Mein Sohn war für den 25.05.13 errechnet.
Ende März war ich zur Untersuchung bei meiner Ärztin. Der Gebärmutterhals war leicht verkürzt und mit ein bißchen "pulen" hätte meine Ärztin das Köpfchen schon anfassen können. Also war schonen angesagt. Es war meine letzte Arbeitswoche und so ließ ich mich nicht krankschreiben, sondern arbeitete, dank Überstunden, einfach jeden Tag sechs, statt acht Stunden.
Zwei Wochen später hatte sich der Gebärmutterhals wieder etwas erholt, das war Mitte April.
Eine Woche später: Erste Wehen auf dem CTG.
Wiederum eine Woche später, an einem Montag, eine erstaunte Ärztin bei der Untersuchung. Muttermund zwei Zentimeter offen. Ich soll mich wieder schonen, wenigstens bis Samstag. Dann wäre mein Sohn bei 37+0 und per Definition kein Frühchen mehr. Ok, also wieder hauptsächlich gelegen (viel mehr war mit der dicken Kugel, mir, sowieso nicht mehr los).
An besagtem Samstag, 4.5.13, feierten meine Chefs ihren Eintritt in den Ruhestand. Einen kurzen Partybesuch wollte ich mir daher nicht nehmen lassen. Meine Kollegin, auch schwanger, bei 34+0, holte mich ab. Wir steckten im Stau, weil die Innenstadt für den Marathon gesperrt war und blödelten rum. Was wäre, wenn jetzt die Fruchtblase bei einer von uns platzen, die Geburt einsetzen würde?
Gegen 22:30 Uhr rief ich meinen Mann an und bat ihn, mich wieder abzuholen. Mir ging es gut, aber ich war müde, konnte nicht mehr stehen und wollte einfach ins Bett.
Gerade 1,5 Stunden geschlafen, wurde ich gegen 1 Uhr wach. Huch, bin ich auf die letzten Tage inkontinent? Schnell zur Toilette, neuen Slip an und danach wieder ab ins Bett. Zehn Minuten gelegen, ein merkwürdiges knacken im Bauch, wieder nass im Slip, wieder zur Toilette. Dann realisierte ich erst, dass mir wohl die Fruchtblase geplatzt ist.
Im Slip ein Stück vom Schleimpfropf, von dem ich Anfang der Woche schon immer mal wieder was verloren hatte. Dann Durchfall. Ich hatte schon vorher häufig gelesen, dass der Körper kurz vor der Geburt alles los wird, was er nicht mehr gebrauchen kann. Ok, Binde in den Slip, zurück ins Schlafzimmer. Die erste schmerzhafte Wehe. "Schatz, wach mal langsam auf. Mir ist eben die Fruchtblase geplatzt. Schatz? Werd mal wach, wir haben noch Zeit, mach in Ruhe. Wenn du wach bist, müssen wir ins Krankenhaus, ich hab Wehen." Ich habe die fehlenden Sachen in die Kliniktasche gepackt, während mein Mann sich schnell anzog. Dann um die Ecke zum Auto gegangen. Zwischendurch immer wieder hingesetzt, weil die Wehen schon richtig schmerzhaft waren.
Zum Glück war die Marathonstrecke vom Tag wieder abgebaut und wir konnten auf direktem Wege zum Krankenhaus fahren. Im Auto merkte ich, wie immer wieder ein Schwall Fruchtwasser auslief und ich dachte nur, hoffentlich halten Binde und Jeans dicht, damit der Autositz nichts abkriegt.
Am Krankenhaus angekommen, ließ mein Mann mich am Eingang aussteigen. Während er einen Parkplatz suchte, ging ich mit nasser Jeans zum Empfang. "Hallo, meine Fruchtblase ist geplatzt, wie komme ich zum Kreißsaal?"
Am Kreißsaal angelangt, gegen 2:15 Uhr, geklingelt, durch eine Hebamme in Empfang genommen, kurze Untersuchung (Muttermund 4 cm offen) und ab an das CTG. Es waren bereits heftige Wegen darauf zu sehen, die ich natürlich spürte. Dann kam mein Mann nach. Kurz darauf war mir so schlecht, dass ich brechen musste. Meinen Mann vorgewarnt, der ist daraufhin kurz vor die Tür verschwunden.
Nach einiger Zeit kam die Ärztin, machte einen Ultraschall und schätzte meinen Sohn auf ca. 3200 g. Im Anschluss wurden wir ins Wehenzimmer geschickt. Dort musste ich mich wieder übergeben. Mein Mann saß hilflos neben mir, während ich vor Schmerzen jammerte, durch die Wehen zitterte ohne Ende und reichte mir in den Wehenpausen Wasser.
Irgendwann bat ich um die 'Po-Spritze' und bekam sie auch, hatte aber nicht das Gefühl, dass sie wirkte.
Die Hebamme schaute immer wieder nach mir, untersuchte den Muttermund und gab mir Tipps zum Umgang mit den Wehen. Die Frage, ob ich bereits einen Druck nach unten verspüren würde, verneinte ich. "Gut", sagte sie, "ich schaue jetzt nochmal nach der anderen Frau. Wenn sie einen Druck nach unten verspüren, klingeln sie bitte." Ok!
