Jamie-Louis: Geburt mit fast allen Schikanen, die man mitnehmen kann

Hallo Ihr Lieben, hier kommt nun endlich mein Geburtsbericht, der sehr ausführlich geworden ist. Viel Spaß beim Lesen.

Vorbemerkung

Ich hatte mir eine ganz „banale“ ambulante Geburt gewünscht. Eine Geburt, die ein bis zwei oder drei Tage vor oder nach dem errechneten Termin stattfindet, mit Wehen, deren zeitliche Intervalle sich nach und nach verkürzen und mich allmählich auf den großen Moment einstimmen, klar mit höllischen Schmerzen und am Ende vielleicht mit ein paar kleinen Rissen am Damm, die eventuell genäht werden müssen, eine Geburt nach deren anstrengenden Stunden ich meinen Kleinen zuerst in die Arme schließen kann und ihn nicht irgendwo auf einem Untersuchungstisch wiederfinde, zu dem ich nervös hinüberschaue, wie eine Verrückte laut bete und auf ein erstes Lebenszeichen hoffe. Minuten, die einen quälen…

Aber ich fange mal von vorn an zu erzählen, wie das alles so war. Nun liegt es genau 14 Wochen und zwei Tage zurück und ich habe die Erstellung dieses Schriftstückes lange genug vor mich hergeschoben. Eh ich die letzten Zeilen zu diesem Bericht tippen werde, werden wohl noch ein paar Wochen vergehen.

Nun kreuzt die Frage auf, warum ich mir das hier antue. Warum ich alles noch mal im Detail durchgehe und es zu Papier bringe beziehungsweise in den PC tippe. Nein, es geht hier nicht nur um das Festhalten von Eindrücken, sondern darum mir selbst zu helfen, diese eher dramatische Geburt zu verarbeiten. Es geht darum mit der kleinen Horrorgeschichte abzuschließen, damit neue, positive und frische Gedanken in mir Platz finden können, wo auch immer sie gemacht werden im Kopf oder im Herzen. Bevor ich nun wirklich anfange zu berichten, kann ich nur jeder von Euch empfehlen, egal wie lang oder kurz, ob für Euch ganz allein oder auch für andere zum Lesen, die vielleicht weniger traumhafte Geburt Eures Kindes in Worte zu fassen. Es hilft, wenn man die vielen Gedanken auf’s Papier loslässt und nicht weiter in seinem Kopf herumschwirren läßt. Das ist eine Erfahrung, die ich schon in vielen anderen Lebenssituationen gemacht habe – Schreiben hilft!

Der errechnete Geburtstermin

Und hier geht’s los. Der Geburtstermin laut Nackentransparenztest und Feindiagnostik war der 05. August 2008. In meinem Mutterpass stand jedoch der 07. August 2008 als Geburtstermin, von dem dann später das Krankenhauspersonal ausging, zwei Tage, die zeitlich keinen großen Unterschied machen – laut Fachpersonal. Doch für mich bedeuteten diese zwei Tage 48 Stunden, von denen eine Stunde schon zu lang schien und Schaden anrichten konnte.

Dass aus diesen 48 Stunden mehrere Tage der Ungewissheit werden würden, hatte ich weder erahnt noch geplant. Anbei sei erwähnt, dass ich eine Cousine habe, die zu spät geholt wurde und aufgrund von Sauerstoffmangel geistig behindert ist. Deshalb war ich so beunruhigt. Mir war bewusst, dass eine einzige Stunde einen sehr großen Unterschied ausmachen kann. Und wenn man nun mal so einen Fall in der eigenen Familie hat, dann schaut man schon etwas ungeduldiger auf den Kalender und die Uhr.

Die Tage vor dem Geburtstermin

Endlich waren die vielen Wochen des Wartens verflogen und die Woche vor dem Geburtstermin begann nun endlich. Am Mittwoch - 30. Juli 2008 - hatte ich in dieser Woche meinen nächsten Frauenarzttermin. Leider war meine Ärztin im Urlaub. Die Vertretungsärztin erschien mir etwas unsicher und daher einen Tick weniger kompetent. Mein Muttermund war noch fest verschlossen. Zu meiner Beunruhigung ergab die Urinuntersuchung, dass mein Urin eiweißhaltig sei. Auf die Frage, was das zu bedeuten hätte, war die Vertretungsärztin etwas unbeholfen in ihren Formulierungen und löste so etwas Panik in mir aus. Sie gab mir eine Überweisung für das Krankenhaus, in dem ich mich am nächsten Tag zum CTG und zur erneuten Urinuntersuchung einfinden sollte.

Donnerstag - 31. Juli 2008 - war somit der erste Tag, an dem ich mich, nach der schon lang zuvor erledigten Anmeldung, im Krankenhaus meiner Wahl vorstellte. Die Untersuchungen ergaben, dass alles in Ordnung sei. Ich wurde nach Hause geschickt und eine Woche darauf zum 07. August 2008 zu dem im Mutterpass stehenden Geburtstermin wieder hinbestellt.

Ich dachte mir super, alles im grünen Bereich. Vielleicht bin ich schon früher wieder im Krankenhaus, weil es losgeht. Doch der Dienstag - 05. August 2008 -, der ja laut Nackentransparenztest und Feindiagnostik der errechnete Geburtstermin war, verging mit keinerlei Anzeichen von Wehen. Optimistisch sagte ich mir gut, dann kommt der Kleine halt am Freitag, den 08. August 2008 – wäre doch ein schickes Geburtsdatum!

Vertröstungsphase 07. August 2008 bis 17. August 2008

Am Donnerstag - 07. August 2008 - war ich also wieder zum CTG im Krankenhaus. Ich hatte immer häufiger meine Cousine im Hinterkopf und große Angst, dass mein Sohn auch einen Sauerstoffmangel erleiden könnte, wenn der richtige Moment für die Geburt verpasst werden würde. Auf mein eindringliches Bitten wurde ein Ultraschall gemacht. Der Kopf meines Sohnes saß im Becken, aber er war noch nicht sehr tief. Etwas von der Käseschmiere schwamm im Fruchtwasser herum. Laut Ärztin war alles zeitgerecht und normal. Aufgrund meiner großen Sorgen bot mir die Ärztin an täglich zum CTG zu kommen. Ich war über die nun engmaschigeren Kontrollen per CTG sehr erleichtert. Mit ein paar Millilitern Uterusöl für wehenfördernde Massagen auf dem Bauch und Bäder wurde ich nach Hause geschickt. Von diesem Tag an war ich täglicher Gast beim CTG im Krankenhaus. Ich hoffte auf die Wirkung des Uterusöles und dass vielleicht schon am morgigen Tage die ersten Wehen einsetzen würden.

Doch die Bauchmassagen und das Bad brachten keine Veränderung. Am nächsten Tag, ein Freitag - 08. August 2008 – war ich wieder im Krankenhaus, ohne dass sich etwas getan hatte.

