So, jetzt kommt er endlich, mein Geburtsbericht. Hab es ja schon seit 3 Wochen vor, aber jetzt passt grade der Augenblick denn beide Mäuse schlafen ;)
Also:
Die Geburt meines Großen war so gar nicht der Brüller. Es hätte nett werden können, war es aber nicht...ich kam zwar damals schon mit 7cm MuMu im Krankenhaus an, hatte dort aber Wehen, die ich meinte, nicht ertragen zu können und dann das übliche Programm mit PDA, angedrohter Saugglocke und Kristellern. Ausserdem die ganze Geburt über Antibiotika wegen irgendsom Abstrich. Dazu wechselndes Personal, unfreundliche Menschen und von den 9h, die ich im Kreissaal war, war so ungefähr 8h keiner anwesend.
Für unsere Nummer Zwei wollte ich dann alles anders machen. Also erstmal den Mann von einer Hausgeburt überzeugt (was nicht sonderlich einfach war). Und dann die beiden besten Hebammen der Welt aufgetan :D Schon die Vorsorge war (bis auf einen Ultraschall, denn wir wollten wissen, ob alles "dran" ist) nur in Hebammenhand, was mir sehr gut getan hat.
Irgendwann die Idee: Ich belege einen Hypnobirthing Kurs. Meine bis dato beste, je gehabte Idee 8) Was ich dort lernte, hat mich total fasziniert und überzeugt und ich war voller Vorfreude und ohne jede Angst auf die Geburt.
ET war der 6.7. aber es tat sich erstmal nichts - meine Hebamme merkte, das ich ungeduldig war (denn ich wollte auch endlich mal wissen, welches Geschlecht unser Baby denn hat, das hatten wir und nämlich nicht sagen lassen) und gab mir irgendwas homöopathisches. Von da an konnte ich die folgenden Tage noch richtig genießen.
Am 09.07. hatte ich am Abend das erste Mal das Gefühl - der Bauch wir ab und an mal hart. Also sag ich zu meinem Mann:"Du, ich glaub, in den nächsten 2 Tagen wird das was". Zur Nacht hin ist jedoch alles wieder ruhig.
Am 10.07. geht mein Mann um 9 Uhr aus dem Haus und ich bin mit dem Großen alleine. Ab 10 Uhr merke ich einen regelmäßig wiederkehrenden Druck im Bauch. Ich gucke auf die Uhr: Alle 8 Minuten.
"Okay, alle 8 Minuten" denke ich, "das ist ja nicht so wild und ausserdem tut mir ja auch nichts weh - was mache ich denn jetzt Schönes?"
Erstmal dem Mann eine SMS gesendet, bitte keine ausserstädtischen Termine wahrnehmen, könnte heute noch was werden, dann packe ich den Großen ins Auto und fahre zu einer Freundin auf den Spielplatz.
Dort sitzen wir dann, trinken Kaffee und ich versuche ab und an mal, den Abstand der Wellen zu messen. Es gelingt mir jedoch nicht wirklich, weil ich, wenn die nächste kommt, jedesmal bereits vergessen habe, wie spät es bei der vorigen war... :roll:
Irgendwann beim auf die Toilette gehen sehe ich ein mini-bißchen Blut und rufe meine Hebamme an um ihr zu sagen, das wir uns wohl irgendwann in der nächsten Zeit sehen würden. Sie fragt mich, ob sie noch andere Termine wahrnehmen kann und ich sage ja klar, sind ja nur ungefähr alle 8 Minuten und tut ja auch nichts weh.
Mit meiner Freundin blödel ich kurz darauf über das Thema "Alleingeburt" und was ich wohl mache, wenn meine Hebi nicht rechtzeitig kommt....ich sage ganz trocken "das Kind kriegen"....
Gegen 12 beschließt mein Großer, Bauchklatscher in eine Schlammpfütze zu springen, da wir keine Wechselklamotten dabei haben, ist das das Zeichen zum Aufbruch. Ich meine noch im Spaß:"Wenn sich nicht groß was tut, komme ich heute nachmittag nochmal zum Müttertreff".
Im Auto die Wellen mal auf der Uhr verfolgt - mal 6, mal 7 Minuten.
