Selektiver Mutismus?

Guten Morgen,

ich war mit meiner Tochter (gerade 4 geworden) beim Kinderarzt zur U8. Die Praxis hat zwei Ärztinnen. Wir sind normalerweise bei Ärztin A, bei der meine schüchterne Tochter nie etwas sagt, sie ist von der Art her auch nicht sonderlich einfühlsam. In der Vergangenheit hat die Ärztin selektiven Mutismus erwähnt, dass das bei meiner Tochter der Fall sein könnte. Ich hatte das mit der Kita ausgiebig beobachtet und immer wieder besprochen, die Kita hat mich allerdings schon vor langer Zeit informiert, dass meine Tochter deren Meinung nach nicht vom selektiv Autismus betroffen ist. Sie ist nur anfangs schüchtern und spricht dann aber mit jedem.
Allgemein wird das auch mit zunehmendem Alter besser.

Gestern beide U8 hat Ärztin B untersucht. Auch hier hat meine Tochter anfangs nicht gesprochen. Die Ärztin ist aber recht einfühlsam, so dass mein Kind dann gesprochen hat und alle Untersuchungen und Tests sprechend mitgemacht hat. Ich war richtig stolz und erleichtert, weil ich schon etwas Sorge hatte, dass sie nicht spricht.

Später zu Hause hatte ich ins Heft geschaut, dort hat die Ärztin nun allerdings unter „Auffälligkeiten zur Beobachtung“ „selektiven Mutismus - beobachten“ angegeben.

Nun bin ich irritiert, soll die Maus es also doch haben oder ist es ein Verdacht? Kann es denn selektiver Mutismus sein, wenn sie doch im Laufe der Untersuchung besprochen hat?

Ich habe immer den Eindruck, dass die Ärztinnen aus der Praxis es anders einschätzen als ich und die Erzieher und finde es etwas ärgerlich, dass diese eventuelle FalschDiagnose im U Heft steht (Welches man ja auch zur Einstellungsuntersuchung vor zeigt).

Mein Kind geht allein zu Freunden, lässt sich von anderen Eltern abholen und geht allein zu ihrem Hobby. Das alles war offen gesagt mit etwas Mühe verbunden, da sie einfach wirklich schüchtern ist, aber wir haben es geschafft.

Ein Hinweis noch für euch, den ich der Ärztin gar nicht gesagt hatte (weil vergessen): Mein Kind sagt nicht oft Hallo und Tschüss. Vielleicht könnt ihr das noch in eure Überlegungen einbeziehen, ob SM auf mein Kind zutrifft oder nicht..

Die Kita hatte Anfang des Jahres mir auch schriftlich bescheinigt, dass sie nicht denken, dass mein Kind SM hat (bei den Erziehern gibt es eine Erzieherin, die sich auf dieses Thema spezialisiert hat)

Viele Grüße und danke

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ist etwas einmal in der Akte, wird es vorgetragen.
Also hat die neue Ärztin nur weiter übertragen, was die Seiten vorher schon stand.

Wenn Du eine Diagnose haben willst, ist das SPZ und ein Fachmann der richtige Ansprechpartner.
Wenn Du meinst, das ist abklärungsbedürftig, mach einen Termin im SPZ.

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Also meinst du, dass es gar nicht ihr eigener Eindruck war, sondern sie anhand der alten Notizen der anderen Ärztin da ein Auge drauf legt und es ihr sonst evtl gar nicht so aufgefallen wäre ?

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Das hätte ich jetzt auch gesagt. Wenn die beiden Ärztinnen in einer Praxisgemeinschaft arbeiten werden sie bei Vertretung nicht unterschiedliche Diagnosen stellen..."eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus"

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Hi,

den Verdacht hat bei meinem Sohn noch nie jemand geäußert.

Auch er brauchte lange zum auftauen. Mit meinen Eltern hat er bis er 5 war überhaupt nicht geredet, weil er sie nur selten gesehen hat.
Mit den Erziehern im Kindergarten nach etwas Anlaufzeit schon. Er war auch einfach sehr schüchtern und das hat der Kindergarten auch so gesehen.

Mit der Zeit wurde das immer besser. Man merkte aber genau, welche Erzieher eben in seiner Gruppe waren und welche fremd aus den anderen Gruppen, bei denen war er viel vorsichtiger und schüchterner.

