Was mache ich nur mit diesem Kind?

Hallo zusammen,

mein Sohn ist jetzt knapp 26 Monate und seitdem er 1 ist für 20 Stunden in der Woche bei einer Tagesmutter. Es sind dort aktuell zwei "kleine" und zwei "große" Kinder. Mein Sohn ist der jüngste, ein Mädchen ist einen Monat älter und zwei Mädchen sind knapp drei/drei. Das nur zu den Rahmenbedingungen.

Die Eingewöhnung klappte gut und es gab lange Zeit auch keine Probleme. Nach dem Sommer (das älteste Mädchen ist neu dazu gekommen) fingen die Probleme an. Er fing an zu hauen und schubsen. Ich hatte den Eindruck, dass es hauptsächlich deswegen ist, weil die Kinder nicht mehr so oft rausgingen und er einfach nicht mehr "ausgepowert" wurde.
Maßnahme der Tagesmutter ist dann immer, ihm in seinem Hochstuhl zu setzen, um ihn erstmal aus der Situation rauszunehmen und auch die anderen Kinder zu schützen.
Sie meinte dann noch, dass es wahrscheinlich ein Problem ist, dass er auch jeweils einmal die Woche vom den Großeltern abgeholt wird und er daher zu viele verschiedene Regeln hätte. Ich war davon nicht ganz überzeugt, wir haben aber trotzdem umdisponiert und kommen jetzt ohne Großeltern irgendwie aus.

Besser wurde es aber nicht. Vor Weihnachten war es wohl auch wieder sehr schlimm und wir haben gesagt, wir schauen mal, wie es nach dem Ferien wird, wenn einfach Mal etwas Pause war. Die Tagesmutter hatte auch viel privat um die Ohren und ich hatte den Eindruck, dass sich die Situation einfach immer etwas hoch geschaukelt hat. Man kennt es ja von sich selber, dass man, wenn man Stress hat, eben auch einfach ein etwas dünneres Nervenkostüm hat.

Nach dem Ferien hatten wir jetzt wirklich lange Ruhe und ich habe auch die Rückmeldung bekommen, dass es total harmonisch ist.

Bis letzte Woche. Da hat er an zwei Tagen zwei von den Mädels richtig doll gebissen. Das kann ich mir leider auch sehr gut vorstellen, weil das zurzeit sein Mittel der Wahl ist, seinen Willen durchzusetzen. Zuhause kann ich die Situationen schon sehr gut abschätzen und halte ihn dann fest und sage "Nein". Das kann ich natürlich schlecht machen, wenn ich in dem Situationen nicht dabei bin.

Mir tut das natürlich total leid und ich weiß ja leider aus eigener Erfahrung, wie fest mein Sohn zubeißen kann. Ich weiß nur nicht, wie ich damit richtig umgehen soll. Schimpfen und erklären finde ich ehrlich gesagt in dem Alter ziemlich sinnlos, wenn es vormittags war und ich dann nachmittags da nochmal mit anfange. Den Bezug kann er doch sicher noch gar nicht herstellen oder?

Was würdet ihr machen? Ist das noch "normales" Verhalten, dass sich mit der Zeit verwächst? Die Tagesmutter hat mich zum Ende des letzten Jahres einfach sehr verunsichert, sodass ich das gar nicht richtig einsortieren kann. Sie meinte, so einen, wie meinen Sohn hätte sie noch nie gehabt. Das tut mir natürlich auch irgendwie weh. Ich sehe meinen Sohn natürlich auch durch die liebenden Augen einer Mutter und denke schon, dass er auch sehr lustig und empathisch sein kann, aber eben einfach auch ein kleiner raufbold ist. Ich weiß nicht, ob er wirklich sooooo schlimm ist (einfach ist er ganz sicher nicht) oder vielleicht auch einfach aktuell im Vergleich zu den "lieben" Mädels besonders auffällt. Er sitzt halt nicht ruhig da und bastelt/puzzelt vor sich hin. Er braucht meiner Meinung nach einfach mehr körperliche Auslastung. Das versuchen wir mittags natürlich, aber das bringt für die Vormittage eben nicht sehr viel.

