Geburtsbericht 41.SSW Todgeburt

Hallöchen,

ich war lange am hin und her überlegen, ob ich hier meinen Geburtsbericht einstelle.
An alle, eine warnung, wer es NICHT lesen möchte, sollte ab hier stoppen, da es ein trauriges ende nahm. Ich habe meinen Sohn in der 41.SSW tot zur Welt gebracht.

Wer dennoch weiterlesen möchte, hier nun mein Bericht:

Ich habe meinen Sohn Adrian in der 41.SSW verloren. Genau am errechneten Geburtstermin. Das war der 23.11.2013. Da bekam ich die todesnachricht. Ich musste ihn auf normalem Wege entbinden.

Kurz zur Vorgeschichte -

Am abend (22.11.13) stellte ich fest, das der kleine Mann im Bauch sich seid 14 uhr nicht mehr gemeldet hat. Daraufhin stupste ich in den Bauch, wackelte daran und bewegte mich in alle richtungen. Keine Antwort... Also dachten wir, dass es die ruhe vor dem Sturm war. So sagt man doch, wenn Babys kurz vor der Entbindung ruhig werden.
So gingen wir dann ins Bett. Natürlich konnte ich die ganze Nacht über nicht schlafen. Dummerweise wusste ich zudem Zeitpunkt auch nicht, das man nach gewisser Zeit ohne Kindsbewegungen sich zum Arzt begeben sollte...
Jedenfalls versuchte ich in der Nacht alles, um ihn zu "wecken". Sogar duschen war ich, da er daraufhin sonst immer wach wurde. Nur leider geschah nichts. Da mich da dann die Panik packte, entschlossen wir morgens früh ins Krankenhaus zu fahren.
Im Krankenhaus angekommen versuchte die 1. Hebamme verzweifelt die Herztöne meines Kindes zu finden. Nachdem Hebamme Nr. 1 nix fand kam dann Hebamme Nr. 2 und versuchte es kurz. Diese fackelte aber nicht lange und brachte mich dann fix in den Ultraschallraum. Die Ärztin eilte herbei und machte einen US. Minutenlange stille...eine 2.te Ärztin eilte herbei und schallte ebenfalls. Nach weiteren endlosen stillen Minuten hielt ich es nicht mehr aus und fragte, was mit meinem Baby sei... Plötzlich sah ich den Gesichtsausdruck meines Freundes. Ich sah in die traurigen Gesichter der Ärzte und Hebammen.. Ich wollte es hören. Ich wollte es hören, was schon in der Luft lag... "Es tut mir leid...Ich finde keinen Herzschlag. Es ist weder eine Herzaktivität, noch Herzaktivität vorhanden! Der Doppler schlägt nirgends an."
Es war alles in Zeitlupe. Dann blieb für mich die Welt stehen. Mein Baby ist tot? Am errechneten Geburtstermin stellen sie seinen tot fest? Wie kann das passieren?
Ich brauchte etwas, um es zu verinnerlichen. Ich bestand auf weitere Ultraschalle. Leider ergaben diese nichts anderes. Dann begannen die schrecklichsten Tage meines Lebens. Nachdem ich einige Formulare unterschrieben habe, hieß es, das ich mein Kind auf normalem Wege bekommen solle. Ein schrecklicher Gedanke. Ich hasste indem moment die Ärzte, weil ich mich noch gequält fühlte. Ich wollte es einfach nur noch hinter mir haben.
Aber man sollte bedenken, das ein Kaiserschnitt immer mit Risiken verbunden sind und solch eine OP nie auf die leichte Schulter nehmen sollte. Desweiteren wollten sie mir keine Narbe verpassen, die mich immer an die schreckliche Nachricht und Zeit erinnern sollte.
So sagten sie mir, dass sie mir es so erträglich wie möglich machen möchten und es die Möglichkeit gäbe, die PDA so hoch zuspritzen, das ich keine schmerzen spüren würde und ich nur ein druckgefühl wahrnehmen würde.
Hätte ich da schon gewusst, das die Schmerzmittel versagen würden und ich bei vollem bewusstsein und vollem Schmerz Umfang mein Kind bekommen würde, dann hätte ich um einen Kaiserschnitt gebettelt!

