Hallo,
unser Sohn (wird im Mai 4 Jahre alt) verhält sich seit einer Weile seltsam und ich finde keinen richtigen Zugang zu ihm.
Kurze Info vorneweg: Er geht seit September letzten Jahres in den Kindergarten und vor zwei Monaten kam sein kleiner Bruder zur Welt - vielleicht hat sein merkwürdiges Verhalten damit zu tun. Auch ist er in der Entwicklung etwas zurück. Er ist noch nicht trocken, spricht etwas verwaschen und ist motorisch (An- und Ausziehen, Klettern, Basteln...) noch etwas hinterher. Deshalb soll er auch einen I-Status bekommen.
So, zum eigentlichen Thema:
Er sagt seit einiger Zeit sehr viel "Unsinn". Wenn ich ihn frage, was es im Kiga oder bei der Oma zum Essen gab, dann kommt grundsätzlich: Nudelsuppe mit Vanillesauce.
Auch sagt er oft: "Mama, kannst du mir einen Gefallen tun?" und wenn ich dann bejahe, sagt er: "Kannst du mich bitte hauen". Wenn ich frage, was er im Kiga (oder bei der Oma, Tante...) gespielt hat, dann antwortet er: "Gehauen, geschlagen, gekackert, geballert, gebullert..." und was ihm noch so einfällt. Alles ist momentan mit Hauen und Schlagen, obwohl wir Gewalt absolut ablehnen und ihm auch immer erklären, dass das nicht lustig ist. Manchmal sagt er auch: "Die Oma hat mich gehauen" (oder die Mama etc.)
Auch sagt er: "Wir werfen die alte Mama (oder den alten Papa) in den Müll. Die ist doof. Dann kaufe ich eine neue Mama"
Man kann sich mit ihm aktuell nur selten normal unterhalten. Auf Fragen antwortet er völlig abstrakt oder gar nicht. Nur selten erzählt er mal "richtige" Sachen.
Nach dem Kindergarten macht er meistens seinen Mittagsschlaf. Aber auch danach wirkt er nicht fit. Oft hängt er dann rum und lehnt alle Spielvorschläge ab. Dabei nehme ich mir extra Zeit für ihn und der Papa oder die Oma kümmern sich ums Baby. Letzte Woche wollte er unbedingt, dass die Oma am Nachmittag kommt. Als sie dann da war, wollte er aber nicht mit ihr spielen.
Er ist auch ungewöhnlich weinerlich. Zunächst dachte ich, dass es an den Infekten liegt, die er jetzt immer wieder hatte. Doch nun ist er wieder gesund und trotzdem hat sich nichts an seinem Verhalten geändert. Ich frage ihn zum Beispiel, was er zum Frühstück essen möchte. Dann sagt er zum Beispiel Brot mit Honig. Wenn ich es ihm gebe weint er plötzlich und schreit "Nein" und wenn ich frage was nicht passt, dann schreit er einfach weiter Nein und weint. Manchmal schluchzt er irgendwelche unverständliche Begründungen und plötzlich isst er sein Brot und alles ist gut.
Ist das ein normales Verhalten? Kann es sein, dass sich auch die "richtige" Trotzphase verschoben hat und alles jetzt erst kommt? Bisher war er sehr umgänglich. Außerdem möchte er neuerdings vieles selbst machen.
Ehrlich gesagt bin ich momentan überfordert. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wie könnte ich besser auf ihn eingehen?
Danke für eure Antworten.
Mein Sohn verhält sich "seltsam"
Mein Sohn auch 4 hat einen 8M alten Bruder..
Die Trotzphase die bei ihm nie stattgefunden hat, holt er seitdem nach 😅
Sprachlich ist er nicht ganz optimal unterwegs..
„Lulu Kaka“ steht hier hoch im Kurs. Das ist auch im Kindergarten Thema. Der XY hat heute gesungen - „Paw Patrol, Paw Patrol hat Kacka in der Hose“ das war lustig..
Dichtet selber Lieder „lulu Kaka Lulu Kala schläfst du noch“ 🫣😏
Ich kommentiere es eher wenig, nur dass ich das nicht schön finde 😅 hoffe es verliert einfach den Reiz.
Das Dichten von ähnlichen Liedern steht bei uns auch Hoch im Kurs 🫣
bei uns auch, und es ist ein mädchen…
Liebe Sissi,
Mein Sohn ist zwar erst 3,5 Jahre, aber wir bekommen ähnliches zu hören derzeit. Pipi, Kacka, Scheisse war schon länger hoch im Kurs in seinem KiGa, aber dank eines neuen Kindes hören wir jetzt auch ständig "Scheisse in die Fresse", "Du blödi", "Du bist dumm"...Auf Nachfragen von uns wie es im KiGa war gibt es max. "gut", wenn ich frage, was sie gemacht haben, kommt "nix"🙈 Zu essen gibt es jeden Tag Hauptspeise. Zuhause will er auch schonmal Kackibrot oder Kackinudeln, weil dr das dann lustig findet...Es kann also einiges auch der "gute" Einfluss von KiGa sein😜
Ja, das kommt mir sehr bekannt vor 🙈 "Kaka als Nudelsoße" hatten wir gerade. Bis jetzt hatte er nicht viele Kontakte zu anderen Kindern. Wahrscheinlich kommen jetzt sämtliche Einflüsse vom Kindergarten zu uns nach Hause...
