Meine 2. Geburt oder "Wie blöd kann man eigentlich sein!" :-)

So nun komme ich endlich mal dazu über meine 2. Geburt zu berichten.
Für die, die es interessiert und vielleicht zum besseren Verständnis hier meine 1. Geburt:
http://www.urbia.de/forum/index.html?area=thread&bid=43&tid=559634&pid=3612006

ET sollte der 22.09.2008 sein. Jedoch war ich mir ziemlich sicher, dass es diesmal nicht so lange dauern sollte und ich auch nicht übertragen würde. Hatte ich doch schon etwas länger mit Senkwehen zu tun, der Kleine lag tief und fest im Becken und mein Schambein brachte mich fast um.
Am 18.09. habe ich morgens noch Tapeten in unserem Flur abgerissen, nachmittags war ich dann mit dem Großen bei meinen Eltern und bevor ich nach Hause fuhr, traf ich noch meine Cousine und scherzte mit ihr, dass sich der Kleine ja jetzt zum Wochenende auf den Weg machen könnte.
Abends habe ich noch meinen Himbeerblättertee getrunken und mein Heublumendampfbad gemacht, es ging mir blendend und ich zweifelte nun doch, ob es nicht wieder länger dauert.
Um halb drei wurde ich wach, oh was ist das? Ach ne Wehe! Hm, mal auf den Wecker schauen, ja 7 Minuten, ist ja schon mal gut. Tut aber noch nicht weh, bin noch soooo müde.
Also wieder eingeschlafen. Halb sechs werde ich wach und vernehme ein „Plöpp“! Denke so im Halbschlaf, komisch hat sich angehört wie damals als dir die Fruchtblase geplatzt ist. Drehe mich auf die andere Seite und nicke wieder ein.
Gegen sechs werde ich wieder wach und frage mich ob ich das nur geträumt habe. Schwinge mich elegant aus dem Bett und schon kam ein Schwall Fruchtwasser! Juhu! Das hatte ich mir doch gewünscht. Ging ich doch davon aus, dass es dann auch super schnell geht! Erst mal in Ruhe ins Bad auf Toilette. Da ich vergessen hatte mir frische Wäsche mitzunehmen rufe ich den Göttergatten, er solle mir bitte neue Unterwäsche bringen. Macht er auch, sagt kein Wort, fragt auch nicht was los sei!
Nachdem ich mich halbwegs trocken gelegt habe bin ich in die Küche mir nen Kaffee nehmen. Mein Mann sagt: „ ich mach mich jetzt für die Arbeit fertig.“ „Nein, Schatz brauchst du nicht, mir ist eben die Fruchtblase geplatzt!“ Sein Gesicht verändert sofort die Farbe! Und was jetzt??? Na ich geh jetzt mal duschen, dann warten wir bis der Große wach ist und bringen ihn zu meiner Mama. Und dann fahren wir ins Krankenhaus. Also alles entspannt, Wehen hatte ich keine und der Kleine lag ja fest im Becken.

So machten wir es dann auch und trafen um halb neun im Krankenhaus ein, klingelten am Kreissaal und warteten auf die Hebamme. Diese begrüßte mich mit den Worten „wer ist hier undicht?“! Nachdem sie mich 3x gefragt hatte ob ich mir sicher sei, dass die FB geplatzt ist sollte mich mein Mann dann schon mal anmelden, da ich dann dort bleiben müsste! Wäre ich ja im Leben nicht drauf gekommen!
Sie bittet mich auf die Liege zum untersuchen und ist kurz darauf nass! „Tatsächlich ist ihnen die FB geplatzt.“ So dann CTG und Blut abnehmen! Ich hasse das! Da ich recht schlechte Venen habe ist das immer ein Akt. Sage ihr das auch, aber nein die perfekte Hebamme kann das alles wunderbar und legt mir den Zugang in die Armbeuge. Nach ein bisschen hin und herziepen kommt dann auch etwas Blut.
Auf dem CTG nicht eine Wehe. Ich soll dann mal mein Zimmer beziehen und laufen gehen. Um halb drei würde ich dann eine Infusion mit Antibiotika bekommen und um drei sollte dann noch mal CTG gemacht werde. Na prima!

Wir also auf mein Zimmer und dann gelaufen. Und tatsächlich, alle halbe Stunde ne Wehe! Na noch war ich positiv und dachte das wird schon!
Als wir um kurz nach zwei auf Station marschieren, treffen wir dort die Stationshebamme. (Hier im KH ist halt eine Hebi im Kreissaal und eine Hebi immer auf Station.) Diese meint zu mir sie würde mir gerne, wenn es mir recht wäre, ein paar Globuli geben, um die Wehen weiter anzuregen. Klar nehme ich gerne an. Sie sagt sie kommt dann bald zu mir!