Zuhause stille ich den Großen zum Mittagsschlaf im Bett und plötzlich beschleicht mich der Drang, schonmal den Pool aufzupusten und alle Sachen für die Hausgeburt im Wohnzimmer (mein gewählter Geburtsort) bereit zu legen. Falls es am Abend losgeht. Und damit ich das dann nicht mehr machen muss. Ich werde FAST fertig als der Große in der Tür steht. Aber ich will es irgendwie GANZ fertig machen....also setze ich ihn zum ersten und einzige Mal in seinem Leben vor den Fernseher, Rabenmutter ich :wink:
Ich merke weiterhin regelmäßig einen Druck, der sich im Bauch aufbaut und ihn hart werden lässt. Ganz wie wenn man einen Oberschenkel anspannt, da merkt man auch einen Druck und er wird hart. Lässt man wieder locker, ist auch der Druck weg. Ganz so fühlt es sich bei mir im Bauch an. Schmerzen habe ich keine.
Als ich alles fertig habe ist es 15 Uhr und ich überlege mir, was ich mit dem Rest des Tages anfange. Ich glaube nicht, das es schon "Wehen" sind....die müssten ja weh tun.... 8) Hoffe es zwar irgendwie, aber glaube andererseits, es sind nur Übungswehen.
Mir gehts also prima, mein Großer ist nah am Wohnungskoller also packe ich uns alle wieder ins Auto und fahre zum Müttertreff 4 Stadtteile weiter.
Dort sitze ich dann in der Sonne und gucke mal wieder auf die Uhr. Wellen jetzt alle 4 Minuten. Ich gehe davon aus, das ich mich verguckt habe aber überlege, ob ich mal meine Hebi anrufen soll.
In dem Moment ruft sie mich an um sich nach dem aktuellen Stand zu erkundigen.
"Wie gehts Dir denn?"
"Prima"
"Wo bist du denn?"
"In *** auf dem Spielplatz..." (ich etwas zaghaft...)
Meine Hebi muss lachen und wir machen aus, das ich melde, wenn die "Wellen" alle 2 Minuten kommen oder ich den Druck "weiter unten" bemerke. Und das ich dann nach Hause fahren soll, wenn ich meine, ich möchte nicht mehr draussen sein.
Um 19 Uhr möchte ich tatsächlich nach hause, bis dahin habe ich einfach in der Sonne gesessen, gequatscht und ab und an mal einen etwas stärkeren Druck mitgeatmet.
Im Auto sinds dann ab und an schon alle 3 Minuten.
Zuhause fange ich erstmal Abendessen kochen an...der Druck ist jetzt etwas stärker, während ich im Kochtopf umrühre muss ich mich ab und an abstützen und mitatmen. Mein körper führt mich in die für mich angenehmste Position.
Mit meinem Mann blödel ich über "erste Geburt Katastrophe, jetzt nebenbei oder was" und darüber, das ich bloß nicht, sollte es heute nacht wirklich losgehen, das Haus zusammenschreien soll....
Ich gucke mal wieder auf die Uhr: Jetzt sind es alle 2 Minuten.
Tja....was machen?
Ich beschließe, erstmal den Großen ins Bett zu bringen. Eigentlich wollte ich meine Mutter anrufen, das sie kommt und auf ihn aufpasst. Irgendwie telefonieren wir auch den ganzen Tag über immer mal wieder, aber das sie kommt, dazu sehe ich keine Notwendigkeit. Nun ist ja auch der Große auf dem Weg ins Bett, sollte noch sowas wie eine Geburt hier stattfinden, kann ja auch mein Mann aufpassen wie er schläft. Der will nämlich bei dem Event eigentlich gar nicht live dabei sein sondern erst gerufen werden, wenn das Baby geschlüpft ist.
Vor dem Schlafen liegen wir alle im Bett und lesen vor - plötzlich sind alle Wellen weg. Das bestärkt mich in der Annahme, das es nur Übungskontraktionen waren und ich bin froh, die Hebi nicht gerufen zu haben, denn sie wohnt doch recht weit weg. Wäre ja doof gewesen, wenn sie umsonst gekommen wäre.
Beim Stillen sind die Wellen plötzlich wieder da (klar...das Oxytocin) ich denke mir, das es an meiner liegenden Position liegen muss und dass Stehen angenehmer ist und bitte meinen Großen AUSNAHMSWEISE mal ohne Stillen zu schlafen. Und oh Wunder, er macht es...
Die Wellen sind wieder alle 2 Minuten und ich beauftrage meinen Mann, doch mal den Pool zu füllen, ich würde einfach mal die Hebi anrufen.
