Mein Kind geht seit über einem Jahr in den Kindergarten und war dort zunächst mit einem Mädchen befreundet und hat sich dann aber umorientiert. Mein Kind ist sehr gut eingebunden, die ehemalige Freundin leider nicht. Das Problem ist ihrer Mutter und uns bekannt (wir verstehen uns gut) und ich selbst finde es schade, dass die Freundschaft unserer Kinder auseinander ging. Ist dann aber so.
Nun hat sich im Kindergarten eine Dynamik entwickelt, die die Kriterien des Mobbings erfüllt und das finde ich krass. Bisher wusste ich nur, dass das Mädchen aktiv gemieden wird. Der Zustand ist seit Monaten(?) so.
Vor zwei Wochen wurde uns mitgeteilt, dass unser Kind mit dem Mädchen geschaukelt hat und urplötzlich, als die anderen Freunde kamen, aufgesprungen ist, nicht mehr mit ihr schaukeln wollte und sie mit Matsch bewerfen wollte. Weiter wurde nichts gesagt. Gestern kam es auf einer Spieleverabredung aber ein Spiel, was „Julia-Alarm!“ hieß. Ich denke ihr könnt euch ausmalen wie das ungefähr ging.
Mein Kind ist daran auf Täterseite beteiligt. Ich finde es furchtbar! Für das Mädchen und auch für mein Kind.
Natürlich habe ich es heute Morgen der Erzieherin mitgeteilt, dass es eben weitere Kreise zieht. Sie kannte das Problem. Weiter kamen wir nicht, denn ich musste zu meinem anderen Kind.
Wir haben nächste Woche einen Termin, weil wir ohnehin Probleme haben mit unserem Sohn, der unserer Einschätzung nach nicht genügend unterstützt wird und in Leerlaufzeiten Blödsinn macht. Das waren bislang Sachen wie am Zaun klettern, Spiele verschmieren, sich Brot auf den Kopf legen, Wasser herumplanschen. Auch zweifelsohne nervig, aber immer noch von anderer Qualität. Sozial war er immer unauffällig. Ich vermute, dass das Mitspiel beim „Julia-Alarm“ auch Teil der Langeweile im Kindergarten ist. Ich will nicht, dass er daran teilnimmt und sich so ein Verhalten festigt.
Was können wir tun? Was können wir von Seiten des Kindergarten erwarten? Ich will nicht, dass mein Kind in dem Verhalten bestärkt wird. Bislang sieht es eher so aus, als ob der Mutter nahegelegt wurde die Kita zu wechseln. 🤷♀️
Ist es normal, dass das so schon bei Vierjährigen vorkommt? Ich kenne es aus der Schule, dass ein Kind eine Krankheit hat und man „infiziert“ sich dann damit. Dass Vierjährige das tun, überrascht mich sehr!
Gerne auch antworten von Erziehern.
Mobbing im Kindergarten
Hallo,
während der Kindergartenzeit habe ich einmal eine sehr bewusste Ausgrenzung erlebt. Als Junior mir davon berichtet hat, hatten wir mehr als ein Gespräch zu der Thematik und am nächsten Tag, war ich bei der Leitung. Diese hat dann mit dem Team zusammen gegengesteuert.
Wie hast du in der Spielsituation reagiert? Interveniert? Am Abend das Thema aufgegriffen?
Das Thema steht und fällt meiner Meinung nach, nur in Zusammenarbeit mit den Elternhäusern. Ansonsten rackern sich die Institutionen umsonst einen ab.
Viele Grüße
Naja, selbstverständlich wurde interveniert. Von Seiten der Kita wurde das nie thematisiert und ich würde gerne den Umgang damit kennen. Und der sollte über sofortiges Unterbinden hinaus gehen.
Die Institution rackert sich gar nicht ab. Das Thema wurde bislang unter den Tisch gekehrt. 🤷♀️ Ich weiß nicht, wo da die Bemühungen sind. Ich frage mich halt, wie das in anderen Einrichtungen behandelt wird um davon abzuleiten, was angemessen ist.
Wir sind hier ländlich übersichtlich strukturiert, da ist es schwierig mit unter dem Tisch kehren was aktuell geschieht. Was ich aber auch schon erlebt habe, sind Probleme die ihren Ursprung gefühlt vor hundert Jahren haben. Da stehst du als Zugezogener machtlos und Kopfschüttelnd daneben.
An den Schulen hier, wird mit Beratungslehren, Vertrauenslehrern und den Schulpsychologen gearbeitet.