Also am 1. Tag (Samstag den 23.11.2013) gab es alle 4 Std. 2 kapseln Cytotec (Wehenanreger). MuMu fingerdurchlässig.
2.Tag (Sonntag 24.11.13) gab es bis nachmittags weiterhin Cytotec. Da war der MuMu 2cm. Nachdem schlechtem Ergebnis bekam ich dann ein Gel an den Mumu gelegt. Bis hierher bin ich die 2 Tage seeehr viel gelaufen gelaufen gelaufen.
3.Tag (Montag 25.11.13) bekam ich dann eine PDA und einen Oxytocin Wehentropf. Dieser bewirkte nix! Mein MuMu war so argh verkrampft, dass die krassesten Wehen da nicht halfen. Somit wurde es mit dem Wehentropf abgebrochen, damit sich der MuMu mal erholen kann.

Über die Nacht bekam ich einen Hormonschnürchen in die Scheide, die mir unregelmäßige Wehen bescherte. Da diese anfangs sehr wild waren, bekam ich einen Buscopan Tropf intravenös und eine Fußreflexzonenmassage. Damit wurden die Wehenpausen länger. Leider wurden die abstände der Wehen zu lang und ich quälte mich durch die Nacht. Jedesmal wenn ich mich im Bett drehte, löste ich eine doofe Wehe aus. Den Schlauch für die PDA habe ich immer noch im Rücken gehabt.
Am morgen der 4.Tag (Dienstag 26.11.13) war der MuMu knapp bei 3 cm mit ach und krach und immer noch total verkrampft. Nach dem Gespräch mit dem Arzt, beschlossen wir, nochmals PDA + Wehentropf und noch dazu manuell mit den Fingern den Muttermund (MuMu) zu dehnen.
Gesagt, Getan!
Gegen 10 uhr wurde ich an die PDA und Wehentropf angeschlossen und jede halbe Std. wurde der Wehentropf immer höher gestellt. Um 11:30 Uhr fing die Hebamme an, den MuMu zu dehnen. Man tat dies Schweine weh. Bis auf 4cm wurde er gedehnt. Nachdem sie fertig war, stach sie noch mit einem 1 Finger Gummi mit Mini Nadel dran, die Fruchtblase auf.
Da ging es dann richtig rund. Ich bekam plötzlich Wehenschmerzen alle 2-3 Minuten. Sie fühlten sich wie sehr starke Regelschmerzen an. Die PDA wirkte nicht mehr richtig. Also bekam ich noch zusätzlich einen Buscopan tropf, der mir nur sehr kurz erleichterung verschaffte. Wahrscheinlich hat sich der PDA schlauch verrutscht und hatte deshalb keine wirkung mehr. Sehr ungünstiger moment dafür...
Da ich neben an ein frisch geborenes Baby schreien hörte, fing ich plötzlich furchtbar an zu weinen. Ich war einfach fix und fertig. Da wars zuviel für mich. Jedenfalls hat dann die Hebamme entschieden, doch meinen Freund / Papa anzurufen. Zudem Zeitpunkt war er nämlich zu hause, um ein paar Klamotten für mich zu waschen. Wir dachten ja, dass es an diesen Tag sowieso wieder nix werden wird mit der Geburt und deshalb habe ich ihn mit gutem Gewissen nach Hause geschickt. naja.. er kam noch rechtzeitig...
Um 12:15 Uhr war der MuMu schon 7cm offen und um 12:58 Uhr volle 10cm. Gerade mal knapp mehr als ne Std. hat mein Mumu für insgesamt 7cm gebraucht, nachdem er manuell besänftigt wurde.
Dann begann das Schmerzhafteste. Aus dem Eröffnungswehen wurden plötzlich ein anderer Übergang. Ich hatte das Gefühl, ganz dringend pressen zu müssen (kackdrang).
Von da an war es das Schmerzhafteste und Schlimmste Zeit meines Lebens erlebt habe.
Eine Knappe halbe Std. dauerte es, bis er durch das Becken rutschte und unten aus der Scheide kam. Ich habe so gelitten. Ich hatte irgendwann nur noch das verlangen gehabt, aufgeschnitten zu werden, um dem ganzen ein Ende zu bereiten. Ich wollte und konnte einfach nicht mehr.
Ca. 1 Meter von mir entfernt lag eine Dammschnitt-Schere. Ich wollte die unbedingt haben und wollte geschnitten werden, damit mein Kind endlich geboren werden konnte. Es fühlte sich ne weile so an, als wenn er nach jedem Pressen wieder zurück rutschen würde. (Leider) Gott sei dank verweigerte die Hebamme meinen Wunsch mir einen Dammschnitt zu verpassen.
Ich habe während der Presswehen gefleht und gebettelt, gejammert und gemeckert. Ganz am ende sogar habe ich mir die Seele aus dem Leibe geschrien vor Schmerzen. Die Scheide brannte wie verrückt! Und dann endlich, die letzte Presswehe gab ich meine gesamte Kraft und Energie darauf und presste ihn vom Popo bis zum Hals heraus, holte tief Luft und drückte ohne Wehe auch noch den Kopf direkt hinterher. Ich hatte nur eine Schürfwunde davon getragen.

