Wunderschöne Geburt, nur 2 Stunden und keine Zeit zum "Nachdenken"

Hallo all ihr Lieben,

möchte euch heute meinen Geburtsbericht mitteilen. Aber VORSICHT, er ist sehr genau mit allen oder vielen Details beschrieben und wurde daher auch sehr, sehr lang.

Vorweg zu sagen, war dies meine 3 Geburt, wobei das erste Kind (10 Jahre) ein Kaiserschnitt war. Nach 10 Tage Übertragung und 3 mal Einleitung kam die Geburt kein Stückchen in Gang. Es war eine schreckliche Geburt, obwohl die Sectio ohne Probleme aber mit Vollnarkose verlief. Ich brauchte lange Zeit um dies zu verarbeiten. Man ist schwanger und auf einmal hat man ein Baby im Arm. Da fehlte einfach was dazwischen. Ich hatte mir doch so sehr eine normale Geburt gewünscht.

Unser 2. Kind (4 Jahre) kam spontan zur Welt, was ich mir ja so von ganzen Herzen gewünscht hatte. Ich war so wahnsinnig glücklich, eine normale Geburt erleben zu dürfen und hatte somit eine sehr gute Einstellung zur Geburt, das ich nach hinein noch im Kreissaal sagen konnte -- so schlimm ist es nicht ein Kind zu kriegen --.
Und ich war so stolz auf mich.

Unser 3. Wunschkind war dann die Krönung.
Und nun zum eigentlichen Bericht.

Nachdem ich in den letzten 2 Wochen vor der Geburt schon immer regelmäßig (zwischen 6-8 Minuten) einen harten Bauch hatte und der Muttermund fingerdurchlässig, verkürzt und butterweich war, fragte ich am Fr. den 12. 10.07 (8 Tage vor ET) meine Hebamme, ob sie denn nicht was hätte, um die Geburt endlich in Gang zu bringen. Sie merkte, das ich nun schon ziemlich ungedultig war und als ich ihr dann noch mitteilte, das ich seit ein paar Tagen vermehrten Schleimabgang habe, meine sie, das ich wohl noch am Wochenende ganz bestimmt entbinden werde. Ich hielt das schon fast für ausgeschlossen und wollte dies absolut nicht wahr haben. Denn auf dem wöchentlichen CTG hatte ich seit 4 Wochen immer gute regelmäßige Wehen drauf, die ich zwar mit einem harten Bauch bemerkte aber schwanger war ich ja immer noch. Also hieß es weiterhin nur abwarten und Tee (Wehentee) trinken. Auch wenn ich noch so große Bedenken hatte, da meine Frauenärztin mir immer sagte, das ich ein großes Kind bekommen werde. Denn ich selbst bin mit 1,55m nicht gerade groß und mit jeden Tag mehr schwanger sein, wird das Kind schwerer und die Chancen für wieder einen Kaiserschnitt stiegen. Das war mit meine größte Sorge. Das wollte ich nicht nochmal durchmachen. Die ganzen Erinnerungen von der ersten Geburt kamen ständig hoch.
Nun gut, das Wochenende verging und ich war schon etwas sauer, denn wie konnte denn meine Hebamme mir solche Hoffnung machen, am Wochenende noch mein Baby zu bekommen, denn nichts tat sich.