Als ich sie am Telefon habe quatschen wir erstmal über den Tag (wahrscheinlich wollte sie rausfinden, ob ich noch vernünftige Sätze bilden kann ;) ) und plötzlich macht es PLATSCH.
Die Fruchtblase ist geplatz und ich stehe in einer Pfütze. Ich muss total lachen weil ich es so surreal finde, das mir beim Gespräch mit der Hebi die Blase platzt. Ich bitte sie, doch rüber zu kommen (auch gerne ungeduscht, sie fragte, ob sie das noch eben machen könne) und fasse nach dem Auflegen den Plan, meine nasse Hose gegen den Bikini auszutauschen.
Denn jetzt muss es doch mal losgehen, oder? Ich stelle mich auf einige Stunden wehen und Aufenthalt im Pool ein.
Während ich auf dem Rückweg aus dem Bad bin (mein Mann hantiert dort mit den Schläuchen für den Pool) trifft mich eine etwas unangenehmere Welle. Ich muss mitatmen. Und habe das Gefühl: Boa, ich muss mal!
Also biege ich ab Richtung Gäste WC. Dort lasse ich mich nieder :wink: Und veratme noch ca. 4 Wellen, die sehr intensiv sind. Zwischendurch will ich eigentlich aufstehen, ich will ja zu meinem Bikini und zum Pool.....
Dann überrollt mich eine sehr starke Welle, so stark, das ich irgendwie Schmerz empfinde und denke:" Na toll, jetzt gehts also los"
Dann habe ich noch genau 3 GEdanken:
1. Das werden die längsten 40 Minuten meines Lebens, bis meine Hebi da ist
2. Wenn das der Anfang ist und es jetzt los geht, also ich glaub, das wird nichts zuhause
3. Aber Wenigstens kann ich jetzt gleich **** (auf die Toilette... 8) :mrgreen: )
Bei der nächsten Welle registriere ich dann meinen Denkfehler: Es tut sich nicht "hinten" sondern "vorne" was :mrgreen:
Ich gebe den einzigen lauten Ton dieses Abends von mir, ein tiefes "aaaaaaaaahhhhhhhh".
Mein Mann springt alarmiert vom anderen Bad herüber und fragt: "Alles in Ordnung???"
Ich (mit leicht irrem Tonfall): "Ja, alles prima, nur das Kind wird grade geboren.
In dem Moment war das Köpchen auch schon auf der Welt - ich habe in dem Moment gemerkt, das ich wohl hätte noch eine Welle veratmen sollen, es war mir aber nicht möglich.
Wellenpause.
Mein Mann hat plötzlich ein Handy in der Hand und ruft: "Ich ruf an!"
ich "wen willst Du anrufen? Das schafft keiner mehr, bis das Baby da ist, ausserdem ist doch die Hebi unterwegs".
Er: "Und was mache ich jetzt???"
Ich:"Auffangen"
Er:" Wie?"
Ich: "Auffangen, sonst fällt es ins Klo......." :mrgreen:
Ich weiß nicht wie, aber er hat sich ein Handtuch rangebeamt und während mein Körper mit der nächsten Welle mitgeht, die ich total befreiend finde, wird der restliche Körper geboren.
Da ist es, unser Baby, von meinem Mann grade so eben vorm Sturz ins Klo bewahrt worden ;)
Ich bin völlig durch und lache und grinse und sage immer nur wieder "ich habs geschafft, ich kann es, ich kann es ohne PDA, ich habs geschafft, ich hab es ganz allein geschafft!!!!"
Mein Mann ist jetzt eher praktisch orientiert und fragt mich, was ich nun zu tun gedenke. Ich teile ihm ganz sachlich mit, das ich nun auf die Matratze im Wohnzimmer umziehen würde. Leicht irritiert hilft er mir, das Kleine zu tragen (die Nabelschnur ist ziehmlich kurz) und ich muckel mich mit Baby unter die Decke.
Es ist ganz rosig, blinzelt uns an, quikt einmal und atmet prima.
20min später kommt eine gehetzte Hebamme zu uns rein und kann sich nur noch mitfreuen (mein Mann hatte sie noch informiert, das das Baby schon da ist).
Gemeinsam gucken wir, welches Geschlecht das Baby hat: Ein MÄDCHEN! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Ich lege sie gleich an und sie saugt wie ein Weltmeister.