Im Sommer kommt er in den Kindergarten und ich mache mir noch etwas Sorgen, dass es da einfach nochmal schlimmer wird und möchte natürlich, dass er da einfach gut durchkommt.

Vielen Dank an alle, die bis hier gelesen haben. Einem schönen Abend euch.

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Hi du.

Kinder in dem Alter beißen, weil sie sich oft (noch) nicht ausreichend artikulieren können. Wundert mich, dass eure Tagesmutter das nicht weiß. 🤔 In unserer Kita kam und kommt das immer wieder mal vor. Natürlich wird mit den Kindern in der Situation gesprochen und erklärt, dass das weh tut und nicht gut ist aber es wird auch erkannt, dass das eben in dem Alter leider ein Stück weit normal ist. Unsere Tochter wurde bereits gebissen und war irgendwann auch in der Phase, dass sie gebissen hat. Die Kita hat uns immer transparent informiert (ohne den Namen des gebissenen/beißenden Kindes zu nennen und wir sind da gemeinsam durch. Zu Hause haben wir immer wieder thematisiert, dass beißen, hauen etc. weh tut und das man das nicht macht.

Ich würde noch mal das Gespräch mit der TaMu suchen.

Liebe Grüße

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Sie hat ja nicht gesagt, dass sie das so nicht kennt, sondern dass sie noch nie so ein Kind hatte - was ich mir gut vorstellen kann, unser Sohn war für die sehr erfahrene Tagesmutter auch eine ganz neue Kategorie in manchen Dingen 😁 Eine Tagesmutter hat ja nicht mal ansatzweise so viele Kinder erlebt wie eine Kita-Kraft. Und so wie ich es verstanden habe, scheint sie es ja auch nicht zu dramatisieren, sondern eher die Mutter macht sich Sorgen.

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Hi,
hauen, beißen, schubsen ist total normales Verhalten und „verwächst“ sich bzw. irgendwann fruchten die Interventionsversuche.
Dass im KiGa da mal was durchgeht bei so vielen Kindern in den Gruppen, vorstellbar, aber bei vier Kindern sollte die TaMu in der Lage sein, rechtzeitig einzuschreiten und das Schlimmste zu verhindern.

vlg tina

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Das klingt doch komplett normal in dem Alter. Seit Weihnachten war alles gut und jetzt hatte er eine schlechte Woche und hat zweimal gebissen, das kommt vor. Meine Kinder waren in der Krippe, es waren dort 12 Kinder in der Gruppe und jedes Jahr haben mindestens 1 bis 2 dieser Kinder monatelang regelmäßig andere Kinder gebissen. Ja ist nicht schön für die anderen Kinder (jedes meiner Kinder wurde über die Jahre mehrmals heftig gebissen, zweimal hat es auch geblutet, meist waren die Abdrücke Tage lang zu sehen), und deshalb Aufgabe der Erwachsenen, das Kind dann möglichst immer im Auge zu haben und einzuschreiten. Aber es ist wirklich nicht ungewöhnlich in dem Alter. Das müsste auch die Tagesmutter wissen.
Du kannst da nachträglich nachmittags natürlich nichts machen, du kannst nur Einschreiten und Grenzen setzen, wenn er in deiner Anwesenheit beißen will. Bei der Tagesmutter ist das alleine ihre Aufgabe.

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Also für mich klingt das alles nicht so dramatisch. Er ist zwei Jahre alt, er kann vermutlich noch nicht alles verbal ausdrücken, was er loswerden will. Und gerade wenn die Wut kommt, ist das schwierig. Wir kennen das Problem nur zu gut.

