Für meine zweite Geburt wünschte ich mir eine Beleghebamme. Da ich eine Risikoschwangerschaft durch eine Thrombose und Gerinnungsstörung habe und deshalb keinen Kaiserschnitt bekommen darf und bei der ersten Geburt viele Komplikationen aufgetreten sind und ich nur durch Glück eine gute und erfahrene Hebamme im Krankenhaus zugeteilt bekommen hatte, stand für mich diesmal fest, dass ich eine Beleghebamme haben möchte, die mich kennt, die meine Vorgeschichte kennt, die mir sympathisch ist und der ich vertraue. Eine solche Frau hatte ich am Anfang der Schwangerschaft gefunden!
An Et-2 gab mir meine Hebamme ein speziell für mich gemixtes hömöopathisches Mittel, mit welchem ich dann an ET-1 um 5 Uhr in der Früh beginnen sollte. Meine FÄ wollte nicht, dass ich über ET gehe, da die Kleine bereits wieder so schwer geschätzt wurde und das Gewicht ihrer großen Schwester u.a. die erste Geburt so kompliziert gemacht hatte (sie wog damals 4150g). Die zweite Dosis sollte ich mir gegen 10 Uhr geben und dann nach dem Gespräch am Mittag mit ihr die dritte Dosis um 15 Uhr. Ich war so aufgeregt, als ich die erste Dosis nahm und dachte mir, dass es damit sicherlich bald losgeht. Auch wenn meine Hebamme mir sagte, dass es losgehen kann, aber nicht muss. Bei mir tat sich leider gar nichts… Ich war absolut deprimiert und nahm die dritte Dosis recht mutlos… Meine Hebamme sprach schon davon, dass wir dann an ET mal Nadeln setzen und ich ein spezielles Zäpfchen mitbekomme. Sie glaubte auch nicht daran, dass es noch losgehen würde.
Es tat sich auch nach der dritten Dosis nichts… Verwunderte mich nicht…
Wir haben dann um 18 Uhr gegessen und gegen 18:30 das Supertalent über RTLnow angemacht, um den ruhigen Abend zu genießen. Um 19 Uhr begann mein Bauch direkt alle 5 Minuten hart zu werden. Da tat nichts weh. Aber alle 5 Minuten wurde er hart. Dafür brauchte ich keine Uhr. Wenn er hart wurde, sah ich auf die Uhr und es waren genau 5 Minuten um. Mein Bauch sagte mir also die Zeit an und nicht die Uhr…
Gegen 19:30 Uhr zog es beim Hartwerden ganz leicht. Gegen 20 Uhr war es ein leichter Regelschmerz dabei. Um 21 Uhr war ich heiß duschen, um zu schauen, ob es schlimmer wird. Die Wehen kamen unter der Dusche alle 4 Minuten und es vermischten sich doch einige Tränen mit dem Duschwasser, weil es unangenehm wurde und ich Angst vor den Schmerzen bekam, die ich von der ersten Geburt noch in Erinnerung hatte. Nach der Dusche ging es mit Wehen alle 4-5 Minuten weiter, tat immer mehr weh! Mein Mann wollte schon, dass ich gegen 20 Uhr meine Hebamme anrufe. Aber ich wollte keinen Fehlalarm auslösen. Das war alles mehr als erträglich. Ich wartete auf die heftigen unerträglichen Schmerzen von der ersten eingeleiteten Geburt. Die waren so schrecklich, dass ich damals bat, aus dem Fenster geworfen zu werden und hätte ich mich hinschleppen können, wäre ich damals auch sicherlich gesprungen! Künstliche Wehen tun schweine weh! Die natürlichen sind nichts dagegen… Auf jeden Fall ist das meine Erfahrung (ist ja individuell). So dachte ich mir, dass ich sicherlich noch eine Menge Zeit habe… Denn der mir von der ersten Geburt bekannte Schmerz war noch lange nicht erreicht…
Nach der Dusche wusste ich, dass es losgehen KÖNNTE und sagte es meinem Mann auch. Aber ich wollte noch immer nicht meine Hebamme anrufen. Mein Mann warnte schon, dass ich bestimmt gleich das Kind im Wohnzimmer bekomme. Darüber musste ich lachen. Das glaubte ich nämlich nicht… ich wollte möglichst lange zu Hause ausharren, damit ich nicht wieder wie blöd im Krankenhaus ausharren musste.
