Unser Überraschungsei ist da - seeeeeeeehr lang!

Geburtsbericht Überraschungsei Johan
14.8.2009 um 2:56h
3880g, 54cm, 34cm KU
ET: 11.8.2009

13.8.2009 3:21h
„Fabi, Fabi, Fabi, meine Fruchtblase ist geplatzt, ich lauf voll aus!!!“ Das waren meine panischen Worte, gepaart mit fuchtelnden Schlägen zu Fabis Seite. Ich wollte mich und meinen pompösen Babybauch nur mal wieder wenden und in diesem Manöver ist es dann passiert! Ich dachte, wenn es zu einem vorzeitigen Blasensprung kommt, wird es schwierig sein diesen als solchen zu erkennen. Es kann ja z.B. nur tröpfchenweise Fruchtwasser abgehen. Bei mir war es jedoch ein Wasserfall vom feinsten!

Fabi steht nun also senkrecht im Bett, sofort hellwach, springt aus dem Bett und ehe ich mich versehe, rennt er schon ins Batt und macht sich fertig… Hallo??? Ich brauche Handtücher!!! VIELE Handtücher! Ein Lachanfall nach dem anderen und die Badetücher reichen nicht aus.

Da so viel Wasser abgeht, rufe ich im KH an und frage, ob ich aufstehen darf. Die Hebamme rät mir zu einem Krankenwagen. Auch das noch! Ich wollte mich doch vorher rasieren und duschen und frisch machen… Na Gott sei Dank war ich Abends noch in einer heißen Wanne in der Hoffnung Wehen auszulösen…

Fabi hilft mir also im Liegen mir etwas vernünftigen anzuziehen und 5 Min. nach dem Anruf ist der Krankenwagen auch schon da. Mit Blaulicht ging es dann ins Krankenhaus. Fabi machte sich noch fertig, schmierte einige Brote, die nie gegessen werden sollten und kam dann mit dem Auto nach. Da ich nicht mal die Zähne geputzt habe, traute ich mich gar nicht zu sprechen… Ganz, ganz leichte erste Wehen waren auf dem Weg ins KH schon zu spüren, kann aber auch die Aufregung gewesen sein…

Im Kreißsaal angekommen, wurde ein CTG geschrieben und ich untersucht. Muttermund fingerdurchlässig, wie schon seit Wochen und Köpfchen nicht im Becken. Also war die Entscheidung einen Krankenwagen zu rufen genau richtig. Wehen waren nicht wirklich zu sehen… schade…

Mittlerweile war es 4:41h und der Ultraschall wurde gemacht. Alles super. Geschätztes Geburtsgewicht 3600g. Oh wow! Mein FA meinte 3000 bis 3300g! Das war also ein kleiner Schock! Immerhin müssen diese 3600g durch mich durch! Naja, mal abwarten.

Um 5:00h wurde uns ein Zimmer zugewiesen, da wir die Bettnachbarin aber nicht stören wollten, haben wir nur die Tasche abgeladen und sind im Flur spazieren gegangen.

Ab 5:41h saßen wir im Aufenthaltsraum vor dem Kreißsaal, Fabi hat nen Kakao getrunken und ich habe auf Wehen gewartet. Gegen 6:05h stellten wir dann fest, dass Gesellschaftsspiele dringend in den Koffer gemusst hätten… es ist nämlich echt langweilig!

Um 6:50h treffe ich Tina von Urbia, sie berichtet von ihrer Kleinen und der schweren Geburt. Ich realisiere immer noch nicht, dass mich das jetzt auch erwartet…

Um 7:05 gehen Fabi und ich das Frühstücksbuffet unsicher machen und ich habe sogar einige Wehen!

Das nächste CTG wird dann um 8h geschrieben… eine Stunde lang… Von den Herztönen sollten wir später noch einen Ohrwurm bekommen…

Um 9:05h gehen wir dann endlich aufs Zimmer 4.104.