Nachdem ich dann am 14.10. gegen 22.15 Uhr ins Bett ging und gerade eingeschlafen war, gab es ca. 22.55 Uhr in mir einen wahnsinnigen Knacks und einen leichten Stich, so das ich dermaßen aus dem Schlaf heraus erschrak und mein Puls auf mind. 180 stieg. Ich war nun hell wach und dachte, was war das. Vielleicht hatte ich nur geträumt, war ein Gedanke von mir. Das die Fruchtblase geplatzt sein könnte, verdrängte ich noch. Nun fing sich aber mein Baby an extrem stark zu bewegen, wie ich es noch nicht erlebt hatte. Da stimmt was nicht. Ich drehte mich nun langsam um, um zu testen ob da vielleicht nicht doch Fruchtwasser abläuft und es war tatsächlich so. Panisch rief ich meinen Mann, der noch vor´m Fernseher saß. Nun fing ich auch noch unwillkürlich an zu zittern und sagte ständig wir müssen los ins Krankenhaus, bring mir schnell Handtücher. Und da denkt man, das man vorbereitet ist!!! Mein Mann hatte zum Glück die Ruhe weg und meinte ich soll nur mal schön ruhig bleiben und langsam machen. Aber ich hatte keine Ruhe und 7 Min. später saßen wir auch schon im Auto und die Wehen gingen nun auch los. Und sie kamen auch gleich aller 2 Min. aber nur leicht. 10 Min. später waren wir im Kreissaal angekommen und die Hebamme schloß mich auch gleich ans CTG an. Alles o.k. , Wehen wurden stärker und Muttermund war schon 5 cm auf. Mein Mann verstand 1 cm und meinte, das kann ja noch dauern. Und wie soll es auch in unserem Chaos anders sein, haben wir doch tatsächlich Chipkarte, Personalausweis und Familienstammbuch vergessen. Und wieder dachte ich, mensch wir hatten uns doch vorbereitet. Mein Mann meinte doch noch mal schnell nach Hause zu fahren um dies zu holen, aber die Hebamme meinte, bleiben sie mal lieber da. Wieso, es ist doch noch Zeit, kam von mein Mann. Er konnte es bis hierher noch nicht glauben, das ich nun entbinden werde. Er hatte die Ruhe weg. Nun wollte ich in die Wanne, denn ich konnte mich erinnern, bei meiner 2. Geburt war das sehr entspannend. Aber die Hebamme sagte, das schaffen wir nicht mehr. Nun gut, aber den Einlauf kann ich doch noch bekommen. Ne ne, das schaffen wir auch nicht mehr. Jetzt fiel der Schalter auch bei meinem Mann um. Zudem mußte ich nun die Wehen schon ganz schön verahtmen. Ich bekam einen Bogen für geburtliche Maßnahmen oder so ähnlich , sollte den mir durchlesen, ausfüllen und unterschreiben, nur kam ich immer nicht zum lesen. Denn immer wieder als ich anfing, kam die nächste Wehe und ich konnte nichts mehr in meinem Kopf aufnehmen. Ich versuchte dies ganze so ca. noch 5 mal zu lesen, gab es aber dann einfach auf. Ich suchte nur noch die Kästchen, wo die Kreuze rein kamen, setzte meinen Otto darunter und ließ die Hebamme kontollieren, ob dies so richtig war. Nun kam auch ein Arzt und legte mir einen Zugang und nachdem ich nun schon oder erst eine Stunde da war, war der Muttermund schon 8 cm auf. Der Arzt war ganz überrascht, denn ich stand immer noch vor dem Entbindungsbett und veratmete brav meine Wehen. Er meinte, die Frau sieht gar nicht so aus, als das sie schon so weit ist. Aber von nun an ging es heiß zur Sache. Ich entschloß mich doch mal ins Bett zu steigen, denn langsam konnte ich vor Schmerzen nicht mehr stehen. Nun gingen auch schon allmählich die Presswehen los. Da das Baby aber sich noch nicht so richtig ins Becken gedreht hatte, mußte ich mich zur linken und dann zur rechten Seite drehen und noch ein paar leichte Presswehen verhecheln. Mein Mann legte mir in den kurzen Wehenpausen einen nassen Waschlappen auf die Stirn und gab mir was zu trinken. Mehr konnte er nicht machen. Aber für mich war es einfach das wichtigste, das er da war. Obwohl ich zwischenzeitlich nicht einmal merkte, das er wegen Frischluft kurz den Kreissaal verließ. Aber nun war es soweit, ich durfte pressen. Und dann meinte die Hebamme auch schon "da kommt er". Und noch einmal und der Kopf war halb draußen. Nun brannte es aber gemein da unten und ich schrie auwah. Ich presste weiter, was es das Zeug hielt und der Kopf war da. Ich fühlte ihn mit meinen Händen und schaute ganz erschrocken und verwundert meinen Mann an. Das fühlte sich so weich, warm und klitschig an, so ungewohnt. Nun hatte ich aber eine Wehenpause und der Arzt stellte den Wehentropf hoch. Mein Mann bekam Panik, da es nicht weiter ging, wie der Kopf da so raus schaute, ganz blau war und das Baby keine Mimik verlor. Nun kam nach ca. 3 Min. endlich wieder eine Wehe, die aber nicht so heftig war. Ich gab mein bestes, aber der Rest vom Baby ging nur sehr schwer raus. Die Hebamme zog sachte am Kopf des Babys und der Arzt drückte ein wenig auf meinem Unterbauch mit. Das war aber nicht weiter schlimm. Nun hörte ich die Hebamme sagen "jetzt, jetzt kommt er". Mein Mann ermutigte mich nochmals alles zu geben und ich schrie nun kurz und auf einmal war der kleine Brocken draußen. Die Nabelschnur um den Hals und total blau. Mein Mann nabelte ihn ab und nachdem er ein wenig über Kopf gehalten wurde, fing er dann auch gleich an zu schreien. Das war ein wahnsinnig, unbeschreiblich, tolles, emotionales Gefühl. Meinem Mann und mir liefen die Tränen runter und ich sagte nur, wir habens geschafft, da ist er, unser kleiner Lucien. Da lag er nun, auf meinem Bauch und suchte sofort die Milchquelle. Er hatte von Anfang an einen ganz starken Saugreflex.

