Das vergesse ich - leider - nie. 25-Std.-Geburt unseres Wunschkindes.

Nach langer Zeit und vielen Rückschlägen erwarteten wir endlich unser absolutes Wunschkind (nach 3 ICSIs und 2 Kryos) - am 19.1.15 sollte es soweit sein. Ich war gerne schwanger und noch lange nicht bereit, loszulassen. Aber es kam alles anders... Ich hatte ohnehin viel mit ü-wehen zu kämpfen, am 19.12. wurde mein Bauch allerdings fast gar nicht mehr weich und alles nahm seinen Lauf:

Samstag, 20.12.2014 – ein Tag wie jeder andere – fast! Die Bauch-Siutation bleibt unverändert. Ich habe keine großen Schmerzen, mache mir aber Sorgen, dass Mini die vielen Wehen stressen – also fahren wir ins Krankenhaus und lassen ein CTG schreiben .. der Kleine toleriert die Wehen, die sowohl wir als auch die Hebamme für Senkwehen halten, ganz wunderbar. Wir fahren wieder nach Hause, es ist ca. 20 Uhr. Wir essen die Pizza zu Ende, die wir vorher in den Ofen geschoben haben. Um 23 Uhr legen wir uns schlafen.

Sonntag, 21.12.2014 – ich halte es nicht mehr aus, seit Mitternacht habe ich Wehen und das sind keine Vorwehen, es tut so weh! Gegen 2:30 Uhr wecke ich meinen Mann und beschließe, es mit einem Bad zu versuchen – eine gute Entscheidung. Die Wehen nehmen zu, ich weiss nicht wie mir geschieht, wasche noch die Haare und hiefe mich mit viel Mühe und der Hilfe meines Mannes aus der Wanne. Ich rufe im Kreissaal an, eine russische Hebamme erklärt mir, dass sie am Telefon nicht wirklich weiterhelfen kann. Ich merke, dass hier etwas nicht stimmt und wir fahren – mit der nur halb gepackten Kliniktasche – ins Krankenhaus. Ich hatte immernoch keine Ahnung, dass ich so schnell nicht wieder nach Hause kommen würde … In meinem Kopf spielen sich Bilder ab, die Schwangerschaft rast an mir vorbei, ich versuche das zu verdrängen – schließlich ist es doch bestimmt nur ein Fehlalarm – warum aber wollte ich dann unbedingt die Tasche mitnehmen? Hatte ich vielleicht doch so eine Idee?

Der Ultraschall zeigt unseren putzmunteren Zappelzwerg (ich habe es leider nicht gesehen, darüber bin ich heute sehr traurig), er liegt mit dem Kopf nach unten – dieser brave Junge. Die Untersuchung ergibt: Muttermund einen fingerbreit und butterweich … die Ärztin versucht mir beizubringen, dass ich demnächst unser Kind zur Welt bringen werde. Ich WILL DAS ABER NICHT. Mein Kopf macht dicht, ich wünsche mich nach Hause aufs Sofa, wo ich glücklich und zufrieden meine Murmel streicheln kann und noch letzte Dinge im Internet bestelle während ich mir vorstelle, wie er wohl aussehen mag. Ich bin mir sicher, dass auch er seine Wohnung noch überhaupt ganzundgarnicht verlassen möchte. Das CTG zeigt alle drei Minuten Wehen, und die tun weh! Die erste Dosis Schmerzmittel tropft in mich hinein, und ich bin gerade mal 10 Minuten im Krankenhaus.