An dieser stelle danke ich der Hebamme, die mich währenddessen begleitete. Sie hat mich darin super unterstützt und mut gemacht. Danke

Nun... Am 26.11.2013 um 13:39 uhr wurde mein kleiner Sohn Adrian mit 2370gr., 48cm und KU ca. 32cm geboren.

Direkt als sein Körper heraus rutschte, hörten alle Schmerzen auf. Faszinierend!

Die Hebamme sagte mir im nachhinein, dass die Nabelschnur glatte 3x mal um seinen Hals gewickelt war. Wahrscheinlich hat er sich damit letztendlich stranguliert.

Als er da war, traute ich mich nicht, hinunter zu schauen. Ich war hin und her gerissen. Sollte ich mir mein Totes Baby anschauen? Ist er schon sehr stark zersetzt durch die lange Todeslagerung im Bauch?
Da sagte mir dann die Hebamme, mein Freund und der Oberarzt, dass der kleine Mann ein ganz hübscher wäre und ich ihn mir anschauen kann.
Dann blickte ich hinunter...
Ein kleiner lebloser rot/blauer Körper was einem Püppchen ähnelte. Da lag er also... mein Sohn..mein Baby..
Und ich dachte an nix. Ich sah nur, wie hübsch er ausschaute. Er kam stark nach dem Vater und bischen der Mama :-) Die Nabelschnur durfte der Papa / Freund durchschneiden.
Danach wurde er in ein Handtuch gewickelt und ich durfte ihn im Arm halten.
Nach einer weile übergab ich den kleinen in die Hände des Papa's.
Dann kam noch ein kleines Drama hinzu. Die Plazenta löste sich nicht von allein und beim ziehen an der Nabelschnur, riss die Schnur auch noch ab. Leider war diese ja schon nicht mehr richtig fest, aufgrund dessen, dass der kleine schon länger tot war.

1 Std. lang wurde per Wehentropf und 2 Akupunktur Nadeln um meinen Bauchnabel herum versucht, die Plazenta zu lösen. Ich sollte mich immer wieder hinhocken und ganz doll pressen, während die Hebamme mit der Hand unten drin war und versuchte, die Plazenta mit der Hand zu lösen. Der Oberarzt probierte ebenfalls sein Glück.

Plötzlich ging es mir schlecht und ich sagte, dass mir übel wäre. In dem gleichen superschnellen Tempo, wie die plötzliche Geburt voran Schritt, so schnell wurden dann auch die nachfolgenden Dinge eingeleitet. Es hieß, ich müsse zur Ausschabung, da die Plazenta nicht abging. Noch im Kreissaal spritzte man mir die PDA hoch. Dummerweise wirkte sie da immer noch sehr schlecht. Im OP angekommen spürte ich aber merkwürdigerweise immer noch die Schmerzen, als sie einen Test machten. Dann wurde es hektisch. Ich hörte, das eine Schwester sagte, dass ich über 39°C Fieber hätte und ich schon sehr stark aus der Gebärmutter bluten würde. Da der Oberarzt aber nicht mehr warten konnte, um mir eine weitere Dosis in die PDA aufzuspritzen, bekam ich eine Atem Maske aufgelegt und mir wurde eine Vollnarkose Spritze in die Hand gejagt.
Nach der OP hieß es, dass ich 1 1/2 Liter Blut verloren hätte. Die OP dauerte locker ne Stunde. Danach erholte ich mich nur schwer.

Am Abend durfte ich noch meinen Sohn sehen und mich von ihm zu verabschieden.
Das tat in der Seele weh. Dies tut es jetzt immer noch...
Mami ist stolz auf dich mein Engelchen. Du bleibst in meinem Herzen fest verankert. Ich bin stolz, dich bekommen zu haben.kuss

Danke fürs lesen. Ich hoffe, ich habe hier keine Mitschwangere zu sehr verschreckt.

liebe grüße Chicahas mit 2 Sternchen

3

Ich kann dir gar nicht mit Worten sagen, wie sehr mir dein Verlust leid tut!

