Ich habe hier immer Eure Berichte gelesen und sie haben mir geholfen mich mental auf die Geburt vorzubereiten. Deshalb will ich Euch nun auch meinen Bericht schreiben..
Es war eine absolute Blitzgeburt!
Am Mittwoch, den 21. August hatte ich einen regulären Termin bei meinem Frauenarzt. Mein eigentlicher Entbindungstermin war der 17. August. Ich war also bereits ein paar Tage „drüber“. Sehnsüchtig erwartete ich mein Baby, besonders weil es vorher immer hieß, dass unsere Maus wohl höchst wahrscheinlich früher kommen würde. Sie lag bereits einige Wochen zu früh ganz tief im Becken mit starkem Druck nach unten. Mein Gebärmutterhals war zu früh verkürzt, sodass ich die Lungenreife bekam und mich viel schonen sollte.
Beim Arzt zeigte das CTG auffällige Herztöne, so dass mein Frauenarzt sagte, es sei besser für das Kind, die Geburt einzuleiten. Also bekam ich eine Überweisung zur stationären Aufnahme im Krankenhaus. Ich rief dann meinen Mann an, der nicht so recht glauben wollte, dass es diesmal richtig losgehen würde. Wir hatten nämlich bereits zweimal zuvor eine Überweisung ins Krankenhaus erhalten und wurden jedes Mal wieder weggeschickt. Auch diesmal hieß es laut dem CTG, welches im Kreißsaal gemacht wurde, dass alles in Ordnung sei. Die Ärztin meinte dann, dass man natürlich trotzdem einleiten könne, insbesondere, weil ich sehr sehr starke Beschwerden im unteren Rücken hatte (Ischias und Bandscheibe). Die Schmerzen waren so stark am Ende der Schwangerschaft, dass mir mein Orthopäde Krücken verschrieb und ich somit die letzten 2,5 Wochen mit dickem Bauch humpelnd an Gehhilfen vorwärts „kroch“. Außerdem war mein Befund sehr gut: Gebärmutterhals verstrichen und Muttermund ca. 2 cm offen. Für mich war das nichts Neues, da ich bereits drei Wochen vorher einen offenen Muttermund hatte. Da an diesem Tag sehr viel los war im Kreißsaal, sagte die Ärztin, dass man mich stationär aufnehmen würde, und dann morgen eventuell einleiten könne... aber auch nur, wenn es von der Kapazität her ginge. Auf der einen Seite war ich sehr froh, dass die Herztöne wohl doch in Ordnung waren... auf der anderen Seite war ich enttäuscht, dass ich mein Mäuschen immernoch nicht knuddeln durfte und es ungewiss war, ob am nächsten Tag überhaupt eingeleitet werden könne.
G. (mein Mann) und ich sind dann auf die Station und ich habe meine Tasche ausgepackt und geduscht. So gegen 21Uhr ist dann G. weggefahren... zu seinen Tenniskollegen auf ein Bierchen. Ich meinte noch, er solle viel schlafen, damit er fit ist für den nächsten Tag. Ich selbst war innerlich sehr ruhig und legte mich früh ins Bett. Ich schrieb gerade in mein Tagebuch, als ich plötzlich die erste Wehe spürte. Es war ungefähr 21:30 Uhr. Zuerst wusste ich gar nicht was das war... aber ca 7 Minuten später kam der Schmerz erneut und mir war klar: es geht wohl bald los – juhu! keine Einleitung nötig. Ich freute mich trotz der Schmerzen. Ich schaltete meine Handy-Wehen-App an, um die Abstände der Wehen zu messen. Sie kamen ca alle 6 bis 7 Minuten. Ich rief sofort meinen Mann an, der kurz zuvor bei seinem Tennis-Club angekommen war. Ich sagte nur „Ich glaub ich hab Wehen, bitte komm!“. Ich blieb dann ruhig auf meinem Krankenzimmer und versuchte die Wehen zu veratmen. Die Schmerzen waren aber dann doch ganz schön stark und gerade als ich in den Kreißsaal gehen wollte, stand G. (5 Minuten nach dem Anruf) schon in der Tür und freute sich, dass es nun losginge.