Nach einer guten Stunde beschließen wir, nochmal die Badewanne auszuprobieren und ich “kreise” die Wehen in der Wanne weg, das Atmen klappt auch ganz gut – trotz fehlendem Geburtsvorbereitungskurs. Lange halte ich es jedoch nicht aus, irgendwie fehlt mir der Halt – wir beziehen also den Kreissaal und mein Kopf stellt mir doofe Fragen, die ich nicht beantworten will, obwohl ich könnte. Habe ich wirklich ein Baby im Bauch? Habe ich gerade Wehen? Bedeutet Kreissaal, dass alle hier glauben, dass dieses Baby heute (.. haha) auf die Welt kommt? LOS, Mama, antworte doch! Ich antworte nicht. Ich möchte die Augen schließen und dieses Schauspiel verlassen. Das tue ich auch kund, ständig. Immer wieder sage ich “NEIN, nein, er möchte noch nicht raus, ich möchte ihn auch noch gar nicht hergeben und überhaupt, was ist wenn es ihm schlecht geht? WIESO setzen Wehen ein, wieso?” keiner kann das beantworten, die Hebamme ist super und versucht, mir zu erklären, dass ich mich auf die Situation nun einstellen muss, dass ich loslassen und mitarbeiten muss – denn wir haben beide keine Wahl. Mir ist völlig klar, dass diese Blockade in meinem Kopf – und vor allem in meinem Herzen – die Situation weder ändert, noch irgendwie positiv beeinflusst – im Gegenteil.

Ich bin traurig, so unendlich traurig. Mein Baby stramplet und tritt mich, ich schluchze und weine. Nein, nein, nein – ich bin noch nicht so weit! Ich glaube, inzwischen bricht der Morgen an.

Die Wehen werden zunehmend stärker, das CTG sieht nun so aus, wie ich es für eine Geburt kenne. Wir beschließen, ein paar Mal durchs Krankenhaus zu laufen. Als ich es nicht mehr aushalte, watscheln wir zurück in den Kreissaal, ich habe jedes Gefühl für Zeit und Raum verloren. Eine kurze Untersuchung zeigt: es hat sich wenig bis gar nichts getan. Ich fange an zu wimmern, habe keine Idee, wie ich das noch lange durchhalten soll. Aufgrund des erst kürzlich gespritzten Heparins kommt eine PDA nicht in Frage, und auch der Fortschritt der Geburt schließt diese aus – zu groß die Gefahr, das sie alles wieder lahm legt (ABER DANN KANN ICH WIEDER GEHEN sind meine Gedanken dazu). Ich bekomme Schmerzmittel und schaffe es, zwischen den Wehen immer wieder wegzudösen. Das tut gut. Als das Mittel nachlässt drehe ich meine Runden im Kreissaal, in jeder Wehe stütze ich mich an der Fensterbank ab und mein Mann massiert meinen Rücken – eine Wohltat!

Ich merke, dass es draußen schon hell wird und entscheide, noch einmal durchs Krankenhaus zu wandern – ich könnte doch auf mein Zimmer gehen sagt die Hebamme – doof nur, dass ich noch keins habe. Eine neue Aufgabe: wir beziehen das Zimmer. Die halbgepackte Tasche klatsche ich in die Ecke, unterhalte mich kurz mit meiner sehr netten Zimmernachbarin und flüchte in die Cafeteria. Dort veratme ich eine Wehe nach der anderen, die Pausen werden immer Kürzer, meine Kraft schwindet und ich fange an, zu schwitzen.

Da ich niemanden stören möchte, gehen wir wieder in den Kreissaal. Dort beginne ich meinem Mann zu erklären, dass das hier für mich niemals gut ausgehen kann, solche Schmerzen hätte ich (ich hatte ja keine Idee, dass das noch GAR NICHTS war). Also müsste er sich wohl oder übel alleine um unseren Sohn kümmern. Dessen bin ich mir in sehr vielen Momenten während der Geburt sehr, sehr sicher. Mein Mann bleibt entspannt – mein Fels in der Brandung, schon jetzt weiss ich, dass ich die gesamte Geburt niemals ohne seine Hilfe schaffen würde – und bin froh, dass ich es es nicht muss.

Die Hebamme beschließt, nochmal nach dem Fortschritt zu schauen – ich hasse es, es tut weh und ich würde sie gerne mit aller noch vorhandenen Krafte wegtreten. Es hat sich einiges getan, aber noch nicht genug. So vergehen die Stunden … ich veratme, veratme, veratme. Irgendwann machen wir ein Spiel draus: Nur noch xx Stunden bis zur PDA. Inzwischen haben wir eine neue Hebamme, sie ist einmalige spitze. Ich weine und fluche, teile immer wieder meinen Unmut mit und stelle fest, dass ich das bestimmt niemals schaffe. Und auch noch gar nicht schaffen will – immernoch wünschte ich, ich würde gleich aufwachen und alles wäre ein ganz böser Traum. Ich habe solche unerträglichen Schmerzen, ehrlich gesagt hätte ich nie im Leben für möglich gehalten, dass etwas SO weh tun kann. Immernoch bleibt der Wunsch, diese Szene einfach zu verlassen – aber nichts in diese Richtung passiert ..