Samstag - 09. August 2008 - und auch Sonntag - 10. August 2008 - vergingen ohne, dass sich irgend etwas tat. Ich sagte mir, ok entspanne Dich es wird schon irgendwann losgehen. Ich versuchte ruhig zu bleiben und setzte mir Dienstag, den 12. August 2008 als Due-day. Bis zu maximal diesem Tag wollte ich meine Beine ruhig unter dem Tisch halten und abwarten. Ja und mittlerweile hatte ich jede Menge geburtsfördernde Mittelchen ohne Erfolg ausgetestet angefangen vom Uterusöl, warm baden, Liebe machen und sich körperlich betätigen und Brustwarzen stimulieren bis hin zum Yogitee trinken. Nichts brachte etwas voran oder löste die kleinste Wehe aus.

Am Montag - 11. August 2008 - ging ich für die Ultraschalluntersuchung zu meiner Frauenärztin, die mittlerweile aus dem Urlaub zurück war. Mein Muttermund war immer noch fest verschlossen. Sie meinte, dass sie nicht davon ausgeht, dass es weder an jenem noch am folgenden Tag losgehen würde. Dennoch wollte sie nichts garantieren.

Der nächste Tag begann. Es war Dienstag. Da war er also, der Dienstag - 12. August 2008 - der Tag, den ich mir als Limit gesetzt hatte. Wie jeden Tag ging es zum CTG Schreiben ins Krankenhaus. Ich wurde von der diensthabenden Ärztin und den Hebammen abermals vertröstet und mit all meinen Ängsten fühlte ich mich langsam ganz schön im Stich gelassen und verschaukelt. Da trägt man ein Kind unter dem Herzen und kann nicht entscheiden, dass es geholt wird. Einen Kaiserschnitt kann man planen, aber eine Einleitung nicht. Man ist den Medizinern, die einen ständig erneut vertrösten, ausgeliefert und fühlt sich komplett macht- und hilflos. Im Nachhinein hätte meine Frauenärztin mir ruhig die Garantie dafür geben können, dass es noch nicht losgehen würde. Es traf genauso ein, wie sie angenommen hatte. Weder der angebrochene Montag, noch der Dienstag hatten eine Veränderung gebracht. Am Dienstagabend saß ich wieder voller Frust zu Hause und betäubte meine Sorgen mit Süßkram.

Am Mittwoch - 13. August 2008 – sagte die Ärztin im Krankenhaus nach dem alltäglichen CTG, ich solle mir einen Tag setzen, bis zu dem ich es maximal aushalte würde. Wenn bis dahin nichts passiert sei, würden sie einleiten. Ich dachte mir, oh wenn sie nur wüßte. Mein Tag des Limits war bereits abgelaufen. Die Ärztin sagte jedoch, dass der Kleine aber am Samstag kommen sollte, ansonsten könnte man auch einleiten, wenn sich bis dahin immer noch nichts getan hätte.

Donnerstag - 14. August 2008 - und Freitag - 15. August 2008 - vergingen und ich war ein Nervenwrack. Am Freitag brach ich in Tränen aus, nachdem mich die Hebamme und die Ärztin wieder vertrösten wollten. Die ganze Situation nahm mich unheimlich mit. Das ewige Warten machte mich ganz krank.

Am Samstag - 16. August 2008 - fuhren wir mit gepackter Tasche ins Krankenhaus zur Einleitung, doch angeblich wusste niemand davon. Es bedurfte einer Extra-Anmeldung, von der wir nichts wussten. Die Kreissäle waren belegt und wir wurden WIEDER nach Hause geschickt. Samstag war nun schon der elfte Tag nach dem Geburtstermin. Ich war mittlerweile wirklich sehr verzweifelt! Die letzte Ultraschalluntersuchung lag Tage hinter mir und noch mal nach Hause geschickt und vertröstet zu werden hatte meinen Geduldsfaden nun wirklich reißen lassen. Am Samstagnachmittag telefonierte mein Freund mit einer anderen Klinik. Die Hebamme am Telefon sagte, dass bei ihnen spätestens am zehnten Tag nach Geburtstermin eingeleitet werden würde. Wenn die Eltern psychisch sehr mitgenommen seien, würde eine Einleitung auch früher möglich sein. In dem Krankenhaus, in dem ich ursprünglich entbinden wollte, wollten die Ärzte erst am vierzehnten Tag nach dem Geburtstermin einen Ultraschall machen. Im Anschluss wollten sie dann entscheiden, ob eingeleitet werden würde.

Am Sonntag - 17. August 2008 - fuhren wir in die neue Klinik. Dort wurde ich gründlich untersucht. Es wurde ein Ultraschall gemacht und festgestellt, dass es höchste Zeit wäre, den Kleinen zu holen. Das Fruchtwasser war verringert, jede Menge Käseschmiere schwamm im Fruchtwasser und die Plazenta war kurz vorm Ableben. Wir unterschrieben noch am gleichen Tag die Papiere zur Einleitung am darauffolgenden Tag. In der Klinik wurde nun noch ein letztes geburtsförderndes Mittel ausprobiert: die gute alte Akupunktur. Im Anschluss fuhr ich das erste Mal seit zwei Wochen etwas erleichtert nach Hause.

Der ersehnte Tag der Einleitung – 18. August 2008

Es war schon Montag - 18. August 2008 -. Dreizehn Tage nach Geburtstermin kam für mich also endlich die erlösende Einleitung. In den vergangenen zwei Wochen wurde mir immer wieder eingebläut, dass eine Einleitung nicht heißen muss, daß es sofort losgeht. Es könne bei einer Einleitung bis zu drei Tage andauern bis das Kind kommt. Somit rechnete ich erst gar nicht mit dem 18. August 2008 als Geburtstag, sondern mit dem 19. August 2008.

Kurz nach 7:15 Uhr kamen wir im Krankenhaus an. Um 7:30 Uhr wurde für 30 Minuten CTG geschrieben. Um 8:00 Uhr kam die Hebamme mit einer viertel Tablette Prostaglandin, um zu sehen, wie mein Körper und das Ungeborene darauf reagieren, sprich die Verträglichkeit des Medikaments wurde getestet. Von 8:00 Uhr bis 8:45 Uhr wurde weiter CTG geschrieben. Insgesamt war ich 75 Minuten an das CTG Gerät angeschlossen. Die Tablette schien der Kleine und ich gut zu vertragen und so konnten wir das Krankenhaus verlassen. Gegen 10:00 Uhr aßen wir ein zweites Frühstück in einem nahegelegenen Cafe.

Gegen 11:00 Uhr kamen wir erneut im Krankenhaus an und von 11:30 Uhr bis 12:00 Uhr wurde wieder CTG geschrieben. Um 12:00 Uhr bekam ich eine halbe Tablette um die Wehen anzuschieben. Von 12:00 Uhr bis 12:45 Uhr wurde weiter CTG geschrieben. Nach 75 Minuten CTG-Gerät-Ankettung ging es nach Hause.

