Unser Baby ist nun schon 2 Monate bei uns. Da will ich doch auch mal meinen Geburtsbericht einstellen.
Meine Große wurde 2006 per Kaiserschnitt wegen BEL geboren. Diesmal hab ich mich recht spät entschieden, dass das Baby im Geburtshaus zur Welt kommen soll. Dank einer tollen Vorbereitung mit meinen Hebammen sollte dieser Wunsch Wirklichkeit werden....
Dienstag, 18.09.2012
Heute ist errechneter Termin… mal sehen, ob sich was tut.
Meine Große ist in der Schule und ich gönne mir noch einen ruhigen Vormittag. Am Nachmittag treffe ich mich mit 2 Freundinnen zum Kaffee und die Kinder spielen zusammen.
Für den Abend hab ich noch meinen letzten Termin beim Walroß-Tauchen - hätte ja nicht gedacht, dass ich den noch wahrnehmen werde. Es war aber noch sehr angenehm. Mit meiner Hebamme - C. – verabrede ich, dass ich ihr zw. 10 und 11 am Abend noch mal ne SMS schreibe, wie mein „Zustand“ ist.
Wieder zu Hause koche ich mir noch einen Ingwer-Tee – der soll ja helfen, die Wehen in Gang zu bekommen. Mein Schatz und ich sind müde, also gehen wir zeitig ins Bett. Irgendwie ist uns dann doch noch nicht nach schlafen…. (ob das den Auslöser gegeben hat??? – wir werden es wohl nie erfahren)
Kurz nach 10 schreibe ich C. die vereinbarte SMS. Sinngemäß: Wehen da – aber zu ertragen, wir telefonieren morgen früh. Gegen halb 11 schlafe ich dann auch ein, bin aber schon halb 12 wieder wach.
Geweckt haben mich Wehen, die bereits im 3 – 5 Minutentakt kommen. Ich tigere also ca. 30 Minuten im Wohnzimmer rum und schicke dann noch mal ne SMS an C. Keine Reaktion. Gegen halb eins schicke ich ihr noch eine – wieder keine Reaktion.
Mittwoch, 19.09.2012
Die Wehen werden stärker, aber ich gehe noch mal ins Bett. Nur um ein paar Minuten später wieder aufzustehen. Im Liegen fühlen sich die Wehen einfach unerträglich an. Ich lasse mir eine Badewanne ein, Meine Große wird wach und kommt ins Bad. „Mama, kommt das Baby?“ Ich: „Ja, ich glaub, jetzt kommt das Baby.“ Sie: „Ist das wie in dem Film?“ (Wir haben uns am Wochenende den Landarzt angesehen – da wird auch grad ein Baby geboren.) Ich: „Ja, so ähnlich.“ Damit ist sie zufrieden.
Ich bringe sie wieder ins Bett und geb ihr noch einen dicken Kuss. Dann steig ich in die Badewanne, das hat mir in den letzten 2-3 Wochen immer sehr gut getan. Aber heute? …. Im Liegen sind die Wehen einfach nicht zu ertragen. Also wieder raus.
Ich gehe wieder runter ins Wohnzimmer und versuche nun, C. direkt ans Telefon zu bekommen. Nach 3 oder 4 Versuchen hab ich sie gegen 1:45 Uhr dran. Sie fragt mich nach genauen Zeiten und wir vereinbaren, dass sie erst mal zu mir kommt, bevor wir ins Geburtshaus fahren. Ich soll aber schon mal meine Freundin informieren, dass sie die Große holen soll. Gesagt – getan! Meine Freundin ist nun also auch unterwegs.
In der Zwischenzeit werden die Wehen stärker – ich muss schon ganz schön verschnaufen und klammere mich beckenkreisend an die Essstühle. Dann wird mir so richtig schlecht und ich muss mich übergeben.
O-Ton Hebamma im GVK: Wir freuen uns immer darüber, denn das ist ein gutes Zeichen, dass der Muttermund aufgeht. – Aha, da könnte ich gern drauf verzichten.
