Es ist zwar schon eine Weile her, aber ich will euch hier auch meinen Geburtsbericht nicht vorenthalten. Vielleicht gibt es ja auch Frauen, denen er ein bisschen Mut machen kann, nach einem Kaiserschnitt natürlich und selbstbestimmt zu entbinden.
Lily Anouk hat am 22.12.2011 19:15 Uhr das Licht der Welt erblickt:
Nach meiner ersten Schwangerschaft mit meinem Sohn, die ja leider im Notkaiserschnitt unter Vollnarkose geendet ist, wusste ich eigentlich nur eines:
So wollte ich es definitiv nicht noch einmal durchmachen müssen. Ich habe sehr lang darunter gelitten, dass ich dieses Ereignis nicht aktiv miterleben und –gestalten durfte.
Damals war ich ja mit meiner Beleghebamme im Krankenhaus und wurde aufgrund von hohem Blutdruck und sehr starken Wassereinlagerungen eingeleitet.
Dieses Mal wollte ich es also anders versuchen und habe schon in der 5. Woche bei uns im Geburtshaus nachgefragt, ob für mich die Möglichkeit besteht, hier zu entbinden. Ich war mir anfangs aufgrund der raschen Schwangerschaftsfolge von 11 Monaten und dem vorangegangenen Kaiserschnitt deswegen unsicher. Als von den Hebammen dann das OK kam, war ich erst einmal sehr erleichtert. Da ich die meisten Vorsorgen und auch die gesamte begleitende Betreuung jetzt bei meinem Hebammenteam machen ließ, stieg auch mein Selbstvertrauen in mich und meinen Körper.
Nach unzähligen Ultraschallen, CTGs und weiteren Untersuchungen in der ersten Schwangerschaft, konnte ich endlich auch ohne die permanente Überwachung meine Schwangerschaft genießen.
Irgendwann rückte dann auch der ET am 16.12.2011 näher und mir ging es immer noch sehr gut. Da in meiner Familie oft übertragen wurde, rechnete ich auch nicht damit, dass meine Tochter eher kommt. Am 19.12. waren mein Mann, unser Sohn und ich noch zur Geburtstagsfeier der Oma meines Mannes eingeladen. Bis auf die ab und zu auftretenden Vorwehen tat sich bisher noch nichts. Im Scherz hatte ich aber schon gesagt, dass Lily doch bitte noch bis zum 22.12. warten soll, damit sie wie ihr Papa, der am 23.12. Geburtstag hat, ein Steinbock wird.
Am 21.12. haben wir abends dann auch das volle Programm durchgezogen, um die Kleine dann doch so langsam zum Ausziehen zu bewegen. Wir waren spazieren, ich habe reichlich Yogitee getrunken und mein Heublumendampfbad genossen. Mein Mann hat dann unter anderem auch noch seinen Beitrag mit dem Kochen von leckerem indischen Essen mit vielen Gewürzen geleistet
Ich hatte dann abends schon regelmäßig aller 15 min Wehen, die aber bisher überhaupt nicht schmerzten. In der Nacht verkürzte sich der Abstand dann auf ca. 8 min, was effektives Schlafen (bis auf eine Stunde) irgendwie unmöglich machte. Da ich zwischendurch immer wieder gedöst habe, war ich morgens trotzdem relativ ausgeruht.
Die Wehen aller 8 min blieben… Ich habe dann mit meiner Hebamme Elisabeth telefoniert und sie über den Stand der Dinge informiert. Auf ihren Rat hin, bin ich dann erst einmal in die Badewanne gegangen, um noch ein bisschen zu entspannen. Inzwischen kamen die Wehen dann im 5min-Abstand, ließen sich aber immer noch sehr gut aushalten.