Während Fabi um 9:50h nachschaut, ob er einen Parkschein ziehen muss, bekomme ich meinen ersten Antibiose-Tropf. Seit dem CTG habe ich gar keine Wehen mehr. Um 10:41h beschließen wir durch die Gegend zu spazieren und trinken Tee und Kaffee dabei.

Um 10:48h kommen dann doch einige Wehen, die sogar den Bauch schön schief verformen. Auf dem CTG um 11:13h ist dann aber nur eine einzige zu sehen
Naja, ich hab erstmal hunger und freue mich, als um 12:23h das Mittagessen kommt. Aber auch nur, bis ich den Deckel abnehme. Pute! Ich esse kein Fleisch und werde wohl verhungern müssen. Eine Stationsschwester ist aber so lieb, dass sie das Essen für mich umtauschen lässt. Also bekomme ich Schupfnudeln mit Vanillesoße… na Mahlzeit…

Nach dem Essen ist wieder Langeweile angesagt und um 13:15h erneut CTG. Es tut sich einfach nix. Also werde ich um 13:50h mit einer Tablette eingeleitet. Scheiße! Das ist genau das, was ich nicht wollte! Eingeleitete Wehen sollen doch viel schlimmer sein als eigene… Naja, das werde ich wohl nicht so schnell vergleichen können. Wenn nichts passiert, werde ich alle vier Stunden erneut so eine Tablette schlucken mäüssen.

Um 14:25 zeigt das CTG dann schon richtig schöne Wehen! Na, das ging ja schnell! Ab 15h tun die Wehen sogar richtig weh und sind regelmäßig! Alle 5 Min.! Ich freue mich total darüber! Endlich! Es geht los! Hurra! Ich habe schmerzhafte Wehen! Die bewirken doch ganz sicher was!!! Es geht los, es geht los, es geht loooos!!!

Ich will unbedingt spazieren gehen, damit es noch schneller geht! Also sind wir seit 15:07h unterwegs. Es ist ganz schön warm draußen! Zwischendurch mus immer mal wieder ein CTG geschrieben werden und die Wehen werden stärker.

Um 18:22h ist der Punkt erreicht, dass ich sage:“Ich kann nicht mehr!“ Damit meinte ich, ich brauche einen Ort zum zurückziehen. Ich muss richtig heftig veratmen und das ist nicht immer angenehm in der Öffentlichkeit. Auf dem Zimmer sind Besucher meiner Bettnachbarin, auf den Fluren sind sowieso tausend Menschen unterwegs du von draußen ganz zu schweigen. Ich möchte nicht dabei beobachtet werden, wie ich mich vor Schmerzen krümme und laut und lange ein- und ausatme. Die Handläufe auf den Fluren sind mir die einzige Stütze, oder Fabis Schultern. Schmerzlindernd sind auf Kreuzbeinmassagen von Fabi, aber auch nur bis zu einem gewissen Schmerzensgrad. Wie gesagt, ich habe ein sehr großes Bedürfnis mich zurückzuziehen aber es sind doch tatsächlich ALLE Kreißsäle belegt! Man sagte mir, dass das nie vorkommen würde! Tja, jetzt wo ich hier bin und gerne mein Kind aus mir rauspressen würde, gibt es hier wohl doch eine Premiere! Ich sehe mich schon auf dem Flur entbinden und Fabi beißt die Nabelschnur durch!

Um 19:02h werden wir doch endlich in den Kreißsaal aufgenommen. Mein Muttermund ist jetzt auf 3cm. Hm, besser als nix. CTG läuft die ganze Zeit und mein Atmen wird immer lauter. Alle Vokale der Reihe nach werden ausgeatmet.

