Hallo,
Ich habe nach 9 Monaten endlich mal unseren Geburtsbericht geschrieben! Für UNS war es die richtige Entscheidung zuhause zu entbinden...
Viel Spaß
01.07.2013 – Errechneter Geburtstermin
Seit 3 Wochen denke ich, dass sich unser kleiner Junge gleich auf den Weg macht, aber es bleibt alles ruhig. Ich wehe ab und zu mal etwas vor mich hin und er drückt sehr auf meine Blase, aber das ist absolut gar nichts was auf Geburt hindeutet. Wir treffen uns mit Mirjam (Hebamme) und machen unser erstes CTG, welches kein Grund zur Sorge gibt. Die nächsten Tage vergehen mit CTGs (mal gut, mal nur okay) und ich versuche mit sehr viel Bewegung zu den unchristlichsten Zeiten, Nelkenöl und Yogi-Tee etwas anzustoßen.
09.07.2013
12:00 Uhr
Ich lege mich noch einmal hin um etwas schlafen zu können, denn die Nächte sind nicht mehr erholsam. Geweckt werde ich von Enrico, der zur Mittagspause kommt. Er wuselt um mich rum, während ich noch etwas liegen bleibe. Dann merke ich ein leichtes Ziehen im Bauch, aber auch nur so stark, wie ich es seit Tagen habe, aber eher im ganzen Bauch und nicht wie sonst an einer Stelle. Ich stehe nichts ahnend auf und merke ca. 10 Schritte weiter wie es feucht wird Ich gehe fest davon aus, dass sich der Schleimpfropf gelöst hat und habe Hoffnung, doch um den morgigen KKH-Termin herumzukommen. Ich bitte Enrico einen Fruchtwassertest zu holen, den mir Angela (Hebamme) vor einiger Zeit gegeben hat und schaue gespannt auf das Testfeld. Es wird dunkelblau. Das heißt es ist Fruchtwasser – Oh mein Gott – unser Baby kommt! Ich habe immer etwas Angst gehabt, dass ich nicht richtig merke wann die Wehen “ernst” sind, aber jetzt habe ich Angst das gar keine Wehen kommen. Ich bin so aufgeregt und rufe das Geburtstelefon an. Mal sehen ob Mirjam oder Angela ran geht. Es ist Mirjam, die den Hörer abnimmt und darüber freue ich mich sehr. Ich sage ihr was passiert ist und sie fragt nach Wehen, Fruchtwasserfarbe und Kindsbewegungen. Da ich ihr bestätige, dass alles wie immer, bzw. normal ist, schlägt sie vor, dass sie nach den nächsten Terminen zu mir kommt und falls zwischendurch etwas ist, könnte ich jederzeit anrufen. Enrico bleibt cool und fährt noch mal auf Arbeit um alles weitere zu regeln. Etwa eine Stunde später ist er wieder da und ich merke, dass sich etwas tut. Ich kann nicht sagen, dass ich regelmäßig immer wieder das selbe Gefühl habe, aber es ist irgendetwas anders. Enrico macht mir ein umfunktioniertes Tragetuch an einen Deckenhacken im Wohnzimmer und ich kann mich daran festhalten.
16:00
Mirjam klingelt. Ich bin ehrlich gesagt doch recht froh, dass sie jetzt da ist. Wir unterhalten uns eine Weile und sie fragt nach den Wehenabständen. Enrico hat versucht so genau wie möglich mitzuschreiben, wann ich “anders” bin. Circa aller 8 Minuten habe ich eine Wehe. Sie wartet auf die nächste und kontrolliert den Herzschlag des Babys während dieser. Es ist alles super. Sie sagt mir, dass wir jetzt mal schauen müssen, was sich schon so getan hat, aber sie denkt, dass die Geburt sich über die Nacht ziehen wird und sie wohl noch einmal fährt. Ich sage ihr, dass ich unbedingt ins Wasser möchte und mich dann in die Badewanne legen werde. Zu unserer großen Überraschung ist der Muttermund bereits 5cm offen. Das ist sooooo motivierend, denn ich hatte bis jetzt nichts was ich als Schmerz beschreiben würde verspürt und es hat sich soviel getan. Ich bin überglücklich. Sie sagt, dass sie jetzt die Taschen für die Geburt aus dem Auto holt und ich kann erstmal in die Badewanne. Enrico fängt an den Geburtspool aufzubauen und hält sich im Hintergrund. Ich denke, er ist froh eine Aufgabe zuhaben auf die er sich konzentrieren kann.
In der Wanne werden die Wehen schnell stärker. Mirjam kommt ab und an mal um nach mir zu schauen, merkt aber, dass es mir allein am besten geht. Unserem Kind geht es sehr gut. Er strampelt fleißig und man sieht es auch von außen. Mirjam misst mehrmals die Herztöne und kommt zu dem Schluss, dass alles in bester Ordnung ist.
18:00
Enrico ist inzwischen fertig mit dem Pool. Den Wasserschlauch hat er an den Wasserhahn in der Küche angeschlossen und so läuft angenehm warmes Wasser in den Geburtspool, welcher im Wohnzimmer vor dem Sofa steht. Das Sofa und Laminat ist geschützt durch Teppiche, Folien, Handtücher und Moltontücher.