Ich nahm meine Krücken und lief an der Nachtschwester vorbei in Richtung Kreißsaal. Sie bot mir noch einen Rollstuhl an, aber ich fand es ganz angenehm mich auf den Krücken abstützen zu können. Außerdem dachte ich an die Worte meiner Hebamme „so viel es geht laufen, damit sich der Muttermund schneller öffnet“.
Im Kreißsaal angekommen musste ich wieder ans CTG – die Wehen waren heftig. Es war sooo schmerzhaft. Ich hatte total die Zitteranfälle und Schweißausbrüche. Außerdem war mir total übel und ich dachte ich müsste mich jeden Moment übergeben (was Gott sei Dank nicht geschah). Die Hebamme fühlte dann nach dem Mutterwund: 4 cm offen. Ich bekam nur noch heraus, dass ich bitte bitte eine PDA haben möchte. Bereits im Vorfeld wurde mir das von meinen Ärzten empfohlen, weil ich eben solche Rückenprobleme hatte. Die Hebamme rief den Anästhesisten und G. ging schnell zurück auf mein Zimmer, um die Kreißsaaltasche zu holen. Nun musste ich einen Gang entlang zum Kreißsaalbettzimmer laufen... hier wurde mir wieder ein Rollstuhl angeboten aber ich war so ehrgeizig es auch so schaffen zu wollen. Ich blieb bei jeder Wehe stehen, stützte mich auf die Krücken und versuchte zu veratmen. Im Kreißsaal hörte ich eine der beiden Hebammen sagen, ich solle noch auf Toilette urinieren gehen – aber sie erkannte schnell, dass ich das nicht mehr schaffen würde. Die beiden Hebammen halfen mir aufs Bett und zogen mir so einen Krankenhauskittel an. Ich musste immer wieder veratmen und wusste gar nicht recht wie mir geschah. Die Schmerzen rollten durch meinen Körper und ich versuchte immer wieder durch bewusstes Atmen nicht die Kontrolle zu verlieren. G. sagte später, dass ich sehr ruhig und in mich gekehrt wirkte. Ich denke, dass mir hierbei das Buch „Hypnobirthing“ ein wenig geholfen hatte.. ich habe es einfach mal durchgelesen.. ohne die Übungen zu praktizieren. Aber mir war klar, dass ich ruhig und innerlich zentriert bleiben musste.. das hatte ich aus dem Buch gelernt. Sie legten mich auf die Seite und schon war der Anästhesist da. Er klärte mich über etwaige Risiken auf. Ich konnte aber nicht zuhören, denn gerade als ich seine Papiere unterzeichnen sollte, kam auch schon die erste Presswehe. Jetzt musste ich laut schreien und hatte einen extremen Druck nach unten. Die Hebamme erkannte das sofort und sagte zu dem Arzt, er solle noch warten, wahrscheinlich sei keine PDA mehr nötig. Und tatsächlich: Muttermund komplett offen.. nach nur 1,5 Stunden! Der Arzt verschwand und ich wusste nicht so recht, ob ich mich nun darüber freuen sollte, dass es laut Hebamme „nur noch ca 30 Minuten“ dauern würde, oder gefrustet sein sollte, dass ich es nun doch komplett ohne Schmerzmittel überstehen musste.
Die Presswehen waren ganz anders als die vorherigen Wehen. Sie waren noch intensiver und ich musste schreien, aber trotzdem empfand ich sie als nicht ganz so schlimm, da ich immer wieder Pausen dazwischen hatte, die mich aufatmen ließen. Ich lag immer noch auf der linken Seite; mein rechtes Bein wurde auf so eine Halterung hoch gelegt. Als die Presswehen kamen, sollte ich versuchen, keinen Ton auszustoßen und die Luft anzuhalten. Das war echt schwierig. Nach einer Weile sagte die Hebamme, ich solle mich lieber auf den Rücken drehen – vielleicht hätte ich so mehr Kraft zum Pressen. Obwohl ich es unangenehmer empfand auf dem Rücken zu liegen, nahm ich es hin, denn ich hatte keine Kraft irgendetwas zu sagen. Auch als die Ärztin kam, konnte ich ihr nicht wirklich zuhören und antwortete nicht auf ihre Fragen. Anschließend musste ich immer und immer wieder pressen.. Luft anhalten und keinen Ton von mir geben.. ich hatte große Schwierigkeiten damit, meine Beine locker und auseinander haltend zu lassen... die beiden Hebammen mussten sich immer wieder dagegen stemmen, als ich presste, damit mein Kind genug Platz hatte „zwischen den Beinen“. Die Zeit kam mir ewig vor.. im Nachhinein dauerten die Presswehen wohl insgesamt so ca 45 Minuten. Die Fruchtblase platzte gleich zu Beginn dieser Phase und wie ich im Nachhinein erfuhr, bekam ich einen Dammschnitt, den ich nicht gespürt hatte. Mit aller Kraft presste ich das Köpfchen heraus und mit der nächsten Wehe folgte auch schon der Körper meiner Kleinen. Sie wurde mir sofort auf den Bauch gelegt und sie schrie sofort. Es war mittlerweile 00:24 Uhr. G. und ich waren überrascht darüber, wie „sauber“ sie war.. keine Käseschmiere.. nur etwas nass und ein wenig Blut am Kopf. G. durchtrennte dann noch die Nabelschnur.
