Hallo liebe Mamas,
mein Kind soll ab Sommer nächsten Jahres in den Kindergarten gehen (mit 3 Jahren).
Wir haben uns einige Kitas in der Stadt angeschaut und uns gefällt eine Einrichtung sehr gut, die jedoch komplett offen ist. Also es gibt keine Stammgruppen, nur Funktionsräume und es sind insgesamt 70 Kinder (Elterninitiative).
Nun, ich denke schon, dass sich unser Kind würde gut machen, er ist sehr offen und würde wahrscheinlich eher nicht "untergehen".
Nur tue ich mich doch echt schwer damit, dass es so gar keine Gruppen gibt.
Fehlt den Kindern da nicht das "Zusammengehörigkeitsgefühl"?
Erschwert das nicht den Einstieg, wenn man nicht erst einmal in einen festen Raum mit festen Erziehern und Kinder geht, und dann raus gehen kann?
Wie ist es später in der Schule, wenn ein Kind sich die Zeit davor komplett selber aussuchen durfte, was es wann wie macht?
Ihr seht, da sind einige Fragen in meinem Kopf.
Berichtet gerne von euren Erfahrungen. :)
Liebe Grüße
Offene Kita
Wir sind auch in einer komplett offenen Kita ohne Gruppenräume und Kind findet es super. Es gibt verschiedene Themenräume, die die Kinder frei wählen können. Raus gehen alle zusammen.
Einen Bezugserzieher gibt es in der Eingewöhnung trotzdem.
Hi,
unser Kindergarten hat eigentlich ein teiloffenes Konzept, aber ist trotzdem mehr offen. Also die Kinder können morgens direkt wählen in welche Gruppe sie gehen, jedes Zimmer hat einen Schwerpunkt, wobei seit Corona das etwas geändert wurde und auch einiges jetzt doppelt ist, seit wieder alles offen ist.
In der festen Gruppe sind sie eigentlich nur zum Morgenkreis und der ist nur 2 x die Woche.
Sonstige feste Gruppen gibt es dann nur beim Essen und bei den Jahrgangsaktivitäten.
Sonst dürfen die Kinder hin- und herspringen wie sie wollen, müssen nur in ihrer Gruppe ihr Bild in die jeweilige Gruppe umhängen, damit die Erzieher einen Überblick haben.
Mein Sohn war z.B. ein Igelkind, weil sein Bezugserzieher in der Igelgruppe war, aber da wurde hauptsächlich gebastelt und gemalt, also so gar nichts für meinen Sohn. Der wollte lieber zu den Autos und in die Bauecke. Von daher wechselte er dann die Gruppe und wurde ein Löwenkind :) da war er eh die ganze Zeit und fand die eine Erzieherin auch nett und war damit zufrieden.
Er war sehr schüchtern und zurückhaltend und hat gut 6 Monate gebraucht um Anschluss zu finden.
Meine Tochter ging mit 3 alleine (war Corona) mit dem großen Bruder an der Hand rein und hat direkt eine Freundin gefunden und wollte nach einer Stunde nicht heim und war sauer als ich sie abgeholt habe.
Dort war dann auch die Gruppe geschlossen durch Corona, nach gut 1,5 Jahren wurde wieder gehöffnet, aber man merkte direkt, die Kinder die es von vor Corona noch kannten, nutzten es wieder, die Kleineren aus den geschlossenen Gruppen brauchten länger. Meine war wirklich trotzdem noch sehr oft nur in ihren Gruppen.
Also ich habe bei meinen Kindern keinen Unterschied im Verhalten gemerkt. Beide haben gut Freunde gefunden, auch wenn der Große etwas länger brauchte. Beide fühlten sich wohl, egal welches Konzept. Allerdings wird es bei uns auch gut umgesetzt und die Erzieher reden viel miteinander und können einem gut Auskunft geben, wie der Tag gelaufen ist, wenn man mal eine Frage hat.
Meine Freundin ist Grundschullehrein. Die Erstklässler in ihrer Schule kommen i.d.R. aus drei Kitas im Umfeld. Zwei Kitas haben ein offenes, eine ein teiloffenes Konzept.
Die erzählte mir, dass sie ganz genau merkt, in welcher Kita ein Kind gewesen ist.
Die Kinder aus den "offenen" Kitas haben wesentlich mehr Probleme mit Konzentration, Stifthaltung, ausschneiden, still sitzen, etc.
Ich würde mal hospitieren an deiner Stelle, wenn das geht. Es kommt sehr darauf an, wieviel Personal vorhanden ist und wie das Konzept umgesetzt wird.
Eigentlich sollte es auch beim offenen Konzept nicht allein den Kindern überlassen werden, ob sie die gesamte Zeit nur bei den Autos oder im Toberaum verbringen. Aber wenn regelmäßige, flankierende Aktionen fehlen, ist offenes Konzept häufig eine Sparmaßnahme.
Kurz: Das hängt total von der Ausgestaltung des Konzeptes ab. Ist es Personal und Engagement sparen, nur unter dem Deckmantel von "Freispiel und Selbstbestimmung" oder gibt es tatsächlich ein gelebtes und gut ausgestaltetes offenes Konzept?
Das heißt:
Haben die Kinder im offenen Konzept eine(n) BezugserzieherIn, die das Kind trotz größerer Freiheitsgrade wirklich auf dem Schirm hat und sich verantwortlich fühlt?
Sind Tages- und Wochenstrukturen erkennbar (zB. Rituale, wie Morgenkreis, regelmäßige Essens- und bedarfsorientierte Ruhezeiten, Angebotsstruktur etc.), die auch den Kindern Orientierung geben?
Das sind m.E. nach gute Orientierungspunkte.
Unsere Kinder sind in einer Kita mit offenem Konzept, fühlen sich wohl und auch ich bin sehr zufrieden. Sie fühlen sich zu ein paar Kindern mehr zugehörig, da sie mit ihnen gemeinsam als "Gruppe" vom Krippenbereich in die Kita eingewöhnt wurden und es im Alltag auch immer mal wieder Orientierungspunkte gibt, wo sie sich exklusiv zusammenfinden (Morgenkreis, Essen, Schlafen). Darüber hinaus haben sie aber auch Freunde/SpielpartnerInnen aus dem gesamten Kita-Bereich.
Ich merke auch, dass meine Kinder ihre Bezugserzieherinnen morgens zum Ankommen sehr zu schätzen wissen und diese sich auch jeweils für meine Kinder verantwortlich fühlen - auch wenn sie ihren Tag nicht zwingend zusammen verbringen.
Hast du die Möglichkeit, mit jemandem in der Kita genau deine Sorgen/Fragen zu klären? Auch, ob sie diese im Blick haben, gibt dir ja schon ein Gefühl für die Betreuungsqualität.
Bei uns im Ort gibt es eine Kita, die wohl hauptsächlich aus Personalmangel auf ein offenes Konzept umgestellt hat, auch wenn sie es natürlich als zeitgemäße pädagogische Neuausrichtung verkauft haben.
Die Kinder von mehreren Bekannten haben sich damit sehr verloren gefühlt.
Es gibt bestimmt auch Kitas, in denen es gut funktioniert, aber schaue es dir vorher genau an und überlege, ob dein Kind der Typ dafür ist.
Mein Sohn ist sehr zurückhaltend, für ihn wäre es gar nichts.