Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ... - Wunderschöne Geburt bei uns im Wohnzimmer am 15.1.2012

Liebe Mädels,

dies war meine 3. Schwangerschaft. Meine ersten beiden Geburten waren beide etwas „besonders“ – Victoria kam als Frühgeburt in der 34+5 SSW am 3.1.2007 zur Welt und Constantin habe ich am 24.10.2009 ambulant und spontan in der 37+1 SSW aus BEL entbunden. Beide Geburtsberichte lassen sich über meine VK finden.

Für dieses Baby wünschte ich mir nichts sehnlicher, als zu Hause, ganz entspannt, entbinden zu können.
Mein Mann Martin war davon nicht gerade begeistert. Immer wieder sagte er mir, dass wir doch BITTE in die Klinik zur Geburt fahren sollen. Ich wusste allerdings, dass er mir, wenn es darauf ankommt, wohl nicht im Weg stehen würde.
Meine Hebamme und ich beschlossen, ihn ein wenig „auszutricksen“. Wir planten alles für eine Hausgeburt, ließen Martin aber auf dem Stand der Dinge, dass wir uns nur alle Optionen offen ließen, und möglicherweise zu Hause, aber wahrscheinlich eh im Krankhaus entbinden würden. Was ja so gelogen auch wieder nicht war, man weiß ja nie was kommt ;)

Als die kritische Zeit der Frühgeburt vorüber ging, waren meine Hebamme (B.) und ich sehr erleichtert. Meine beiden großen kamen ja doch früher zur Welt und auch dieses Baby schien nicht all zu groß, weshalb eine Hausgeburt vor der vollendeten 37.SSW eigentlich nicht in Frage kam.

Aber auch das schafften wir.
Der errechnete Geburtstermin war der 24.1.2012.
Am Samstag, 14.1., hatte ich plötzlich abends ein sehr seltsames Gefühl. Wir hatten Besuch, den ich aber nicht mehr sehen wollte. Ich verzog mich in die Badewanne und dann ins Bett und ließ den Besuch Besuch sein. Ich war nervös und aufgekratzt, ich spürte, dass irgendetwas „im Busch“ war.
Irgendwann fand ich dann aber doch in den Schlaf.

Am Morgen des 15.1. wurde ich gegen 6 Uhr mit gaanz leichten „Wehen“ wach. Mein Bauch wurde regelmäßig hart und es zog dabei. Da ich das aber schon seit Tagen und Wochen immer wieder mal für einige stunden hatte, war ich mir noch nicht sicher, ob daraus etwas werden könnte. Die Abstände waren konstant in etwa bei 10-12 Minuten.
Ungefähr um 8 Uhr spürte ich plötzlich, dass ich etwas warme Flüssigkeit verlor. Ich tippte eigentlich auf Fruchtwasser, stand auf und musste dann auf der Toilette doch sehr erschrocken feststellen, dass ich stark blutetet.
Ich war besorgt und hatte etwas Angst, eine starke Blutung könnte auf eine vorzeitige Plazentalösung hindeuten – von der geplanten Hausgeburt zur Notsectio???

Ich duschte mich noch schnell und rief meine Hebamme an. Sie sagte mir, ich solle ruhig bleiben, sie würde in 20 min da sein, was sie auch war.
Um etwa 9 Uhr untersuchte sie mich und wir schrieben ein CTG. Dem Baby ging es hervorragend, die Blutung war zwar noch vorhanden, aber nicht mehr ganz so stark. Der MuMu war fingerdurchlässig.
B. meinte, dass nichts auf eine Plazentalösung hindeuten würde, und das eher der Beginn der Geburt sei.
Große Erleichterung machte sich bei mir breit!
Mein Mann brachte dann unsere zwei großen zur Oma und B. verabschiedete sich noch einmal. Ihr CTG ließ sie aber schon bei uns im Wohnzimmer stehen, sie rechnete also tatsächlich, noch mit einer Geburt am selben Tag!

Als B. weg war, wurde das Ziehen auch etwas stärker und es stellten sich dann durchaus gute Wehen ein. Die Abstände waren bei ca 5-6 Minuten. Wir schauten Schifahren und das Schifliegen am Kulm.

