Sturmkind

Ich habe eine Geburt erlebt, die für mich nach wie vor einem Wunder gleich kommt!
Eine Woche vor dem errechneten ET musste ich donnerstags stationär in meinem Wunschkrankenhaus (Filderklinik) bei Stuttgart aufgenomen werden. Im Nachhinein ein Segen- denn sonst hätte es niemals in die Klinik gerreicht! Schon im Vorfeld hatten uns alle von unserer Wunschklinik abgeraten. Grund: die Entfernung (1 1/2 Std) von unserem Wohnort und zweites Kind (erste Geburt: 2 1/2 Std.).
Da lag ich also nun mit knapp 40 Grad Fieber, ohne Grippesymptome, aber völlig matschig... Keiner wusste, was los war. So schickte ich meinen Mann wieder nachhause zu unserer Tochter, denn krank sein kann man manchmal auch ganz gut alleine

Eine lange Nacht und einen halben Tag lang lag ich mit Wahnsinnstemperaturen da, bis auf einmal das Fieber sank und zwar auf Normaltemperatur. 2 Stunden war ich fieberfrei und glücklich, dass dies erst mal vorrüber war. Da kündigte sich die erste Wehe an.

Oh nein dachte ich, wie soll ich mit diesen Kraftreserven- nämlich keinen- in eine Geburt gehen?! Aber es war eindeutig, dass es nun losging. Also schnell den Mann verständigt, der sich sofort um die Babysitterablöse kümmerte und ins Auto sprang.
Die Schwestern auf der Gyn waren etwas überrascht, dass ich schon "Alarm" geschlagen hatten und meinten, es wäre etwas übereilt den Mann zu holen- und in welchem Abstand denn überhaupt die Wehen kommen würden. "Das ist ganz egal, es geht LOS" versuchte ich zu erklären und dann waren sie zum Glück so nett die Hebamme zu holen bzw. mich auf die Geburtstation zu verlegen.
Da ich am Ort meines Wunsches war, konnte ich mich gut in den Wehenrythmus fallen lassen. Die Filderklinik ist eine etwas andere Klinik, ein anthroposophisch geführtes Haus, mit einer sehr warmen und schönen Atmosphäre...
Nach zehn Minuten hatte ich wieder den Atemrythmus gefunden, der mir schon die erste Geburt so erleichtert hatte. Sobald ich den Schmerz und den Druck nach unten zulassen konnte und in meinem meditativen "Trott" atmen konnte, war alles leicht zu schaffen.
Die Geburt verlief nahezu schmerzfrei- ich hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich ist. Leider hat es für die Wassergeburt (wie beim ersten Mal wenigstens mit halbvoller Wanne) nicht gerreicht, das Menschlein war schneller. Ohne eine einzige Presswehe habe ich das Kind "herausgeatmet", Hebamme und Ärztin konnten es kaum glauben und standen daneben und haben mir immer wieder Sprudel angereicht

Auf mein Kommentar hin, der Kopf sei schon geboren, meinten sie, "das wäre dann aber sehr heimlich geschehen". Zum Glück konnten sie gerade rechtzeitig das Kind auffangen, denn mit der nächsten Wehe wurde der "Rest" vom Kind geboren *lach*
Da war das Kind also da (hatten uns das Geschlecht nicht sagen lassen, es sollte ein Überraschung sein!), und mein Mann, der in Rekordzeit hergefahren war, kam 6min zu spät Von der ersten Wehe bis zur Geburt war wirklich nur 1 Stunde vergangen!!! und Geburtsverletzungen gabs auch nicht, so entspannt war alles verlaufen, unglaublich!!!
Da kam mein Mann herein geeilt und wir freuten uns erst mal gemeinsam, bis wir nach einer Viertelstunde endlich mal schauten, wer da genau zu uns gekommen war!

Und wie glücklich waren wir über unser zweites Mädchen Emilia!!! ein Geschenk des Himmels und unser größter Wunsch...
Ihren Spitznamen hat sie von unserer Hebamme gleich mit auf den Weg bekommen: Sturmkind
Meiner Hebamme und Ärztin war ich sehr dankbar, sie waren die ganze Zeit da, aber haben mich in aller Ruhe selber gebären lassen, ohne viel einzugreifen. So konnte ich mich in aller Ruhe im eigenen Atemrythmus unserem Kind annähren. Fast eine "Hausgeburtsatmosphäre", allerdings mit allen Sicherungsnetzen, die eine gute Klinik bietet. Allerdings kenne ich das so nur von der Filderklinik.

Für meinen Mann war es schlimm, dass er den Prozess der Geburt nicht mitbekommen hat. Aber schneller hätte er nicht fahren können (1:06 Std statt wie normal 1 1/2 Std!). Und ich bin dankbar, dass ich schon da war, denn wir hätten auf jeden Fall versucht hierher zu kommen und dann wärs ne Autobahngeburt geworden.

Mittlerweile ist sie schon 2 Monate alt und macht uns nach wie vor viel Freude!!! Auch ihre ältere Schwester ist ganz stolz und der befürchtete Eifersuchtsanfall ist bis jetzt ausgeblieben.