Ich war immer noch sehr entspannt und habe noch alle möglichen Sachen erledigt. Die Wehen ließen sich mit tiefer Atmung gut aushalten. Als sich die Abstände in der Mittagszeit dann auf 2-3 min verkürzt hatten, bat ich dann Elisabeth doch vorbeizukommen, um mal nach mir zu schauen. Gegen 14 Uhr war sie dann mit einer Hebammenschülerin im Praktikum (Lisa) da und hat noch einmal CTG geschrieben und nach dem Muttermund geschaut. Inzwischen war der schon 4 cm geöffnet. Während der Untersuchung hat Elisabeth gleich noch eine Massage mit Ut-Öl mitgemacht, um die Geburt ein bisschen anzuschubsen. Sie hat uns schon prophezeit, dass es jetzt nicht mehr lang dauern würde, bis ich ins Geburtshaus möchte. Sie sollte Recht behalten! Kaum war sie wieder weg, war mir nach Tönen. Bis dahin konnte ich die Wehen noch sehr gut mit einer intensiven Atmung überbrücken. Mein Mann und ich haben noch schnell etwas gegessen und sind dann los. Ich wollte erst zum Auto laufen, hab mich nach wenigen Schritten dann aber doch dazu entschieden, meinen Mann das Auto holen zu lassen.
Wir waren gegen 15:30 Uhr im Geburtshaus und haben uns dann dort erst einmal gemütlich eingerichtet. Die Wehen habe ich anfangs inzwischen laut tönend am Seil hängend veratmet. Währenddessen hat Elisabeth mir die Geburtswanne eingelassen. Ich wollte zumindest mal schauen, wie es mir dort drin gefällt. Naja, bin dann natürlich drin geblieben… Bei der nächsten von mir erbetenen Untersuchung war mein Muttermund nun schon reichlich 7 cm geöffnet.
Das Tönen ging dann langsam in ein Schreien über. Allerdings muss ich sagen, dass mir das sehr gut geholfen hat, die Macht der nun sehr starken Wehen zuzulassen. Ich war inzwischen eindeutig in der, vorher so oft gehörten, Übergangsphase angelangt. Ich wusste während der Wehen nicht mehr wohin mit mir und konnte mich überhaupt nicht mehr entscheiden zwischen Sitzen, Hocken oder Stehen. Irgendwann in dieser Phase ist dann auch die Fruchtblase geplatzt.
Mitten in einer Wehe habe ich dann zum ersten Mal einen starken Pressdrang verspürt, der absolut nicht mehr zu unterdrücken war. Ich hab dann ordentlich mitgeschoben und nach den Wehen immer kontrolliert, wie weit der Kopf schon ist. Ich brauchte das irgendwie, um mich weiter zu motivieren. So hat sich meine Maus Zentimeter für Zentimeter vorangearbeitet. Kurz vor dem Austritt des Kopfes ist der, als die Wehe schon fast vorbei war, noch stehengeblieben. Da ich so nicht auf die nächste Wehe warten wollte, habe ich dann noch einmal alles gegeben und er war geboren. Meine Süße hat sich dann in der Pause erst mal unter Wasser umgeschaut. War ein seltsames Gefühl! Der Körper ist dann ohne Probleme in der nächsten Wehe rausgeflutscht.
Meine Hebamme hat die einfache Nabelschnurumschlingung um den Hals gelöst und ich habe um 19:15 Uhr Lily Anouk aus dem Wasser gehoben und mir auf den Bauch gelegt. Ich war vollkommen überwältigt von meiner Tochter und habe erst einmal mit ihr gekuschelt. Als die Nabelschnur nach ein paar Minuten auspulsiert war, hat mein Mann sie durchgeschnitten.
Er ist dann erst mal mit Lily aufs Bett umgezogen und ich habe noch ohne Probleme die Plazenta entbunden und sie dann auch Elisabeth aus dem Wasser herausgereicht, damit sie untersucht werden kann. Lisa meinte im Nachhinein, dass sie das zum ersten Mal erlebt hat, dass eine Frau ihre Plazenta selbst entwickelt (so heißt das wohl in der Fachsprache). Für mich war das in dieser Situation das Natürlichste der Welt.
Ich bin dann auch aufs Bett umgezogen und habe die neue Dreisamkeit ausgiebig genossen. Während Elisabeth mich im Anschluss noch einmal untersucht hat, haben Lisa und mein Mann die U1 bei Lily gemacht. Ich war nur ein wenig an einer Schamlippe geschürft und musste nicht genäht werden. Lily war mit 4020 g, verteilt auf 54 cm Länge, und einem Kopfumfang von 35 cm und Höchstwerten beim Agpar-Test gesund und propper.