Gegen 21:30 Uhr war ich schließlich auf der Toilette und hatte Blut am Klopapier. Da wusste ich dann, dass ich schnell werden sollte in Kombination mit den Wehen. Hätte ich das Blut nicht gehabt, hätte ich locker noch 2 Stunden so verharren können! Am Ende war es ein Glück, dass der Schleimpfropf abging.
Meine Hebamme kam DIREKT und lud uns einfach nur alle in ihr Auto ein. Also meinen Mann, unsere große Maus und mich mit unserem Gepäck. Dann fuhren wir gemeinsam ins Krankenhaus, wo sie dann erst nachschaute, wie weit alles war. Aber auf dem Weg veratmete ich schon alle 3 Minuten und sie freute sich tierisch! Angekommen, kamen alle 3 Minuten weiterhin Wehen. MuMu auf 5cm offen. Das war 22:30 Uhr! Meine Hebamme lief sofort los und ließ einen Kreißsaal herrichten für mich. An dem Tag war ein typisches Blasensprungwetter, sodass alles brechend voll war! Als ich zwei Tage später nach Hause ging, waren sogar Notfallkreißsäle eingerichtet und alles mehr als überfüllt! Auf jeden Fall bekam ich direkt einen Kreißsaal zugewiesen, wo ich dann um 23:00 Uhr reingeführt wurde. Es war derselbe wie bei der Großen!
Meine Hebamme dachte erst, dass mein Mann doch nicht bei der Geburt dabei sein soll, weil wir unsere Große erst mal mit zu den Kreißsälen mitgenommen hatten. Allerdings waren wir nicht davon ausgegangen, dass es schnell ginge, sondern, dass wir noch spazieren müssten und da hätte die Große mitgekonnt. Wir durften unsere Maus nämlich während der Geburt auf der Kinderstation abgeben, da wir keine andere Betreuung hatten. Als ich sagte, dass mein Mann natürlich nach wie vor dabei sein soll, riet sie nur, dass er die Große dann sehr schnell unten abgeben sollte, dass es nicht mehr lange dauert. Ich war so überrascht! Ich lief die ganze Zeit, das Veratmen klappte super und mir ging es echt gut! Ich konnte lachen und Witze reißen. Das war nicht das, was ich von der ersten Geburt kannte. Mein Mann gab unsere mittlerweile Große auf der Station ab und kam dazu.
Meine Hebamme schaute um 23 Uhr im Kreißsaal wieder nach dem MuMu. 9 cm offen! Die Wehen taten mittlerweile weh, aber waren ok. In den Pausen konnte ich noch immer lachen und mich unterhalten. Immer wenn wieder eine Wehe kam, igelte ich mich auf dem Rücken meines Mannes ein und zog wie bescheuert, kreiste das Becken, lautierte und war an sich gut zufrieden.
Die Fruchtblase wollte und wollte aber nicht platzen. Selbst mit den Fingern der Hebamme ließ sich da nichts machen. Sie sagte nur, dass das ein verdammt zähes Ding ist und musste sie aufpieksen. Nach dem Aufpieksen waren die Wehen sogar noch erträglicher! Meine Hebamme sagte, dass es sogar noch der 24. November hätte werden können. Denn ich begann dann auch bald mit den Wehen, wo ich mitdrücken durfte. Da stellte sich dann aber heraus, dass ich eine ziemlich fiese Enge im mittleren Becken habe. Ich musste also schon wie bescheuert drücken, um die Kleine durch diese Enge zu bekommen. Dazu musste ich mich richtig rund einigeln. Mein Mann stützte also meinen Kopf und leistete gewaltigen Gegendruck, weil ich immer wieder in die Gerade nach hinten wollte. Und meine Hebamme drückte meine Beine an meine Brust, während ich noch zusätzlich an den Beinen zog. Ohne diese Hilfe hätte die Kleine nicht durch die Enge gepasst. Das kostete so viel Kraft, dass ich so abbaute, dass ich den Tropf zur Unterstützung brauchte. Und die Wehen dann waren dann wieder die Hölle… Genauso wie bei der Großen mit dem Tropf damals. Ich erkannte sie sofort wieder und verfiel gelegentlich unter den Wehen in Panik… Dabei hatte ich den Tropf bei der Großen montags von 8 bis 20 Uhr und dienstags von 8 bis 16:30 Uhr… Also viel länger als die Stunde, die bei der zweiten Geburt darauf zurück gegriffen werden musste.