Um kurz vor halb 3 ist C. dann da. Sie kontrolliert als erstes den Muttermund – er ist bereits mehr als 2 Finger durchlässig und der Gebärmutterhals ist fast komplett weg. Also geht es nun wirklich los. Sie hilft mir beim Wehenveratmen – das tut gut. Nach weiteren 2 Wehen meint sie, dass es nun langsam an der Zeit wäre, auch den dazugehörigen Papa mit dazu zu holen. Den hab ich bisher noch schlafen lassen
Ich gehe als F. wecken. Er fragt: „Geht es jetzt los?“ Ich: „Ja!“ Er: „Warum müssen die Zwerge immer nachts kommen???“ Ich: „Um die werdenden Papas zu ärgern.“
Kurz darauf kommt meine Freundin. Wir holen die Große, die spielt super mit und kurze Zeit später sind sie schon wieder weg. Ich mache mir auch keine Gedanken – ich weiß sie in guten Händen!!!!
In der Zwischenzeit hat C. mit meiner Geburtshaushebamme – V. – telefoniert und mit ihr ausgemacht, dass wir uns gegen halb 5 im Geburtshaus treffen.
Anschließend ziehe ich mich an und dann muss ich noch meine Sachen zusammen suchen. Einen Großteil hatte ich ja schon vorbereitet, aber endgültig hatte ich es bisher vor mir hergeschoben *augenroll* Typisch Frau Antje
Mittlerweile ist es kurz nach halb vier. Wir haben nun alles zusammengepackt und im Auto verstaut. C. gibt mir noch ein paar Globulis, dass ich die Fahrt gut überstehe. Es liegen ja doch ca. 40 Minuten Fahrtweg vor uns.
Von der Küche bis zum Auto hab ich mal locker 2 Wehen – sch… tut das weh. Aber ansonsten bin ich die Ruhe selbst. Ich spüre keine Angst, Nervosität oder Ähnliches.
Auf der Fahrt lenke ich mich noch ein bissel mit dem Handy ab und schreibe zwischen den Wehen noch ne kurze Nachricht bei FB. Das war gar nicht so einfach.
Mein Schatz fährt zügig, zum Glück hatten wir auf der Strecke nur 2 Ampeln und selbst die wurden bei rot mitgenommen. Auf der Autobahn ist zum Glück auch alles ruhig – ich sag zu ihm, dass er nicht so rasen soll. Er: „Ich hab keine Lust, dass unser Kind im Auto zur Welt kommt!!!“ Ansonsten reden wir nicht wirklich viel – er achtet auf die Straße (es regnet) und ich bin mit schnaufen beschäftigt.
F. gibt mir immer wieder Anweisungen, dass ich durch die Nase einatmen soll. Ich finde das total rührend!!! Er passt auf mich auf.
10 Minuten nach 4 sind wir im Geburtshaus, von V. noch keine Spur. F. räumt die Sachen aus dem Auto und stellt sie vor den Eingang. Ich gehe auch langsam da hin. An Türgriff und Türstock geklammert veratme ich 2 oder 3 Wehen – die kommen jetzt schon im Minutentakt. F. ruft V. an und sagt ihr, dass wir da sind. Sie meint, dass sie auch gleich da ist. Weitere 2 Wehen später fährt auch sie vor.
Sie sperrt den Aufzug auf und wir fahren nach oben. Ich komme gerade noch aus dem Aufzug raus – die nächste Wehe….
Wir gehen ins Geburtshaus-Appartement und ich muss erst mal zur Toilette. Die Hose ist versaut, also ziehe ich sie direkt im Bad aus – brauch sie ja eh gleich nicht mehr.
V. hat in der Zwischenzeit die Badewanne eingelassen und bittet mich, dass ich mich auf´s Bett lege, damit sie mich kurz untersuchen kann. Ist gar nicht so einfach. Irgendwie schaffe ich es und sie kann noch mal kontrollieren. Muttermund ist fast vollständig offen und sie entscheidet, dass sie nun auch ihre Kollegin dazu holt. Hier ist wohl auch die Fruchtblase geplatzt – ich hab´s nicht mitbekommen. Ich gehe in den 4-Füssler-Stand – so sind die Wehen einigermaßen zu ertragen. In die Wanne lässt sie mich jetzt nicht mehr, ich bin wohl schon zu weit.
Während ich auf dem Bett knie, verabreicht mir V. noch mal Nachtkerzenöl und um das letzte Stück Muttermund aufgehen zu lassen. Dafür hätte ich sie umbringen können – das brennt wie Feuer und tut höllisch weh.