Kaum hatte sie den Raum verlassen, kam der besagte Druck nach unten. "Schatz, klingel bitte schnell!" Die Hebamme kam zurück und ich wurde in einer Wehenpause auf das Kreißbett im Saal gegenüber verfrachtet.
Ich fing an zu schreien, ächzte und stöhnte, sah meinen Mann an und sagte, dass er gern rausgehen dürfe, wenn er wolle. Dafür war er mir glaub ich sehr dankbar! Er hielt es nicht aus, mich so zu sehen und mir half es, mich ganz auf mich und die 'Ansagen' der Hebamme zu konzentrieren.
Zunächst lag ich auf der Seite, konnte mich in der Position aber nicht richtig rund machen. Die Schmerzen sorgten dafür, dass ich mir mein Essen vom Vorabens ein drittes Mal durch den Kopf gehen ließ.
Meine Hebamme half mir dann, mich auf den Rücken zu legen. Als die Ärztin kurz reinschaute sagte meine Hebamme, dass es wohl noch dauern würde. Ich dachte, ich hör nicht richtig! Die ganze Zeit fühlte es sich an, als würde mein Unterleib zerreißen und dann sollte es noch dauern?
Kurze Zeit später war aber schon der Kopf da und um 5:04 Uhr lag mein Sohn zwischen meinen Beinen auf dem Kreißbett. Ich konnte es gar nicht fassen. Ich traute mich nicht mal, ihn zu berühren, bis die Hebamme mich fragte, ob ich ihn nicht anfassen wolle. Es war für mich einfach alles nicht real!
Mein Mann wurde dazugeholt und vergoss einige Tränchen, als er mich mit unserem Sohn auf meinem Bauch liegen sah.
Im Anschluss wurde die Plazenta ohne Probleme geboren und ich wurde hinterher genäht (Dammriss 2°). Das war trotz Betäubung und Kind auf dem Bauch nochmal richtig schmerzhaft. Aber ich sagte mir die ganze Zeit, jetzt hast du die Geburtsschmerzen überstanden, dann schaffst du das auch noch! Und was lässt man nicht alles über sich ergehen, um so ein bezauberndes Wunder auf der Welt willkommen zu heißen?!
Für das nächste Kind hat mir die Hebamme übrigens eine Sturzgeburt vorausgesagt. Wir werden sehen..
LG
Kristina mit Diogo, der am Dienstag schon sechs Monate alt wird.
Drei Wochen zu früh und innerhalb von nur vier Stunden
Schöne Geburt! Und hatte die Ärztin Recht mit den geschätzten 3200g?
Er kam mit 3340 g, also war die Schätzung schon ziemlich gut.
Ja das ist wirklich nicht schlecht. Meinen Großen schätzten sie während der Geburt auf 4000, er kam dann mit 3100!
Hallo Kristina,
schöner Bericht.
Deine Geschichte erinnert mich an die Geburt meines Sohnes. Er kam 4 Wochen zu früh und auch innerhalb von 4 Stunden. War total überrumpelt. Jetzt mache ich mir auch schon Gedanken, wie die nächste Geburt wohl verlaufen wird und hab Angst vor einer Sturzgeburt. Entweder ich verbringe die letzten Woche in einem Wohnwagen vor dem KH, oder bleibe gleich zu hause
Ich wünsche Euch alles Gute!
LG,
Šarka
Hihi, die Idee mit dem Wohnwagen ist gut. Die übernehme ich, wenn es bei mir in ein paar Jahren wieder soweit ist.
Dir auchvalles Gute und LG
Kristina
Herzlichen Glückwunsch zu deinem Diogo,
der ET meiner Tochter war der 15.05.13 und da mein Sohn auch einige Tage vor ET das Licht der Welt erblickte, war ich mir sicher das sie es auch tun würde. Ich habe ihr immer wieder gesagt, dass der 13.05.13 so ein tolles Datum ist und das sie sich dann auf den Weg machen darf.
Dein Sohn hat an meinem "Wunschgeburtstermin" das Licht der Welt erblickt, das ist wunderbar!
Aber Pustekuchen, Madame hatte es auch eilig und schon am 01.05. platzte nachmittags um 15 Uhr meine Fruchtblase und ich verlor immer wieder FW, von Wehen keine Spur.
Das Licht der Welt erblickte sie dann am 3.05.13, ist ja auch ein schönes Datum
Und das allerwichtigste ist ja das sie gesund sind!
LG
Alexandra
Dann dir auch noch herzlichen Glückwunsch zu deiner Tochter.
Beinah wäre es ja sogar der 5.5. um 5:05 Uhr geworden, das wäre wirklich witzig gewesen. Aber die Minute wollte er wohl nicht mehr warten.
ein sehr schöner Bericht... :)
und beim nächsten eine Sturzgeburt?
Dann bin ich ja gespannt, was meine 4. Geburt wird.... 1. Kind 5,5 Stunden, 2. Kind 3,5 Stunden und 3. Kind... 2 Stunden....
Vielleicht sollte ich einfach 2 Wochen vor ET im KH einziehen
Danke
Deine Kinder waren ja alle wirklich schnell, wow! So erhoff ich mir das beim nächsten auch. Die langsame Wehensteigerung hab ich zwar ausgelassen und es war von vornherein sehr schmerzhaft, aber wenn's dafür schnell geht... jederzeit gern wieder.
LG und alles Gute
Kristina