[… an dieser Stelle überspringen wir den Rest der Eröffnungsphase, die noch sehr lange dauerte, bis zur Gabe der PDA] Wir haben inzwischen 21 Uhr Abends, das bedeutet, dass ich bald seit 24 Stunden Wehen veratme, Schmerzen habe – und folglich meine Kraft schwindet. Ein gut gelaunter Anästhesist kommt und bereitet die PDA vor, ich kann mir nicht vorstellen, gleich einen runden Rücken zu machen – aber auch das schaffe ich und die PDA sitzt gleich beim ersten Anlauf wunderbar. “Bis die PDA wirkt, dauert es so ca. 20 Minuten” höre ich den netten, gute gelaunten Herrn sagen. WAS? Oh nein… da ist er, der Moment in dem ich sterbe. Ich schließe die Augen, öffne sie wieder – und lebe noch.

Ich versuche mich auszuruhen, die PDA verschafft Linderung, ich komme mir vor wie im siebten Himmel. Würde sich das automatische Blutdruckmessgerät nicht permanent aufpumpen, könnte ich vermutlich sogar nochmal schlafen und Kraft tanken. Ich finde, so kann es weitergehen – ich spüre noch leichten Druck, kann mich aber gut darauf einlassen und die Geburt schreitet vorran. Dann hat die inzwischen dritte Hebamme eine ganz tolle Idee … wir öffnen jetzt die Fruchtblase! Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Schmerz wiederkommt, trotz PDA – und soll Recht behalten. Durch das Öffnen der Blase ist meine Erholungsphase hinüber, die Übergangsphase beginnt und ich begreife, dass ich in der Eröffnungsphase wohl wirklich noch nicht am Gipfel der Schmerzen angekommen bin. Ich hätte doch “nur” einen Druck, sagt die Hebamme – alles andere regelt doch die PDA. NUR einen Druck? Ich habe das Gefühl, mich zerreisst es in tausend Stücke. Ich merke, wie Mini sich seinen Weg durch das Becken sucht und weiter nach unten rutscht.

Das nächste Kind wird adoptiert, jawohl, nie wieder würde ich mich freiwillig solchen Schmerzen aussetzen. Ich kann die Schmerzen zum Glück nicht beschreiben – da hat sich Mutter Natur was bei gedacht, schätze ich. Aber sie waren enorm. Gewaltig – eine einzige Naturgewalt. Jedenfalls habe ich sie so empfunden. Ich fange an bitterlich zu weinen. Aber ich muss mitarbeiten, jede Wehe bringt mein Baby näher – blöd nur, dass ich GENAU DAS überhaupt gar nicht will. Ich beginne immer weiter zu blockieren, spanne alles mögliche an, verkrampfe und arbeite gegen die Geburt. Ich merke das, habe aber keine Ahnung, wie ich die Situation ändern soll.

Montag, 22.12.2014 – … wir haben uns inzwischen durch die Übergangsphase gearbeitet, unser Sohn macht das toll, Mama ist bemüht aber nach wie vor blockiert. Trotzdem – langsam wird es ernst. Ich habe in meinem Leben noch nie über 24 Stunden soviel geschrien, geschwitzt, geschimpft und vor allem geweint. Diese große Traurigkeit, dieser Unwillen das Kind JETZT zu bekommen, haben sicher dazu beigetragen, dass es ewig dauerte. Ich wollte pressen – aber ich durfte nicht. Schrecklich! Der Drang, dem ich nicht nachgehen darf, wird immer größer – ich stelle es mir erleichternd vor, endlich mitarbeiten zu können .. und nun darf ich, und es gelingt nicht. Ich schiebe all meine Krafte in den Kopf, mein Mann hat Angst, dass er platzt. Mit viel Mühe versuche ich, diese Kraft umzuleiten, aber es klappt nicht. Trotzdem scheint es voran zu gehen, ich höre, wie die Hebamme den Gynäkologen und die Kinderärzte zur Geburt ruft. Ich drücke, presse, schiebe was das Zeug hält und brauche meine letzten Reserven auf. Er kommt irgendwie nicht “um die Ecke”, rutscht immer wieder zurück. Dann kommt der Gynäkologe, bindet mir ein Laken um den Bauch um es zusammenzuziehen, und schmeißt sich in jeder Wehe auf meinen Bauch. Ich habe keinen Platz, kann meine Kraft nur schwer abrufen – das Laken, der Gynäkologe – alles an und auf meinem Bauch und ich muss pressen .. zwischendurch gibt es einen erleichternden Dammschnitt.. das Ganze zieht sich eine gefühlte Ewigkeit, dann merke ich eine unfassbar große Spannung – und tatäschlich, der Kopf ist geboren.