Tja....und das wars schon....was ich den ganzen Tag nur als Druck wahrgenommen habe, war die Eröffnungsphase. Dann kam der "zeitige" Blasensprung. Um 22:28 Uhr habe ich meine Hebamme angerufen. Um 22:38 war unsere Tochter geboren. 5 unangenehme und 2 Presswehen. Und ich habe versucht, während Presswehen zu meinem Bikini zu gelangen :mrgreen:
Die Nachgeburt ließ leider auf sich warten, ganze 1,5h mit Positionswechsel auf den Gebärhocker und zurück auf die Matratze, und ich fand den ganzen Prozess nervig, schmerzhaft und unangenehmer als die Geburt. Dann wurde noch der Dammriss 2. Grades mit einem Stich genäht, was auch nochmal blöd war.
Schließlich war aber alles fertig und ich bin erstmal Duschen gegangen. Frisch geduscht war alles andere wieder vergessen und wir haben den Rest der Nacht im Wohnzimmer gekuschelt, bis am nächsten Morgen der große Bruder zum Gucken hereingestütmt kam (er war in der NAcht kurz wach, wollte da aber nicht).
Seitdem sind wir zu Viert, der große Bruder macht sich super und ich bin immer noch fassungslos, das ich innerhalb 10 Minuten meine Tochter nahezu schmerzfrei zuhause geboren habe....das könnte ich direkt nochmal machen :wink: :wink: :wink:
liebe Grüße
eure
Giraffe
Hypnobirthing, Haus- bzw. Alleingeburt / Geburt to go ;)
Herzlichen Glückwunsch zu deiner Tochter und der tollen Geburt.
Oh das hast du schön geschrieben Herzlichen Glückwunsch zu eurer kleinen Maus, so würde ich auch zu gerne Entbinden...
Alles Gute
Wunderschön, Glückwunsch
bin auch grad dabei, dass Buch zu lesen und es ist richtig toll.
Ich wünsche mir auch eine entspannte und selbstbestimmte Geburt.
lg. jana
Herzlichen Glückwunsch!
Die Geburt würd ich auch nehmen!
Wie groß und schwer war Eure Maus denn?
lg und alles Gute für Euch
Vielen Dank für den tollen Geburtsbericht.
Ich erwarte gerade mein zweites Kind und werde es diesmal auch daheim mit Hilfe der Hypnobirthing-Methode zur Welt bringen. Der Kurs hat mir da schon viel Zuversicht gebracht, ebenso wie das Buch. Ich finde es einfach stimmig.
Die erste Geburt war zwar nicht traumatisch, aber eben auch eine typische KH-Geburt, würde ich sagen, mit Dammschnitt und großem Blutverlust, beides wäre vermeidbar gewesen. Das möchte ich diesmal anders haben.
Ein Bericht wie Deiner bestärkt mich in meinem Gefühl, dass das genau das richtige ist.
Ich wünsche Euch alles Gute!
Hallo alle und danke für eure Glückwünsche.
Die Daten hatte ich ganz vergessen:
Sie war 52cm groß und 4150gr schwehr - das kleine Hühnchen ;)
Hypnobirthing ist der Knaller! Ich bin total be- und entgeistert
ach was habe ich auf deinen Bericht gewartet.....
Der knaller, wirklich....
Glg dani
Vorher haette ich fast de zug verpasst. Den ich war so in deinen bericht versunken.
Glueckwunsch zum maedel. .
Mir ist aufgefallen dass die Frauen die noch alles moegliche gemacht haben oefters die angenehmere geburt hatten. Werde im kh gebaeren da ich einen stoffwechseldefekt habe . Doch hoffe ich auch eine moeglichst natuerliche geburt zu haben ohne pda.
wirklich wunder aber wunderschönes Bericht. Du hast ein Talent leute zu faszinieren.
Danke schön!
Herzlichen Glückwunsch!
Was für ein toller, unspektakulärer (einfach mal nebenbei ein Kind bekommen, wie die eine Frau im Hypnobirthing-Buch im Schlaf ), bewegender,ur-gewaltiger Geburtsbericht! Danke! Das gibt mir Mut für diese Geburt, die auch daheim stattfinden wird! Will auch!!!
Ich wünsche euch viel Freude mit eurer Tochter Dein Mann ist ja der Knaller Der war bestimmt nassgeschwitzt, oder?