Der Anästhesist kommt gleich… (Achtung sehr lang)

Gerechnet war unsere Lilly für den 26.09.2014. Die Schwangerschaft war nicht gerade angenehm, mir war dauernd schwindelig und ich hatte wahnsinnige Alpträume und ständig irgendwelche anderen Problemchen, das kannte ich von meinem Sohn gar nicht. Nachdem die Nachfolgerin meiner alten FÄ zu allem immer nur sagte dass das normal sei und ich da halt durch muss, bin ich zu meiner HÄ, die sah das völlig anders und hat alle möglichen Untersuchungen angestellt, bis hin zur Langzeitblutdruckmessung. Diese war so auffällig, dass sie mir ans Herz legte mir einen neuen FA zu suchen, da sie mich nicht behandeln konnte/wollte und sie der Meinung war, dass ich in der alten FA-Praxis nicht gut aufgehoben war. Also hab ich mir einen neuen FA gesucht, dort alles erzählt, er hat alles getan damit es mir besser geht und mir dann nach einigen Wochen ein BV gegeben, das hat zwar an den Problemchen nicht viel geändert, aber mein Chef musste mich nicht mehr ständig nach Hause schicken und ich wurde einfach auch ruhiger.
Naja, jedenfalls verging der ET ohne irgendwelche Anzeichen. Nächster Termin war am 29.09. um 16Uhr zum CTG. Nachdem etwa 45min vergangen waren, hab ich mich gefragt ob die mich wohl vergessen haben, denn ich lag immer noch am CTG. Etwa 10 min später kam der FA wieder und meinte ich soll weitere 15 min bleiben, das CTG wäre sehr auffällig, die Kleine wahnsinnig aktiv und die Herztöne sehr hoch. Als er mich dann davon befreite, machte er noch einen US mit der Erkenntnis, dass nur noch wenig Fruchtwasser da ist aber sonst alles soweit ok, Fruchtwassertest war negativ, trotzdem riet er mir sehr eindringlich in 2-3 Stunden im KH eine Kontrolle machen zu lassen, er müsste leider zu einem Vortrag aufbrechen, der am nächsten Tag stattfinden würde und die ansässige Hebamme könnte er nicht erreichen. Ich hab ihm dann erklärt, ich würde bei meiner Hebamme nachfragen und ggfs. ins KH fahren.
Das tat ich auch und diese meinte ich solle jetzt min. 1,5l Wasser trinken und dann vorbei kommen. Gegen 19Uhr hing ich dann bei meiner Hebamme am CTG und da war alles soweit okay, nur ein paar Spitzen waren noch zu sehen. Währenddessen meinte sie im Gespräch, sie glaube nicht, dass ich irgendwelche Anzeichen für die Geburt haben würde, und es würde wohl einfach mit Wehen losgehen und gut. Und ich fragte mich die ganze Zeit warum sie dabei so grinst. Beim Abschied erinnerte sie mich, wieder grinsend, daran, ihr eine SMS zu schicken wenn ich nicht zur Akupunktur käme.
20 Uhr. Wir sitzen beim Abendbrot, irgendwie hab ich keinen Hunger und so ein komisches Gefühl im Rücken, nicht wirklich schmerzhaft, aber unangenehm. Na toll, nun auch noch Rückenschmerzen! Da dieses Gefühl dauernd da war, kam ich gar nicht auf die Idee, dass es Wehen sein könnten.
21.30Uhr. Ein Freund meiner SchwieMu ruft an und hat noch Fragen zur Geburtstagsfeier die in 3 Wochen stattfinden soll, denn die Gutste wird 70. Mittlerweile ist mir klar, dass das Wehen sind und ich habe einige Probleme mich auf das Gespräch zu konzentrieren.
23 Uhr. Luca wird wach (passiert sonst nie) und ich setze mich neben sein Bett, das ist allerdings äußerst schwierig, da die Wehen mittlerweile mehr als unangenehm sind, und er überhaupt nicht einschläft.

23.30 Uhr. Ich geb´s auf, auf dem Stuhl neben Luca´s Bett halte ich es nicht aus. Also schnapp ich ihn mir und bringe ihn in unser Bett, wo mein Mann selig schläft.

0.00 Uhr. Das bringt so nix, nachdem Luca die letzte halbe Stunde an mir hing und immerzu Mama, Mama jault (was er noch nie gemacht hat), und die Wehen im Liegen mit ihm am Hals überhaupt nicht aushaltbar sind stehe ich auf, schnappe mir mein Handy und verbringe die nächste Stunde damit von der Couch auf den Küchenstuhl zu wechseln. Die Wehenapp sagt: Abstände zwischen 2 und 5 Minuten.
1 Uhr. Mein Mann kommt ins Wohnzimmer und fragt ob wir ins KH fahren wollen. Nee, noch zu früh, ich habe keine Lust ständig Treppen zu laufen.
1:30Uhr. Ob ich wirklich sicher bin? Ja bin ich!
1:45 Uhr. Ich muss zur Toilette. Dort dann (sorry) komischer Schleim und ein bisschen Blut. Huch, was ist das denn?