Ich postete noch das hier bei Urbia:

http://www.urbia.de/forum/2-schwangerschaft/3441130-es-geht-los/21883082

Nebenbei ging Martin noch mal unser Namensbuch durch – wir hatten noch immer keinen Jungennamen. Da schlug er Corbinian vor, und ich war sofort begeistert. Dieser Name war auch schon auf meiner Liste, nur hatte ihn Martin bis jetzt nicht in seine Überlegung aufgenommen.
Ich veratmete alle 5 Minuten schon recht ordentliche Wehen, die aber mit der richtigen Atmung gut zu handeln waren.

Martin gab dann noch Victorias Kindersitz nach Hinten im Auto, damit ich dann bei der Fahrt in die Klinik vorne sitzen könnte... ;)

Um 12.00, Martin aß noch eine Suppe, schlug er mir vor, in die Wanne zu gehen, was ich auch machte.
Ich ließ mir Wasser ein mit Stadelmanns Entbindungsbad und schickte Martin vor den Fernseher. Die Wehen waren jetzt wirklich stark, sie kamen alle 3-4 Minuten und ich musste sie ganz bewusst veratmen. Der schmerz war schon groß, aber ich war so gut darauf eingestellt, dass es tatsächlich halb so schlimm war. Ich veratmetet Wehe um Wehe, Martin ließ mich dabei ganz in meiner Konzentration. Nur 2 oder 3 Mal fragte er mich, ob ich etwas bräuchte.
Nach gut 1 ½ Std. in der Badewanne und vielen gute Wehen hatte ich dann das Bedürfnis, B. zu sehen. Ich rief sie um 13.39 an. Sie meinte, dass das genau passt, sie würde noch schnell ihrme Besuch einen Kaffee einschenken und dann sofort bei mir sein. Ich blieb noch in der Wanne bis es läutetet und B. da war. Das war um 14.00.
Ich stieg aus der Wanne, zog mich an und ging runter ins Wohnzimmer. B. bekam noch einen Kaffee und wir hörten für ein paar Minuten in die Herztöne des Babys – alles bestens.
B. verzichtete darauf mich vaginal zu untersuchen. Sie meinte, dass sie das auch so erkenne, wie weit wir in etwa sind.
Die wehen waren jetzt wirklich sehr stark und die Abstände äußerst kurz. Ich musste mittlerweile all meine Kraft und vor allem Konzentration zusammen nehmen, um den Wehen noch mit der richtigen Atmung zu begegnen, aber es gelang mir erstaunlich gut.
Martin fragte ich dann, ob ich ernsthaft glauben würde, dass das noch mal „weniger“ wird, und ob wir nicht endlich losfahren sollten. Da sagte ich ihm, dass es mir gut ginge, und ich im Moment nirgends hinwollte. B. stellte inzwischen den Gebärhocker auf und breitete Unterlagen vor. Da fragte Martin noch einmal, aber B. antwortete ihm , dass wir jetzt nirgends mehr hinfahren KÖNNEN, da das Baby JETZT kommen würde. Es war jetzt 14.40
Sie wusste wirklich genau, was Sache war, ohne ach nur ein einziges Mal in mir „herumgestochert“ zu haben...

Martins Blick war etwas entsetzt, er lief Runden um unseren Kachelofen und ich sagte ihm, dass es mir und dem Baby gut ginge.
Ich wollte noch einmal auf die Toilette, ich spürte schon Druck , war mir aber nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch noch Stuhl sein würde. B. meinte, ich solle ruhig gehen, wenn ich wollte.
Auf der Toilette sprang mir dann die Fruchtblase. Das Wasser war ganz klar – ein gutes Zeichen!
Erst jetzt zog ich meine Hose aus. B. bat mich, mich auf den Gebärhocker zu setzten, um kurz nachzusehen, ob wir auch wirklich schon „so weit wären“.
Ich versuchte es, hielt es aber irgendwie nicht aus und stand wieder auf. Für meine Hebamme war das zum Glück kein Problem. Ich wollte lieber stehen und lehnte mich über die Rückenlehne unseres Wohnzimmercouchsessels. Seit dem Platzen der Fruchtblase hatte ich keine Wehe mehr, sicher schon 3 Minuten lang. B. untersuchte mich – sie hatte Recht gehabt – der Muttermund war vollständig geöffnet, das Baby bereits gaaanz weit unten.