Ich darf nicht mehr pressen, hechel alles weg und verfalle in eine Art Trance … noch eine Wehe, eine Wehe noch – sie kommt, der Gynäkologe landet auf mir, ich presse und die Hebamme schreit “STOP! STOP!” – und dann merke ich, wie unser Sohn geboren wird. Und warte – auf das magische, unfassbare Glücksgefühl. Ich bekomme mit, wie mein Mann ihn abnabelt. Ich frage, ob es ihm gut geht – erhasche einen kurzen Blick auf das blau-rote Wesen und lasse mich nach hinten fallen. Ich bin völlig verwirrt, jede Emotion fehlt – außerdem tut mir alles weh.

Er brüllt, und ich denke zufrieden, dass ich ihn dann wohl gleich bekomme und dann alles gut wird. Stattdessen sagt aber jemand “wir nehmen ihn mit rüber”. Mit rüber? Was? Wohin? Ich bin plötzlich hellwach und bei Sinnen. Er habe etwas sehr viel Fruchtwasser geschluckt und müsste kurz aufgepeppelt werden. Nagut, okay, warte ich halt noch ein bisschen … doch niemand kommt zurück.

Während ich vom Arzt weiter versorgt werde, die Plazenta geboren wird (die ich wirklich ausgiebig bestaunt habe) und alles um mich rum seine Arbeit tut, warte ich. Irgendwann holt jemand den Papa ab – der kommt schon bald wieder. Mit einem Foto von einem kleinen Menschlein, mit Schlauch in der Nase und verklebten Augen: Unser Sohn. Ich beginne bitterlich zu weinen, will ihn sehen, halten, spüren, riechen – ich will fühlen, was ich die letzten 25 Stunden geleistet habe, will fühlen, fühlen, fühlen – nicht denken, nur spüren. Doch ich darf nicht. Sie kommen mit einem riesigen Wärmebett und “zeigen” ihn kurz – sie stehen so weit weg, ich kann gar nichts sehen, außerdem ist der Gynäkologe im Weg und versperrt zusätzlich die Sicht. Nach einer Minute sind sie auch schon wieder weg. Und mit ihnen mein Baby. Da lag ich nun … Bauch leer, kein Baby, keine Glücksgefühle – nur Leere und Angst.

Ich bleibe noch ein oder zwei Stunden im Kreissaal, weine viel, rede mit den Hebammen, frage mich, was ich da noch soll, ich sollte doch eigentlich hier mit Baby liegen, die Hebammen müssten ihn wiegen und messen und Fußabdrücke machen (eine Karte zur Geburt haben wir übrigens bis heute nicht). Ich beginne zu reden wie ein Wasserfall – ich schildere den geduldigen Hebammen unter Millionen Tränen all meine Emotionen vom Beginn der Geburt bis zum Ende. Von allen Seiten kommen beruhigende Worte, Streicheleinheiten und “alles-wird-gut-Gefasel”.