Beim Arzt hat er auch nicht groß gesprochen, aber unser Arzt ist auch sehr einfühlsam und hat ihm da einfach Zeit gelassen und ihn erstmal alles machen lassen, was ohne Worte war und dann am Tablet Bilder gezeigt und ihm erstmal gesagt: Zeig mir mal... und erst ganz am Ende, da waren wir schon gut 15 Minuten beschäftigt, hat er dann die Wörter abgefragt und da hat mein Sohn dann auch problemlos die Wörter gesagt.
Somit alles bestanden.

Ich finde es schrecklich, dass man nicht einfach auf die Kinder eingehen kann und Schüchternheit akzeptieren kann und dann dauerte es eben etwas. Aber naja, ist eben so.

Deiner Tochter wird davon sicher kein Schaden entstehen. Bei uns findet die Einschulungsuntersuchung im Kindergarten statt und auch die Erzieher werden da befragt, dazu mussten wir extra was unterschreiben, dass die ihre Einschätzung abgeben dürfen. (die mir sowieso viel wichtiger ist, als die einer fremden Ärztin, die mein Kind 10 Minuten gesehen hat) und die Erzieher begleiten die Kinder auch, außer wir Eltern wollen dabei sein.

Also selbst wenn das da drin steht, wenn die Erzieher was anderes sagen, ist das schon ok. Mit etwas Glück ist sie bis dahin auch mutiger und traut sich schneller was zu sagen.

Mein Sohn fing mit 5 an, offener zu werden. Wie es bei der Einschulungsuntersuchung gewesen wäre, weiß ich nicht, die fand wegen Corona nicht statt. Beim Arzt hat er aber alles immer gut mitgemacht. Inzwischen ist er ne Plaudertasche, 9 Jahre alt und wenn wir mit Freunden weggehen, die er ja auch nicht so gut kennt, oder mal ein Arbeitskollege von meinem Mann dabei ist, da quatscht er jedem ein Gartenhäuschen ans Ohr :D
Schüchtern ist er noch immer und er hat Menschen da taut er sofort auf und andere da braucht er länger und hält auch mehr Abstand.
Seine Lehrerin aus Klasse 1+2, mochte er definitiv lieber als die jetzige.
Aber das haben wir Erwachsenen ja auch, das man mit manchen Menschen besser klar kommt und direkt eine Basis findet.

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Ich finde es auch irgendwie echt schade, dass mein Kind so ein Stempel aufgedrückt bekommt ☹️ Ich war früher auch sehr schüchtern, wenn ich gewusst hätte, dass ich „selektiver Mutismus“ habe, wäre ich mir schon irgendwie komisch/ anders vorgekommen wäre noch schüchterner gewesen

Vielleicht ist es auch wieder so eine Sache aus der heutigen Zeit, wo es für alles eine Diagnose gibt..

Die Kinderarztpraxis mache ich deswegen aber auch nicht wechseln, weil das die einzige im Ort ist und ich dort immer schnell hinkomme.

Aber du hast mich bezüglich der Einschulung beruhigt, dann ist das ja unabhängig von den Diagnosen der Kinderärztinnen..

Mein Kind ist richtig aufgeblüht und ich bin wahnsinnig stolz auf sie und mich stört einfach diese „Störung“ (laut Internet für SM), die sie haben soll 😞

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Nur hat sie die Diagnose ja nicht, es wird beobachtet und das ist auch keine Diagnose, die der Arzt gar nicht stellen kann. Und im Kindergarten spricht sie ja problemlos, also alles was gegen Selektiven Mutismus spricht, auch mit de Ärztin hat sie nach etwas Auftauzeit gesprochen.

Ich finde es auch unnötig, dass ins U-Heft zu vermerken, wenn eh nichts weiter unternommen wird. Ich frage mich auch, wie lange will ich das beobachten? Mein Arzt hat mich einfach gefragt wie es zu Hause ist, ob er da mit allen spricht und das hat er ja und eben einfach nur mit Fremden nicht. Kiga ist dann auch ok gewesen, von daher kam mein Arzt gar nicht auf die Idee. Mit selektivem Mutismus sprechen oft dann nur mit bekannten Personen, also auch nicht im Kindergarten und dann auch nicht mit der neuen Ärtzin nach kurzer Eingewöhnungszeit.

Hätten sie euch zur Abklärung geschickt, hätte ich es noch verstanden, aber so?
Naja, ändern kann man es nicht. Es wird ihr keine Nachteile bringen, wenn sie in die Schule kommt und dort wie im Kindergarten ja auch dann spricht.