Bisher hatte sich nicht viel getan. Ab und zu hatte das CTG Gerät Berge gezeichnet, die aber mit keinerlei Schmerzen in Verbindung standen. Es gab also zu diesem Zeitpunkt noch keine Wehen, denn das sind ja laut Fachpersonal schmerzhafte Kontraktionen der Gebärmutter, die die Geburt einleiten. Zu Hause schauten wir fern und ich war mir ziemlich sicher, dass der Kleine ein Dienstagskind wird. Um 15:30 Uhr sollten wir wieder im Krankenhaus sein. Kurz bevor wir losfuhren spürte ich ein leichtes schmerzhaftes Ziehen. Auf der Fahrt ins Krankenhaus mussten wir auf einer Holperstraße im Schneckentempo fahren und kurz anhalten, da die Scherzen stärker wurden.

Kurz nach 15:00 Uhr kamen wir wieder im Krankenhaus an. Um 15:30 Uhr erfolgte das nächste CTG für 30 Minuten. Um 16:00 Uhr sagte man uns, dass ich keine Tablette mehr bräuchte, da ich nun regelmäßige Wehen hätte. Eine dreiviertel Tablette hatte also ausgereicht, um die Wehen anzuschieben.

Die Hebamme vom Vormittag fühlte, kurz vor ihrem Dienstschluss, nach meinem Muttermund, dessen Öffnung bei einem Zentimeter war. Sie rieb ihn mit Uterusöl ein und bohrte mit ihrem Finger darin rum, damit er sich weiten würde. Ich blutete ein bisschen, aber die Hebamme meinte, dass das normal sei. Seit 15:30 Uhr war ich mit dem CTG Gerät verkabelt. Anfangs spielte ich mit meinen Freund ein Brettspiel, bis mich die Lust verließ und mich der Schmerz langsam mehr und mehr in die Arme schloss.

Mittlerweile kam mit jeder Wehe ein kleiner Schwaps Blut mit, aber mir wurde von der Hebamme, die gerade ihre Schicht begonnen hatte, erneut gesagt, dass das normal sei. Gegen 17:00 Uhr war mein Muttermund drei Zentimeter geöffnet. Ich bekam einen Einlauf, den ich mir so oder so gewünscht hätte. Außerdem sollte ich ein Bad mit Uterusöl, zur weiteren Wehenförderung, nehmen. Die dreieckige Riesenbadewanne bot zwar viel Platz, aber die Wasserleitung ließ nur tröpfelnd warmes Wasser hinein. Die Hebamme kam und goß mehrere Eimer mit warmen Wasser nach, die sie am Waschbecken füllte. Im Kreissaal schräg gegenüber hörte ich eine „Kollegin“, wie ein Löwe, schreien. Ich spürte, wie die Wehen immer schmerzhafter wurden. Ich mußte mich sehr auf das Veratmen konzentrieren, um mit dem Schmerz klar zu kommen. Mit jeder Wehe verfärbte sich das Wasser etwas mehr. Nach dem Baden verzichtete ich freiwillig auf die Krankenhauskluft. Auf eigenen Wunsch zog ich mein Stillbustier und Kleid wieder an. Meine eigene Kleidung gab mir einen Hauch von Wohlgefühl und Sicherheit.

Zusammen mit meinem Freund ging ich zurück in den Kreissaal. Dort schaute die Hebamme erneut nach meinem Muttermund, der nun schon sieben Zentimeter geöffnet war. Mit jeder Wehe kam ein Schwall Blut mit. Mein Freund stand neben dem Kreissaalbett und meinte beunruhigt, dass es ja so viel sei. Ich dachte mir, ach, Männer können kein Blut sehen und leben von Übertreibung. Doch als ich mein tolles durchsichtiges Krankenhaushöschen mit der Riesenbinde wieder angezogen hatte und den kleinen See auf dem Bett sah, war ich auch beunruhigt. Die Hebamme meinte erneut, dass alles in Ordnung wäre und verschwand.

Ich konnte keine angenehme und schmerzlindernde Position im Liegen finden. Ich stand auf und lief im Zimmer auf und ab. Bei jeder Wehe umarmte ich meinen Freund. Ich atmete intensiv und langsam, während er mich fest in seinen Armen hielt. Er gab mir den Halt, den ich brauchte und seine Anwesenheit half mir sehr. Kurz vor 11 Uhr hatte ich das letzte Mal etwas gegessen. Ich hatte damit gerechnet abends zu Hause zu essen und nicht im Krankenhaus bleiben zu müssen. Mein Magen hing mir in den Kniekehlen, während die Wehen immer stärker wurden. Jetzt kamen sie schon lange Zeit in kurzen Abständen. Es war ungefähr 18:00 Uhr, als mein Freund um etwas zu essen für mich bat. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es bis die Praktikantin mit einem Tablett auftauchte. Ich konnte noch genau ein Mal von der Brotscheibe abbeißen. Der zweite Bissen ging nicht mehr herunter. Die Wehen waren zu stark und schmerzvoll. Sie kamen im Minutentakt und erforderten meine volle Konzentration. Mir blieb keine Pause, um mich von der einen Wehe zu erholen, weil schon wieder die nächste kam.

Lange Zeit schaute niemand im Kreissaal vorbei und mein Freund fühlte sich mit mir mehr oder minder überfordert und der Situation gegenüber hilflos. Ich bat ihn nach der Hebamme zu klingeln. Nach mehrmaligem Klingeln tauchte jedoch nur die Praktikantin von vorhin auf. Sie konnte nicht sagen, wo sich die Hebamme aufhielt, geschweige denn wann sie kommen würde. Mein Freund gab sich, mit mir allein gelassen, die allergrößte Mühe meinen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Ich hatte mich als Stillgebärende eingeschätzt und lag völlig falsch. Der Schmerz hatte mich vollkommen vereinnahmt. Ich schrie wie am Spieß, anders konnte ich den starken Schmerzen nicht mehr begegnen.

Irgendwann kam dann die Hebamme. Der Oberarzt lief durch den Kreissaal zum sich anschließenden Überwachungsraum. Wir hatten uns die nette Ärztin vom Vormittag gewünscht, doch das war alles andere als ein Wunschkonzert. Ich kniete auf dem Teil des Bettes der herabgelassen war und stützte meinen Oberkörper am höheren Teil des Bettes ab. Das war die Position, in der der Schmerz am besten zu ertragen war. Wenige Augenblicke später kam der Oberarzt aus dem Nebenzimmer und befahl, ich solle mich im Bett auf die Seite legen und alle 5 Minuten gewendet werden. Ohne Wehen hätte ich eine Diskussion angefangen. Wie konnte er mir befehlen wie ich zu liegen habe, wo die von ihm vorgeschlagene Position total unbequem und anstrengend für mich war? Doch ich hatte Wehen und war nicht in der Lage zu debattieren. Ich erinnerte mich an die nette Hebamme vom Vorbereitungskurs. Sie hatte mir erklärt, dass sich eine gebärende Frau eine ihr angenehme Gebärposition aussuchen solle. Diese sei automatisch auch die optimale und angenehmste Position für das Kind. Nichts da – keine freie Geburtspositionswahl! Ich hatte keine Kraft, um mich dem Kommando des Oberarztes zu widersetzen. Ich war von den Wehen und den Schmerzen, die sie brachten, vereinnahmt.