Dann darf ich mit meinem Mann auf die Neo … mein Baby auf der Neo? Ich denke, es geht ihm bis auf etwas Startprobleme gut? Was ist los? Hilfe. Hilfe. Hilfe. Da liegt er also, ganz warm und in tausend Handtücher gebettet im Wärmebett, drei Schläuche führen von ihm zu einem Monitor, der drei Linien aufzeichnet. Ich starre ihn an, starre den Monitor an … und weine, weine, weine. Ich rede mit ihm, und lege meine Hand auf den kleinen Körper. Dann möchte ich gehen. Es ist 5 Uhr morgens, ich gehe ins Bett, mein Mann fährt nach Hause. Ich schlafe ein und schrecke um 7 Uhr hoch. Meine Mama kommt, ich gehe ins Bad und – ohne hier zu sehr ins Detail gehen zu wollen – hoffe, dass ich das ganze getrunkene und per Infusion erhaltene Wasser endlich loswerde. Plötzlich höre ich meine Mama rufen – mein Baby sei da. Was? Wie? Naja, egal, ich brauche hier noch etwas.

Ich komme ca. 45 Minuten später ins Zimmer und da ist er – der kleine Mensch. Niemand hat irgendwads gesagt, die Schwester von der Neo hat ihn einfach nur gebracht, in Handtücher eingewickelt. Interessiert mich alles nicht, ich will schlafen und lege mich ins Bett. Zum Glück ist meine Mama da, sie redet mit mir und erklärt, dass ich ihn jetzt nehmen muss. Ich trage noch die gleichen Sachen wie bei der Geburt, bin ungeduscht und fühle mich unwohl. Irgendwann gelingt es, ich nehme ihn aus dem Bettchen und inhaliere seinen Duft, er riecht unfassbar gut, er sieht wunderschön aus und blinzelt mit seinen Augen. Ich informiere den Papa und warte auf seine Ankunft. Niemand kommt und erklärt wie es dem Kleinen geht, wie es weitergeht und was zu tun ist. Wir sind auf uns gestellt. Langsam beginne ich zu begreifen – und ich schäume über vor Liebe.

Unser Sohn ist am 22.12.2014, bei 36+0, wenige Stunden nach Mitternacht geboren. Er wog 2.980 Gramm verteilt auf zuckersüße 52 cm.

Während ich das hier so tippe, kullern viele Tränen und ich bin auch noch lange nicht soweit, wie andere direkt nach der Geburt. Ein langer Kinderwunschweg schützt auch vor einem mächtigen Baby Blues nicht. Aber der kleine Mensch ist jeden Kampf wert.

... jada mit Julius (2,5 Wochen jung)

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Liebe Jada,
ich schreibe nicht so oft hier im Forum, aber wenn mich ein Beitrag so bewegt wie deiner, dann muss es sein.
Erstmal möchte ich dir gratulieren zu der Geburt deines Sohnes. Jetzt, wo die Schmerzen und die Arbeit in deinem Kopf noch so präsent sind, mag es vielleicht komisch klingen, aber diese Geburt habt ihr beiden mit sehr viel Kraft gemeinsam gemeistert. Eine Hebamme hat mal zu mir gesagt, wenn man so eine Geburt überlebt hat, dann schockt einen nichts mehr Leben. Dein Sohn und du, ihr werdet aus diesem gemeinsamen Erlebnis tatsächlich Kraft schöpfen. Es war gewaltig, nicht auszuhalten und am Ende ging es doch! Und jetzt hast du deinen kleinen im Arm. Nichts kann euch mehr trennen!!!

Ich habe eine ähnlich lange Geburt erlebt, die dann noch mit Saugglocke beendet werden musste, dieses leere Gefühl danach, das ich zerreis gleich in Stücke, all das hab ich genau so erlebt. Es war so schmerzhaft, dass ich mich gar nicht gleich über die Geburt freuen konnte, sondern einfach nur dalag und meinen Mann bat, die Kleine zu nehmen. Ich glaube, deswegen hat mich dein Bericht so angesprochen, weil er so exakt in Worte fasst, wie eine Geburt ist. Danke dafür! (Vielleicht hilft es dir ja, auch weiterhin deine Gefühle aufzuschreiben).

Bei mir war es so, dass ca. 3 Monate nach der Geburt, mein Kopf ANFING, die Schmerzen zu vergessen, so lange war ich auch recht traumatisiert, was meinen Intimbereich anging. Ich konnte ihn mir nicht ansehen, nicht berühren und mir nicht vorstellen, jemals wieder Sex zu haben.