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Mein Sohn ist bei fremden auch sehr schüchtern und zurückhaltend und das heute noch mit 6 Jahren. Selbst bei Menschen die er kennt aber länger nicht gesehen hat, zieht er die Bremse und ist schüchtern. Auch beim Arzt - wie bei euch - hat er meist nie wirklich gesprochen und nur mäßig mitgemacht weil er sich eben nicht getraut hat vor Fremden.
Die Diagnose selektiver Mutismus hat er aber nie bekommen oder nicht mal ansatzweise wurde so etwas erwähnt.
Manche Kinder brauchen eben etwas länger um warm zu werden.

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Ich finde überhaupt nicht schlimm, das das Thema als Randbemerkung aufkommt. Es bedeutet ja erstmal nichts weiter, als das man darauf weiter ein Auge hat. Zumal ja noch nicht weiteren Diagnostik angeraten wurde.

Selektiver Mutismus hat nun mal nicht nur ein Gesicht und deine Tochter ist ja noch sehr jung. Du siehst die positven Fortschritte. Keiner hier wird dir sagen können, ob es in die Richtung geht....die Diagnostik gehört eben in entsprechenden Hände.

Ich finde es eher befremdlich, das die Kita sich da so aus dem Fenster lehnt, denn immerhin ist dort ja für deine Tochter ein Safe Space und keiner dort Psychiater oder hat eine entsprechende medizinische(!) Ausbildung. Oder kannst du genauer definieren, was "sich auf dieses Thema spezialisiert" bedeuten soll. Für mich erstmal nicht mehr, als eine Fortbildung zu dem Thema, also nicht sehr viel.

Noch einmal: Im U-Heft steht keine Diagnose! Dein Kind ist nicht diagnostiziert! Das ist evtl. für dich die wichtigste Info. Dort steht nur, das man den Eindruck weiter beobachten wird, mehr nicht. Soll heißen, bei der nächste U-Untersuchung wird geschaut, ob und wie sie sich weiterentwickelt hat.

Auf der anderen Seite, was wäre denn so schlimm daran, wenn sie in Zukunft diese Diagnose bekommen würde? Damit würde ihr doch nur ein Weg geöffnet, im passenden Rahmen Strategien zu entwickeln, die ihr den Alltag, die Zukunft und das Leben erleichtern. Denn "zur Salzsäule erstarren", auch in harmlosen Situationen, ist eben absoluter Streß für die Betroffenen.

Kurzum, ich sehe alles überhaupt nicht so negativ wie du, im Gegenteil.

Bearbeitet von Butterstulle
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Das ist noch keine Diagnose. Dafür braucht es etwas mehr. Es bedeutet, dass es einen Verdacht auf selektiven Mutismus gibt und es weiter beobachtet werden soll. So wie sich die Situation jetzt darstellt, erhärtet sich der Verdacht nicht. Aber weiter zu beobachten ist sinnvoll: Die Einschulung ist noch mal ein großer Unbruch. Hier zeigt sich bei einigen Kindern dann doch der Selektive Mutismus.

Das ist also gar kein Stempel und keine Schublade. Im Prinzip ist es eine Erinnerungsnotiz für die Ärztin da im Laufe der Entwicklung immer mal wieder ein Auge drauf zu haben.

Kinder mit Selektivem Mutismus gehen im Übrigen auf ganz normale Regelschulen. Sie können einen Nachteilsausgleich bekommen, wenn die Diagnose fest ist.

Hast du der Ärztin gegenüber denn das Thema angesprochen? Hast du berichtet was die Kita sagt?

Spricht deine Tochter in der Kita mit allen Erzieherinnen/Kindern? Wenn sie zu ihren Hobbys geht spricht sie auch mit allen?

Die Unterscheidung zur Schüchternheit ist nicht immer leicht. Aber normalerweise ist es so, dass schüchterne Kinder in ungewohnten Umgebungen (neue Kita, neue Schule) oder mir fremden Menschen (z.B. Ärzten) wenig sprechen.

Kinder mit Selektivem Mutismus sprechen aber auch in gewohnter Umgebung mit einigen Personengruppen, die sie gut kennen, wenig bis gar nicht. Also z.B. wenn sie schon länger in der Kita sind oder schon länger in der Schule. Sie sprechen dann z.B. trotzdem mit ihrer vertrauten Klassenlehrerin nicht. Können sich aber durch zeigen und Mimik verständigen.