Nach ein paar Wehen meint V. ich soll mich doch mal an die Sprossenwand hängen. Ich versuche es und breche nach 2 Wehen ab. Nun versuchen wir den Hocker. F. sitzt hinter mir und ich lehne mich an ihn an. Ich bin froh, dass er da ist <3 <3 <3
Kurz darauf kommt nun auch die 2. Hebamme – M. – Keine Ahnung wie spät es mittlerweile ist, aber ich hab jetzt den Drang zu pressen, muss aber noch warten, weil dieses blöde Stück Muttermund immer noch nicht offen ist. M. hat jetzt das Kommando übernommen und die beiden Frauen sprechen davon, dass wir noch mal Nachtkerzenöl nehmen – soviel bekomme ich noch mit und protestiere!!!! DAS will ich nicht noch mal.
Mittlweile will ich eigentlich nur noch, dass die kleine Wutzeline nun endlich raus kommt. Mir tut alles weh, F. reicht mir was zum Trinken und ich malträtiere seine Hände mit jeder Wehe.
Und dann darf ich mit der nächsten Wehe pressen bzw. wir sagen schieben. F. macht total gut mit und übernimmt die Anweisungen der Hebammen. Ich fange nämlich beim Ausatmen das Prusten an, soll aber den Mund zulassen. Nach 2 Presswehen ist der Kopf fast draußen und M. nimmt meine Hand, damit ich ihn fühlen kann. Sie verfrachten mich wieder auf den Boden in den 4-Füssler-Stand, weil die Kleine die Hände vorm Gesicht hat und so wohl besser raus kommt.
War gar nicht so einfach, von dem Hocker runter zu kommen. Ich knie also auf dem Boden unter mir nur ein Handtuch. Die nächste Wehe kommt, ich spüre F.´s Hände auf meinen Schultern, ich darf schieben …. Und dann hört der Druck auf und meine kleine Maus wird mir durch die Beine durch nach vorne geschoben.
Ich knie so da und betrachte und befühle dieses kleine Wesen, welches auch gleich ein paar kleine zarte Schreie von sich gibt. Ich zittere, heule und bin einfach nur glücklich. F. beugt sich zu mir runter, gibt mir nen Kuss und sagt: „Ich liebe Dich!“
Irgendwie ist die Nabelschnur zu kurz und ich kann die Kleine nicht zu mir hoch nehmen. Weiss aber in dem Moment auch nicht so richtig, wie ich es hätte machen sollen. Dann hab ich einen kleinen Blick zwischen die Beine gewagt – da war definitiv kein Zipfel – unsere Helena war geboren!!!!
Wir lassen die Nabelschnur auspulsieren – das geht zum Glück recht schnell und dann darf F. sie durchschneiden. Ich bin so glücklich: Er ist bei mir, wir haben das gemeinsam durchgestanden und nun macht er auch noch den ersten wichtigen Schnitt im Leben unserer Tochter.
Jetzt nehme ich die Maus – immer noch auf dem Boden knieend auf den Arm und drücke sie ganz fest an meine Brust. Ich schaue mal zur Uhr – es ist 5:15 Uhr und V. sagt, dass die Kleine um 5:05 Uhr da war.
Für die Nachgeburt soll ich mich dann aber auf´s Bett legen. Also darf der frisch gebackene Papa seine Tochter nehmen – T-Shirt aus und rauf die die stolze Papa-Brust. Kurze Zeit später hab ich auch das Thema Nachgeburt problemlos hinter mir. Ist wohl alles super!!! Dann werde ich noch kurz auf Verletzungen untersucht – ich hab das Ganze absolut schadlos überstanden – dank zweier spitzenmäßiger Hebammen!!!!
Jetzt darf ich zum ersten Babykuscheln und Anlegen erst mal ins Bett und unter dicke fette warme Decken. Babyschnuppern ist ein tolles Gefühl. Die Kleine findet auch sofort die Mama-Brust – ich muss ihr nur noch beibringen, dass ihre kleine Hand nicht noch mit in den Mund passt
Um 6:00 Uhr gehe ich unter die Dusche – das tut richtig gut!!! Anschließend machen wir die erste Untersuchung der kleinen Maus. 10 Finger, 10 Zehen – alles dran. Nur
ein bisschen blau ist sie im Gesicht. Das kommt aber nicht vom Sauerstoffmangel, sondern ist ein übergroßes Hämatom aufgrund der Fäuste, die sie bei der Geburt vorm Gesicht hatte.
