Geburtsbericht unserer Sara
Vorinformation:
Seit 8.12. plagte mich eine schlimme Erkältung und ich lag nur noch flach. Am 11.12. habe ich zum ersten mal spinnbaren Schleim auf dem Klopapier und vermutete Teile des Schleimpfropfs. Das gleiche so auch am 12.12. wobei ich an diesem Tag körperlich schon wieder fit war und das Haus ein wenig auf Vordermann bringen wollte. Heute war auch der letzte Arbeitstag für meinen Mann der nun in den Weihnachtsurlaub ging.
13.12.
Um ca. 5:30 ging ich zur Toilette und bemerkte wieder etwas Schleim auf dem Toilettenpapier legte mich dann aber wieder hin - hatte das ja die letzten beiden Tage auch schon.
Circa eine Stunde später wurde ich erneut wach und ging und ging aufs Klo - dieses mal war Blut dabei...
Circa eine halbe Stunde später - ich geisterte so lange durchs Haus - bemerkte ich Wehen. Anders als die die ich sonst hatte. Ich setzte mich ins Bett und musste teilweise schon veratmen. Um 8 Uhr weckte ich dann doch meinen Mann weil ich den "Wannen-Test" machen wollte und bat ihn den Kachelofen anzumachen. Von der Wanne aus schrie ich zu Beginn jeder Wege meinen Mann, der dann auf die Uhr schaute und nach 25 Minuten Wanne bestätigte dass ich alle 4 Minuten Wehen hatte. Ich begann also die restlichen Sachen in de kliniktasche zu packen und rief meine Mama an, die zusammen mit meinen Mann bei der Geburt dabei sein sollte. Um 9:35 waren wir im Kreißsaal und ich wurde ans CTG im vorwehenzimmer angeschlossen und die Hebamme schickte meinen Mann nach einiger zeit zur Anmeldung mit den Worten "..ihre Frau geht heute nicht mehr Heim"
Nach einer Dreiviertel Stunde war bereits klar dass es sehr schnell gehen könnte da ich schon sehr starke Wehen hatte. Bei der anschließenden Muttermundkontrolle war dieser 2-3 cm offen und mir wurde ein leichtes Schmerzmittel verabreicht. Es war jetzt ungefähr 10:45 Uhr.
Meine Hebamme kontrollierte ca alle 1,5 Stunden den Muttermund welcher sich in dieser Zeitspanne immer um 2-3 Zentimeter öffnete. Sie meinte dass ich wohl in der Frühschicht (-15uhr) nicht mehr entbinde aber auf jeden fall noch nachmittags.. Die Wehen waren immer noch alle 4 Minuten und ich verarmte diese hauptsächlich im sitzen auf dem Bett im vorwehenzimmer (Kreißsäle waren alle belegt ) Mein Mann hat mir in den Pausen immer den Rücken massiert und mich gestützt damit ich mich leicht zurückbeugen konnte. Ich war zeitweise wie in Trance, hab mich innerlich mit unserer Tochter unterhalten und sie gebeten sich zu beeilen.
Meine Mama hat immer das CTG etc. kontrolliert (arbeitet als Krankenschwester) und mich motiviert wenn's sehr schmerzhaft war. Irgendwann bat mich die Hebamme mal aufzustehen oder hinzulegen damit die kleine besser ins Becken rutschen kann - was aber gar nicht einfach war. Im sitzen war es wirklich am schmerzarmsten.. Ich stand dann aber trotzdem auf - musste aber wenn eine Wehe kam immer in die Knie gehen.. Die raubten mir die kraft in den Beinen. Ich fragte immer wieder wann es denn endlich losgehen würde mit Presse und um ca 14:45 sagte mir die Hebamme dass mein Muttermund nun fast geöffnet sei und sie bei den letzten paar Millimetern noch nachhelfen würde - und plopp - Fruchtblase geplatzt.
Ab da ging's dann los... Ich hätte nie gedacht welch ein "kampf" gegen den eigenen Körper man führen muss wenn man Presswehen verhecheln muss meine Hebamme weitete mir immer mal wieder meinen Damm mit was ich aber nicht wirklich spürte. (hab sie aber gefragt was sie da treibt)
Um 15:15 Uhr wieder die frage: "..wann darf ich endlich pressen, ich will dass sie da raus kommt!"
- "..2-3 Wehen noch - um halb ist sie da"
Darauf meine Mama: "na Schau, nur noch 15 Minuten!"
Ich: "haha, sie hat nicht gesagt welches "halb" "
Mussten erst mal alle lachen. Die Stimmung war eh sehr ausgelassen und lustig. Mein Mann war dauernd an meiner Seite, hat mir von der Seite beide Hände gereicht und ich konnte ihn so die Wehen mit spüren lassen. Er war super....