Ich würd ein Riesen Fass auf machen. Bei Mobbing darf man nicht weg schauen. Wie furchtbar, schon in dem Alter. Ich würd die Leitung mit ins Boot holen und der Mutter natürlich Bescheid geben. Die sollen gefälligst im Team nach einer Lösung schauen und am besten auch via Elternabend die Eltern mit ins Boot holen. Das sollten die ausgebildeten Pädagogen am ehesten wissen wie man damit umgeht. Macht euch stark für das Kind ❤️
Ich würde mal googeln, ob es in eurer Region einen Trainer bzw. eine Trainerin von Stark auch ohne Muckis, Selbstbehauptungs-und Resilienzkurs gibt.
Die bieten die Trainings ab ca. 5 Jahren an, teilweise auch schon für jüngere Kinder.
Für mich ist Stark auch ohne Muckis absolut der beste Anbieter auf dem Markt der Prävention. Ich hab selbst meine Ausbildung da gemacht und gebe seither Trainings in Kitas, Grundschulen und frei organisiert. Bei Bedarf bieten fast alle Trainer noch Pädagogenschulung und Elternabend an, damit zusammen an einem Strang gezogen werden kann.
In der Regel kommt da jemand 4 mal 1 Stunde in die Kita, arbeitet sehr lebensecht mit den Kindern und die Erfolge sind grandios. In Summe kostet so ein Training zwischen 400 und 500€, je nach Trainer.
Ich kann es dir nur empfehlen, dich dahingehend mal schlau zu machen.
Oh super! Danke für den Tipp!
Dass sowas unter Vierjährigen vorkommt, habe ich auch schon erlebt. Nachdem sich das bei euch gefestigt hat, ohne dass jemand etwas unternimmt, würde ich zu einem Elternabend raten. In dem das Problem und dessen Ausmass mal geschildert wird. Und dass ihr euren Kindern dann einzeln und irgendwann auch mal gemeinsam erklärt, dass ihr solches Verhalten keineswegs gutheisst, nicht tolerieren werdet und bis auf weiteres im täglichen Austausch mit der Kita seid.
Wenn bei mir zuhause "Julia-Alarm" wäre, würde ich die Spieleverabredung abbrechen und das andere Kind auf der Stelle heim schicken. Was die anderen Eltern erzieherisch machen, ist ihr Ding, aber in deinem Haus muss sowas sicher nicht stattfinden.
Und wenn das Problem so gelöst wird, dass Julia irgendwann die Kita wechseln muss, ist in Zukunft einfach "Tamara-Alarm", oder "Martin-Alarm" weil die Strukturen ja nicht überwunden worden sind und die Meute schon ein neues Opfer finden wird.
Ja, das sehe ich eben auch so. Bislang wussten wir nur nichts. Den Elternsprechern ist auch nichts bekannt.
HImmel, das hätten bei uns die Erzieher nur ein mal mitbekommen und dann hätte es erstmal einen Anschiss gegeben und dann eine vernünftige Erklärung.
Ich hab mal meinen Sohn abgeholt und gesehen, dass er dann mit einem anderen Kind ein Mädchen in der Nestschaukel angeschubst hat. Es sah ganz süß aus. Bis ich bei ihm war und gesehen habe, dass das Mädchen total am heulen ist. Sie hatte wohl gesagt, sie sollen aufhören, aber die Jungs haben fleißig weitergemacht. Sie hat einfach still vor sich hingeweint, das war wirklich erst ganz nah zu sehen. Ich hab dann natürlich die Schaukel sofort gestoppt, das arme Mädel auf den Arm genommen und zur nächsten Erzieherin gebracht. Sie hat dann nur gefragt ob ich das mit meinem Sohn kläre, was ich bejaht habe und den anderen Jungen hat sie sich dann geschnappt.
Am nächsten Tag durften sich beide Jungs entschuldigen und es wurde nochmal kurz und knapp erklärt, dass sowas nicht erlaubt ist und sehr unnett.
Und so wurden hier alle möglichen Feindseeligkeiten direkt und unmittelbar geklärt, sobald die Erzieher davon Kenntnis haben. Mobbing gibt es hier gar nicht, zumindest habe ich in 6 Jahren, davon 4 als Elternbeirat nie was mitbekommen. Es war immer soweit friedlich. Streit gab es natürlich immer mal, auch mal das jemand fieser war, aber das wurde dann immer eben besprochen und mehr darauf geachtet und dann war auch gut.