Ich war so fertig, dass ich in den Pausen immer kurz einschlief und meine Hebamme anbettelte, mir endlich zu helfen, dass ich nicht mehr kann und nicht mehr will. Einmal griff ich sogar flehend ihre Hand. Irgendwann fragte ich sie sogar, ob ich nicht die Zange oder Saugglocke als Hilfe bekommen kann. Sie ging dann zur Ärztin, die dann überlegen sollte, was gemacht wird. Denn ich drückte nicht nur, sondern presste gleichzeitig alles zusammen… So hätte die Kleine aus meinem eigenen Verschulden heraus nicht kommen können. Ein Teufelskreis...
Die Wehe, in der meine Hebamme nicht direkt anwesend war, sondern kurz bei der Ärztin war, war die Hölle! Diese Frau war mein Fels! Ich bin mir sicher, dass ich es ohne sie nicht so gut geschafft hätte. Ich hatte ein riesiges Vertrauen, habe alles ungefragt gemacht, was sie sagte. Auch nach der Geburt empfinde ich irgendwie ein enges Band zu ihr, was ich zu den Hebammen nach der ersten Geburt nicht hatte. Es ist toll, wenn man eine Vertraute dabei hat, die man in der Schwangerschaft bereits kennen gelernt hat, zu der man Vertrauen aufgebaut hat, die man mag, auf die man sich verlassen kann, die die gesamte Zeit bei einem bleibt und einem Mut zuspricht, Optimismus versprüht, der man blind vertrauen kann und möchte.
Es dauerte danach echt nur noch kurze Zeit, bis das Würmchen geboren wurde! Ich durfte dann nämlich 2 oder 3 Presswehen nicht mehr pressen. Das war auch echt die Hölle und der Drang des Pressens war so riesig. Ich sollte dabei auf die Seite gedreht liegen, was ich auch tat und zog dabei wie bescheuert an der Hose meines Mannes. Dabei wollte ich gar nicht auf der Seite liegen... Ich habe dieser Frau wirklich in ALLEM vertraut. Hätte sie gesagt, ich muss einen Handstand machen, hätte ich einen Handstand gemacht. Und genau das war am Ende auch die Tatsache, warum es so schnell ging. Durch ihr gutes Zureden schaffte ich es dann auch das Zusammenpressen abzustellen und nur noch rauszupressen.
Ich veratmete dann also diese Presswehen und irgendwann schrie ich, dass ich pressen muss. Sie sagte nur, dass ich pressen darf. Also presste ich. Und plötzlich spürte ich, wie das Köpfchen unten halb durchkam! In dem Moment, wo ich gar nicht mehr damit rechnete und auf die „Entscheidung“ wegen Saugglocke wartete. Meine Hebamme sagte, ich solle drücken, drücken, drücken. Ich war so froh!! Ich konnte nicht mehr und schaffte es nicht mehr während der Wehe. Also musste ich diese Pause verhecheln! Wie schrecklich, man zerreißt da unten und darf nicht drücken, obwohl man muss… Das tat so verdammt weh! Und dann durfte ich wieder drücken. Zwei oder drei Mal drückte ich noch und Leonie war geboren!!