Nach diesen 2-3 Wehen ging es los mit pressen. Ich muss dazu sagen ich lag die pressphase zum verhecheln nur auf der Seite - wollte mich auch gar nicht bewegen zum pressen selbst rollte ich mich auf den Rücken.
Ich weiß nicht mehr wie oft ich gepresst habe aber mir kam es nicht oft vor. Inzwischen war auch eine Ärztin da. Mama kümmerte sich weiter ums CTG.
Ich hatte zum pressen die Knie angezogen und die Augen zu - nur einmal hatte ich die Augen auf uns sah sie: die Schere die Ärztin war etwas ungeschickt.
Ich hatte immer Angst vorm schneiden oder reißen aber in dem Moment wars mir egal. Ich dachte mir sogar: "Wehen mir schneidet 10cm Hauptsache sie ist endlich da."
Ob ich das Köpfchen spüren möchte wurde ich gefragt - verneinte aber. Ich konnte mir das nicht vorstellen da jetzt hinzufassen mein Mann hat aber wohl hingesehen..
"Sooo, und jetzt nochmal mit aller kraft, dann ist das Köpfchen da"
Ich presste was das Zeug hielt, blies auf Kommando wieder Luft aus bis die hebi sagt: "kurz, noch einmal kräftig" und flutsch: sie war da!!
Mit einer Wehe.. Unglaublich das Gefühl. Sie lag da zwischen meinen Beinen und das erst was ich meinen Mann fragte war:"hat sie schon geschrien?" Was die kleine Maus mit einem kurzen quietschen beantwortete.. Wir haben erst mal alle geweint - die Geburt und das Ergebnis war und ist so toll.
Ach ja, es war 15:42 meine hebi musste nur 42 Minuten Überstunden machen
Das war die Geburt unserer Sara.. Was jetzt folgt muss man nicht lesen - gehört aber dazu, auch wenn's nicht schön ist.
Mit der letzten Presswehen kam keine Wehe mehr nach für die Plazenta. Ich bekam in der folgenden Dreiviertel Stunde zwei wehenmittel verabreicht und Akupunktur, aber nichts half. Inzwischen waren schon 3 Ärztinnen und 3 Hebammen bei mir und testeten am Bauch, an der Nabelschnur ob das nicht doch rauskommt. Jedesmal wenn mir jemand auf den Bauch drückte merkte ich dass etwas schwallartig aus mir rauslief.
Um halb 5 wurde ich aufgeklärt dass mir die Plazenta operativ entfernt werden muss - Routineoperation. In einer Dreiviertel Stunde wäre alles rum. Ich machte mir da noch keine sorgen - sowas kommt vor.
Als dann die ganzen Ärzte kamen zum vorstellen und ich auf die op-liege rüber robben sollte und auf mein kreißsaalbett schaute wusste ich dass was nicht stimmte... Das Blut lieg bereits auf den Boden.
Im op waren alle ziemlich hektisch und man bemerkte dass sie sich das eigentlich nicht anmerken lassen wollten. Auf der liege angeschnallt wurde ich leicht gekippt und wieder merkte ich wie zwischen meinen Beinen etwas lief - ununterbrochen. Nur wurde ich in Vollnarkose gesetzt..
Als ich aufwachte hörte ich nur piepsen, machte die Augen auf und blickte direkt auf eine Uhr: 22:37 Uhr! Da wusste ich das was nicht stimmt. Eigentlich sollte ich spätestens 17:30 wieder bei Mann und Kind sein. Ich wollte reden - konnte ich aufgrund des beatmungsschlauches aber nicht und ich war festgeschnallt an den Armen. Im rechten arm hatte ich neun schläuche u.a. blutkonserven. Ein Pfleger bemerkte dass ich wach bin und lies den Schlauch entfernen. Ich wollte sofort wissen wo meine Familie ist, mein Kind, was überhaupt los ist, warum bin ich auf intensiv??
Die Frauenarzt die mich operiert hat wurde auf die Intensivstation gerufen und klärte mich auf:
Meine Plazenta saß so fest - sowas hat sie noch nicht erlebt - und blutete beim lösen dementsprechend stark. Das Ablösen dauerte halt länger, dadurch mehr Blutung und viel Blutverlust. Im ersten Moment dachte ich nur : naja raus musste sie so und so.. Das verarbeiten und noch mehr Infos folgten erst einige Tage später.
Freitag früh 14.12. um sieben Uhr stand mein Mann an meinem Bett, blass, weinend, mit dem Worten: "..ich dachte du wirst eingetauscht und ich gehe ohne Frau und mit Kind nach Hause"
Da war mir klar dass es wohl doch nicht so gut um mich stand.
