Hallo meine Lieben,
meine Tochter ist fast 5 Jahre alt. Sie ist sehr sensibel und ich frage mich, wie ich sie dabei unterstützen kann, dass sie sich nicht alles so sehr zu Herzen nimmt bzw. lernt mit negativen Emotionen umzugehen.
Vielleicht hilft ein Beispiel zur Erläuterung:
Wir waren auf einer Familienveranstaltung mit 3 anderen Kindern. Die anderen Kinder wurden beim Essen von einer Tante ermahnt, dass sie nicht mit dem Essen spielen sollen. Sie hat die Stimme erhoben, es wurde aber nicht geschrien oder doll geschimpft. Eher im Sinne von einer klaren Ansage, da bekannt ist, dass die anderen 3 sonst schnell überdrehen (2,6 und 7 Jahre alt) und die Tante dem früh Einhalt gebieten wollte. Meine Tochter fing dann ca. 30 Sekunden danach an zu weinen und ich habe sie getröstet. Keiner der anderen Erwachsenen hat verstanden, warum sie weint. Ich schon, habe es aber nicht zum Thema gemacht, weil meine Tochter da nicht reden wollte. Nachher haben wir gesprochen und sie meinte, dass sie geweint hat, weil sie auch mit dem Essen gespielt hat (hat die Tante nicht gesehen) und Angst vor dem Schimpfen hatte. Sie würde die Tante nicht so gut kennen wie mich und wüsste nicht, was dann passiert.
Die Tante liebt meine Tochter sehr und die Beiden unternehmen einmal im Monat alleine was zusammen. Trotzdem scheint sie ihr nicht so zu vertrauen, dass sie nicht in gewisser Weise Angst vor negativen Konsequenzen bei "Fehlverhalten" hat.
Ich wünsche mir für meine Tochter, dass sie nicht mit dem Gefühl der Angst rumläuft, etwas falsch zu machen. Sondern, dass sie es nach ihrem besten Wissen und Gewissen macht. Und dass jeder Fehler macht, man sich dann entschuldigt und es wieder gut ist. D.h. ein positives Selbstbild hat, welches nicht durch situatives, negatives Verhalten ins Wanken gerät.
Beobachtet ihr so etwas auch bei Euren Kindern? Wie geht ihr damit um?
Habt ihr Tipps, wie ich sie auf dem Weg unterstützen kann oder interpretiere ich zu viel in diese Situationen hinein? Die Situation mit der Tante ist allerdings nur ein Beispiel. Vergleichbare Situationen haben wir häufiger, d.h. ich kann ausschließen, dass es mit der einen Person zusammenhängt.
Viele Grüße
Sensibles Kind stärken
Das ist ein Thema, das mich auch aktuell bei meiner grade 6 gewordenen Tochter beschäftigt. Sie ist in vielen Bereichen wirklich selbstbewusst (manchmal sogar besserwisserisch, grade dem Bruder gegenüber), aber nimmt sich (vermeintliche) Kritik sehr schnell zu Herzen und hat Angst, Fehler zu machen.
Das geht so weit, dass sie seit Wochen immer wieder nahezu das gleiche malt, weil sie das Motiv gut kann und dafür viel Lob bekommen hat. Ich wünsche ihr so sehr, sich mehr zu trauen.
Ich versuche, sie mit positiven Affirmationen zu stärken und sie oft zu bestätigen, aber nicht für bestimmte Dinge zu loben, sondern sie in ihrer Persönlichkeit zu stärken (lieber "ich freue mich dass dir das malen so Spaß macht, ich sehe wieviel Mühe du dir gibst" statt "das sieht toll aus").
Ich versuche es auch mit Liedern und Hörspielen wie zB von Mira aus dem Fliegenden Haus.
Ganz toll finde ich das Lied "Ich bin wichtig " von Antje Schomaker.
Würde mich auch über weitere Ideen freuen und lese hier mal weiter mit 😀
Nach den Liedern und Hörspielen schaue ich mal. Vielen Dank für Deine Antwort.
Du machst das aus meiner Sicht Wichtigste schon richtig. Nicht das Ergebnis loben oder Talent, sondern die Anstrengung auf dem Weg dorthin, denn mit regelmässigem Üben und dran bleiben kommt man fast immer früher oder später weiter, wenn es sein muss auch ohne Talent.