Fortan war die Uhrzeit hintergründig. Ob nun Sekunden, Minuten oder Stunden vergingen, das machte keinen Unterschied. Ich befand mich in einer anhaltenden Ewigkeit, in der Zeit keine Maßeinheit mehr war. Seitlich auf dem Kreissaalbett liegend, musste ich immer wieder die Seite wechseln. Jede Wendung war höchst unangenehm. Meinem dicken Bauch, den ich bei jeder Bewegung vorsichtig abstützte, tat das alles nicht gut. Die Frage wie sich mein Bauchbewohner dabei fühlte, kann man sich leicht selbst beantworten. Bei jedem Seitenwechsel verrutschten die Gurte vom CTG Gerät erneut. Damit auch ja alle Gurte an der richtigen Stelle saßen, wurde nun ständig an mir herumgefummelt. Durch das ständige Hin und Her fühlte ich mich genervt und gestresst.

Der Schmerz ließ sich schon lange nicht mehr durch Schreien betäuben. Ehrlich gesagt, war auch alle Kraft dafür verpulvert. Ich litt also fortan still vor mich hin und wimmerte nur noch. Mir war höchst unwohl in dieser beknackten und unbequemen Seitenlage. Doch nach meinem Befinden wurde nicht gefragt. Ich war willenlos, gefangen im Schmerz, kraftlos mit leerem Magen. Sobald der stärkste Schmerz einer Wehe vorbei war, bat ich meinen Freund um etwas zu trinken. Meist kam ich nicht zum Trinken, da schon die nächste Wehe anfing. Der Wehenschreiber zeichnete pausenlos ein Zackenmuster auf – eine Dokumentation meiner Schmerzen.

Mittlerweile war mir von den Anstrengungen unglaublich heiß. Ich war froh, als mein Freund mir beim Ausziehen meines Kleides half. Da ich nicht ausreichend trinken konnte, wurde mir ein Tropf zur Flüssigkeitszufuhr gelegt. Kurz nachdem er gelegt war, bekam ich auch noch eine Sauerstoffmaske, die ich bis zum Schluss tragen mußte. Die Ewigkeit, in der ich mich befand, dauerte an. Der Zeiger auf der Uhr zeigte auf die Zahl acht. Inzwischen war es also schon 20:00 Uhr. Die Presswehen hatten um diese Zeit bereits eingesetzt und ich verspürte ein ständiges Bedürfnis nach unten zu drücken.

In dieser mir endlos erscheinenden Zeit hatte mich die Hebamme irgendwann gefragt, ob ich eine PDA haben wolle. Klar und deutlich hatte ich diese abgelehnt. Ich hatte Angst vor einem Ärztepfusch. Ich wollte einer eventuellen Querschnittslähmung aus dem Weg gehen und in der Lage sein, meine Beine weiterhin als Fortbewegungsmittel nutzen zu können. In dieser Endlosphase redete ich mir immer wieder überzeugt ein, dass ich doch dazu fähig sein müsste, mit diesem bekloppten Schmerz umzugehen. Die Hebamme hatte mein NEIN zur PDA, nicht einfach hingenommen. Als sie nachbohrte, war ich heilfroh, dass mein Freund das Sprechen für mich übernahm und ihr nachdrücklich sagte, dass ich keine PDA wünsche! Erst dann gab sie enttäuscht nach.

Meine Kraftlosigkeit wurde immer dominanter. Mit jeder Wehe klammerte ich mich mit einer Hand an der Sauerstoffmaske fest und mit der anderen „zermalmte“ ich die Hand meines Freundes. Trotz all der Presswehen ging die Geburt nicht wirklich voran. Der Flüssigkeitstropf forderte seine Tribute – meine Blase war voll und engte den Geburtskanal ein. Mir wurde zur Feier des Tages ein Blasenkatether gelegt. Die Hebamme ging dabei ziemlich rabiat vor. Ganz nach dem Motto – gut: keine PDA, dann aber richtig leiden. Noch einige Wochen nach der Entbindung hatte ich Schmerzen beim Wasserlassen und einen riesigen Frust auf die „nette Dame“!

Kaum war die Sache mit der PDA geklärt und meine Blase geleert, fragte mich eine Ärztin, ob sie mir einen Wehentropf legen dürfte. Ich sagte laut und deutlich: „Nein, ich möchte keinen Wehentropf.“ Da war sie also wieder, diese blöde Spielregel: die leidende Frau auf dem vollelektronischen Geburtsbett wird nicht wirklich nach ihrem Willen gefragt. Wir tun nur so, als würden wir eine Antwort benötigen, eigentlich ist es egal was sie will - sie bleibt willenlos. Dass es sich hierbei um eine eher philosophisch gemeinte Frage handelte, die keinerlei Zustimmung bedurfte, erfuhr ich erst viel später. Erst nach der Entbindung habe ich erfahren, dass mir tatsächlich ein Wehentropf gelegt wurde, nachdem der Flüssigkeitstropf leer war, obwohl ich das nicht bejaht hatte.

Eine Presswehe nach der anderen durchlitt ich, doch es tat sich nichts. Der Kopf rutschte immer wieder zurück nach oben. Man sagte mir: „Pressen sie stärker und noch stärker“. Mit meinen schwindenden letzten Kräften presste ich so stark ich nur konnte. Die Hebamme sagte: „Ja, nun ist der Kopf schon viel tiefer gerutscht.“ Doch alle Mühe war umsonst, denn er rutschte abermals zurück nach oben. Inzwischen zitterte mein ganzer Körper vor Erschöpfung.

Da war sie plötzlich wieder, die nette Ärztin vom Vormittag. Sie sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen, wenn sie gleich auf meinen Bauch drücken würde. Ich solle bei der nächsten Wehe schön nach unten pressen und sie würde zeitgleich das Baby nach unten drücken. Genau das, war immer meine Geburts-Horrorvorstellung gewesen. Detailiert: Leute, die am Bauch rumdrücken. Aber es war die gleiche alte Leier und ich musste es wohl oder übel erdulden. Jedoch tat sich dadurch auch nichts und der Kopf rutschte in der minimalen Wehenpause abermals zurück nach oben. Ich wollte nicht mehr. Ich war so kraftlos. Jedes Mittel, selbst ein Kaiserschnitt wäre mir nun Recht gewesen diese für mich ewig andauernde Tortour zu beenden. Mein Freund fragte nach einem Kaiserschnitt, doch die nette Ärztin meinte, dass der Kopf dafür schon zu tief sitzen würde.