Um halb drei bekomme ich dann die Infusion angelegt. Und so liege ich dann im Bett und das Ding tröpfelt so vor sich hin! Es lief und lief nicht, da der Zugang sooooo toll gelegt war, lag die Kanüle an der Venenwand an und ich musste den Schlauch der Infusion die ganze Zeit stramm halten, damit dass überhaupt voran ging.
Um kurz nach drei kommt die Kreissaal-Hebi mit nem mobilen CTG und hängt mich dran. 5 Minuten später kommt sie wieder und sagt ich solle mit in den Kreissaal gehen, der Arzt wäre nun da und hätte gesagt es solle mal mit ner Tablette eingeleitet werden.

Mittlerweile hatte ich schon einige Tränen vergossen, dachte ich doch morgens noch um diese Zeit schon mein Kind im Arm zu halten und hatte schon wieder eine tagelange Tortour vor Augen. Also stimme ich dem zu und wir marschierten in Richtung Kreissaal. Unterwegs treffen wir die Stations-Hebi die sagt sie wäre gerade auf dem Weg zu mir um mir die Globuli zu bringen. Die Kreiss.-Hebi geht sofort hoch: „ Nein, sie bekommt jetzt ne Tablette gelegt!“ Sagt die andere: „Ach so, ich dacht ja nur weil sie schon ein paar eigene Wehen hat, nicht das dass dann zuviel wird!“ (Leider sollte die Gute Recht behalten) Auf jeden Fall konnte man schon merken dass sich diese beiden nicht besonders grün waren!

Nun wurde dann um 16 Uhr die Tablette gelegt und ich musste eine Stunde am CTG liegen. Der Göttergatte machte mich wahnsinnig indem er auf nem bequemen Sessel saß, vor sich hindöste oder mit der Fernbedienung des Sessels spielte und das Fußteil hoch und runter fuhr! Männer!

Um 17 Uhr wurden wir dann wieder laufen geschickt. Muttermundbefund war immer noch 1 cm! Ich hab dann noch mit meiner Mama telefoniert und mich nach dem großen erkundigt. Dabei bekam ich dann doch Wehen! Endlich. Und auch schön im 5 Minuten Takt. Aber noch gut auszuhalten.

Um 18 Uhr waren wir dann wieder zum CTG, das natürlich keine großartigen Wehen aufzeichnete. Als mich die Hebi endlich um 18.45 Uhr vom CTG befreite und ich von der Liege stieg, kam eine Hammerwehe die mich in die Knie zwang. Ok, Wehe vorbei dann ab Richtung Zimmer. Auf dem Flur dann die nächste Hammerwehe! Die Hebi sieht das auch, sagt wir sollen trotzdem noch etwas laufen, sie gibt mir mal ein Zäpfchen mit, das könnt ich mir ja auf dem Zimmer mal geben. Ja super! (Wer schon mal während ner Entbindung ein Buscopan-Zäpfchen bekommen hat, weiß sicherlich dass das super wirkt! Man könnte sich das Zäpfchen auch ins Ohr oder die Nase stecken, hätte sicherlich denselben Effekt! Das nur mal so nebenbei!) Gut wir wollten dann zurück aufs Zimmer! Alle 2 Meter eine Wehe! Und ich konnte die nur in der Hocke ertragen. Dabei kam uns dann der Arzt entgegen, der dann meinte das würde doch schon ganz gut aussehen. Witziges Kerlchen. Während einer Wehe auf dem Flur kam dann mein „wie blöd kann man eigentlich sein!“ Hatte ich doch die Schmerzen der ersten Geburt vergessen, kam nun alles wieder hoch! Die Natur richtet das schon super ein!

Endlich auf dem Zimmer angekommen bin ich auf Toilette um mir das Zäpfchen zu verabreichen. Jeder der schon mal versucht hat sich hochschwanger mit Mega-Bauch ein Zäpfchen zu geben, kann sich ja vorstellen wie gut das ging. Doch dann ging es los! Eine Wehe nach der anderen, an veratmen war nicht zu denken, denn die Schmerzen nahmen mir die Luft. Ich krieche aus dem Bad, mein Mann schaut mich fragend an. Ich keuche nur er soll mal nach ner Schwester klingeln, ich brauche Hilfe!!! Ich knie im Vierfüßler vorm Bett, wie soll ich da nur hoch kommen? Die Tür geht auf und zwei Lernschwestern erscheinen! „Ja Frau … was haben sie denn?“

