Nach 4 Tagen Einleitung ging es endlich los und dann.....

Hallo Ihr Lieben,

nach fast 3 Wochen komme ich auch endlich mal dazu unseren Geburtsbericht zu verfassen.....
Ich versuche mich kurz zu halten, was bei meiner Geschichte evtl. nicht ganz leicht ist....


Am 14.09. bin ich einen Tag vor ET zur Einleitung ins Krankenhaus, da ich einen Gestationsdiabetes hatte.
Unserem Wurm ging es von Anfang an gut, er war weder zu schwer noch zu groß,weshalb ich heute sagen kann,dass ich einer Einleitung nie wieder zustimmen würde....#augen

Wir fingen mit dem Gel an, was nichts brachte.... alle 2 Std CTG.... nächsten Tag dann erst eine viertel Tbl Cytotec, mittags eine Halbe..... wieder keine Wehen :-(
Das ging dann 3 Tage so weiter, bis ich nachts mal leichte Wehen bekam!
Am Morgen war dann alles wieder vorbei und ich bin bald verzweifelt!

Die Ärzte haben schon überlegt einen Tag auszusetzen, als am 17.09. mittags endlich anhaltende Wehen einsetzten! #huepf
Die Wehen wurden immer stärker und ich bat um eine PDA!
Tja,da hatte ich meine Rechnung ohne das Krkhs gemacht.....denn es war Samstag und die einzige Anästhesistin war noch ca 2 Std im OP!!!!

Also musste es irgendwie ohne gehen! Meine Hebamme gab mir noch eine Spritze die wirklich toll war #freu
Wir haben dann einige Positionswechsel vollzogen, um dem Wurm etwas zu helfen die richtige Lage zu finden! War gar nicht so einfach während der Wehen.... ich hatte das Gefühl meinem Mann die Finger zu brechen,wenn mich der Schmerz überkam!!!
Dann ging es endlich in die Presswehen, endlich mitschieben.... wie oft habe ich gehört es sei eine Erleichterung!?
Ich empfand sie als das schlimmste #schock Das Schieben war ok, aber das Warten auf die nächste Wehe.... der Druck wurde unerträglich!
Dann hieß es ich müsste mich bewegen, weil unser Wurm die letzte Kurve nicht schafft!!!!
Also alle möglichen Positionen ausprobiert und im Vierfüßlerstand auf dem Bett gepresst! Ich fands schrecklich.....
Dann kam die Ärztin und sagte ich könne jetzt die PDA bekommen, das war um 21:30Uhr. Meine Hebamme sagte nur,das lohnt sich nicht mehr...er ist gleich da!
Also noch mal alle Kräfte sammeln und pressen.... irgendwann schrie mich mein Mann an ich solle Luft holen!!!
2 Presswehen und einen Dammschnitt später war unser Schatz da!!! #verliebt

Mein Mann durfte die Nabelschnur durchschneiden und wir waren die glücklichsten Menschen die es gibt....
Nur dann wurds richtig hektisch, denn ich hörte nicht auf zu bluten.
Die Ärztin war total nervös und ließ das Ultraschallgerät holen und da sah man,dass ein Stk der Fruchtblase in der Gebärmutter war!
Es ging dann alles so schnell.... ich wurde für die OP vorbereitet, unser Schatz blieb bei meinem Mann!

Aufgewacht bin ich dann auf der Intensivstation wo man mir sagte,dass ich sehr viel Blut verloren hatte und man schon überlegt hat die Gebärmutter zu entfernen....#schock
Ich hatte überall Infusionen und Schläuche... Ich habe nur nach meinem Mann und mein Baby gefragt, die dann für ca 2 Min zu mir durften! Ich war aber noch total benebelt und habe alles nur verschwommen wahrgenommen.
Die Nacht habe ich dann alleine auf der Intensivstation verbracht. Nicht gerade das,was man sich nach einer Entbindung vorstellt!
Man möchte eigentlich der ganzen Welt erzählen,dass er da ist und dann hat man ihn nichteinmal bei sich....#schmoll

Mein Mann und mein Sohn kamen erst am nächsten Mittag zu mir.... erst da konnte ich dieses kleine Wunder betrachten #schein
Mein kleiner Nico 3475g, 50cm und 35cm KU
Ich war so glücklich und dankbar dass ich ihn in meinen Armen halten konnte!
Ich kann gar nicht beschreiben,was mir alles durch den Kopf ging! Ich habe auch einige Zeit gebraucht um das was passiert ist zu realisieren und damit zurecht zu kommen....
Vorallem hatte ich das Gefühl um etwas beraubt worden zu sein.... die Zeit,die man eigentlich nach der Geburt miteinander verbringt, die Anrufe die man macht etc.