Ich kam mir bei dem ständigen Kommen und Gehen des Krankenhauspersonals, in dem Rumgewusel um das Kreissaalbett, wie auf einer einsamen Insel vor. Ich hatte den Eindruck, den Kontakt zur Außenwelt verloren zu haben. Ich war in einer Seifenblase gefangen und beobachtete das Geschehen. Es muss ungefähr 21:30 Uhr gewesen sein, als sie plötzlich alle in den Nebenraum liefen.

Ich war allein als die nächste Wehe kam. Ich fühlte mich so verlassen, mit den Schmerzen allein gelassen. Es kam mir vor, als wäre es die hundertste Wehe, die ich mit schmerzverzehrtem Gesicht veratmete. Noch eine Wehe und noch eine Wehe, ich dachte an den Film „Täglich grüßt das Murmeltier“. Es schien ein Murmeltiertag - gefüllt mit Wehen - zu sein.

Dann kamen sie alle wieder, die Hebammen, die Schwestern, die Ärztin, der Oberarzt und mein Freund. Ich war auf der hellerleuchteten Bühne, ohne dass ich die Hauptrolle spielen wollte. Da die Geburt zu stagnieren schien, entschied der Oberarzt meinen Sohn mit Geburtslöffeln zu holen. Ich war schockiert. Zugleich war mir jedes Mittel recht, das mich und meinen Sohn aus dieser endlos erscheinenden Qual befreien könnte. Die nette Ärztin versicherte mir, dass das keine Zangengeburt sei, Geburtslöffel viel schonender seien und dem Baby nichts passieren würde. Als das Wort Geburtslöffel gefallen war, war mir klar, dass ich einen Dammschnitt bekommen würde. Diese Tatsache hatte ich in meiner dicken Schwangerschaftsfiebel gelesen, die ich während der Schwangerschaft immer wieder mal gewälzt hatte.

Ein kleiner Wagen mit Instrumenten wurde hereingefahren. Wenig später führte der Oberarzt den ersten Löffel ein. Es war ein sehr unangenehmes Gefühl das kalte Metall in mir zu spüren. Als er den zweiten Löffel ansetzte, schrie ich vor Schmerzen auf, doch er schien nicht auf mein Schreien zu reagieren. Es fühlte sich an, als würde er gerade eine meiner inneren Schamlippen zerschneiden. Erst als mein Freund ihn deutlich daraufhin wies, dass ich tierische Schmerzen habe und er da irgendwas falsch machte, reagierte er auf mich. Die nächste Wehe war schon im Anmarsch. Hektisch setzte der Oberarzt den zweiten Löffel nochmals an.

Die Wehe kam. Ich sollte, so doll ich konnte, pressen. Die Ärztin war zu meiner linken Seite auf dem Bett und drückte meinen Bauch nach unten. Mein Freund war zu meiner rechten Seite auf dem Bett und hielt meine rechte Hand so fest er nur konnte. Der Oberarzt zog von unten an dem kleinen Köpfchen mit den Löffeln. Die Wehe war weg. Der Oberarzt befahl mir weiter zu pressen und das tat ich. Ich presste weiter, die Ärztin drückte weiter, mein Freund hielt meine Hand weiter fest und der Oberarzt zog mit aller Kraft weiter mit den Löffeln. Das gesamte hundert Kilo schwere vollelektronische – so erzählte mir mein Freund später - Geburtsbett rückte von der Wand weg. Der Kopf von unserem Sohn war draußen. Dann wurde ein bißchen gewartet. Bei der nächsten Preßwehe gab ich noch mal alles und der kleine Mann rutschte endlich durch. Um 22:04 Uhr war Jamie-Louis geboren.

Aufgeregt fragte mein Freund, ob er die Nabelschnur durchschneiden dürfe. Nachdem er sie durchtrennt hatte, wurde unser Sohn sofort zum Untersuchungstisch getragen. Ich hatte die Wunschvorstellung von einem kräftigen, lauten Schrei gehabt, nachdem ich meinen Kleinen endlich in die Arme schließen könnte. Doch nun lag er da drüben weit weg von mir auf dem Untersuchungstisch. Ohne meine Kontaktlinsen konnte ich nur eine weiße verschwommene Masse erkennen – die Ärztin und der Arzt, die sich über unser Baby beugten. Kein Schrei. Nichts. Ich fragte mehrmals, ob mit ihm alles in Ordnung sei und bekam keine Antwort.

Lauthals fing ich an zu beten und obwohl mein Freund alles andere als gläubig ist, stimmte er mit ein. Die folgenden Minuten kamen uns endlos vor. Endlich sagte der Oberarzt, dass Jamie-Louis beatmet werden würde und deshalb nicht schreien würde. Dreimal war das Köpfchen unseres Sohnes während der Geburt angepiekst worden, um die Sauerstoffsättigung in seinem Blut abzuklären. Ich hoffte jedes Mal, dass er keinen Sauerstoffmangel erlitten hatte.

Mein Freund und ich sangen unserem Sohn, der immer noch auf dem Untersuchungstisch beatmet wurde, sein Liedchen vor, das er bereits aus dem Mutterleib kannte. Endlich antwortete der Oberarzt auf meine brennende Frage und sagte, dass alles in Ordnung sei. Nun durfte mein Freund zu ihm. Der Wehentropf, von dem ich nicht wusste, dass er existiert hatte, wurde wieder hochgedreht, um die Austreibung der Plazenta anzukurbeln.

Im Anschluss hing die nette Ärztin Überstunden dran und nähte meine Wunden in 90 Minuten. Sie war dabei sehr genau und ich war ihr ganz besonders dankbar. Der Oberarzt kam währenddessen noch mal vorbei und sagte, dass die Geburt nicht voran gegangen war, weil der Kleine einen ziemlich großen Kopf und dazu noch eine Faust am Kopf hatte. Außerdem war die Nabelschnur wie ein Rucksack über die Schultern und um den Hals gewickelt. Es ist nur eine Vermutung, doch im Nachhinein nehmen wir an, dass das ständige Wenden den Kleinen in der Nabelschnur verheddert hatte.

Das lange Vertrösten bis zur Einleitung, hatte unseren Lou auch nicht zierlicher und dadurch die Geburt eventuell leichter gemacht. 3820g war der Gute schwer und 54 cm groß. Die Hebamme hatte einen Kopfumfang von 38 cm gemessen, dann aber doch 37 cm in ihre Unterlagen geschrieben. Ihr kam der Wert wohl etwas utopisch vor.

Als mein Freund mit dem Kleinen zu mir kam, konnte ich Jamie-Louis endlich das erste ersehnte Mal in meine Arme nehmen – ein fantastischer Moment. Viele schreiben an dieser Stelle, wie dieser Moment alles andere aufwiegen würde und die Geburt in sofortige Vergessenheit geraten würde. Ich kann davon nicht sprechen. Sicherlich war es ein unglaublich schöner Moment meinen Sohn in den Armen zu halten, doch die Geburt lag trotzdem noch wie ein schwarzer Schatten auf mir.

