Kaiserschnitt nach vielen Wochen Klinikaufenhalt

Nachdem mein Zwerg jetzt schon wieder ein halbes Jahr alt ist, habe ich heute hoffentlich die Zeit euch unseren Geburtsbericht aufzuschreiben.
Ich war unerwartet mit Nr. 3 schwanger. Die beiden ersten sind in der Kinderwunschklinik entstanden und Zwerg 3 hat sich vollkommen unerwartet aber zu unserer großen Freude in unser Leben gemogelt.
An einem Tag im März hatte ich das dringende Bedürfnis das dritte Kinderzimmer fertig zu machen. Bei den beiden anderen hatte ich immer bis kurz vor knapp damit gewartet aber irgendwie war ich so unruhig und wollte es unbedingt JETZT machen. Zur großen Verwudnerung meines Mannes - ich war doch erst 23+1. Nun gut so hab ich den ganzen Tag damit zugebracht das Zimmer zu streichen und Käfer und einen Grashüpfer an die Wand zu malen. Am Abend kamen meine Schwiegereltern aus dem Skiurlaub zurück und wollten uns besuchen. Sie kamen rein, ich habe Ihnen ein Glas Wasser angeboten und dann dachte ich - komisch... meine ganze Hose war plötzlich nass. Okay ich bin dann so schnell wie ich konnte ins Bad - dort traf mich fast der Schlag: Blut Blut nix als Blut. Ich hab nach meinem Mann gerufen und mir ein Handtuch zwischen die Beine geklemmt. Schatz wir fahren jetzt ins Krankenhaus - gut dass deine Eltern da sind. Meine Schwiegereltern hatten die Kinder noch nie ins Bett gebracht - dann wird dass jetzt wohl eine Prämiere. Ich habe wirklich furchtbar geblutet. Wir waren noch nicht am Auto war das Handtuch auch schon durch. Mein Mann dachte kurz über einen RTW nach- aber ich wollte nicht. Ich wusste, dass sie im nächsten Krankenhaus hier das Kind hätten kommen lassen. Also fuhr mich mein Mann in die nächste Großstadt,in die Klinik in der ich auch die beiden Großen per Kaiserschnit zur Welt brachte. Ich war mir sicher dass das KInd schon tod sein muss, so sehr wie es aus der Plazenta blutete ( dass ich eine Plazenta prävia hatte wusste ich schon). Dort angekommen wartete Schwesternschülerin Steffi schon mit dem Rolli vor der Tür auf mich . Steffi sollte mir in den vielen Wochen danach noch zu einer guten Freundin werden. Ich war nur noch am weinen weil ich mir sicher war, dass das Kind nicht mehr lebt. Mein Mann war fertig mit den Nerven und nur noch Kreidebleich. Im Kreissaal angekommen watete Frau Dr. V. auf uns, sie hatte schon meine zweite Tochter zur Welt gebracht und war etwas baff weil ich so VIEL Blut verliere. Sie hielt den Schallkopf auf den Bauch uns man sah eindeutig einen Herzschlag. Sie holte die Oberärztin, weil sich im Ultraschall bestätigte was man in der Feindiagnostik schon erahnte : Plazenta prävia percreta. Die Plazenta war durch die Gebärmutter hindurch gewachsen - heißt im Klartext bei dem Kaiserschnitt muss die Gebärmutter mit raus um das Leben der Mutter zu retten. Ich war geschockt - wegen der Nachricht - wegen dem Blutverlust - wegen allem. Ich bat die Oberärztin sie mögen bitte alles erdenkliche tun - ich wollte doch immer mehr als 2 Kinder. Mitten in der Nacht hat sie dann noch ihren Chef angerufen und die Neonatologen. Da dies mein Ausdrücklicher Wunsch ist, kam ein Kinderarzt, klärte uns auf und machte uns Hoffnung dass alles gut gehen kann. Ich wurde im Kreissaal ans CTG gehangen, bekam eine Antibiose, Wehenhemmer, und strikte Bettruhe verordnet. Ich bekam noch die Lungenreife. Die Nacht verbrachte ich im Kreissaal. Am nächsten Morgen war Visite und ich lernte den Chefarzt der Frauenklinik kennen - er versicherte mir, dass sie alles menschenmögliche tun werden - koste es was es wolle - und er sollte damit recht haben. Er sagte mir auch so lang es dem Kind gut geht und es nur weiterblutet ziehen sie auch in erwägung mir Blutkonserven zu geben nur damit das Kind weiterreifen kann. Ich fühlte mich gut aufgehoben und bekam mein Einzelzimmer. Mein Mann nahm sich 2 Wochen Urlaub. Es war eine Zeit des Bangens, weinens, verzweifelns, blutens, .... Endlich war ich 24+0 alles blieb ruhig. Der Neonatologe kam wieder klärte mich erneut auf.