Nachdem auch gleich 5 min. später die Plazenta kam, gab es für mich noch eine kleine unangenehme Sache. Da ich ja schon einen Kaiserschnitt hatte, bekam ich mit Faustan einen kleinen Rausch und als ich dann für ein paar Min. im Traumzauberwald war, tastete der Arzt von innen meine alte Kaiserschnittnarbe ab, ob die auch nicht irgendwo gerissen war. Aber zum Glück alles i. O. Den "Kleinem" hielt in der Zeit meinen Mann im Arm und er begutachtete ihn ganz genau. Wir genossen nun noch 2 Stunden die Zeit im Kreissaal und gegen 03.30 Uhr ging ich dann auf mein Zimmer. Mein Mann und ich wir unterhielten uns noch ein wenig über das große Ereignis. und gegen 04.00 Uhr fuhr er dann nach Hause. Später erfuhr ich, das er wohl in dieser Nacht noch einen Nachtspaziergang machte, er mußte wohl auch einiges verarbeiten. Ich selbst konnte den Rest der Nacht auch nicht mehr schlafen und mußte immer an die wunderbare, schnelle Geburt denken.

Lucien ist am 15.10.2007 um 01.15 Uhr geboren,
wog 3800 g
war 50 cm lang
und KU war 36 cm

Noch im Kreissaal sagte ich zur Hebamme und meinem Mann: " na wenn der Kleine Brocken durchgepaßt hat, habe ich bei den nächsten Kindern keine Bedenken mehr". Mein Mann grinste verschmitzt und die Hebamme meinte: "Na das hört sich aber gut an".

Übrigens hatte er durch die Nabelschnur um Hals eine Blutstauung im Kopf, die aber nicht weiter schlimm war. Das kommt halt manchmal vor, meinte Arzt und Hebamme. Die Blaufärbung im Gesicht dauerte noch 2 Tage an, wurde aber zunehmend besser. Die Augen waren auch ziemlich zu geschwollen und auf den Augenliedern waren kleine Blutergüsse. Alles aber nur halb so schlimm.

Im Nachhinein kann ich nur sagen, das es eine ganz, ganz wundervolle Geburt war. Die Wehen waren zwar schon heftig aber auszuhalten. Ich hatte das Glück, die schmerzhaften Wehen nur kurz ertragen zu müssen und deshalb war ich auch nach der Geburt gleich wieder fit. Ich hatte keinerlei Beschwerden, wurde nicht geschnitten und bin auch nicht gerissen.
Besser hätte es wohl nicht laufen können.
Eigentlich kaum zu glauben.

Für alle die das große Ereignis noch vor sich haben, wünsche ich eine genauso unproblematische und wunderschöne Geburt, wie wir es erleben durften.

Und Sorry, war wohl doch etwas sehr lang mein Bericht.

Laßt es Euch allen gut gehen,
Daniel, Cynthia, Vivien (10 Jahre), Cedric (4 Jahre) und Lucien (3 Wochen)