Der Kleine hatte eine anstrengende Reise hinter sich gebracht, die seinen Hinterkopf in ein tiefes Dunkelblau getaucht hatte. In den darauffolgenden Tagen konnten wir diesen jedoch perfekt mit Arnica-Tüchern verarzten.

Die nette Ärztin hatte mir beim Nähen gesagt, ich könne dennoch das Krankenhaus verlassen. Hier sei erwähnt, dass es mittlerweile mein sehnlichster Wunsch war, nach Hause zu gehen. Jedoch sollte ich noch einige Zeit liegen und in dieser Zeit kam eine andere Ärztin in den Kreissaal. Sie legte mir ans Herz im Krankenhaus zu bleiben, da es ja doch eine schwerere Geburt gewesen sei. Doch ich lehnte dieses Angebot dankend ab. Ich wollte diesen schrecklichen Ort endlich verlassen, an dem ich mich für Stunden ausgeliefert gefühlt hatte. Außerdem war unsere Wohnung nur circa 5 Minuten vom Krankenhaus entfernt und bei eventuell auftretenden Problemen wären wir sofort wieder ins Auto gestiegen, um ins Krankenhaus zu fahren.

Als ich vorsichtig aufstand, war unter mir eine Blutlache. Ich ging langsam Schritt für Schritt, die neue Körpermitte auslotend, zur Toilette. Mein Freund hielt derweilen den Kleinen auf dem Arm. Als ich auf der Toilette saß merkte ich, wie mir speiübel und schwindelig wurde. Dann hatte ich einen Filmriss. Tausende von Bildern schossen durch meinen Kopf. Auf dem letzten Bild war irgendeine Frau, die ich nicht einordnen konnte. Als ich wieder zu mir kam, wurde mir bewusst, wo ich war und wer diese Frau war. Sie war die Hebamme, die gerade ihre Schicht begonnen hatte. Trotz meines Black-Outs wollte ich nicht im Krankenhaus bleiben.

Mein Freund besorgte einen Rollstuhl und er verpflichtete mich vorher noch mal Traubenzucker zu mir zu nehmen, eine Banane zu essen und mindestens einen Liter stilles Mineralwasser zu trinken. Ich befolgte seine Anweisungen und dann ging es mit dem Rollstuhl im Fahrstuhl nach unten. Jamie-Louis war im Maxi-Cosi auf meinem Schoß. Die Fahrt in ein neues Leben begann.

Schlußwort

Das alles ist jetzt 3 Monate und 3 Tage her und ich habe mich lange genug um das Schreiben gedrückt und es immer wieder aufgeschoben. Ich wollte mich erst einmal abschotten, habe die Erlebnisse der Geburt verdrängt und wollte mich nicht sofort erneut so intensiv damit auseinandersetzen.

In den vergangenen Stunden, in denen ich diesen Text geschrieben habe, habe ich alles ein zweites Mal durchlebt und nun ist es an der Zeit, das Erlebte abzulegen und sich nicht weiter damit zu beschäftigen. Dieser Text hat seinen Sinn erfüllt – ich habe mich der vielen Worte in meinem Kopf entledigt und kann mich nun dem Wichtigsten auf der Welt widmen, meinem Kind. Die Geburt war eine „schwere Geburt“, dennoch habe ich sie ohne PDA gemeistert. Mein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Ich habe ein kerngesundes Kind zur Welt gebracht.
Das nächste Kind kann warten!!!!!



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och du ärmste das war ja wirklich keine schöne geschweige den leichte geburt . ich hoffe das du das erlebte schnell verarbeiten kannst . Und vieleicht irgendwann doch noch ein Geschwisterchen für euren kleinen Sohn kommt ;-)
Aber das wichtigste ist ja das mit deinem Sohn und dir alles inordnung ist .

Ganz liebe Grüße und alles Gute#herzlich

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Hey,

Danke für Deine liebe Nachricht.
Leider hatte die Geburt doch so einige Folgen. Die Nackenwirbelsäule ist etwas mitgenommen. Der kleine nimmt daher immer wieder eine Fehlhaltung vor allem bei Blähungen ein, indem er sich nicht nach vorn krümmt, sondern den Körper überstreckt und ins Hohlkreuz geht. Da kann dann die ganz Luft noch schlechter aus dem Darm und es wird noch unangenehmer für ihn. Außerdem ist ein Nerv im Nackenwirbelbereich in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Nerv ist verantwortlich für den Magenschließmuskel ... das heißt, der Kleine hört nach kurzer Zeit wieder auf zu trinken, obwohl er noch nicht satt ist. Dann schreit er vor Schmerzen und ist gar nicht mehr zu beruhigen, geschweige denn dazu zu bringen noch mal was zu trinken. In der Bahn schauen mich die Leute oft an, als wäre ich die unfähigste Mutter auf Erden, wenn er mal wieder vor Schmerzen ein stundenlanges Schreikonzert abliefert. Wir sind jetzt beim Osteopathen und der scheint ihm helfen zu können.

Liebe Grüße, Moe.

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Hallo und herzlichen Glückwunsch....

Ich wollte Dir gerade vorschlagen zu einem Osteopathen zu gehen. Der kann einem wirklich helfen. Habe also bitte Geduld und halte die Behandlung durch. Danach wirst Du sehen, dass alles gut wird.

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hallo,
erstmal #herzlichglückwunsch zu eurem sohn.
ich fand deien geburtsbericht so ergreifend, das ich mehrmals den atem angehalten hab. es tut mir sehr leid, das du das alles so durchlebt hast....ich hoffe sehr für euch, das ihr damit schnell abschließen könnt....finde es jedenfalls ganz toll und beeindruckend wie du deine gedanken geschildert hast...
alles liebe für euch!
liebe grüsse mesiala

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DANKE!!!!!

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Hallo,

herzlichen Glückwunsch zur Geburt Deine Sohnes im Nachhinein!

Ich finde es auch sehr gut, dass Du den Bericht geschrieben hast.

Emmas Geburt verlief ähnlich, nur hatte ich nicht solche Ängste - ich hatte nichts gelesen, kannte sehr wenig Kinder (d.h. kaum Geburtsgeschichten) und war einfach ordentlich naiv. WAs sehr gut war, finde ich.

Für mich war es nicht traumatisch (wir wussten gleich, dass alles ok war mit Emma), aber unglaublich emotional. Und das erlebt, glaube ich, fast jede Frau - dass die Geburt das emotionalste Erlebnis im Leben ist.

Mir hat das im Nachhinein geholfen, dass ich mit diesem Eindruck nicht alleine war.

Euch weiterhin alles Gute!
Lucie

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Du Arme!