Für mich klingt das auch nicht so, als würde die Tagesmutter es jetzt als riesiges Thema sehen...? Dass sie noch nie so ein Kind hatte, ist doch gut möglich und einfach eine Feststellung. Sie sagt ja nicht "Machen Sie da was, sonst betreue ich ihn nicht mehr!" Unser Sohn war auch in diesen Dingen deutlich "mehr" als alle anderen Kinder, die unsere Tagesmutter davor hatte (und sie ist seit 20 Jahren im Geschäft) - war überhaupt nicht dramatisch. Alle waren immer ganz transparent, man hat zusammen geguckt, was funktioniert und ausprobiert, es wurde natürlich mit steigendem Wortschatz auch besser. Aber er wird immer ein Kind bleiben, was viel daran arbeiten muss, seine Wut nicht körperlich rauszulassen. Er ist einfach so, vom Charakter her, und das ist ein langer Weg. Da werden Fortschritte kommen, mach dir keine Sorgen.

Was uns wichtig war: Dass die Eltern der "Opfer" 😁 wissen, dass wir das nicht verharmlosen und auch entsprechend angehen. Da hatten wir wirklich richtiges Glück - es war eine super gute Gemeinschaft und eine endlos geduldige, liebevolle Tagesmutter. Beides hat einen großen Anteil daran, dass wir da durchgekommen sind und es schon viel besser ist. Ich würde nicht abends nochmal anfangen, darüber zu sprechen (außer es kommt im "Wie war es denn heute bei dir?"-Gespräch auf). Die Tagesmutter wird das ja sowieso mit ihm tun.

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Ich danke euch allen.

Tatsächlich klang es letztes Jahr eben doch oft etwas dramatisch, was aber wohl auch wirklich daran lag, dass bei ihr eben privat viel los war. Wir sind familiär etwas verbandelt und sie hat meiner Mutter gegenüber erwähnt, dass sie darüber nachgedacht hat, den Betreuungsvertrag im Sommer nicht zu verlängern, sofern wir keinen Kindergartenplatz bekommen hätten.
Das stört mich natürlich schon, vor allem weil sie das mir gegenüber nie erwähnt hat.

Und ihr habt alle schon Recht und wenn mir eine Freundin das erzählen würde, würde ich ihr wahrscheinlich genau das selbe sagen, aber irgendwie zweifel ich als Mutter da schon mal an mir selbst. Eben weil ich es auch nicht verharmlosen will, wenn da doch irgendwo ein Problem hinter steckt.

In meinem Umfeld ist mein Kind eben schon das wildeste, aber er kann eben auch ganz toll mit anderen Kindern spielen und Quatsch machen.

Ich war als Kind eben ganz anders. Immer sehr angepasst, deswegen kenne ich das in der Form nur von den Kindern, um die ich einen großen Bogen gemacht habe 😉

Ich danke euch allen ❤️

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Fakt ist: Ein Kind, das andere Kinder beißt fände ich weder als Kind, noch als Eltern der anderen Kinder noch als Tagesmutter lustig.

Aber das Verhalten ist jetzt nicht so unnormal, gerade wenn er nicht in der Lage ist, seine Gefühle anders auszudrücken. Das kommt gerade in diesem Alter durchaus häufiger vor.
Ich würde aber nicht sagen: "na ja ist halt ein Raufbold" und "jungs sind eben wilder"
Sondern alle Beteiligten müssen schauen, wie ihr eurem Sohn helfen könnt.
Die Situation selbst zuhause zu besprechen hilft wahrscheinlich wenig. Ih würde ihn eher generell verstärkt an das Thema eigene Gefühle und Umgang damit heranzuführen. Mit Büchern Spielen, Bilddarstellung, etc. Also wenn er etwas tut, Gefühle benennen und ihm Strategien aufzeigen was er stattdessen tun kann. Also zum Beispiel: ich sehe, du möchtest mich beißen weil du wütend bist. Es ist ok das du wütend bist, aber ich möchte nicht dass du mich beißt. Du kannst stattdessen ganz laut mit dem Fuß stampfen (oder was auch immer ihr einführen möchtet und was zu deinem Sohn passt). Das wird nicht von heute auf morgen klappen das ist ist ein längerer Prozess mit Höhen und Tiefen. Er muss ja auch erst lernen seine Gefühle kennenzulernen und adäquat zu verarbeiten.