Ich hatte keine Verletzung erlitten. Sie lag hinter mir. Also ich auf der Seite und sie wurde nach hinten weggeboren, sodass ich sie nicht sah. Ich spürte nur das warme Fruchtwasser, was noch rauskam und hörte ihre Schreie und die entzückten Worte von meinem Mann und meiner Hebamme. Ich wollte mich ehrlich gesagt auch erst mal gar nicht umdrehen, sondern einfach nur schlafen. Hatte dann auch einen Sekundenschlaf, so weit ich das beurteilen kann, drehte mich dann aber sehr schnell auf den Rücken. (Vielleicht hätte ich doch noch einen Mittagsschlaf halten sollen). Ich bekam sie dann direkt auf den Bauch und hatte kaum Kraft sie zu umarmen. Ich zitterte wie bescheuert und heulte erst mal vor Erschöpfung und bedankte mich dann ständig und bin meiner Hebamme um den Hals gefallen. Ich war so froh!!! Am 25.11.2014 um 1:15 Uhr war sie geboren! Sie war wunderschön, klein, perfekt!!
Es war keine Ärztin dabei. Denn die rechnete nicht damit, dass es so schnell geht, sagte sie. Es waren nur mein Mann, meine Hebamme und ich. Es war ein wunderschönes Erlebnis. So gar nicht klinisch, so privat, in so einem kleinen Rahmen! Ich erinnere mich so gerne daran zurück! Ich hätte nie gedacht, dass eine Geburt (trotz aller Schmerzen) so wunderschön in Erinnerung bleiben kann!! Ich habe sie mir so oft in Erinnerung gerufen schon und staune, wie unterschiedlich Geburten sein können! Denn die erste Geburt hat mir mit den ganzen Komplikationen ein Trauma gebracht, was mich die gesamte zweite Schwangerschaft begleitet hat!
Leonie hat bei Geburt 3520g gewogen und dabei 52cm Länge gehabt.
Und für mich steht fest: Die dritte Geburt niemals ohne meine Hebamme!
Nach erster Horrorgeburt eine zweite schöne Geburt mit meinem Mann und meiner Beleghebamme! (lang)
Vielleicht noch interessant für die werdenden Väter. ^^
Mein Mann fand diese Geburt auch schön. Es war schwer für ihn, mich vor Erschöpfung zittern zu sehen und wie ich ständig wegnickte, was mir sonst nicht passiert. Aber nachdem er die erste Geburt ebenfalls komplett bei mir war und deshalb wirklich mit mir bereits die Hölle zusammen erlebt hatte drei Jahre zuvor, konnte er diese Geburt auch genießen. Durch den Geburtsvorbereitungskurs, den wir diesmal gemacht haben und den Anweisungen im Kreißsaal durch die Hebamme, konnte er sich durchgängig ganz toll einbringen und war mir eine riesen Unterstützung. Die Nähe, als ich mich auf ihm einigelte, tat mir gut. Auch die Tatsache, dass er meinem Ziehen standhielt und mir so zeigte, dass er als meine Stützte wörtlich neben mir stand, war toll!
Ich bin der Station unendlich dankbar, dass sie unsere Große über die Geburt genommen haben! Die Geburt ohne ihn wäre unvorstellbar gewesen...!!
Wau echt schön dein Bericht, danke... Für dich und deine Familie alles gute, geniesst eure Zeit
Grüessli Fischli mit Zwärgli 31. Ssw <3
ein sehr schöner bericht, .
aber erstmal en glückwunsch zur zweiten tochter!
bei mir war es mit den ersten beiden geburten anders rum.
die erste war (im nachherein gesehen) traumhaft und die zweite mit wehentropf eingeleitet, mit morphium gabe, dammschnitt und schlüsselbeinbruch von meinem sohn (4375g, 58cm, ku 36cm) damit er raus kam...
aber auch die anderen beiden geburten (dann mit ks, weill sie auch wieder stecken bleiben konnten) hätte ich nie und nimmer ohne meinen mann machen wollen. er war mein anker .
genieße die zeit mit deiner jüngsten, sie werden immer noch zu schnell groß und drücke die große schwester, die nun leider etwas weniger mama hat .
lg, bettina