Off-Topic:
Vielleicht einmal rüber gehen zu Mode & Schönheit und den Tread Winterjacke lesen, dann weiß man warum das Problem nur schwer in den Griff zu kriegen ist.
Hallöchen,
ich selbst war 13 Jahre lang als Pädagogin im Kindergarten (in Ö) tätig.
Ja, Mobbing geht gar nicht, nur das Problem ist, was ist eigentlich Mobbing? Viele Eltern haben nach meiner Erfahrung schon ein Fass aufgemacht, bevor die Kacke überhaupt da war, um dampfen zu können.
Wieso wird das Mädchen gemieden? Ist es körperlich eingeschränkt? Kinder suchen sich meist einen simplen Grund um zu mobben. (Beispiele: zu dick, zu dünn, kann die Sprache nicht oder es ist eben doch nicht so unbeteiligt und sekkiert auch gerne - das Spektrum ist vielseitig)
Was passiert bei einen Julia-Alarm? Selbstverständlich hat das Personal dafür zu sorgen, dass kein Kind ausgegrenzt wird.
Wenn es um Oberflächlichkeiten geht, dann kann man recht schnell intervenieren und erklären, warum manche Dinge einfach so sind und die Kinder schnallen das dann recht schnell. (Auch die Eltern)
Meine "Lieblinge" waren über die Jahre, die sogenannten "Ak" (Mittermeier ? ;) ), da viele Erziehe r die gar nicht wollten und sie eine Herausforderung waren. Meistens gelang es mir auch, bei denen durchzudringen.
Mein Tipp ist es - die Wurzel allen Übels zu finden und zu hinterfragen. (Soll keine Täter-Opfer-Umkehr-Sache sein) Kinder brauchen meist eine Erklärung, warum das nicht so gescheit ist.
Ja, bei kleinen Kindern bekommt es recht schnell eine Eigendynamik, wo selbst die "bravsten" Kinder zu Mittätern werden, bedeutet aber nicht, dass sie Sadisten sind. Ich würde mal den Sohn fragen, wieso er das spielt und warum man die Julia nicht mag. (Auch wenn der "Grund" noch so schwach ist, meistens gibt es einen)
Oder es gibt einen Rudelsführer, der sich einfach den schwächsten aussucht und die anderen machen mit, weils Angst haben, selbst die nächsten zu sein. (Ist eher selten, wäre aber am einfachsten)
Sind nur meine persönlichen Selbsterfahrungen aus diesen Beruf - ich würde zuerst erfragen und hinterfragen, bevor ich mit der Mobbingwalze drüber fahre, weil da kann es passieren, dass die Julia erst recht nie richtig Anschluss findet. (Kinder können brutal ehrlich sein)
Da wird dann von den Kindern nur geschauspielert, solange Erwachsene in der Nähe sind.
Ich glaube (leider) schon, dass das Verhalten der Kinder normal ist. Sie haben noch keine Empathie in diesem Alter und wenn sie gemeinsam darüber lachen, dann wird es unter Spaß verbucht. Wie es sich für die Betroffene anfühlt, das haben sie nicht auf dem Schirm.
Was ich eben deshalb absolut nicht normal finde ist, dass die ErzieherInnen da nicht sensibilisieren, intervenieren und das Verhalten wirklich sehr klar stoppen. Schon alleine der (offenbar bekannte) Ausschluss des Kindes ist eines der schlimmsten Dinge, die Kinder so widerfahren können. Das darf definitiv nicht unbearbeitet bleiben und die Gruppendynamik muss aufgelöst werden.
Natürlich könnt ihr erwarten, dass die Kita da proaktiv wird.
Gute Antwort! Wir haben mit einer Gruppe von Cousinen auch mal den einzigen Jungen ausgegrenzt und geärgert. Wir fanden das lustig, auch dass er heulte, fühlten uns vielleicht auch etwas stark, aber hätte uns jemand gesagt: stell dir mal vor, man würde das mit dir machen, fändest du das gut?, das hätte uns daran erinnert, was wir da eigentlich machen. Wir haben schlicht nicht mehr dran gedacht, dass es dem armen Jungen, auch noch der Jüngste in der Runde, vielleicht richtig mies ging und er sich nicht 'nur" ein bisschen ärgerte.
Für die Kinder ist Julia-Alarm vielleicht wirklich irgendwann zu einem Spiel geworden, wo es eben am Ende ums schnell wegrennen geht und keiner mehr an Julia denkt. Früher bei "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" rannten wir doch auch, und dann dachten wir irgendwann nicht mehr drüber nach, ob nun Leo oder Lisa gerade den Mann spielte.