Es ist wohl das Schlimmste, was man erleben kann und ich wünsche dir alle Kraft dieser Welt, mit diesem Schicksalsschlag leben zu können! Ich wünsche dir Menschen, die dich auffangen und dir Kraft geben und ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass der Schmerz irgendwann weniger wird!

4

oh vielen dank für deine lieben Worte. Danke schön

1

Mein Atem blieb mir stehen, mein aufrichtiges herzliches Beileid #kerze
Mir tut es so unendlich leid für Dich, mensch was musst Du blos schlimmes durchmachen, ich glaube das kann sich keiner vorstellen.
Ich wünsche Dir alle Kraft dieser Welt #liebdrueck

6

oh vielen lieben dank für deine anteilnahme #herzlich

2

Fühl dich gedrückt!

5

danke #blume

7

Ich wünsche dir sehr viel Kraft für die kommende Zeit. Mein aufrichtiges Beileid zum Verlust deines Sohnes :'(
Dennoch möchte ich dir sagen, dass du die Geburt großartig gemeistert hast!!!
Auch wenn dein Bericht traurig endet, so kannst du doch stolz auf dich selbst sein.

Liebe Grüße

8

danke schön für die lieben Worte und danke für den Zuspruch der meisterung.
Ich versuche es auch so zusehen, es gut gemacht zu haben. Obwohl es mir sehr schwer fällt. Wenigstens durfte auch ich die Erfahrung machen, ein Baby zur Welt zu bringen.

9

Liebe, dein Sohnemann sitzt jetzt da oben und erzählt den anderen mit stolz geschwollener Brust, was für eine tolle Mama er hat. :-D
Ich zieh wirklich den Hut vor dir!

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Ich weiß nicht wie ich mein.mitgefühl in Worte fassen soll :-(. Ich glaube nichts was man sagt kann einen wirklich trösten aber vllt etwas aufmuntern.

Ich finde dass du eine wirklich sehr starke Frau bist und finde es sehr mutig von dir deine Gefühle so öffentlich darzulegen. Hut ab.
Ich wünsche dir und deiner Familie aller Kraft der Welt dass alles soweit es geht gutzu uüberstehen. Wie meine vorrednerinnen schon geschrieben haben. Der kleine Mann ist sicherlich sehr stolz so eine mama wie dich zu haben und beobachtet dich von da oben :-).

Ich brenne eine #Kerze für euch und wünsche euch das beste für die Zukunft

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Ich weiß nicht wie ich mein.mitgefühl in Worte fassen soll :-(. Ich glaube nichts was man sagt kann einen wirklich trösten aber vllt etwas aufmuntern.

Ich finde dass du eine wirklich sehr starke Frau bist und finde es sehr mutig von dir deine Gefühle so öffentlich darzulegen. Hut ab.
Ich wünsche dir und deiner Familie aller Kraft der Welt dass alles soweit es geht gutzu überstehen. Wie meine vorrednerinnen schon geschrieben haben. Der kleine Mann ist sicherlich sehr stolz so eine mama wie dich zu haben und beobachtet dich von da oben :-).

Ich brenne eine #Kerze für euch und wünsche euch das beste für die Zukunft.

Nichts stirbt, was in der Erinnerung bleibt. :-)

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mein aufrichtges beileid mir tut es unendlich leid was euch wiederfahren ist

wünsche euch ganz viel kraft und zünde eine kerze an für Adrian an #kerze

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es tut mir so leid #heul.

ich wünsche euch ganz viel kraft und zuwendung von familie und freunden.

#kerze

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Hallo. Mein aufrichtiges Beileid zu deinem Verlust. Es ist unglaublich wie stark du wirkst. Ich kann und möchte mir nicht mal im Ansatz vorstellen was ihr durchgemacht habt. Mein Sohn wird in 2 Wochen ein Jahr alt und noch immer ist seine Geburt in meinem Kopf präsent. Dass du das alles durchgestanden hast mit dem Wissen, dass dein Baby tot ist... Respekt!

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Vielleicht oder besser hoffentlich darfst du irgendwann auch ein lebendiges Kind im Arm halten. Viel Glück.

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vielen vielen Dank.
Leider sind die "starken" Momente nur von kurzer dauer und die schwachen überwiegen argh.
Da der wunsch nach einem eigenen Kind immer noch da ist, hoffe ich auch, endlich bald ein lebendes Baby von mir in den armen zu halten.