B. sagte mir, dass ich in 3 Wehen das Baby da sein würde und ich mitschieben solle, sobald mir danach wäre.
So warteten wir wohl noch eine Minute auf die nächste Wehe. B. horchte noch einmal mit dem Hörrohr nach den Herztönen.
Martin holte inzwischen Kuschelhandtücher und Stoffwindeln.
Dann kam die Wehe. Mit aller Kraft presste ich. Ich konnte richtig spüren, wie sich das Baby nach unten schob, ich sah und griff instinktiv zwischen meine Beine und konnte schon den Kopf fühlen. Das ermutigte mich noch weiter zu schieben.
Und da war er – mit nur einer Presswehe war mein Baby geboren, um 14.49, stehend, bei uns im Wohnzimmer.
Ich hockte mich nieder und nahm es zu mir. Er war ein Bub und schrie gleich 2 Mal ganz kräftig.
B. half mir dann, mich auf die Couch zu legen. Der kleine Mann beruhigte sich sofort auf meiner Brust und wir kuschelten ganz ausgiebig.
Martin kochte inzwischen Wasser ab und sterilisierte die Nabelschnurschere.
Nach ca. 25 Minuten schnitt Martin die Nabelschnur durch.
Ein paar Minuten später kam auch die vollständige Plazenta.
B. untersuchte mich noch einmal – ich hatte keinerlei Geburtsverletzungen.
Corbinian fing an „zu suchen“ und ich legte ihn zum ersten Mal an. Dann wusch mich B. und versorgte mich mit frischer Wäsche.
Nach einer weiteren Stunde des Staunens und Kuschelns wogen und vermaßen Martin und B. den wahrlich kleinen Mann – 47cm, 2750g, 32,5cm KU.
Angezogen haben wir Corbinian noch nicht, damit wir noch mehr Hautkontakt genießen konnten.
Um ca. 17.30 verließ uns B. wieder und Martin holte unsere 2 großen, die Corbinian staunend bei uns willkommen ließen.

Es war eine wunderschöne, selbstbestimme Geburt, ich bin so glücklich, dass ich das zu Hause, in völliger Ruhe, ganz bewusst genießen durfte. Martin war mir auch nicht mehr „böse“, dass wir nicht ins Krankenhaus gefahren sind.

Heute ist Corbinian genau eine Woche alt. Er hat mit seiner Ankunft aus unserem Haus etwas ganz besonderes gemacht, eine Ort, in dem der Zauber der Geburt inne wohnen durfte!

Ich wünsche euch alles, alles Liebe,

#herzlichAlexandra mit Victoria, Constantin und dem kleinen Corbinian

1

Alles Liebe zur Geburt!

Das ist ein sehr schöner Bericht.:-) Die Geburt meinen 3. Kindes war ähnlich, allerdings mit meiner Beleghebamme im Krankenhaus. Zu einer "geplanten" Hausgeburt fehlt mir der Mut.;-)

Geniesst die Zeit zu fünft.

Liebe Grüße Kerstin mit #stern, Marie-Theres, Jakob & Luise (7 Wochen)

2

Herzlichen Glückwunsch und danke schön, für diesen wunderbaren Bericht!! :-)

LG
sniksnak (die auch eine Hausgeburt in Erwägung zieht, aber noch nicht weiß, ob sie den Mut hat)

3

Herzlichen Glückwunsch!!!#herzlich

So eine schöne Geburt, musste mir beim Lesen ein paar Tränchen verdrücken- so schön hast du sie beschrieben!

Alles Gute für euch 5!

lg luise

4

wunderschön.... einfach wunderschön... was anderes würde grad nicht passen...

ich wünsche euch eine zauberhafte zeit :-)

lg Lale 35.ssw mit bauchschatz

5

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt des kleinen Corbinian.
Und vielen Dank für den wunderbaren Geburtsbericht.

Er hat mich gleich an meine eigenen Hausgeburten erinnert und so sind die Tränchen gekullert...
Alles Liebe für Euch - habt Ihr super hingekriegt!

6

Herzlichen Glückwunsch zur Hausgeburt !

Gruß

7

Herzlichen Glückwunsch!!!
Ein Traum, ich war so ergriffen, mir liefen die Tränen!

Alles Gute!!!

8

Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank fürs Teilhabenlassen!
Wir hatten diesen Zauber auch in unserem Wohnzimmer ... einfach traumhaft.

9

Ein Traum..

nach 2 eingeleiteten Geburten wünsche ich mir genau DAS.. aber meine Kinder sind bisher so "groß" und "schwer" gewesen, dass ich mir das nicht zutraue.. schade.. denn das klingt für mich genau so, wie eine Geburt sein sollte..!!

Vielen Dank für Deinen tollen Bericht