Es tut mir fürchterlich leid, dass Du so eine schreckliche Geburt hattest.

Es ist sicherlich eine gute 'Therapie' den Bericht geschrieben und somit das erlebte noch einmal zu verarbeiten.

Ich hatte immer die Befürchtung so etwas fürchterliches zu erleben, da mir ähnliches in anderen Krankenhaussituationen wiederfahren ist. Mein Mann und ich hatten uns deswegen vor der Geburt unseres ersten Sohnes für eine geburtsbegleitende Hebamme entschieden.

Ich habe Anke (meine Hebamme) in der 21. Ssw auf- und ausgesucht (für die Wahl einer Hebamme bereits ein später Zeitpunkt) und hatte einige der Voruntersuchungen bei ihr.
Diese Zeit die wir vor der Geburt miteinander hatten hat uns vertraut miteinander gemacht und somit hatten wir ein super gutes Vertrauensverhältnis - die beste Vorraussetzung für eine gute Geburt.

Meine erste Geburt war auch nicht ganz einfach (auf keinen Fall wie Deine!), eher etwas zäh aufgrund einer vorrausgegangenen Konisation.
Aber mit der geduldigen und liebevollen Hilfe meiner Hebamme der ich total vertraut habe und auch konnte, habe ich die lange Geburt gut überstanden.

Als ich nun mit meinem zweiten Sohn schwanger war, stand für uns fest, dass ich trotz Umzug (ca 80 km weg) mit meiner Hebamme in unserem ersten Geburtskrankenhaus entbinden wollte. Wir haben dies mit Anke besprochen und auch so gemacht.
Mein Sohn hatte es zum Schluss dann super eilig und hat es fast geschafft auf der A4 zu kommen, aber da mein Mann die übliche 50-60 min. Strecke in 30 geschafft hat wurde Ben dann doch 26 min. nach Eintreffen im Krankenhaus geboren. :-)

Ich kann Dir nur raten Dir fürs nächste Mal eine eigene geburtsbegleitende Hebamme zu nehmen. Die Extrakosten lohnen sich in jedem Fall! Ich habe noch nie etwas gegenteiliges von jemanden der eine eigene Hebamme hatte gehört.
Du wirst nicht belogen, nicht alleine gelassen, immer so behandelt wie es abgesprochen war und ist, kannst Deine Wunschgeburtsposition einnehmen und es ist ein schönes vertrauensvolles miteinander und nicht ein klinischer Akt.

Ich wünsche Dir alles Gute mit Deinem Sohn!! Geniesse die Zeit mit ihm und lass Dich nicht zu sehr von dem Geburtserlebniss verschrecken. Jetzt ist ja eh erst mal Zeit für Euch angesagt und der Gedanke an ein zweites Kind kann noch ein oder zwei Jahre warten. Lass Dich aber nicht wegen dem voran gegangenen Erlebniss von der Freude ein zweites Kind zu bekommen abhalten.

Du kannst Dir ja auch schon vor der zweiten Schwangerschaft eine Hebamme suchen mit der Du Deine Ängste und Sorgen besprichst, vielleicht würde das helfen...

Alles Liebe und ein besinnliches Wheinachtsfest wünsche ich Dir und Deinen Lieben!

Anja

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Hallo Anja,

Danke für Deine liebe Mail. Wenn genug Zeit vergangen ist und ich ausreichend Energie für eine weitere Geburt gesammelt haben sollte, werde ich mir eine Beleghebamme nehmen. Das hat bei Jamie-Louis nicht geklappt, da ich viel zu spät erfahren habe, dass es so etwas überhaupt gibt und dann war da kein Rankommen mehr.

Liebe Grüße und auch Dir ein wunderschönes Weihnachtsfest und ein geniales neues Jahr!

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#schock der absolute alptraum! hab in meiner familie auch so nen ähnlichen fall, aber meine schwester hatte im vergleich zu dir noch glück!!!

bei ihr wurde bestimmt am et müsse eingeleitet werden (eben weil der fa den et nicht vorgesetzt hat, aber die kleine schon so groß war, vermutlich hat er sich beim et verrechnet, leider wurde die ss sehr spät bemerkt). jedenfalls haben die im krankenhaus sie volle zwei wochen drübergehen lassen. bei einem geschätztem geburtsgewicht von knapp 5 kg meinten die ärzte nur: das ist das dritte, das geht schon ...
als es soweit war, musste eingeleitet werden, die kleine hatte überhaupt keine kässchmiere mehr am leib, die haut war schon gewellt wie wenn man zu lange in der badewanne war. die kleine hatte zusätlich die nabelschnur um den hals und zu guter letzt war meine schwester bis in den mumu aufgerissen und die kleine hatte eine gebrochene schulter.

aber wie gesagt: gegen das was die da mit dir angestellt haben #schock#schock#schock der absolute alptraum. aber zumindest ging es soweit gut - die kleine hat sofort geschrien und die geburt an sich ging flott vonstatten ...

wünsch dir und deiner kleinen familie alles gute für die zukunft - und beim nächsten muss das nicht so sein, meine schwester is das beste beispiel, kann dir gerne nen kontakt weiterleiten wenn du willst!

schöne feiertage zu dritt (habt ihr euch verdient!!!) und lass dich nicht unterkriegen - die spinnen doch alle #cool

lg
me

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Hey,

echt lieb von Dir. Danke für Deine Story von Deiner Schwester.

Liebe Grüße, Moe.

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Ach du Schreck... Das klingt wirklich nicht angenehm...

Mir steht gerade glatt das Wasser in den Augen, der Bericht hat mich total gefesselt und teils kam es mir sehr bekannt vor...

Also ich war ja im Geburtshaus, weil ich das Horror-Gebäude "Krankenhaus" nicht mit meiner Anwesenheit "beglücken" wollte. Als ich (9 Tage vor ET) dort ankam, war Muttermund 7 cm geöffnet... Insgesamt hat die Geburt 9 Stunden gedauert, weil der Kopf, der schon seit Wochen tief im Becken lagen, wieder hochgerutscht ist und so lag, dass er nicht wieder runterrutschen konnte. Ich hatte noch 30 Minuten, dann wäre ich ins KH verlegt worden...

Zum Glück ist dann alles doch noch gut gegangen...

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Mensch, da sagt man doch echt Glück im Unglück! Hoffe Ihr seid wohl auf.

LG, Moe.