Auch bei uns (3,5) hat die Fäkalsprache nun Einzug gehalten 🙈😅
Klingt nach einer spannenden Mischung aus verschobener Autonomiephase, Pipi-Kaka-Pups- Phase und dem bewusst werden des etwas "hinterher hinkens". Vll noch gepaart mit einem Bisschen Geschwisterneid.
Sicher keine einfache Phase für alle Beteiligten.
Die Kakasprache würde ich soweit woe möglich ignorieren, dass es seinen Reiz verliert. Dann ist es sicher nicht verkehrt Ergo und Logo voranzutreiben, dass er da Fortschritte macht
Hat er Hobbies oder Dinge die er gerne kann/ macht? Falls nicht würde ich sowas mal anpeilen, da man so das Selbsbewusstsein auch ein bisschen fördern kann.
Falls ihr den Anschluss nicht aktiv seid würde ich auf jeden Fall etwas sportliches mit ihm machen. Kinderturnen der Ähnliches, damit er da ein paar Fortschritte macht und körperliche Sicherheit gewinnt.
Die Sprüche hab ich schon nahezu alle von meinem Großen gehört. Auch dass mit Mama kannst du mich hauen. Ich denke es ist eine Möglichkeit Aufmerksamkeit zu bekommen und auch einfach Quatsch reden.
Mein Großer ist ganz normal, manchmal vielleicht grenzwertig viel Grenzen testend 😄 Kognitiv und Sprachlich sehr weit. Daher würde ich mal denken, dass es einfach eine normale Phase ist.
Ich würde relativ zeitnah zum Kinderarzt und Blutwerte, EKG usw. prüfen lassen. Ich finde die Müdigkeit in Verbindung mit Entwicklungsverzögerung auffällig.
Eisenmangel, niedriger Blutdruck oder ähnliches könnte auch die Ursache sein und beeinflusst auch das Verhalten.
Vielen Dank für den Hinweis. Daran habe ich auch schon gedacht.
Hm, mein Bruder (Downsyndrom) hatte zeitlebens etwas Ähnliches. Auf Nachfrage gab es, außer zu Weihnachten, IMMER Nudeln mit Tomatensauce zum Mittagessen. Erzählen konnte er von sich aus selten etwas. Schon gar nicht ohne Nachfrage. Gern wollte er witzig sein, aber weil er keine Witze behalten konnte, kam dann auch immer Quatsch heraus.
Also wäre meine erste Frage: Überfordert ihn das vielleicht einfach?
Man kennt doch von sich selbst das Phänomen, dass man oft nicht mehr weiß, was man vor zwei Tagen zu Mittag gegessen hat, besonders, wenn man es nicht selbst gekocht hat. Oder nicht mehr weiß, was man da für ein Oberteil getragen hat, es sei denn, Mode wäre einem ganz wichtig.
Schlagen usw.: Da wäre auch meine Vermutung, dass das irgendwie Thema im Kindergarten ist und ihm daher als Erstes in den Sinn kommt.
Bei meinem Bruder haben wir, aus anderen Gründen (er wollte nicht mehr zur Werkstatt gehen) irgendwann gebeten, uns 10 schöne Dinge vom Tag zu erzählen. Wahlweise auch weniger. Damit achtete er mehr darauf, was eigentlich schön war. Alternativ: "Was war denn heute am schönsten? Achte mal heute darauf, was am schönsten ist!"
Dadurch verschiebt sich dann ganz langsam der Blick und man behält wahlweise überhaupt etwas oder eben auch schöne Erlebnisse im Gedächtnis, nicht nur das Langweilige oder Stressige.
Unsinnswörter: Könnte das Alter sein. Könnte auch erklären, dass er vielleicht mehr Quatsch zu Hause braucht. Hat er Geschwister in ähnlichem Alter?
Bei meinem Bruder fiel mir extrem auf, dass er mit seiner Freundin (ebenfalls geistige Behinderung) am Telefon oft nur in Unsinnswörtern redete - über 20 min lang. Auch wenn er mal im Wohnheim war für wenige Tage wurde sehr viel gekichert, gekitzelt, in Quatschbegriffen kommuniziert (das waren alles Erwachsene, aber mit geistiger Behinderung). Mir fiel erst da extrem auf, dass er diese Art der Kommunikation zu Hause nie ausleben konnte, also vermutlich zu Hause immer diesen Teil von sich unterdrücken musste, weil es kein Gegenüber dafür gab (und wir das auch nicht wussten).
Insofern wäre es vielleicht auch mal eine Idee, zu Hause mehr Quatsch zu machen, auch mal mit Kinderreimen und Kinderbüchern mit Unsinnsversen zu arbeiten. Es gibt da ja viele kurze Gedichte, die teilweise auch Quatschwörter enthalten. Vielleicht braucht er das gerade?
Meine Mutter hat übrigens bei der Nachfrage nach dem Mittagessen irgendwann nur noch gelacht und gesagt "ach, schon wieder Nudeln! Immer nur Nudeln!" in so einer übertriebenen, lustigen Art. Danach haben dann beide gelacht. Es wurde nie thematisiert, was er denn nun wirklich gegessen hatte, weil er das vermutlich vergessen hatte, weil nach dem Mittagessen noch so viel anderes passiert war. Und vermutlich war es auch einfach kein Highlight gewesen.