Um 19:30h Ist der Muttermund auf 6cm! Wow, was?????? 3cm in 30 Min.??? Na dann schaff ich den Rest ja wohl auch noch! Die wollen mir echt ne PDA andrehen, aber nö danke, das geht doch flott hier! Außerdem möchte ich in die Wanne. Die Hebamme sagt jedoch, dass die Herztöne nicht stabil genug dafür seien. Also wird es wohl nix. Es läuft alles anders, als ich es mir vorgestellt habe. Die Hebamme war eh komisch und ich bin froh, als dann eine andere kommt und sagt, sie sei jetzt für mich zuständig. Hallo Ute! Ute ermutig mich ständig und lobt meine Atemtechnik! Ich würde es wohl sehr super machen und irgendwie glaube ich es ihr in dem Moment auch. Als ich später meinen Geburtsbericht lesen durfte, hatte sie es sogar tatsächlich mehrmals reingeschrieben, dass ich die sehr starken Wehen sehr gut veratmen würde und sehr gut damit zurecht kommen würde. Ich weiß nur, dass ich mich verloren gefühlt habe unter jeder einzelnen Wehe! In den Wehenpausen habe ich mich jedoch immer wieder selbst motiviert um dann unter der Wehe wieder zu verzweifeln

Um 22h ist dann Schichtwechsel und Ute bedauert, dass sie mich nicht entbinden kann. Ich würde das so gut machen, sie hätte richtig Lust darauf. Sie meint, dass das Baby auf jeden Fall heute noch kommt. Na, das ist ja mal eine Ansage mit der ich sehr gut leben kann

Die neue Hebamme heißt Sabine und ist ebenfalls super lieb! Sie fragt mich relativ schnell ob ich nicht in die Wanne möchte, da seien die Schmerzen erträglicher. In die Wanne? Ich dachte die Herztöne seien zu schlecht? Nö. Die sind doch sehr stabil sagt sie, also ab rein in die Wanne! Baby rutscht einfach nicht tiefer in das Becken. Das verzögert das Ganze ständig. Aber das macht jetzt nicht mehr soo viel, denn die Wehen sind in der warmen Wanne wirklich sehr gut zu ertragen! Ich kann sogar wieder stumm atmen zwischen den Wehen schlummer ich sogar etwas ein oder wir scherzen mit der Hebamme rum! Ich hätte viel eher in die Wanne sollen, das wäre um einiges erträglicher gewesen!

14.8.2009
Der Muttermund ist bis auf einen Saum vollständig geöffnet und um gegen Mitternacht presse ich langsam mit. Baby will aber einfach nicht tiefer rutschen. Ich probiere super viele Positionen aus, drehe und wende mich. Ich will dieses Kind einfach im Wasser bekommen! Um 1h wird mir von Ärztin und Hebamme empfohlen die Wanne zu verlassen. Es geht so nicht weiter. Traurig aber einsichtig muss ich mich ins Bett legen. Hier fehlt es definitiv an Festhaltemöglichkeiten und die brauche ich unbedingt wenn wieder so eine Hammerwehe kommt! Damit es nun auch vorwärts geht bekomme ich zusätzlich einen Wehentropf, der erstmal ganz niedrig dosiert wurde. Wehen an Land sind einfach unerträglich!!!

Durch bessere Lagerungsmöglichkeiten im Bett rutscht das Baby ganz allmählich tiefer! Irgendwann fragt die Hebamme mich ob ich den Kopf mal in mir fühlen möchte? Wie, ich kann IN MIR den Kopf mit meinen Fingern FÜHLEN???? Ja, das kann ich und ich tue es! Wow, ist das ein Motivationsschub! Ich habe mein Baby gefühlt! Es ist fast da! Oh man wie ich mich freue! Und es hat Haare! Als er jedoch unter der Wehe noch tiefer rutscht sacken die Herztöne auf unter 100 ab und bleiben so niedrig auch nach der wehe, also schiebt die Hebamme das Köpfchen wieder hoch! Ein Schock für mich! Die Herztöne fallen ab! Und dann wird meine Pressarbeit auch noch rückgängig gemacht! Etwa drei Mal wird er wieder raufgeschoben und dann entschließen sich Ärztin und Hebamme dazu von oben auf den Bauch mit zudrücken. Höllische Schmerzen durchfahren meinen gesamten Unterleib! Der Kopf ist jetzt mit einer wehe raus! Unter Schmerzen die man wirklich nicht in Worte fassen kann! Ich habe geschriehen ohne Rücksicht auf Verluste! Ich konnte wirklich ganz genau fühlen wie sich meine Beckenknocken verschoben haben und das war unheimlich, schmerzhaft, es hat sich angefühlt als würde man in der Mitte zerreißen, platzen, explodieren und das ist nicht metaphorisch gemeint! Die Ärztin hat sich mit gewaltiger Kraft auf mich gestürzt, ich hatte drei Tage lang höllische Schmerzen in der Lunge und im ganzen Brustkorb bis hin zum Rücken, ich bekam in bestimmten Positionen keine Luft, so stark hat sie sich auf meinen Bauch geschmissen und trotzdem habe ich unter der Geburt davon gar nichts mitbekommen, weil die Schmerzen unten um Klassen schlimmer waren!

