Autonomiephase extrem… oder??

Hallo zusammen,
wir drehen hier fast durch mit unserem 3-jährigen. Er ist maximal anstrengend. Er ist laut, er ist wild und extrem dickköpfig. Mittlerweile kann ich kaum noch schöne Sachen sehen, weil es oder er mich so anstrengt. Es ist, als würde er unsere Familie beherrschen. Er hat so viele Wutausbrüche, schreit dann alles zusammen und gefühlt überhaupt keine Frustrationstoleranz.
Es macht einfach keinen Spaß und wir wissen auch nicht mehr, was wir noch anders machen können. Diese Wutanfälle brennen uns aus.
Angefangen morgens mit umziehen, Windeln wechseln, nicht spielen dürfen im Wohnzimmer vor der Kita.. weiter geht’s mit sowas wie er sieht die Bierflasche im Kühlschrank und kann nicht akzeptieren, dass das Nix für Kinder ist. Klingt richtig absurd, ist es dann auch wirklich. Er will dann unbedingt diese Flasche. Weiter geht’s damit, dass er sich einen Stuhl ranzieht, um Murmeln aus dem Hängeschrank zu holen usw so kann man das weiter fortführen…
Ist dieses Ausmaß noch normal???

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Wir haben strenge Grenzen gesetzt und das hat uns wunderbar durch die Autonomiephase geholfen.

Vom Wording her sollte man sich immer selbst die Grenzen setzen und nicht den Kindern.
Also "Ich will nicht, dass du auf dem Stuhl herumturnst. Ich habe Angst, dass du dir weh tust." "Ich will dir keine Schokolade kaufen, weil ich möchte, dass du dich gesund ernährst." Etc.

Ich kann dir dazu "Nein aus Liebe" von Jesper Juul als Literaturempfehlung ans Herz legen.

Kinder haben keine "freche, laute, wilde" Phase... Sie wollen nur,dass die Eltern ihnen Grenzen setzen und damit die Sicherheit und den Halt bieten, die ein Kind braucht.

Alles Gute 🍀

Bearbeitet von -Jess-
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Wir versuchen das auch so und ich finde es wichtig und fair, dem Kind immer zu erklären, warum es etwas nicht darf oder was tun soll.
Routinen helfen aus meiner Sicht auch für Dinge, bei denen man keine Lust hat, immer zu diskutieren.
Bei uns gibt es trotzdem regelmäßig Wutanfälle..
Manchmal auch einfach, wenn unserem Sohn was nicht gelingt, da kann man relativ wenig tun außer tief durchatmen und gelassen bleiben.

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Ehrlich gesagt sehe ich nichts ungewöhnliches, sondern viel Sturheit auf deiner Seite, die zu Konflikten führt.

Bei der Bierflasche würde ich sagen: „Ja, du darfst sie halten. Sei vorsichtig, die ist aus Glas!“
Beim Umziehen und Windel wechseln hilft eine Routine und eine Ansage: „ Wir gehen Windel wechseln. Sollen wir es hier machen oder ins Kinderzimmer gehen?“ oder :“ Du brauchst eine neue Windel: Willst du sie im Stehen oder Liegen gewechselt bekommen?“
Beim Spielen im Wohnzimmer sehe ich gar keinen Grund das nicht zu erlauben. Was spricht für dich dagegen?
Warum muss er sich Murmeln „stehlen“? Würde er sie bekommen, wenn er fragen würde?

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Diese Wahlmöglichkeiten beim Wickeln führen hier zu Nix. Er würde einfach weiter nackig bleiben und wir würden uns dumm und dusselig warten.

Er will das Bier trinken. Nicht nur halten.

Und Mur ein.. ja hast du recht. Könnte ich ihm geben, sehe da aber noch die Gefahr, dass er die in den Mund nimmt..

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Ich habe meine Tochter mal (alkoholfreies? das weiß ich nicht mehr) Bier kosten lassen (Finger abgeschleckt), natürlich begleitet von vielen Ekelgeräuschen, wie scheußlich das doch sei. Seitdem ist Ruhe. Generell lasse ich sie eigentlich SEHR viel selbst erleben, das hilft. zB durfte sie rohes Ei vermischt mit Gurkenstücken, Wasser, zerquetschten Mandarinen und Pombären kosten (1/4 Teelöffel). Sie war dann davon geheilt. Außerdem durfte sie in Strumpfhosen in die Pfütze vor unserem Haus gehen. Seitdem bleiben die Schuhe an.