Was nun im Folgenden geschieht, habe ich nur so im Unterbewusstsein mitbekommen, weder war ich in der Lage zu reagieren, noch auf irgendwelche, besonders nicht solche Fragen zu antworten. Eine der Schwestern rennt dann in den Kreissaal um zu fragen was sie denn mit mir machen sollen. Zwischenzeitlich kommt die Stations-Hebi und hilft mir, da ich immer noch vor dem Bett knie, auf das Bett, wieder im Vierfüßler, und sagt sie fährt mich jetzt in den Kreissaal. Währenddessen kommt die Schwesternschülerin wieder und sagt ich solle in den Kreissaal gelaufen kommen, das Bett solle noch auf Station bleiben. Nun waren wir aber schon da! Da kommt die Kreissaal-Hebi und fährt mich an wie ich denn auf dem Bett hängen würde und ich solle mal aufstehen. Die andere Hebi meinte nur es wäre doch gut, so würde das Kind doch rutschen! Nein das war alles quatsch! Nun waren wir mit der Kreissaal-Hebi alleine, sie will mich mal untersuchen ob sich überhaupt was getan hat, dann gehen wir vielleicht in einen Kreissaal! Wohlgemerkt hatte ich während all dem ununterbrochen Wehen! Ich kam mir vor wie in einer anderen Welt! Irgendwie bekam keiner mit, wie es mir ging! Sie untersucht mich, Mumu 2-3 cm! Na ja es hat sich ja ein bisschen was getan, also gehen wir mal rüber!

Es ist kurz vor 20 Uhr! Sie sagt jetzt ist Schichtwechsel! Ich bitte um eine Brechschale und eine PDA! Ja sie sagt der Anästhesie Bescheid! Ich sitzt dann da und übergebe mich, mein Mann tauscht die Brechschalen. 20 Uhr 10: mit der neuen Hebi kommt die Anästhesistin mit ihrer Assistentin!

Ich bekomm so ein schickes Hemdchen an und endlich einen Wehenhämmer!!! Jaha! Ich kann atmen! Nun ja die beiden versuchen dann die PDA zu legen, spritzen eine Testdosis, ja geht so, ich spüre die Wehen kommen zurück, der Wehenhämmer lässt nach die PDA wirkt noch nicht ganz! Die Hebi war wirklich klasse, wir flachsen dann so dass es bis 24 Uhr geschafft ist und sie macht mal noch den Wehentropf fertig falls unter der PDA die Wehen nachlassen. Gut PDA sitzt, die Anästhesistin geht zur Tür raus und sagt noch gleich wirkt sie richtig, Hebi macht die Tür zu, dreht sich zu mir um! Ich schaue sie an und sage: „Ich muss pressen!“ Die Hebi wird hektisch, Handschuhe an, Mumu 10cm, Handschuhe aus, Telefon, Arzt kommt um die Ecke! „ Frau … sie hatte ich ja noch nicht auf dem Programm!“ 3 Presswehen später um 20.53 Uhr war er schon geboren! Und ich völlig überrumpelt!

Felix wog 3.820g, war 52 cm groß und hatte einen Kopfumfang von 36 cm.

Ich wurde noch genäht, habe diesmal aber nur einen Riss II. Grades davon getragen. Um 22 Uhr 30 war ich schon wieder auf meinem Zimmer.

Alles in allem ging es ja dann sehr schnell. Ich bin aber immer noch traurig darüber, wie das alles abgelaufen ist. Ich bin entsetzt über die Hilflosigkeit und dieses ausgeliefert sein. Ich bin eine selbstbewusste und durchsetzungsfähige Frau, aber unter den Geburten hab ich mich in keiner Weise für mich und meine Wünsche einsetzen können, da ich von dem Geschehen wie gelähmt war. Zum Beispiel hätte ich hier nach meinem Erbrechen noch mal untersucht werden müssen, die PDA wäre dann sicher nicht mehr nötig gewesen, sie hat ja so auch nichts gebracht. Oder hätte die Tablette sein müssen, wären die Globuli besser gewesen…..
Viele Fragen! Ich weiß es ist vorbei und das wichtigste ist das ich zwei gesunde Kinder habe, dennoch hinterlässt das alles bei mir ein schlechtes Gefühl. Klar viele Frauen haben schlimmere Geburten, jedoch lese ich auch immer mal wieder hier von schönen Geburten! Nicht dass das ohne Schmerzen geschieht, das weiß ich ja selbst, aber irgendwie das man aus einer Geburt rausgeht und sagt es war schön! Das kann ich bei beiden nicht!

Aber vielleicht bin ich ja noch mal so „blöd“! Und dann klappt es mit einer schönen Geburt!