Um herauszufinden ob die Plazenta mit meiner Harnblase verwachsen ist, wurde ich mit dem RTW in die Uniklinik eine Stadt weiter gefahren und es wurde ein MRT gemacht. Laut dem MRT gab es Verwachsungen auf dem Ultraschall waren weniger davon zu sehen. Es blieb also weiter fischen in trüben Gewässern. Meine Unruhe stieg, denn irgendwann würde die große OP ja kommen. Die Tage und Wochen verstrichen. Ich vermisste ganz schlimm meine beiden Großen (3 und 1,75) aber da mussten wir jetzt alle durch. Zwei mal die Woche kamen sie zu Besuch. Da ich mittlerweile auch Internet hatte, habe ich mich selbst mehr und mehr über die bevorstehende OP informiert. Fakt war bis jetzt haben alle Frauen ihre Gebärmutter dabei verloren und fakt war auch alle brauchten viele Blutkoserven, viele schwebten bei der OP in Lebensgefahr und einige mussten wohl auch ihr Leben lassen. Der Chefarzte beruhigte mich jeden Tag bei der Visite wieder, dass sie ja alle 3 Tage neue Blutkonserven für mich bestellen, für den Fall dass ich wieder blute und sie schnell operieren müssen, dass er immer in Rufbereitschaft wäre und dass auch alle anderen Ärzte wissen was sie tun müssen.
Die Zeit verstrich. Das Ziel 28+0 war verstrichen, dann hieß es wir denken Sektio bei 30+0 an - das verstrich ohne Vorkommnisse. Standartmäßig wird der Kaiserschnitt dann bei 34+0 durchgeführt. Bei 33+0 war noch mal großer Ultraschall mit allen Ärzten. Die leitende Oberärztin und der Chefarzt sagten, dass sie nun so viel Zeit hatten, dass sie sich eine Methode überlegt haben, wie ich evtl. meine Gebärmutter behalten kann. Ich meinte nur ganz ungläubig : Nein bitte nicht , ich will nicht mit meiner Grbärmutter verbluten. Macht sie mit raus. ... in den nächsten Tagen habe ich bei der Visite und auch so viel mit den Ärzten gesprochen. Ich durfte mir schlussendlich auch aussuchen, ob ich versuchen will die Schwangerschaft bis 35+0 zu ziehen bzw. ob meine PSyche das schafft. Wir haben uns dann auf Op bei 35+0 geeinigt und darauf, dass ich ihnen voll und ganz vertraue, und dass ich nur nicht verbluten will.