Ich war auch ein sehr schüchternes, sensibles Kind und rückblickend denke ich, dass es besser gewesen wäre, wenn meine Eltern eher versucht hätten mich mit kleinen Herausforderungen zu pushen. Sie neigten eher dazu mich vor allem Negativen abzuschirmen und mir alles abzunehmen. Außerdem wurde ich eigentlich nie wirklich um meiner Person Willen gelobt, sondern eher nur meine Leistungen bzw es wurden immer gute Leistungen und vorbildliches Verhalten erwartet. Gelobt wurde ich nur, wenn ich besonders brav war oder etwas richtig gemacht hatte. Das versuche ich bei meinem Kind anders zu machen und eher zu loben, dass er sehr aufmerksam war oder sich Mühe bei etwas gegeben hat oder fleißig geübt hat und nicht, dass er schlau ist bzw etwas "schön" kann.
Irgendwann in meiner Schulzeit wurde ich mutiger und meldete mich bei freiwilligen Vorträge vor der Klasse, klar anfangs nur wegen der guten Note. Aber insgesamt brachte mir das am Ende auch mehr Selbstbewusstsein, weil ich merkte das nichts Schlimmes passierte, wenn ich zum Beispiel auch mal einen Fehler quasi öffentlich vor anderen machte.
Ja, das ist denke ich sinnvoll. Ansonsten könnte es im nächsten Jahr in der Schule problematisch werden.
Sie kommt erst 2026 in die Schule, da ist noch etwas Zeit.
Ich werde mir mal Dinge überlegen, wo ich ihr Aufgaben außerhalb ihrer Komfortzone geben kann. Vielleicht hilft ja wirklich schon die Erfahrung, etwas geschafft zu haben, um das Selbstvertrauen zu stärken.
Bei meinem Kind hilft es immer darüber zu sprechen. Zum einen herauszufinden, was passieren könnte und wie er sich verhalten kann und zum anderen auch zu betonen, dass es Menschen gibt, die aufpassen.
Es ist eine Gratwanderung.
In dem konkreten Fall hätte ich meinem Kind wohl gesagt, dass ich nicht möchte, dass es mit Essen spielt - und da schon der Tante zeitlich vorweg greifen. Das ist aber etwas, was zur grundsätzlichen Erziehung gehört. Jetzt ist die Frage: Hast du gesehen, dass deine Tochter mit Essen spielt und es ignoriert/fandest es nicht so schlimm oder hast du es nicht bemerkt? Meine Kinder wissen, dass ich vor anderen merke wenn sie im Begriff sind Mist zu bauen.
Ich rede mit ihr viel drüber, aber ich bekomme nicht wirklich raus, wovor sie Angst hat. Ich vermute, es ist einfach das blöde Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Also eher diffus. Mir tut es dann einfach leid, weil sie an sich selbst da so einen hohen Anspruch hat, quasi nix falsch zu machen.
In dem konkreten Fall hat ja niemand (einschließlich mir) überhaupt mitbekommen, dass sie auch mit dem Essen gespielt hat.
Zudem hätte ich Zuhause bei so einer Situation auch nicht eingegriffen, weil ich es nicht als schlimm empfand. Sie haben die Maccheroni (ohne Soße) in die Hand genommen und durchgepustet. Na und? Es sind Kinder. Meine Tochter macht das ein-/zweimal und dann ist gut. Für mich kein Grund zu reglementieren, insbesondere wenn der kleine Bruder daneben mit beiden Händen voll reingreift. Die Tante hat mir auch gesagt, dass sie nur so reagiert hat, weil sie von den anderen 3 Kindern weiß, dass es sich schnell hochschaukelt und sie dann nicht mehr hören. Das ist bei uns Zuhause einfach anders.
Deshalb geht es mir mehr darum, dass meine Tochter so sensibel auf das Schimpfen reagiert hat und sich das zu Herzen nimmt, obwohl sie gar nicht gemeint war und ich bei diesem Thema auch nie geschimpft hätte.
Es gibt dazu ein schönes Buch: „Kinder liebevoll stärken“ von Barbara Weber-Eisenmann.