Das wunderbare Gefühl nach der Geburt war so schnell verflogen und wurde von den ganzen Ereignissen überschattet.
Es hat einige Zeit gebraucht um darüber sprechen zu können ohne in Tränen auszubrechen!

Mittlerweile bin ich "nur" noch glücklich,dass wir gesund zuhause angekommen sind.
Ich sehe so manches nun anders....

Ich hoffe ich habe niemanden mit meiner Geschichte abgeschreckt!
So eine Erfahrung bleibt auch hoffentlich eine Seltenheit....


1

dich gut verstehen. auch mir ging es so, dass ich mich sehr nach meinem kind sehnte und nach der geburt in der intensivstation liegen musste.
auch bei mir hörte die blutung nicht auf.
ich musste dann am nächsten tag ganz gleich nochmals operiert werden, weil ich lauter freie flüssigkeit im bauchraum hatte...( blut).
nur unser kind hat es nicht geschafft. es ging unserem kind extrem schlecht, und es ist am nächsten tag nach der geburt in einer anderen klinik ( neonatologie) verstorben.
so schwer es auch ist, so ein trauma ins eigene leben zu integrieren, sei froh, dass es dir so gut geht und dass es deinem kind so gut geht.
ganz egal, wie schlimm alles ist, es gibt immer jemand, der sowas auch erleben musste.....!!! und der es gut geschafft hat.
... und es gibt immer einen menschen, der etwas noch schlimmeres erleben musste...!!! und der es auch gut geschafft hat.
vielleicht tröstet dich dieser gedanke.
mich hat er damals getröstet.

es gibt übrigens auch eine methode das fehlende erste bonding- erlebnis nachzuholen. soweit ich weiss wird da das baby frisch gebadet und nackt und nass auf den nackten bauch der mutter gelegt und so gestillt, um das allererste kennenlernen "nachzuholen"....
LG
serafina.

2

Hallo.....

...ich weiß gar nicht was ich sagen soll..... es tut mir so leid,was du erleben musstet!
Aufmunternde Worte gibt es da wohl kaum.

Ich danke dir für deine Antwort!
Mittlerweile betrachte ich alles mit etwas mehr Abstand und bin natürlich froh,dass es uns gut geht!

Ich hoffe du hattest und hast liebe Menschen um dich, die dir helfen diese Ereignisse zu verabeiten!!!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und #liebdrueck dich!

Liebe Grüße

jules6

3

dachte ich, das überlebe ich nicht.
mein grösster trost waren damals meine kinder, die ich schon hatte.
dass ich mich freuen konnte, wenn ich sie sah, auch wenn ich auf den intensivstation lag und gerade ein gesundes baby verloren hatte, fand ich ein wunder an sich. das brachte mich sehr zum nachdenken.
alles andere war kein trost, vorallem nicht ganz am anfang, in den ersten stunden. da gab es nur mein totes kind, meine kinder die mir zeigten dass ich auf dieser erde noch gebraucht werde, und mein mann, der dadurch sehr sehr nahe rückte. ich fand die zeit, die wir zu dritt mit unserem toten kind "zum kennenlernen" hatten, eigentlich die schönste und friedlichste und innigste zeit die ich mit meinem toten kind verbinde.
ich würd heut auch vieles anders machen, ich würde auf jeden fall die geschwister dazu mitnehmen.mein erstes kind hat sehr geweint dass wir das baby kennenlernen durften und er nicht. als ich ihm angeboten habe sie nochmals zu sehen, sie war ja noch nicht begraben, wollte er nicht. denn ich hatte erzählt wie papa und ich ihren sargdeckel verschlossen hatten ( es gab so schrauben drauf) und was wir gemeinsam für sie gebetet hatten als er zu war.
man muss dazusagen, wir sind nicht wahnsinnig religiös, aber wir denken schon, dass man nach dem tod die lieben menschen, die bereits uns in den tod vorausgegangen sind, wieder trifft. das machte es aber für mich, besonders am anfang, noch schwerer, denn ich wollte ja unbedingt zu meinem kind und wieder mit ihr vereint sein.
ich kann das alles nur damit vergleichen, als ob über nacht eine bombe das halbe hasu, in dem man wohnt, wegreisst und in schutt und asche legt. man steht dann selbst gesund vor dem tor und sieht noch die hälfte der zimmer- das halbe wohnzimmer, das halbe schlafzimmer- das halbe kinderzimmer etc.- als ob nichts passiert wäre. und die zweite hälfte liegt daneben in trümmern.
ich wusste ich will nicht einfach wegziehen und alles verdrängen.
ich will dort an ort und stelle alles aufräumen udn wieder aufbauen.neu wieder aufbauen. ich verstand dann auch dass es im schlimmsten schicksal noch gutes gibt. ich konnte plötzlich ein haus bauen wie ich es wollte, ganz nach meinem willen.
damals dachte ich, ich verstehe erst jetzt was ein menschenleben, ein einziger mensch wert ist. ich wünsche mir noch kinder, denn jedes von ihnen ist ein kosmos für sich, eine ganze eigene welt und wird die welt bereichern und verändern. wenn ich dieses kind nicht zur welt bringe, wird es nie mehr geboren werden können. und trotzallem fand ich ja das leben schön, es fehlte mir nur mein kleines totes baby so schrecklich. ich wollte aus ihrem tod etwas gutes machen.
und ehrlich, als ich mein erstes kind bekommen hatte dachte ich,das ist das beste das ich je gemacht habe!!!;-)
kein aufsatz zur schulzeit den man schreibt kann so toll sein, kein buch das man verfasst so klug sein, keine musik so schön sein, dass das alles besser wäre als ein kind, das lebt und atmet und das es auf dieser welt zum ersten mal gibt!!! und in vielen märchen gibt es ja den zauberer oder die zauberin, ( rapunzel, rumpelstilzchen) die sich ein lebendes kind wünschen, weil sie wissen, dass alles wissen der welt und alle macht der welt und alles geld der welt nichts sind im vergleich zu dem kind, das man selbst vom ersten tag an liebt und begleitet, bis es selbst erwachsen seinen lebensweg gehen kann.