Vor der OP habe ich nur noch geweint. Meine Lieblingsschwester hat mich in den OP gefahren und durft auch noch die ganze Vorbereitung an meiner Seite bleiben, bis mein Mann dann im OP übernehmen durft. Die Op fand in Spinalanästhesie statt, damit die Ärzte die Blutungen ausserhalb der Gebährmutter in aller Ruhe stillen konnten, bevor das Kind rauskommt. Ich bekam zwei brau/orangne Zugänge (also die Größten- die tun wirklich weh)- und los ging es. Nach etwa 40 Min war unser kleiner Schatz D. mit 2040 g auf der Welt. Sie musste mit auf die Kinderintensivstation. Ich fragte die Anäthesistin nur immer wieder : verblute ich gerade? Ich habe relativ viele Medikamente bekommen, da ich doch einiges an Blut verloren hatte. Die Ärzte haben super gearbeitet. Die Op dauerte noch sehr lange - ich weiß nicht mehr wie lange. Ich weiß nur, dass einige der anderen Gyns von Station immer in den OP kamen, weil sie so etwas auch mal sehen wollten, und dabei sein wollten. Auch Sie haben mir alle lieb die Hand gestreichelt und mir aufmunternde Dinge erzählt. '
Irgendwann durfte ich dann mit meiner mit neuer Supernahttechnik versorgten Gebärmutter auf die Intensivstation. Ich hatte schon davor mit der tollen Chefärztin der Anästhesie besprochen dass ich so bald wie mlöglich mein Kind sehen will. Da die Kleine mittlerweile leider eine Atemhilfe brauchte, wurde ich kurzerhand nach oben zu ihr auf die Kinderintensivstation gefahren. Ich war so glücklcih und dankbar. An die weitere Zeit auf der Intensivstation habe ich nur bruchstückhafte Erinnerungen. Meine Lieblingsschwestern der Gyn Station kamen mich besuchen, und ich durfte immer mal wieder hoch zu der kleinen Maus.
Dann wurde ich auch schon wieder auf die Normalstation verlegt.

Superglücklich und knappe 2 Wochen nach der Großen Op durfte ich mit der kleinen Maus die Klinik nach insgesamt 14 langen Wochen verlassen.
Ich bin unendlich dankbar in einer solch guten Klinik gelandet zu sein , und dass alles so gut ausgegangen ist.

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Herzlichen Glückwunsch noch. Da habt ihr ja einiges durch gemacht.

Wie geht es euch nun gesundheitlich?
Lg

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Hallo,
Danke der Nachfrage. Der Kleinen geht es super. Ich habe relativ lange gebraucht um mich von der OP zu erholen, auch die Muskeln - grad Rücken und Bauch- haben ziemlich abgebaut - schwierig dass den Kindern zu Hause zu erklären dass sie nun für Mama gefühlt doppelt so schwer sind. Und psychisch gut nur dass mir nach der langen Zeit im Krankenhaus in völliger Ruhe - ich habe auch nicht Tv geschaut da ich das zu Hause auch nicht mache- oft Sachen einfach zu wuselig sind. Mir fällt erst jetzt auf, wie nervig ich Bsp. sinnlose Kaufhausbeschallung finde, oder ich schätze ruhige Restaurans seitdem mehr.

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Oh das kann ich mir vorstellen...
Da lernt man einfache ruhige sachen zu schätzen.

Alles gute...

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Ich bin grad völlig hinüber. Was eine Geschichte!

Aber ich freue mich unendlich für euch, dass alles zu guter letzt soooo gut ausgegangen ist!
Weiterhin alles gute. So eine Genesung dauert einfach ihre Zeit. Das schafft ihr aber auch noch! Gemeinsam!

Alles gute. #liebdrueck

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Herzlichen Glückwunsch dir und euch! Eine unglaubliche Geschichte, ich finde es sehr toll auch mal etwas Positives von Krankenhäusern zu lesen #pro!

Mich würde interessieren, woran man die verwachsene Plazenta erkennt oder wie man sie festgestellt hat. Hattest du Beschwerden?

Weiterhin alles Gute, Gesundheit und Segen #winke #blume

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Hallo,
Eigentlich erkennt man sie glaube ich leider nicht oder nur ganz schwer. Ich hatte die typischen Beschwerden wie bei einer Plazenta vor dem Muttermund nämlich Blutungen. Im Ultraschall sah es der Chef - einer der deutschen Ultraschallspezialisten - nur ganz schwierig. Auch beim MRT waren sich alle uneinig. Meist merkt man das erst bei der Geburt- das ist in der Regel blöd. Aber die Komplikation ist auch wirklich ganz ganz selten. Mein über die Klinik kann ich nur positives berichten. Einige Schwestern bzw Hebammen kommen auch heute noch zum Kaffeetrinken bei uns vorbei zum plaudern.

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Hallo eisbärmaus,

Ich habe in den ganzen Jahren hier schon einiges gelesen aber dein Bericht #schwitz

Ich bewundere die Art, die du an den Tag gelegt hast.

Und freue mich, dass du anscheind bei dem gesamten Mist eine tolle Klinik hattest. Das ist leider nicht selbstverständlich.

#winke