Also der Kopf war nun da und ich dachte, Super, geschafft, jetzt nur noch eine Wehe und ich es ist beendet! Pustekuchen! Das Baby wollte sich nicht eindrehen, es steckte mit den Schultern fest. Die Hebamme drückte und zerrte unter zwei Wehen aber nicht passierte. Also nahm die Ärztin mein linkes Bein und die Hebamme mein rechtes und die beiden machten Gymnastikübungen damit, sie drückten meine Beine hoch und dann wieder runter! Das sollte meine Symphyse in Bewegung bringen, damit die Schultern durchkamen! Danach zerrte die Hebamme unter eine Wehe so stark am Babykopf, dass mein Bett in Bewegung ging! Die ganze Zeit wurde mit mir gescherzt und geblödelt und seitdem die Herztöne runtergingen wurden Ärztin und Hebamme völlig ernst und beantworteten nur das nötigste sehr kurz und knapp! Dann die seltsame Gymnastikübung, die mir unter der Geburt niemand erklärte und jetzt das Rumgezerre! Ich war nervlich völlig am Ende und hatte nur noch Angst um mein Kind begleitet von unaushaltbaren Schmerzen! Doch dann flutschte es doch plötzlich aus mir heraus untermalt von einem kreischenden Schrei meinerseits! IEs war 2:56h. Ich konnte das Baby leider nicht sehen und es weinte auch nicht! Die Nabelschnur war um den Hal gewickelt. Ich sah nur, wie die Ärztin es mit einem Handtuch stark rubbelte, ich fragte warum es nicht schreit??? Und genau in diesem Moment fing der kleine Körper an zu schreien und zu röcheln! Fabi durchtrennte die Nabelschnur und man legte mir einen gesunden Jungen auf die Brust! Johan hatte einen langgezogenen Kopf und gaaaaanz viel Speck Aber keine Käseschmiere oder sonst was! Vor lauter Schreck und Stress hat er auch sofort nachdem er raus war sein großes Geschäft gemacht. Aber jetzt ging es uns allen gut! Ich war einfach nur noch glücklich und stolz und soooooo erleichtert, dass es vorbei war und alles gut ausging! Dank der super Hebamme bin ich ohne Dammschnitt oder –riss ausgekommen. Lediglich ein Scheidenriss, der noch eben schnell genäht wird, während Fabi und ich unseren Sohn betrachten.

Wir werden fast drei Stunden allein gelassen und können uns erstmal alle kennenlernen! Ich lege ihn das erste Mal an und er trinkt wie ein Weltmeister!

Unmittelbar nach der Geburt fühle ich mich, als wenn nix gewesen wäre und gehe sogar allein auf die Toilette, was auch die Hebamme erstaunt. Ihrer Meinung nach war das eine wirklich schwere und sehr anstrengende Geburt. Naja, für mich auf jeden Fall, aber wenn sie das auch sagt, wird es wohl tatsächlich keine Standard-Geburt gewesen sein. Jetzt ist mir eh alles egal, ich bin MAMA!!!!!