Ich weiß, dass das nicht immer hilft, aber einige Situationen konnte ich so entschärfen und ich hab sogar das Gefühl, sie hat noch etwas gelernt ;) – zB Selbstvertrauen in die eigene Urteilskraft. Sobald mein Kind das Gefühl hat sie wird ernst genommen, entkrampft sich ihre Wut ziemlich schnell. Als wäre sie stolz, dass sie das durfte, dass sie es versteht und sie will es dann von selbst nicht mehr.

Sie ist aber auch schon 3,5 und ziemlich weit, dh sie versteht wirklich schon viel und man kann gut mit ihr reden. Vor einem 3 Monaten war es auch noch anders, da kam ich nicht so gut an sie ran, dementsprechend durfte sie auch weniger.

Bearbeitet von worklifemum
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Ne, finde ich in dem Alter auf Dauer nicht normal. Wie ist denn euer Umgang mit diesem Verhalten? Wie sieht sein Alltag generell aus? Kita, wenn ja wie viele Stunden? Sonst irgendwelche Herausforderungen im Alltag?

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Kita von 8-14 Uhr.
Da bisher keine negativen Rückmeldungen.

Ehrlich gesagt treibt er uns mit dem Verhalten mittlerweile zur Weißglut. meinen Mann etwas weniger als mich, aber es ist schon extrem.
Da sind täglich so viele provokationen und Mistverhalten.

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Habe ich das gerade ernsthaft richtig gelesen, dass er vor zwei Monaten großer Bruder geworden ist?

Ich habe doch extra gefragt "Sonst irgendwelche Herausforderungen im Alltag?"

Warum erwähnst du da das Baby nicht? Natürlich ist ein neues Familienmitglied eine große Herausforderung für ein Kind (und die Eltern, die dann eben doch mehr gefordert sind) und kann auf jeden Fall der Grund für das beschriebene Verhalten sein.

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Bist du schwanger oder hat er ein geschwisterchen bekommen?

Klingt nach unserem Sohn, als er großer Bruder geworden ist. 🫣

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Vor 2 Monaten ja. Aber das kann doch nicht der Grund sein?

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Bei uns war die Autonomiephase beim Sohn (damals 2) auch nochmal deutlich stärker ausgeprägt, nachdem wir unsere Tochter bekommen haben.
Vor allem starke Wutausbrüche waren fast an der Tagesordnung.
Ich denke schon, dass das zusammenhängt, wäre ja auch seltsam, wenn ein Geschwisterkind nichts verursachen würde bei den Älteren.
Es hat sich bei uns nach wenigen Wochen wieder gebessert und die Frustrationstoleranz ist wieder ein wenig höher geworden.
Wir gehen mit unserem Sohn viele Kompromisse ein.
Geht natürlich nicht immer, aber bei uns darf er vor der Kita immer kurz spielen, das haben wir aber ganz klar definiert, was er machen darf und daher gibt's auch meistens keine Diskussion.
Und bei der Flasche...
Keine Ahnung, was ich gemacht hätte, wahrscheinlich tagesformabhängig.
Beim Wickeln haben wir auch ab und zu Ärger.
Wir haben immer die gleichen Abläufe mit wenig Spielraum für Diskussionen, aber neulich saß ich mit meinem Sohn im Kinderzimmer und hab tatsächlich eine halbe Stunde gewartet, bis er es zugelassen hat.
Ich hab ihm dann gesagt, dass er vorher nicht weiterspielen kann und habe es dann auch entsprechend durchgezogen.
Motzen und Meckern macht alles meistens noch schlimmer.

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Hallo, zuerst möchte ich sagen: Kinder sind sehr unterschiedlich und was du beschreibst, finde ich völlig im Rahmen, manche Kinder sind ruhiger, manchen ist ihre Autonomie extrem wichtig- wir haben hier auch so einen, mittlerweile fast 6 und es gibt zwar immer mal wieder krasse Situationen (grade heute gehabt), aber schon lange nicht mehr in dem Ausmaß wie mit 3.

Bitte denke nicht dass das nur bei euch so ist, je mehr und ehrlicher man sich mit anderen Eltern unterhält, desto öfter kriegt man sowas mit.

Ich erinnere mich gut daran, dass es uns auch oft schwer fiel das Gute zu sehen, dass jeder Ausflug schon mit einem mulmigen Gefühl begann, wann es wohl wie eskaliert.

Geholfen hat uns oft ein Perspektivwechsel: was ist aus seiner Sicht grade los? Was schränkt ihn so ein, was könnte er gedacht haben? Oft waren das dann Situationen, wo er sich ohnmächtig gefühlt hatte. Das heißt nicht dass wir alles erlaubt haben, aber wir haben versucht kindgerechte Mitbestimmung zu ermöglichen und Klarheit in unserem Handeln zu zeigen.

