Hallo,
wir hatten vor 3 Tagen eine äussere Wendung und möchten unsere Erfahrungen gern für andere mitteilen die vor derselben Entscheidung stehen.
Ausgangslage:
* Kindchen lag in der 23. SSW das letzte Mal in SSL, danach bis zur 37./38. SSW nur in BEL
* Alter der Mutter 36, erstgebärend
* Ausgangsgewicht der Mutter 53 Kg bei 1,64
* Sämtliche Werte des Kindes absolut durchschnittlich
Ab der 35. Woche haben wir ernsthaft überlegt, wie wir weiter vorgehen.
Ein Kaiserschnitt sollte vermieden werden, eine BEL Geburt ist riskanter für das Kind und von einer äusseren Wendung haben wir mal solche und mal andere Sachen gehört.
Die Wendung ist bei BEL des Kindes ein VERSUCH - mehr nicht!
Wenn man sich das immer vor Augen hält und nicht ausser Acht lässt, ist eine äußere Wendung für die werdende Mutter eine gut beherrschbare Situation und sollte unbedingt probiert werden, wenn keine anderen Faktoren dagegen sprechen.
In der Praxis:
Wir hatten ein Vorgespräch in einem auf Wendungen spezialisierten Krankenhaus. Wendungen werden dort grundsätzlich erst ab der 38. Woche (37 + 0) durchgeführt, wobei die Mutter kaiserschnittbereit gehalten wird (nüchtern). Das KH gibt sich 15 Minuten für 3 Versuche.
Der "Wendungsversuch" wird nur von Chefarzt oder Oberarzt plus Assistenzarzt durchgeführt, Ultraschall und CTG überwacht.
Wir haben uns vorher nach intensiver Recherche eine Grenze von 2 Versuchen a 1 Minute gesetzt, denn es ist nach einer glaubwürdigen Studie statistisch so, dass ein Wendungsversuch entweder nach einer (!) Minute klappt oder eben gar nicht.
Die Schwangere hat jederzeit die Kontrolle bei der Wendung und kann und sollte jederzeit abbrechen.
Die Wendung selbst:
37 + 1
45 Minuten Tropf mit wehenhemmenden Mittel. Dieses Mittel verursacht wirklich heftiges Herzrasen, macht aber auch die Gebärmutter geschmeidig.
Die Assistenzärztin hob den Popo des Kindes mit 2 Händen aus der Beckenschaufel und schob kontinuierlich mit etwas Kraft. Der Oberarzt führte dabei behutsam den Kopf des Kindes und lenkte so das Ganze in die richtige Bahn bzw. Rolle.
Beim ersten Versuch brach der Oberarzt nach 15 Sekunden kurz ab, als er einen "entschiedenen" Widerstand merkte - kurzer Ultraschall, alles in Ordnung, neuer Versuch.
Nach 1 Minute 5 Sekunden war es geschafft, man realisiert es kaum so schnell geht es. Schmerzempfinden für die Mutter von 1 bis 10 ist in dem Fall mit 4 anzugeben, aber eben auch nur sehr, sehr kurz - nichts beunruhigendes.
Baby gewendet, dann 2 Stunden CTG, dann 1 Ultraschall, 1 Nacht im KH und alle 2 Stunden CTG (nicht nachts), 3 Tage lang noch einen CTG zur Nachkontrolle.
Wir sehen jetzt einem normalen Schwangerschaftsende entegegen und möchten andere BEL Betroffene anregen sich wenigstens intensiv zu informieren.
Bericht über geglückte äussere Wendung
Nachtrag:
das Ausgangsgewicht bezieht sich auf das Gewicht vor der Schwangerschaft - ich erwähne es deshalb, da Adipositas (sog. Fettleibigkeit) eine Kontraindikation für eine Wendung ist.
super interessant, danke für den Bericht! Erzählst du uns dann noch von der Geburt? Ich wünsch dir zumindest alles Gute dafür!
Meine Kinder lagen zwar nicht in BEL und ich wünsche dir, dass alles klappt bei dir. Aber ich hätte sowas nie im Leben machen lassen, auch wenn ich ansonsten gegen Kaiserschnitt bin. Ich hätte mich zwischen Kaiserschnitt und Geburt aus BEL entschieden. Bin gespannt auf deinen Geburtsbericht. Also, ob das Kind in SL geblieben ist.
Ich habe mich dagegen entschieden. Bei der äußeren Wendung wird mit wirklich viel körperlicher Gewalt, also Druck, eingewirkt, das wäre mir an einem Ungeborenen zu heißt. Außerdem glaube ich, dass es irgendeinen Grund gibt, warum ein Kind liegt, wie es liegt.
: Bei der äußeren Wendung wird mit wirklich viel körperlicher Gewalt,
: also Druck, eingewirkt,
... diese Befürchtung hatten wir auch, aber offenbar lässt sich genau diese Aussage eben nicht verallgemeinern - die Tatsache, dass die Assistenzärztin 2 Hände benutzte, war eher auf ihre kleinen Hände zurückzuführen und nicht auf die benötigte Kraft
: Außerdem glaube ich, dass es irgendeinen Grund gibt, warum ein Kind liegt, wie es liegt.
... dem kann ich mich aber anschliessen
Hallo Fensterblau,
ich kann mich dem letzten Satz
"Außerdem glaube ich , dass es irgendeinen Grund gibt, warum ein Kind liegt, wie es liegt .."
auch nur anschließen.
Bei mir war es genau anders herum.
Mein großer Sohn lag immer richtig und wurde eine Zangengeburt nach Geburtstillstand.
Mein kleiner Sohn hat den gesamte SS über in BEL -mit hocherhobenem Kopf - gelegen.
Wir hatten schon den Termin für den KS. (da ich bereits 39 Jahre alt war). Am Abend vor seiner Geburt waren wir schön gemütlich was essen und ich habe mich noch lustig gemacht, dass der Kleine wiedermal Fussball in mir spielt . Weit gefehlt..... Wie sich einige Stunden später im KH rausstellte hat er sich gedreht. Wohlgemerkt in der 39 SSW.
Somit stand einer normalen Geburt nichts mehr im Weg.
Nach 17 Stunden Wehen, Geburtsstillstand und nachdem zwei hebammen und eine Ärztin auf mir lagen oder versuchten von unten ranzukommen wurde es dann ein Notkaiserschnitt innerhalb von 5 min.
Ich glaube in Nachhinein sicher es hat einen Grund. Wir haben alles GsD gut und gesund überstanden.
Ich habe und hatte auch kein Trauma, aber ein geplanter KS wäre für alle entspannter gewesen.
Viele Grüße und alles Gute für die Geburt
Britta und Ole-Oscar (5 Jahre)
NACHTRAG an Mitleser und Interessierte
(ich schrieb das Ausgangsposting)
***************************************************
Unsere kleine Gretel drehte sich nicht mehr in Beckenendlage, sondern blieb bis zur Geburte artig in Steißlage.
Sie wurde am 22.07.2011 also 3 Tage vor dem ET spontan nach Blasenriss (nicht Blasensprung) geboren.
Nach Riss der Fruchtblase (Fruchtwasser tritt langsamer aus) kamen ca. 36 Stunden später die Wehen.
Die Wehenphase dauerte ca. 6 Stunden, wovon die letzten 3 Stunden im Kreißsaal verbracht wurden.
Gewicht: 3465 Gramm
Größe: 49 Zentimeter
Die 36jährige Mutter (erstgebärend) und Kind sind gesund. 10 von 10 Punkten im APGAR Index
Der äussere Wendungsversuch hat sich also definitiv gelohnt.
Gruß vom Papi