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Dass erinnert mich auch ein wenig an meine Geburten. 1. Geburt dauerte 24 Stunden, die Stunden die noch erträglich waren, nicht mitgezählt. Allerdings war die Maus fast 4 Wochen zu früh dran, mit einem süßen Kopfumfang von 30cm. Sie lag falsch, war ne kleine Sternenguckerin, mit der Nabelschnur 2 Mal um den Hals. Letztendlich blieb sie stecken, die Saugglocke wurde geholt und ein Arzt drückte auf dem Bauch herum. Mich hats total zerfetzt und bei dem Worten: "Oh, da müssen wir mal gucken, ob der Schließmuskel noch funktioniert........" wurde mir ganz anders. Man nähte mich aber "nur" 50 Minuten ohne Betäubung und anschließend konnte ich nicht mehr urinieren, hatte ne fette Entzündung usw.....
ABER, ich hab mir vorher keine wunderschöne Geburt vorgestellt, ließ alles auf mich zu kommen und auch wenn es keine Traumgeburt war, war ich in diesem Moment die glücklichste Mama der Welt und es war sofort klar, dass ein Geschwisterchen nicht lange auf sich warten lässt.
Ich hatte vor der 2. Geburt zwar ein wenig Angst, aber ich freute mich dennoch. Aber auch da lief leider nicht alles super. Auch er war ein Sternengucker und hatte eine Hand im Gesicht. Wieder Saugglocke, wieder am Bauch umher drücken und obwohl es nur 2,5 Stunden dauerte, empfand ich es fast schlimmer, weil ich es viel bewusster wahrgenommen hatte. Allerdings war der Schnitt minimal und war mit Betäubung in nicht mal 10 Minuten genäht. Der kleine Mann hatte auch ein paar Anpassungsschwierigkeiten, weil man mir mit dem Termin auch nicht glaubte. Ich wusste, wann ich schwanger wurde und dass passte einfach mit dem ET nicht überein. Eigentlich war er 4 Tage vor ET gekommen, doch nach der Geburt wurde mit bestätigt, dass er locker 10 Tage überfällig war. Fruchtwasser war weg, obwohl ich deshalb öfter im KKH war, wegen Verdacht, Fruchtwasser zu verlieren, was sich aber nie bestätigte und Käseschmiere war da auch kein Begriff mehr.
Aber auch diese Geburt hab ich super gut verkraftet und bei mir war es wirklich so, dass nach den Geburten alles vergessen war. Klar denkt man daran, dass es nicht gerade die schönsten Stunden während der Geburt waren, aber letztendlich lohnt es sich ja.
Und nun freu ich mich auf unser 3. Kind und werde wohl gleich sagen, dass sie bei der Geburt bitte die Saugglocke bereit legen sollen..........*lol*
Ich weiß, dass es viele Frauen gibt, die nach so einem Erlebniss traumatisiert sind und dafür muss man sich auch nicht schämen und wenn Du es wirklich nicht richtig verarbeiten kannst, such Dir auch professionelle Hilfe, denn manchmal hilft nur das. Es ist nicht mit dem Satz getan, sei froh, dass Dein Kind gesund ist, aber vielleicht kannst Du diese Geschichte doch bald hinter Dir lassen und Dir dann die schönen Erlebnisse in den Kopf rufen.

Alles Liebe

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Hallo,

wow, ich bewundere die Kraft und den Mut, mit denen Du diese zwei krassen Geburten weggesteckt hast. Ich wünsche Dir ganz doll, dass das Dritte ohne Saugglocke auf schnellstem Weg ohne viele unausstehliche Schmerzen das Licht der Welt erblickt. Also viel Glück für die Geburt.

Liebe Grüße, Moe.

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Hallo!

Dein Geburtsbericht erinnerte mich doch sehr an die Geburt meiner Tochter, die Anfang Februar nun schon drei Jahre her ist. Auch sie war über Termin - bis zum Tag ihrer Geburt exakt 14 Tage. Beim errechneten Termin war ich mir sehr sicher, war der letzte Blutungstermin doch der Tag des Umzugs. Aber all das hielt das Krankenhaus für Schall und Rauch. Kinder, die über Termin sind, haben es halt nicht so eilig, brauchen noch Zeit... Was folgte war schließlich eine Horrorgeburt nach zwölf Stunden - eingeleitet durch verriebene Tablette und Eipollösung. Durchlitt zwölf Stunden Wehen; am Ende eine Stunde Presswehen, die meine Tochter allerdings nicht nach draußen brachten. Sie steckte fest! Also Oberarzt aus dem Feierabend geholt und Zange ran; zwischen meinen Beinen nun also der Oberarzt mit der Zange; auf mir zwei (oder waren es drei?) Hebammen, die mir wie blöd auf den Bauch drückten; eine warf mir ein Handtuch über die Augen; irgendwann klappte der "Geburtstisch" nach unten weg; ich hatte einen hohen Scheidenriss... - und meine Tochter war da: ohne Schrei, dafür mit fünf Minuten Diskussion zwischen Oberarzt und Hebamme: "Kinderklinik anrufen, doch nicht anrufen, doch anrufen..." Letztlich wurde die Maus in die 30 km entfernte Kinderklinik gebracht, stand dort zehn Tage unter Antibiotika, weil ihr Fruchtwasser grün und der Verdacht bestand, sie könne davon geschluckt haben... (Und: die Ärzte meinten zu mir, sie sei toooooooootaaaaaaaaal übertragen - ach, hatte ich das nicht schon im Vorfeld immer wieder gesagt, dass ich mir sicher bin der Termin Ende Januar sei 100prozentig?!) Nungut im Februar wird sie drei (ist top-fit) und seit September dieses Jahr hat sie ein Brüderchen!

Auch bei mir der Gedanke: Das zweite kann warten! Aber dafür blieb mir keine Zeit, der kleine Mann entschied selbst, dass er unser Leben bereichern will.
Was soll ich sagen: das Finale der Geburt war ein wirklicher Traum. Die Zeit vorher eher ein Alptraum. Aaaaaaaaaaaaaber: bei meinem Sohn bestimmte ICH, was mir gut tat. Das ging los mit seiner Geburt: mit meiner Frauenärztin war abgeklärt, dass sie mir ab drei Tage über Termin die Überweisung zur Einleitung geben würde - aufgrund meiner Vorgeschichte (wohlgemerkt bei der Großen: andere Stadt, andere Ärzte, anderes Krankenhaus). Im Krankenhaus dann legte ich mit den Hebammen an, die mich versuchten mit "Argumenten" wie "ihr Kind will halt eben noch nicht raus; das braucht noch Zeit..." wieder heimschicken wollten. Heimschicken ließ ich mich freitags und samstags, denn da wurde mit Tropf und Tablette eingeleitet. Sonntag dann wurde Gel gelegt und innerhalb von sechs Stunden hielt ich meinen Sohn in den Armen! In der Gebärposition, die ICH wollte - ohne Riss, nur mit ein paar kleinen Schürfwunden.

Und für dich zum Trost: meine beiden Zwerge hatten 37 cm Köpfe (und ich bin mit 1,68 m nun wahrlich kein Riese). Die große leistete die Vorarbeit, dass der kleine Mann nun ohne üblere Verletzungen zur Welt kam! Brachte ihn auf dem Hocker zur Welt - für mich war dies ein absolutes Traumfinale. Allerdings konnte ich erst mit dieser Geburt den Horror von der Geburt der großen so richtig vergessen!!!

LG