Und immer wieder ins Gedächtnis rufen: Kinder handeln nicht gegen andere, sondern für sich. Auch wenn das wahnsinnig stressig für die Begleitenden sein kann.

Mir hat da u.a. auch das Buch "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn " geholfen.

Es wird auch besser, je größer das Sprachvermögen wird 😗

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Bei meiner Tochter war es ab 2.5 Jahren
Sie hat sich am Boden geworfen und 1 Stunde durchgeschriehen. Ich schreibe jetzt einfach Mall was uns geholfen hat. Vielleicht is ja was für euch dabei.

Meine wollte keine Windel mehr. Ich hab ihr die Wahl gelassen, Windel oder Unterhose. Hab ihr beides gezeigt und sie wollte die Unterhose.

Anziehen. Seit dem meine sich alles selbst aussuchen darf, was sie anziehen will. Ist das alles kein Problem mehr. Ich habe jetzt alles was zu dünn oder kurz ist aussortiert. So das nur Wintersaison im Schrank ist.

Kindergarten gehen. Mein Kind darf, wenn es fertig ist mit frühstücken, selbständig spielen. Ich sag ihr 5 Minuten vorm fahren das wir bald starten. Und Dan zähle ich von 10 rückwärts und wir machen ein Wettrennen zur Garderobe. Sie gewinnt immer😜

Essen. Sie darf selbst Teller oder Glas Flasche aussuchen. Wen Mall was kaputt geht. Dan ist es halt so. Wir reden darüber, das sie besser aufpassen muss.

Geschwister: versuche ihm was helfen zu lassen. Kaka Windel in die Tonne schmeißen. Frische Windel holen. Spielzeug suchen. Und so weiter. Damit er der große sein kann. Und helfen darf/kann.

Viele Grüße und gute Nerven.

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Er ist gerade erst großer Bruder geworden und dann erst 3 Jahre alt.

Das sind keine Provokationen, sondern normales, kindgerechtes Verhalten.

Manche Kinder sind da einfach extremer und hartnäckiger. Ist bei meinen bei beiden so. 20 Minuten dauernde Wutafälle waren hier keine Seltenheit.

Meine Kleine war gerade in der Wackelzahnpubertät. Das letzte halbe Kiga Jahr, war eine Katastrophe. Im Kiga war sie das liebste und brävste Kind. Zu Hause hat sie wieder angefangen öfter ihren Bruder wegen nichts zu hauen, war wegen jeder Kleinigkeit beleidigt, meinte uns rumkommandieren zu können usw.
Glücklicherweise kannte ich ja das alles schon aus der Trotzphasenzeit mit 2,5 - 3 Jahren. Und es hat das gleiche geholfen wie sonst auch immer.

Konsequent sein. Sich vorher überlegen ob es den Kampf wert ist. Sie will wieder Hilfe beim Anziehen, obwohl sie das selbst kann? Ok, dann helfe ich eben wieder.
Warum darf er morgens nicht im Wohnzimmer spielen? Macht diese Regel Sinn? Überprüft das, was passiert denn, wenn er dort spielt?

Die Murmeln sind tabu, das würde ich ihm sagen und wenn er da nicht aufhört dran zu gehen, dann kommen sie erstmal ganz weg. (Irgendwohin wo er nicht hinkommt und sie auch nicht sieht.)

Bei der Flasche würde ich einfach schauen ob ich das auf was anderes umlenken kann. Gibt es ein anderes Getränk, dass er gerne mag, dass er dann haben kann? Ich habe meinen immer gesagt, dass das Kinder krank macht und das sie deswegen keinen Alkohol trinken dürfen. Aber sie dürfen gerne XY trinken. Ich hab dann sogar mal einfach eine Limoflasche, da gab es auch eine die Ähnlich aussah und hab ihnen da einfach Wasser reingefüllt und sie waren glücklich und zufrieden, weil sie ja auch aus der Flasche trinken durften. Das war am Ende nämlich eigentlich das, was gewollt wurde, auch aus der Flasche trinken. Sie hatten das beim Grillen mit Freunden gesehen, dass das aus den Flaschen getrunken wurde, daher wollten sie das auch mal. Nach 2- 3 Mal war der Zauber dann auch vorbei und es war gar nicht mehr gefragt und auch kein Thema mehr.

Und ansonsten hilft einfach ein dickes Fell zulegen und durchstehen bei den Sachen, bei denen es eben sein muss.