Das Körpergefühl an sich, kam langsam im ersten Lebensjahr meiner kleinen zurück. So ziemlich genau an ihrem ersten Geburtstag hatte ich das Gefühl, wieder zurück zu sein :-)

Vielleicht hilft dir mein Beitrag ein bisschen, indem du sehen kannst, dass das alles (leider) normal ist. Deswegen: lass die Tränen kullern, kuschel viel (nackt) mit deinem Sohn, er wird dir darüber hinweg helfen.

Liebe Grüße

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Danke für diesen wunderschönen, authentischen Bericht. Ich habe Gänsehaut bekommen.

Ich habe noch 6 Tage bis zum Termin und bis vor einigen Tagen konnte hatte ich panische ANgst Mutter zu werden und war überhaupt noch nicht bereit für die Geburt. Ich habe mich furchtbar gefühlt deshalb, weil man ja das Gefühl suggeriert bekommt, dass man während Schwangerschaft und Geburt NUR positive Gefühle haben darf.
Nun werde ich einen Kaiserschnitt bekommen und habe wirklich Angst,dass mir alles zu schnell geht und ich mich durch die fehlenden Wehen nicht richtig auf das Kind einstellen kann. Umso schöner ist es zu lesen, dass es anderen ähnlich geht und v.a. das man diese Ängste auch haben DARF!
Alles Gute für dich und deinen Sohn!

3

Ein wunderschöner Bericht. So traurig er sich auch liest aber vielen geht es so. Du bist bis jetzt die erste die es so beschreibt wie es ist ein Kind zu früh zu bekommen. Immerhin hätte der kleine Mann ja noch Zeit gehabt. Ich wünsche euch alles Gute und eine wunderschöne und intensive kuschelzeit.genießt euer Baby und lässt ihn nicht los. Kuschelt viel und so oft ihr könnt. Gerade das scheint bei euch jetzt wichtig zu sein.alles gute

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Liebe Jada,
zuerst einmal Herzlichen Glückwunsch zu eurem Wunder!

Und danke für deinen ausführlichen und ehrlichen Bericht, den hast du wirklich gut geschrieben, man kann richtig nachempfinden, wie es dir ging.
Deine Geschichte habe ich schon seit dem Unterstütztem KiWu still verfolgt und freue mich unbekannter Weise, dass eure Geschichte trotz der sehr anstrengenden Geburt ein glückliches Ende hat.
Lass dir noch Zeit im Bezug auf das Geschehene, so eine Erfahrung zu verarbeiten ist kein Spaziergang ;)
Ich wünsche eurer Familie alles Gute und Gottes Segen. Katjuschka

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#heul Mir kullern total die Tränen#heul

#herzlichHerzlichen Glückwunsch#herzlich
#schwitzUnd er hat am gleichen Tag wie ich Geburtstag#blume
Er wird mir Sicherheit ein toller Kerl#verliebt Das versprech ich Dir.Denn er hat eine tolle Mutti#herzlich
#winke

6

Ich schreibe Dir mal, obwohl ich eine sehr kurze Geburt hatte (fast eine Sturzgeburt), die ich aber auch als sehr unschön in Erinnerung habe. Auch ich hatte die erste Zeit daran zu knabbern.

Ausschlaggebend war für mich, dass ich mir die Geburt völlig anders ausgemalt und gewünscht/geplant hatte. Und ich glaube, das war der Knackpunkt. Ich hatte etwas völlig anderes erwartet (selbstbestimmt, langsam die Wehen auf sich zukommen lassen, Unterstützung durch Badewanne, Massage etc.) und dann wurde ich in einem völlig überfüllten KH quasi mir selbst überlassen und in aller letzter Sekunde in den Kreissaal geschoben, hatte eine inkompetente Ärztin und eine Hebamme, die mir keinerlei Unterstützung und Hilfe war und innerhalb einer extrem kurzen Zeit lag da auf einmal mein Kind. Ich war wirklich völlig überrumpelt und konnte gar nicht begreifen, was da eben passiert war.
Wie Du siehst, auch bei ganz kurzen Geburten kann man ähnlich empfinden.
Nun ist meine Tochter fast 6 Monate alt und die Geburt habe ich noch immer in sehr unschöner Erinnerung und denke auch noch an die extremen Schmerzen. Die sind also definitiv nicht vergessen. Aber bei mir kommt jetzt immer öfter das Gefühl hoch, dass ich stolz darauf sein kann, diesem kleinen Lebewesen das Leben geschenkt zu haben. Denn das konnte niemand anders, als ich. ;-)