Ich war total froh mein Baby in den Armen zu halten und war soooo erleichtert, dass sie atmete. Ich schaute sie immer wieder an und war total erschöpft.
Kurze Zeit später sollte ich dann nochmal „drücken“, damit die Plazenta nachkommen konnte. Die Hebammen forderten mich mehrmals dazu auf, bis es endlich „flutschte“. Die beiden Hebammen und die Ärztin bückten sich dann über meinen Mutterkuchen und schauten, ob er „vollständig“ sei. Die Ärztin meinte dann zu mir, es sei besser noch eine Ausschabung durchzuführen.. nur um sicher zu gehen, dass alles raus ist. Ich hatte große Angst davor, weil ich letztes Jahr bereits eine Ausschabung hatte (medizinisch indizierter Schwangerschaftsabbruch), bei der der untere Teil meiner Gebärmutterschleimhaut so stark verletzt wurde, dass ich große Probleme hatte, wieder schwanger werden zu können. Die Ärztin war aber sehr einfühlsam und sagte, dass sie sehr behutsam vorgehen würde. Ich musste dann Lachgas langsam und tief einatmen und fühlte mich ganz schnell wie in einem Vollrausch... mir wurde ein bisschen schwindelig.. und ich spürte keinerlei Schmerzen.. aber ich konnte – wie durch ein dumpfes Rohr – die Stimme der Ärztin wahrnehmen... Sie entfernte dann den Rest der Plazenta und nähte meinen Dammschnitt. Nach ein paar Minuten war ich wieder wach. G. hatte die Kleine auf dem Arm und saß neben mir. Nun durften wir ca. 2, 5 Stunden alleine im Kreißsaal unsere Dreisamkeit genießen. G. knipste ein paar Photos und filmte ein wenig. Ich selbst war einfach nur überglücklich. Im Rollstuhl ging es dann zurück auf Station und ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil mich die ganzen Eindrücke der Geburt so sehr beschäftigten und ich immer wieder nach meinem Mäuschen neben mir schauen musste.
Im Nachhinein würde ich sagen, dass die Geburt zwar sehr schmerzhaft aber erträglich war... Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass es insgesamt nur 2,5 Stunden dauerte.
Euch alles Gute!
erstes Kind in nur 2,5 Stunden (ohne Schreien, mit anschließender Ausschabung wegen Plazentaresten)
Danke für Deinen tollen Bericht und herzlichen Glückwunsch zum Baby!
Hab eine Frage, wie war das bei der AS, wurde das im Kreissaal gemacht oder wurdest du in einen OP gebracht?
Leider droht mir nach einer spontanen Geburt wohl auch eine AS, deswegen interessiert mich das.
LG
Bitte gerne :)
Die Ausschabung wurde direkt im KreisSaal gemacht. Mein Mann war mit der kleinen quasi daneben. Es ging ganz schnell.
Wieso rechnest du auch damit?
Mein Frauenarzt meinte das. Die Plazenta liegt schon teilweise auf der alten KS-Narbe und wird sich falls sie an dieser Stelle bleibt nicht vollständig von alleine ablösen können.
Vielleicht, wenn es der fall ist habe ich ja auch das Glück und bekomm es direkt im KS bei meinen Lieben gemacht, da fänd ich das dann gar nicht so schlimm. Dachte da wird man in den OP gekarrt und das will ich ungern.
Danke für Deine Antwort!
VG