die einzigartigkeit dessen fand ich am wunderbarsten.
mir war klar dass niemand mein totes kind ersetzen kann. nicht ein kind von mir und nicht mein mann, niemand kann die lücke füllen, die mein totes kind hinterlässt.
aber ich wollte nicht dass so ein schreckliches erlebnis meine letzte erinnerung an das thema geburt ist. ich hatte vorher geburt als total sinnerfüllt und umwerfend kraftvoll erlebt und wollte wieder ein positives erlebnis erfahren...falls es möglich wäre.
ich hab inzwischen einige gesunde kinder geboren. ich muss sagen, jedes hat meine lebensfreude und meinen stolz multipliziert. der beste job der welt, die perfekte partnerschaft sind allein für sich nichts im vergleich zum eigenen kind.
so sehe ich das.

liebe menschen sind gut und hilfreich, aber sie werden einem nie so nahe stehen wie ein eigenes kind. gute und liebe worte haben mir geholfen. letzten endes waren es aber meine kinder, die ich nach meinem toten kind bekommen habe, die der grund sind, dass ich wieder von herzen glücklich war und dem schicksal dankbar sein konnte. es hatte mir sehr viel genommen, es hatte mir aber auch sehr viel gegeben. und ich kann nicht anders als dankbar sein für alles, was passiert ist. letzten endes muss ich sogar dankbar sein dass ich diese schwere zeit so gut überstanden und gemeistert habe. dass ich soviele menschen hatte, die für uns da waren, die zu ihrem begräbnis kamen und uns halfen es zu einem fest der auferstehung zu machen.
ich wusste, für mein kind ist der lebensweg erfüllt, sie hatte alles was sie erledigen sollte wirklich gut erledigt und ihre erfahrungen hier auf erden gemacht.es war sehr schwer sie gehen zu lassen, trotzalledem.
heute kann ich sagen ist die trauer verflogen und ich kann in liebe an sie denken und ihr danken für alles, was sie in meinem leben an gutem verändert hat.
" wenn du dich getröstet hast, wirst du froh sein, mich gekannt zu haben."
stand auf einer karte, die wir damals bekamen. ( kleiner prinz)
" was ist das leben? ..die erinnerung an einen flüchtig vorübereilenden tag..!"
stand ebenfalls auf einer karte. ( marcel proust).
unser kind hat nur einen tag gelebt.
und trotzdem hat ihr leben soviele menschen erreicht und sie hat in so vielen herzen erinnerungen hinterlassen. nicht nur die menschen, die uns kannten, als sie gestorben ist, sondern viele menschen, denen ich von ihr erzählt habe, wissen auch dass es sie mal gegeben hat.. sogar die menschen auf der klinik, die wir jedes jahr zum gottesdienst für die verstorbenen kinder treffen, erinnern sich an sie.
wenn ich auswählen könnte ob ich mein kind nie bekommen würde, oder sie bekommen würde und sie wieder verlieren müsste, würde ich mich immer entscheiden, sie trotzdem zu bekommen. es ist leichter den abschied zu betrauern als traurig zu sein, weil es jemand besonderen niemals gegeben hat.
ich muss sagen, ich bin stolz ihre mutter zu sein!!!!:-)
love,
s.