Alles Gute für euch zwei!
#liebdrueck

7

Erstmal meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu eurem Sohn!
Endlich schreibt hier jemand mal wie der "schönste Tag im Leben" wirkich abläuft!
Bei mir war es genau so, nur das die 2x angesetzte PDA nicht wirkte, am Schluss noch die Saugglocke zum Einsatz kam und mein Sohn gleich bei mir bleiben durfte wärend sie mich sehr, sehr lange genäht haben.

Ich dachte auch nach meiner langen Kinderwunsch Zeit und den Fehlgeburten würde ich mein absolutes Wunschkind irgendwie mit einem besseren Start in die Welt schicken:-[
2 1/2 Jahre später habe ich dieses schlimme Gefühl nicht vergessen (das passiert wahrscheinlich erst wenn ich Dement werde).

Die Hebamme vom Geburtsvobereitungskurs könnte ich immer noch...*****#nanana. Erzählte sie mir doch 8 Doppelstunden lang so einen Schwachsinn wie: "Ich müsst aufrecht stehen bleiben und eure Hüften wie beim Bauchtanz kreisen lassen, dann erledigt die Schwerkraft und Mutter Natur den Rest für euch."#bla#contra:-[
Mein Sohn war übrigens auch nur 2970g auf 50cm mit 34cm KU
Natürlich ist er all die Schmerzen wert und ich würde es nochmal so machen. Aus gesundheitlichen Gründen wird es kein zweites Mal geben und obwohl ein Geschwisterchen toll gewesen wäre, bin ich nicht traurig keine Geburt mehr erleben zu müssen.
Dir und deiner Familie alles Glück der Welt!#klee

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Meine Liebe, ich verstehe dich zu gut.

Ich hatte eine ähnliche Geburt und habe sie nach 8 Jahren nicht vergessen koennen, was mich daran gehindert hat, nochmal schwanger zu werden. Mein Wunsch war dann aber größer noch ein Baby zu bekommen. Die Ängste und Alpträume wurden zum Termin immer größer. Ich habe mich letztendlich für einen Kaiserschnitt entschieden, den ich nicht bereue. Habe mir viel Gedanken gemacht. Und wer sich freiwillig einer Bauch OP unterzieht, da ...! Ich bin so dankbar, dass ich zwei tolle gesunde Kinder habe. Ich hätte mir gewünscht, dass mir damals jemand gesagt haette, wie schlimm eine Geburt ablaufen kann. Stattdessen nur immer "den Schmerz vergisst du". Nein, ich nicht. Ich wünsche dir von Herzen, dass du es verarbeiten kannst und die Zeit mit deinem Zwerg genießt. LG

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Ich habs getan , Jada-Schatz!
Ich habe Deinen Bericht gelesen und gelacht ( das nächste Kind wird adoptiert! ... da darf man keinem erzählen was wir alles veranstaltet haben um überhaupt schwanger zu werden)und geweint(ich konnte bei deiner Beschreibung die Trennung fühlen#schrei)!
Doch letztendlich :Genau so stelle ich mir eine Geburt vor, wünsche sie mir aber anders. Hö, wer nicht!:-p

Ich bin froh, dass es so ehrliche Berichte hier gibt.
Ich wünsche Dir weiterhin alles erdenklich gute, Süße. Auf das der Blues bald vorüber ist.

#liebdrueck#herzlich#liebdrueck
Deine
imix

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Hallo Jada

Dein Beitrag hat mich echt getroffen, zu Tränen gerührt und mir aus der Seele gesprochen und ich musste dadurch wieder an meine eigene Geburt vor reichlich 4 Monaten denken.