Im laufe des vormittags wurde ich auf drängen und betteln auf die Wöchnerinnenstation verlegt und mir der blasenkatheter gezogen. Abends war ich schon wieder Duschen und lernte über den Tag verteilt mit meinem Mann unsere Tochter kennen. Die Schwestern auf Station mussten mich immer wieder bremsen aber ich war so voller Elan.
In der Nacht von Freitag auf Samstag musste ich viel an die op denken und beschloss noch genauer nachzufragen was da los war, warum das so war etc.
Samstag früh kam eine Ärztin zum blutabnehmen und ich bat sie sich für mich schlau zu machen.
Sie sagt mir dass ich 3,4 Liter Blut verloren habe. Sie mussten mich zur Stabilisierung in einen künstlichen Schlaf legen da mein Hämoglobin-Wert von 13,9 auf 4,3 runter war. Ich hab u.a. 6 Blutkonserven und plasma bekommen. Die Ärzte rieten mir die Nachsorge Untersuchung bei der FA abzuwarten wollten mich aber vorwarnen dass man nicht sicher sagen kann ob meine Gebärmutter nochmal ein Kind austragen kann. Die Operation sei zwar gut - im Sinne von "es ist alles raus" - verlaufen aber bei den Komplikationen und nachdem die Plazenta so fest war müsste man das bedenken. Auch rieten mir die Ärzte von einer weiteren Schwangerschaft ab, sollte es überhaupt noch gehen. Es ist entweder Veranlagung dass die so verankert war - könnte aber auch durch die künstliche Befruchtung kommen. Was man aber nicht nachweisen kann. Man will halt nichts ausschließen.
Seit Montag sind wir zuhause und genießen die zeit zu dritt. Mein Mann ist so toll und tut echt alles für "seine zwei Mäuse". Man merkt dass er zu knabbern hat an dem was nach der Geburt war und auch ich muss das alles erst verarbeiten, aber trotz alle dem ist unsere Sara das beste was uns passieren konnte und für dieses kleine Wesen hätte und würde ich mein Leben geben - jetzt und auch in Zukunft.
Lg, Rania mit Sara
Ps: entschuldigt die groß-klein-Schreibung ich wollte den Bericht jetzt unbedingt schreiben und mit Baby auf dem Arm ist das nicht mal so einfach
Die Traumgeburt unserer Sara - und die Tragik danach...
wow! Wirklich heftig. Ich bin tief berührt.
Für dich, deinen Mann und eure Tochter alles, alles Gute!
Vielen lieben Dank!
Oh man... das ist echt was...Alles Gute euch dreien!!
Alles Gute für euch. Ich hatte auch eine festgewachsene Plazenta Accreta, in dem Fall war der Not KS zu was nütze weil ich bei einer normalen Geburt eh in den OP gemusst hätte.
Aber so schlimm war es nicht.
LG
Hallo rania85,
zuerst einmal wünsche ich dir und deiner Familie alles Gute.
War schon heftig, was bei dir los war.
So etwas wünsche ich keiner "Mama" bei der Geburt.
Meiner Cousine ist etwas ähnliches bei der Geburt ihrer kleinen Maja passiert.
Aufgrund von Blutungen musste sie ins Krankenhaus.
Maja wurde per Kaiserschnitt geholt.
Danach musste meiner Cousine die Gebärmutter entfernt werden aufgrund von nicht-stillbaren Blutungen.
Sie brauchte 40! Blutkonserven & Co und wäre fast im OP geblieben.
Leider hatte ihr Hausarzt verschwiegen (er wusste es seit 1998), dass sie eine Störung der Blutgerinnung hat...
LG
Andrea
Puh - ich hatte nach der zweiten Geburt auch eine Plazentalösung in Vollnarkose, aber eben nur eine halbe Stunde und 1,5 Liter Blutverlust. Über drei Liter ist ja wirklich heftig.
Bei mir hat übrigens keiner von einer weiteren Schwangerschaft abgeraten, es ist allerdings auch keine geplant, von daher habe ich diesbezüglich auch nicht weiter nachgefragt.
Alles Gute und frohe Weihnachten für Euch!
liebe rania,
ich kann zu 100 % mit dir fühlen. bei mir war alles wie bei dir, knapp 4 liter blut verloren, hb bei 3,3......mein mann ist bei der nachricht zusammengeklappt.
ein unterschied war noch dabei: ich war erst bei 33+3.....aber dem kleinen ging und geht es gut. gott sei dank!
mir kommen jetzt noch, fast 1,5 jahre später die tränen. wir hatten glück!
warum genau sollst du über ein zweites kind so genau nachdenken? mir sagte man nur, es kann theoretisch nochmal passieren, aber man sei ja gewarnt und könnte direkt entsprechend agieren....
lg