Eine Freundin von mir hat das jetzt eingeführt, um der Schimpfwortflut ihrer 5jährigen beizukommen. Also man sammelt quasi für jeden Tag ohne Beschimpfungen anderer einen Sticker und wenn das Chart voll ist, gibt's einen Filmabend.
Hat jemand mit sowas Erfahrung, auch langfristig? Ich schwanke zwischen "schöner Ansporn" und "sinnlose Erpressung". Die Kinder reißen sich dann halt zusammen, weil sie den Benefit erhoffen, aber Einsicht ist deswegen ja noch lange nicht vorhanden. Aber es ist natürlich verlockend, der Gedanke, gewisse Verhaltensweisen so in den Griff zu bekommen 😄
Vielleicht könnt ihr mal berichten, wie es bei euch lief / läuft oder warum ihr euch dagegen entschieden habt.
Arbeitet ihr mit Belohnungsystemen?
Ich halte davon nichts, denn es nimmt Beziehungsqualität, unterstreicht das Machtgefälle und bringt meiner Erfahrung nach keine Besserung und ist somit eher ein Bestrafungsinstrument, da die Kinder das Ziel in den allermeisten Fällen nicht erreichen (können).
Es ist ja ein sehr primitiver Ansatz. Ich habs mal probiert, zuletzt wegen gehäuften Unfällen in der Hose, es hat kaum was gebracht. Das Kind fand den Ansatz zwar toll, hat sein Verhalten (oder seine Unfähigkeit) deswegen noch lange nicht komplett in den Griff gekriegt.
Vielleicht ist es auch Typsache, ob das bei einem Kind funktioniert, ich würde es, wenn überhaupt, nur sehr sparsam und in Notfällen, wo man mit anderen Methoden nicht weiterkommt, einsetzen. Und zeitbegrenzt. Wie du sagst, die Kinder lernen nichts daraus, es KANN aber mal punktuell einen Ansporn sein, wenn die Wurzel des Übels in einer gewissen Trägheit oder Bequemlichkeit liegt, beispielsweise.
Ich halte davon gar nichts, da es ja nicht zu einem intrinsischen Umdenken führt, sondern nur giergetrieben ist. Das finde ich nicht vorlebenswert und auch nicht unterstützenswert.
Außerdem finde ich es auch irgendwie blöd für ein Kind, einen Filmabend als "Belohnung" zu deklarieren. Das ist ein schönes, gemeinsames Event, das nicht als Belohnung für erwünschtes Verhalten geplant weren sollte, das gibt mmn ein falsches Gefühl.
Wir machen Filmabende oä, weil wir Lust drauf haben, gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen, uns einzuksucheln mit Popcorn etc und zusammen einen tollen Film zu schauen. Ich finde nicht, dass solche familiären Erlebnisse an Bedingungen geknüpft sein sollten.
Naja das kommt darauf an, wofür es eingesetzt werden soll; sprich ob es realistisch ist dass das Kind das auch umsetzten kann und nicht komplett frustriert ist.
Wir verwenden z.b. ein Belohnungssystem weil mein Sohn Schielpflaster tragen muss. Jedes gebrauchte Pflaster wird aufgeklebt, bei einer gewissen Anzahl gibt es dann eine Belohnung die wir vorher festlegen. Da sind keine materiellen Dinge, sondern in erster Linie gemeinsame Aktivitäten (z.b Indoor-Spielplatz, Eis essen gehen etc...) Er springt da super drauf an und es motiviert ihn sehr.
Das finde ich eine gute Anwendung für Belohnungssysteme!
Ich "arbeite" schon mit Belohnung, aber ohne System ;) Allerdings ist die Belohnung immer etwas, dass mein Kind schon davor wollte. Es geht meistens darum, geduldig zu sein. Also z.B. zuerst warten bis alle gegessen haben, und dann das Dessert zu bekommen. Oder beim Zähneputzen ein kurzes Filmchen anzuschauen, aber davor nicht. Weiß nicht ob das als Belohnung durchgeht.
Ich finde so Charts mit Sternen oder Herzen irgendwie sehr bewertend und stressig, und nicht emotional, es ist so kühl und sachlich. Kann mir aber vorstellen, dass es manches erleichtert und für manche Kinder gut passt. Am besten ausprobieren …
Haben wir gemacht, als unser Kind unter Verstopfung litt und parallel die Windel weglassen wollte und dies zu einem Teufelskreis führte. Da gab es dann eine Belohnung, wenn der Stuhlgang im Klo landete und nicht angehalten wurde.
Und es gibt/gab ein Belohnungssystem beim Abgeben in die Sammelgruppe des Kindergartens. Da tat sie sich aus dem Nichts plötzlich schwer. Wir hinterfragen natürlich erst alles und dann gab es kleine Belohnungen, wenn's klappte. Dauerte alles ca 2 Wochen, danach war das Thema erledigt.
Ich arbeite damit selten und wenn sonst gar nix mehr geht und es einfach Situationen sind, die unumgänglich sind.
So hab ich es bei unserem 3-jährigen gemacht der nach einem guten Sommer für ganze 5 Monate das Töpfchen verweigert hat . Ich habe es aber Spiel genannt, er durfte einen Bauernhofsmiley auf eine „Straße“ kleben wenn er sich morgens aufs Töpfchen (oder auch einfach so mal freiwillig) setzt. Wenn was kommt gab es sogar einen Glitzersmiley und an bestimmten „Stationen“ eine kleine Überraschung (Stempel, neue Knete, Pixiebuch). Das hat wunderbar geholfen seine Angst (?) zu überwinden. Das Spiel ist zu Ende und nun muss er noch trocken werden 😀
Finde ich super.
Nein, ich stelle nie Belohnungen in Aussicht. Meine Frau hat das schon gemacht, beispielsweise für das anstandslose Nehmen von Medikamenten. Es bringt aus meiner Sicht nichts und eröffnet ein neues Problemfeld, nämlich die anschliessende Diskussion, ob eine Medikamenteneinnahme noch als "anstandslos" zählt oder nicht.
Unsere Tochter war mit fünf mal an einem Verhaltensexperiment der hiesigen Uni. Den Kindern wurden altersgerechte Aufgaben auf einem Tablet gezeigt, anschliessend mussten sie weitere solche Aufgaben lösen. Einer Hälfte wurde eine Belohnung für richtige Lösungen in Aussicht gestellt, der anderen nicht. Das Resultat: Kein signifikanter Unterschied. Ich bin auch aus grundsätzlichen Überlegungen dagegen, die Kindheit zu einem Trinkgeldjob zu machen, wo sich die Eltern anständiges Benehmen, altersgerechte Mithilfe im Haushalt, das Versorgen von Schuhen und Jacke nach dem Heimkommen usw. quasi erkaufen müssen.
Und, was ich bei einer Freundin meiner Frau gesehen habe: Wenn du so ein System mit Belohnungen hast, musst du dann auch damit rechnen, dass dein Kind sich dafür entscheidet, die Belohnung nicht haben zu wollen, sich dafür aber ungehemmt so benehmen zu können, wie du es eben nicht willst. Aus Sicht des Kindes ist das ja ein fairer Deal. Es lässt seine Sachen einfach irgendwo liegen, du musst sie wegeräumen, dafür verzichtet das Kind auf ein Eis.
Ganz tolle Wortmeldung, unterschreibe jedes Wort und musste bei der Diskussionserwähnung schmunzeln.
Nein - bei beiden ( jetzt 10+17) nicht.
Allerdings hatten sie sowas in der GS - den Smiley Plan ... Fanden beide da schon sehr unfair - weil nicht konsequent genutzt.