Auch mein Sohn kam fast 4 Wochen zu früh auf die Welt und auch ich wollte ihn so gern noch in mir behalten. Ich habe meine Schwangerschaft genossen und wollte sie noch nicht beendet haben. Ich wollte noch weiter mit dicker Kugel durch die Gegend laufen und ihn in mir spüren. Und ich glaube, dass ich mich dadurch innerlich so gegen die Geburt gewehrt habe und es deshalb so lange gedauert hat, wie du es auch geschrieben hast. Ich war genau wie du, noch nicht bereit für die Geburt, hatte ja noch 4 Wochen und habe in der Zeit mit keiner Silbe an Geburt gedacht. Ich hatte erst einen Tag vorher den GVK gemacht (WE-Kurs). Ich habe mir Vorwürfe gemacht, dass ich daran Schuld bin, dass die Fruchtblase so zeitig geplatzt ist, da ich am Tag vorher noch einen kleinen Einkaufsmarathon hinter mir hatte und auch schwere Taschen getragen habe. Ich habe so geweint, als in der Nacht auf der Toilette die Fruchtblase geplatzt ist und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Noch dazu war ich alleine, da mein Freund am Tag zuvor auf Dienstreise gefahren ist und ich ihn telefonisch nicht erreicht habe (die Fruchtblase ist kurz nach Mitternacht geplatzt). Ich bin durch die Wohnung gelaufen, habe geweint und wusste nicht, was ich tun sollte. Und auch als ich dann irgendwann mal im KH war, habe ich ständig weinen müssen und das ging mir auch noch Tage nach der Geburt so. Ich war so froh, ihn auf natürlichem Weg entbunden zu haben und das er gesund und munter war trotz 36+3, aber auf der anderen Seite habe ich mir immer gedacht, vor ein paar Tagen, vor einer Woche, ... war er noch in meinem Bauch. Warum nur ist die FB schon geplatzt? War ich Schuld daran? Und immer wenn ich Schwangere gesehen habe, hat mich das auch ein kleines bisschen traurig gemacht. Und auch nach 4 Monaten denke ich immer wieder mal daran, dass mir die 4 Wochen einfach fehlen. Und ich finde es immer noch traurig, dass mein Freund nicht direkt dabei war, als er auf die Welt kam. Er ist direkt los gefahren, als ich ihn dann nachts endlich telefonisch erreicht hatte und war dann auch fast die ganze Zeit bei mir im Kreissaal bis auf den Moment, wo wohl plötzlich ein paar Ärzte zu mir in den Kreissaal kamen, weil die Saugglocke zum Einsatz kam. Da wurde es ihm zu voll im Zimmer und er ist kurz raus, da er nicht ahnte, dass es dann doch so schnell geht. Somit konnte er nicht den Moment erleben, als er raus kam und er konnte die NS nicht durch schneiden. Das macht mich immer noch ganz traurig, ihn stört das komischerweise gar nicht. Es gibt Momente wie gestern, als ich deinen Beitrag gelesen habe, wo wieder alles hochkommt und ich weinen muss. Und die wird es wohl immer wieder geben, wie du schon geschrieben hast, so was vergisst man nicht. Auf der anderen Seite denke ich dann aber, dass es wohl seinen Grund hatte, warum alles so passiert ist. Vielleicht wäre er sonst zu groß geworden und hätte eine natürliche Geburt verhindert oder ich hätte mich doch noch für einen Kaiserschnitt entschieden (hatte eine Insertio Velamentosa und mir wurde von mehreren Seiten zu einem KS geraten). So hat mein Sohn mir die Entscheidung abgenommen und kam auf natürlichem Weg auf die Welt. Ich versuche dann, wenn ich so traurig bin, immer die positiven Sachen daran zu sehen und meistens baut mich das dann wieder auf.
Ich weiß nicht, ob es dir hilft, wenn du weißt, dass du mit diesen Gefühlen nicht alleine bist, aber ich wollte dir einfach schreiben, dass ich dich gut verstehe und es mir genauso ging wie dir (außer dass mein Sohn nicht auf die Neo musste und nach kurzem Stopp beim KiA zu mir wieder in den Kreissaal kam).
Ich wünsche Euch alles Gute und eine schöne Kennenlernzeit und hoffe, dass du nicht weiter in den Baby-Blues rein rutschst.

LG Knutsch-Maus