Ich möchte in den Geburtspool “umziehen”. Und so hilft mir Mirjam aus der Wanne. Die Wehen sind inzwischen so stark, dass ich sie etwas lauter veratmen muss. Erstaunlich dabei ist, dass ich überhaupt nicht an den Geburtsvorbereitungskurs denke. Mein Körper weiß ganz gut was zutun ist und ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas vom Kopf her “steuere”.
Als ich am Waschbecken die nächste Wehe veratme platzt die Vorblase. Der eigentliche Blasensprung vom Nachmittag, war wohl nur ein Blasenriss. Das Fruchtwasser ist weiterhin klar und mit Käseschmiere durchsetzt. Mir ist ziemlich schlecht, hoffe aber, dass dies ein Zeichen ist, dass es in die Übergangsphase geht. Ich gehe, mit 2-3 Pausen in das Wohnzimmer und steige, wieder mit Hilfe von Mirjam in den Pool. Ich bin sehr froh, mich für den größeren Pool entschieden zuhaben. Ich habe wirklich viel Platz und die Auftriebskraft des Wassers hilft mir, um bei jeder Wehe eine angenehme Position zu finden. Die Wehen sind inzwischen wirklich stark. Es gibt so gut wie keine Pausen mehr. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies die unangenehme Übergangsphase ist und sage zu Mirjam: “Also wenn ich in einem Krankenhaus wäre, würde ich jetzt vielleicht, eventuell nach einer PDA fragen…” Sie grinst und sagt:”Die würdest du eh nicht mehr bekommen.” Ich muss lachen. Nach 30 Minuten wirklich unangenehmer Geburtszeit merke ich, dass mein Bauch pro Wehe ca. 3 mal ganz hart wird. Nach ein paar Wehen, fange ich an, ganz unwillkürlich mit zu schieben. Mirjam schaut noch einmal ob alles okay ist. Herztöne sind gut und der Muttermund ist vollständig auf. Enrico und ich können das Köpfchen spüren. Nach circa 15 Minuten werden die Herztöne etwas schlechter und wir entscheiden uns, den Pool noch einmal zu verlassen. Ich lege mich aufs Bett abwechselnd auf eine Seite, damit sich das Köpfchen richtig ins Becken drehen kann. Mir geht es unter den Presswehen wirklich super. Es ist gut spüren zu können, dass etwas vorwärts geht.
20:00
Mirjam fragt mich:” Es ist soweit. Wo möchtest du dein Kind bekommen?” Ich sage sofort:”Na im Pool!” Also ziehen wir noch einmal um. Der Pressdrang wird immer stärker, aber ich merke, dass das Köpfchen immer wieder zurück “rutscht”. Enrico kommt an den Rand vom Pool und sagt:”Sag mal, weißt du schon was du danach essen willst? Ich würde schon mal anrufen und etwas vorbestellen…” Ich gucke ihn an, zugegeben ziemlich verwundert und sage”Sag mal hast du jetzt keine anderen Probleme?!?” In dem Pool ist eine Art Sitz eingebaut. Dieser ist auch mit Luft gefüllt und ich lehne, mich auf ihm sitzend, an die Rückwand. Ich halte mich an dem Tuch, welches über dem Pool hängt fest und Mirjam sagt:” Es wird jetzt sehr brennen, dass musst du aushalten und dann kommt euer Baby!” Nach 2 Wehen ist das Köpfchen (und ein Arm) da.
09.07.2013 – 20:13
Die letzte Wehe beginnt und ich merke wie unser Kind geboren wird. Er hat die Nabelschnur einmal um den Hals. Das ist der Moment, an dem die Welt still steht. Mirjam nimmt ihn und legt ihn mir auf die Brust. Er fängt an zu schreien und ist wunderschön. Er sieht so “fertig” aus, ein richtig hübsches, großes Baby, geboren in Geborgenheit. Enrico staunt und fängt an Fotos zu machen. Mirjam wartet bis die Nabelschnur auspulsiert ist und bereitet alles vor, damit Enrico dieses Band durchtrennen kann. Kurz nachdem er dies getan hat, kommt die Plazenta vollständig in ihren Eihäuten. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht genug von ihm sehen kann. Dieses kleine, große Wesen ist einfach da und bedeutet die Welt. Ohne etwas dafür getan zuhaben, hat es den höchsten Stand, den man haben kann. Eingehüllt in warme Handtücher nimmt Enrico seinen 1. Sohn entgegen und legt sich mit ihm ins Bett. Johanna, die 2. Hebamme an diesem Abend, kommt dazu. Zusammen helfen sie mir aus dem Pool und im Bad. Dann kann ich mich endlich zu meinen zwei Männern kuscheln und für uns beginnt das Abenteuer Familie.
Unsere geplante wunderschöne Hausgeburt
1
Wunderschöner geburtsbericht. Danke das du ihn mit uns teilst. Wir mussten unsere HS. Leider im kkh beenden.
2
Wunderschöner Bericht!
Erinnert mich sehr an unsere GH-Geburt vor 7 Monaten
LG
3
Schöner Bericht,
hast du mit den Hebammen vom Geburtshaus Striesen, Dresden, geboren?
Habe mich diesmal auch dafür entschieden,
viele Grüße
5
Ja genau
4
Ganz toller Bericht - vor allem der letzte Satz
.... Und dann beginnt das Abenteuer Familie......