Wir sind 3 Stunden nach der Geburt nach Hause gefahren und genießen seitdem unsere Zeit zu viert.
Falls ich in ein paar Jahren noch ein Kind bekommen sollte, dann würde ich auch alles daran setzen, wieder in so entspannter und angenehmer Atmosphäre entbinden zu können. Nach dem Kaiserschnitt unter Vollnarkose hat diese Erfahrung für alles entschädigt und mich als Frau darin bestärkt, dass ich alles schaffen kann, was ich will. Ich habe mich so auf die Geburt gefreut und habe meine positiven Gefühle auch durch die Hilfe von Hypnobirthing über die Entbindung hinweg behalten.
Geburtshaus nach Kaiserschnitt (sehr lang)
Super!
ich möchte auch im Geburtshaus entbinden und nach Deinem Bericht bekommt man richtig Lust auf die Geburt!
Euch alles Gute!
Ich danke Dir von ganzem Herzen für diesen Bericht!!!
Und gratuliere Dir ganz zum Familienzuwachs...
Ich selbst habe meinen Sohn nach einem eigentlich traumhaften Geburtsstart unter Vollnarkose als Notkaiserschnitt geboren.
Für mich war dieses Erlebnis Gott sei Dank nicht so traumatisch, hatte damit nicht zu kämpfen.
Allerdings hatte ich einige Zeit nach der Geburt immer wieder das Gefühl, dass es auch anders hätte gehen können wenn ich mich nur hätte bewegen dürfen.
Ich "musste" mich aber mit CTG am Bauch hinlegen, obwohl ich das schon während der Wehen nicht konnte. Das habe ich auch so gesagt, sollte aber trotzdem im Liegen entbinden.
Kurz vor dem ersten Geburtstag meines Sohnes bin ich wieder schwanger geworden und bei der ersten Untersuchung wurde mir von meiner Ärztin bereits gesagt, der Abstand zwischen den Geburten sei zu kurz und es würde wohl wieder ein KS werden.
Mein erster KS verlief unproblematisch, aber ich will mich nicht darauf verlassen, dass das wieder so wird. Zumal habe ich jetzt noch ein kleines Kind zu Hause, dass mich braucht.
Ich will auf keinen Fall einen geplanten KS!!!
Vielleicht sollte ich es wie Du machen und Kontakt zu unserem Geburtshaus aufnehmen. Mal sehen, vielleicht nimmt man mich dort ja auch obwohl ich kurz nach KS wieder schwanger bin?
GLG und eine wunderschöne Kennenlernzeit Dir und Deiner Familie
Ein Jahr zwiuschen den SS ist zwar nicht ewig aber keinesfalls so kurz dass diene spontane Geburt nicht möglich wäre. Wenn es deutlich unter einem Jahr ist dann steigt das Risiko für Narbenprobleme, aber wenn es sich nur um ein paar Wochen handelt ist das eigentlich kein echtes Hindernis. Ich habe meine zweite Tochter zu Hause bekommen obwohl oder besser gerade weil die erste (überflüssiger Weise) per KS kam.
Es war eine wunderschöne Geburt und ich würde es immer wieder so machen.
Hallo ophelia79,
ich finde Deinen Geburtsbericht richtig schön!
Vorallem auch deswegen, weil ich meine Tochter vor 3 Jahren auch per Not-KS unter Vollnarkose zur Welt bringen musste.
Mein allergrößte Wunsch ist auch mein 2.Baby in einem Geburtshaus zu bekommen. Ich habe mir auch schon eins ausgesucht, aber es könnte schwierig sein, weil sie sehr genau hingucken, wer dort Entbindet. Sonst hat er einen sehr guten Ruf.
Mir macht Dein Bericht wirklich Mut diesen Schritt auch mit vollem Herzen zu wagen!
Vlt. ja noch dieses Jahr
LG
Suni