, geschweige denn, wie wir als Eltern dazu stehen. Wie kannst du da ein Urteil fällen und mein Kind bewerten?
Dein Wissen ist in diesem Fall Laienwissen. Hättest du dir sparen können

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Ich finde deine ungebildete Laiendiagnose von Hochsensibilität unpassend.
Wie ich mir ein Urteil fällen kann? Ganz einfach - ich kenne genügend Kinder und noch mehr Eltern, die gern aufgrund von selbstgestellten Diagnosen das Verhalten ihrer Kinder entschuldigen, gerade was das Fehlen von sozialen Kompetenzen und Frustration und Warten/Aufschieben von Bedürfnissen betreffen. Ja, daher kann ich genauso gut dein Kind bewerten wie du "Diagnosen" stellen kannst, nur habe ich die Erfahrung. Und bei dir könnte ich mir einiges sparen, aber ich sehe schon die Gründe für das Verhalten deines Kindes anhand deines Antwortverhaltens. Selbstreflexion hast du nicht, du bist auch schnell frustriert über Antworten, die nicht in dein Weltbild passen.

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Unabhängig von hochsensibel oder nicht:
Sucht euch gezielt kooperative Spiele, bei denen gemeinsam ein Ziel erreicht werden muss. Eine Zeitlang haben wir nur solchen Spiele daheim spielen können, weil die Frustrationstoleranz sehr, sehr niedrig lag. Das wurde aber mit der Zeit immer besser und war auch oft von der Tagesform abhängig.
Heute passiert es nur noch ganz selten, dass das Kind explodiert - dann ist aber auch das Spiel vorbei, wird weggeräumt und es erfolgt dann auch keine Kompensation.

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Spielt jetzt erstmal für einige Zeit kooperative Spiele

Da muss er sich auch an Regeln halten genau wie ihr und entweder ihr gewinnt alle gemeinsam oder ihr verliert alle gemeinsam

Wenn ihr verliert, dann zeigt ihm, dass auch ihr euch ärgert - aber mit Worten
" Das ist jetzt blöd ich dachte wir gewinnen...etc

Und danach " Aber morgen / später etc spielen wir nochmal, vielleicht gewinnen wir ja dann"

Ansonsten- zum Aufbau der Ausdauer und Frustrationstoleranz wenn was nicht sofort klappt :

Smart Games

Da fängt man halt bei 1 an und macht immer eine Aufgabe fertig- dann kommt die nächste - irgendwann klappt es nicht mehr - dann aufschreiben wie weit er gekommen ist und ein paar Tage später soll er nochmal probieren...die Aufgabe die nicht geklappt hat zu lösen

Und immer klar machen " Man kann nicht alle sofort können - mal schauen, wie weit du heute kommst"

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Ergänzung:

Ein schönes Spiel, wo man als Team etwas erreichen muss, ist "Leo muss zum Friseur". Die Geschichte dazu ist niedlich gemacht. Man muss den Löwen rechtzeitig zum Friseur bringen - und das eben als Team. Schafft man es, super! Schafft man es nicht, läuft der Löwe nochmal los. Verlierer gibt es bei dem Spiel nicht. Meine Kinder sind 4 und 9 und lieben es. :-)

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Hi,

mein Sohn hatte auch lange Probleme damit, wir haben die Konfrontation gewählt. Er wollte ja spielen, aber ständiges ausflippen, führte dann eben zum Ende des Spiels.

Es wurde mit der Zeit besser. Heute ist er 9 und wir können problemlos Mensch Ärger dich nicht spielen. Er ist immer noch manchmal kurz traurig, oder es kullert ein Tränchen, aber das wird von uns einfach nicht weiter kommentiert und auch keine Rücksicht (im Hinsicht auf das Spiel) genommen.

Aber meistens hat er einfach Spaß am Spiel.