Die erste Messung ergab:
3.380 g, 54 cm und einen KU von 35,4 cm
Dann gehen wir wieder ins Bett zum Kuscheln. Wir bekommen Semmeln gebracht und F. macht mir Frühstück – ich hab einen Bärenhunger!!!! Wir bleiben noch bis Mittag im Bett liegen und ich genieße die Zeit. V. kommt von ihrer normalen Sprechstunde gegen halb eins wieder und untersucht noch mal die Kleine und dann auch mich. Auch die Kinderärztin kommt noch vorbei um die U1 abzuschließen.
Da alles i.O. ist, fahren wir um halb 2 nach Hause. Wir müssen ja auch noch die Große aus der Schule abholen.
Gegen 15:00 Uhr zieht unsere Helena samt stolzen Eltern und Schwester bei uns zu Hause ein.
Wir sind einfach nur glücklich!!!
Letzte Woche hatte ich meinen Nachuntersuchungs-Termin bei meiner Gyn. Erst musste ich mit meinem Baby 2 Stunden warten, bis ich dran war und dann meinte sie, über meine Hebamme herziehen zu müssen - wie unverantwortlich wir gehandelt hätten, trotz KS eine Spontanentbindung nicht im KKH zu machen. Was da alles hätte passieren können. Diese Ärztin hat mich das letzte Mal gesehen!!!
Ich bin der Meinung, dass ich im KKH niemals so entspannt in die Geburt gegangen wäre und höchstwahrscheinlich gerissen wäre, aufgrund der Hände die die Kleine im Gesicht gehabt hat; wenn es nicht sogar wieder im KS geendet wäre.
F. und ich sind absolut einer Meinung: Sollte es – aber das wird es mit ziemlicher Sicherheit nicht – doch noch mal Nachwuchs geben, wir würden jederzeit wieder ins Geburtshaus gehen!!!! Es war genau so, wie ich es mir vorgestellt habe – wir haben uns rundum gut und professionell aufgehoben gefühlt!!!!
GlG
Antje mit A. (6 Jahre) an der Hand und H. (2 Monate) im Arm
Traumgeburt im Geburtshaus
Herzliche Gratulation zu eurer kleinen Helena und danke für diesen schönen Bericht. Bin jetzt in der 35. Ssw und möchte auch im Geburtshaus entbinden, trotz erster Geburt. Ich hoffe mal, der Kleine bleibt noch ruhig, denn erst ab der 38. Ssw ist es dort möglich.
Alles Gute euch, Muckl80
Bin zwar erst in der 14 SSW aber wenn alles so bleibt, wird es bei uns auch das Geburtshaus (bei mir ist es auch die erste SS :)).
Schön, immer diese tollen Berichte zu lesen.
Ich glaube ich hab noch nie einen vom Geburtshaus gelesen, der nicht so toll war :)
Herzlichen Glückwunsch.
Ich kann es nur bestätigen, so entspannt, ruhig und harmonisch wie im GH, findet keine Geburt im KH statt, das sind Riesenunterschiede.
Wer einmal im GH entbunden hat und sich gut betreut fühlte, möchte nicht mehr im KH entbinden.
Ich habe vor 3,5 Jahren im GH entbunden und hatte es dieses Jahr wieder vor, leider wurde nichts daraus, ich hatte vor 11 Wochen einen Not-KS.
LG
Anja
Vielen, vielen Dank für deinen tollen Bericht und
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zur Geburt deiner Helena ( übrigens ein wunderschöner Name)
Dein Bericht macht wir wirklich Mut, denn trotz sek. Sectio beim 1 Kind plane ich nun eine Hausgeburt.
GLG miepsis mit Wirbelwind (2 1/2) an der Hand und der kleinen Erbse im Bauch (32.ssw)
Danke für den tollen Bericht! Ich bekomme mein erstes Kind und will auch ins gh. Da werd ich immer komisch angeguckt... Aber man sieht es kann alles Super natürlich und gut ablaufen! toll!