Klingt für mich bei deiner Tochter nicht nach Selektivem Mutismus.
Ich würde es entspannt beobachten und mich weiterhin über ihre riesigen Fortschritte freuen.

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Hallo,

eine U-Untersuchung ist eine Art TÜV. Wie sonst sollen sich evtl. Entwicklungsstörungen erkennen lassen? Alles was dort eingetragen wurde, sah ich nicht als persönliche Kränkung, sondern als etwas was im Auge behalten werden muss. Und Sohnemann hatte Mängel. Soll ich jetzt die Augen davor verschließen? Nein. Was ich machen kann ist aufmerksam sein. Vielleicht etwas anleiern. Oder auch nicht.
Einen Stempel hat Sohnemann deswegen nicht bekommen. Warum auch? Hatte ich U - Hefte vorliegen, waren diese fachlich wichtig, aber deswegen wurden die Familien nicht in Kategorien eingeteilt.

Viele Grüße

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Ich würde mir überlegen, ob ich einen Termin alleine mit der zweiten Ärztin machen würde und mit der meine Bedenken besprechen würde - dass die Tochter eventuell bei der Kollegin besonderes schüchtern war, weil sie mit deren forscher Art nicht klarkommt.

Es gibt doch immer Kinder, die bei bestimmten Erwachsenen schüchtern sind. Mein Bruder war immer skeptisch bei Männern mit Vollbart, obwohl sein Vater auch einen trug. Vermutlich, weil damit das halbe Gesicht "versteckt" war. Es gibt Kinder, die Angst vor Menschen mit tiefer Stimme haben oder vor Menschen mit anderen Merkmalen.

Das würde ich auf jeden Fall mit der Ärztin besprechen und dann fragen, ob dieser Eintrag wirklich sein muss oder ob man das noch mal extern abklären könnte, weil du keine falsche Diagnose ggf. an die Schule etc. weitergeben möchtest.

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Hm, hier kann man gar nicht in grau schreiben.. egal. Also für mich hört sich das nicht nach selektivem Mutismus an. Ich hatte selbst als Kind selektiven Mutismus. Ich habe in solchen Situationen gar nicht gesprochen. Also nicht bei Ärzten, nicht mit den Erziehenden im Kindergarten, nicht mit den Lehrern in der Grundschule bzw. generell nicht im Unterricht. Nur mit der Familie, wenigen engen Bekannten oder anderen Kindern, oft auch nicht mit den Eltern meiner Freundinnen. Das ist selektiver Mutismus. Wenn deine Tochter früher oder später auftaut und mit fremden Erwachsenen spricht, dann hat sie keinen selektiven Mutismus. Dann braucht sie eben nur etwas mehr Zeit, bis sie ihrem Gegenüber soweit vertrauen kann, dass sie sich traut, etwas zu sagen. Man kann es schüchtern nennen, ich persönlich mag diesen Stempel nicht so, weil da auch oft etwas Negatives mitschwingt. Es darf auch ruhigere Kinder geben, die nicht in jeder Situation sofort losplappern. Lass dich nicht von einer Ärztin verrückt machen, die nur einen Blick ins Untersuchungsheft geworfen hat und dein Kind vielleicht eine Viertelstunde beobachtet hat. Du selbst kennst dein Kind am besten und kannst am besten beurteilen, ob du hier weitere Schritte gehen möchtest oder nicht. Vielleicht gibst du deiner Tochter aber einfach noch etwas mehr Zeit, sich weiter zu entwickeln. Auch die Kita scheint ja keinen Grund zur Besorgnis zu sehen. Dann ist doch alles ok. Und bis deine Tochter in die Schule kommt, ist es noch lange hin, da kann sich auch noch vieles ändern.

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Hi Aprikose,
danke dass du deine Erfahrung teilst. Darf ich fragen wie du es als Kind überwinden konntest?
Liebe Grüße!

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Hallo,

Ich selbst kenne niemanden direkt mit dieser Diagnose. Wenn es aber im u Heft meines Sohnes drin stehen würde, würde ich einfach einen separaten Termin bei der Ärztin oder den Ärztinnen ausmachen und konkret nachfragen, worauf der Verdacht basiert. Sie müssen dir ja etwas dazu sagen können. Geh einfach mal in den Dialog mit den Ärztinnen. Ich kann mir vorstellen, dass dir das am meisten helfen könnte es zu verstehen und du dann ja auch den Eindruck der Erzieherinnen wiedergeben könntest 🍀