2:00 Uhr. Endlich kann ich vom Klo runter, komme aber nur 1 Schritt und gehe in die Knie. Nachdem ich mich aufgerappelt hab, noch ein Schritt. Ich halte mich am Trockner fest und denke, vll sollten wir doch langsam los. Plötzlich macht es plopp und direkt danach so blubb, blubb in meinem Bauch. Das war dann wohl die Fruchtblase, unter mir aber nur ein kleines bisschen geleeartiges Wasser. Dann haut mich die nächste Wehe wieder auf die Knie. Ich komme jetzt nicht mehr hoch, und krabbele bis ins Schlafzimmer, was etwa 10 min dauert für 3m. Zwischendurch rufe ich meinen Mann, natürlich nicht laut, der Große soll ja schlafen.
2.20 Uhr. Ich fasse meinen Mann am Fuß und sage: Vll sollten wir jetzt doch besser fahren. Er fragt mich was ich da nackt auf dem Boden mache. Ich erklär´s ihm und er fragt mich allen Ernstes warum ich nicht gerufen habe.

2.30 Uhr. Mein Schwager kommt um auf Luca aufzupassen und mein Mann ruft noch schnell meine Mutter an, was ich für völlig schwachsinnig halte, da sie 80km entfernt wohnt und keinen Führerschein hat. Er erzählt meinem Papa was los ist und wir machen uns auf den Weg. Mein Mann fährt viel zu schnell, was mich in jeder Kurve wahnsinnig vor Schmerz macht. Dummerweise besteht die ca. 25minütige Fahrt zum KH fast ausschließlich aus Kurven und Kreiseln.
3:00 Uhr. Im KH angekommen fühlen sich die ca. 15m vom Storchenparkplatz zum Eingang an wie ein Marathon, der Pförtner fragt was wir wollen, und ich maule den an, ich würde jetzt ein Kind bekommen und das am liebsten im KS und nicht hier unten. 2min später kam eine Hebamme mit Rollstuhl! Was soll ich denn damit, ich kann laufen! Etwa 30sek später wurde ich eines besseren belehrt und nahm den Rollstuhl dankbar an, was allerdings an den Schmerzen nix änderte. Schade. Oben angekommen, erstmal Untersuchung. MuMu 3cm. Oh nee, bitte nicht. Nächste Wehe. CTG. Das blöde Ding zeigt keine einzige Wehe, und ich bin halb wahnsinnig vor Schmerz.

3:30 Uhr. Ab zum US. Die Ärztin ist mir auf den 1. Blick sehr unsympathisch. Nachdem sie geschallt hat und ich unterdessen 3 Wehen hatte, sagt sie: Oh, ein Sternengucker, kein Wunder dass die Frau solche Schmerzen hat. Die Hebamme meint nur: okay. Mit mir redet niemand. Die Ärztin sagt dann noch sie soll einen Test auf hohen Blasensprung machen.
3:45 Uhr. Zurück im KS. Das CTG zeigt immer noch keine Wehen die Hebamme meint aber sie bräuchte das jetzt auch nicht mehr, sie sieht ja, dass ich Wehen habe, also CTG nur noch zur Überwachung der Kleinen, MuMu 6cm, Fruchtwassertest positiv, die Hebamme erklärt mir ich solle auf der Seite liegen bleiben und auf keinen Fall auf den Rücken. Das ging irgendwie gar nicht. Bei jeder Wehe wollte mein Körper auf den Rücken. Die Ärztin kommt und legt mir einen Zugang. Allerdings ins Handgelenk, das tut enorm weh und sie meint nur das muss so sein. Die Hebamme kommt wieder und erklärt mir, ich solle aufstehen, in die Knie gehen und mich mit den flachen Händen am Bett abstützen, wir wollen mal gucken ob die Kleine ihre Lage noch ein bisschen korrigiert. Aber, die Nadel in meinem Handgelenk tut dermaßen weh, dass ich mich immer auf den Fäusten abstütze. Die Hebamme erklärt meinem Mann, dass er aufpassen soll, dass ich die Hände flach lasse.

4:15 Uhr. Mittlerweile hab ich das Gefühl ich müsste dringend pressen. Die Hebamme sagt, auf keinen Fall! Wehen veratmen. Wie ging das nochmal? Sie atmet mit mir. Und mein Mann sollte wieder aufpassen und mit mir atmen. Ich stehe immer noch, mein Mann mir gegenüber. In einer Wehenpause erkläre ich ihm, dass das mit dem 2ten Kind ´ne Scheißidee war und die jetzt bitte, bitte endlich dieses Kind aus mir rausholen sollen. 2 Wehen später fragt er mich ob ich ´ne PDA will. Jaaaa. Die Hebamme kommt und er sagt es ihr. Sie geht wieder raus und sagt kurze Zeit später, der Anästhesist kommt gleich.
Danach geht alles ganz schnell, ich soll mich ins Bett legen zur Untersuchung. Die Ärztin kommt. Die Hebamme schreit: nicht pressen! Mein Mann versucht mit mir zu atmen, mein Körper sagt was anderes. Die Hebamme schreit wieder: nicht pressen! Du reißt Dir alles auf wenn Du jetzt presst. Mein Mann atmet mit mir. Ich denke wie soll das gehen, mein Körper macht was er will ich komme da überhaupt nicht gegen an. Ich merke nur die Wahnsinnigen Schmerzen, die sich jetzt allerdings sehr konzentriert zwischen den Beinen halten. Die Hebamme schreit: langsam! Immerzu nur: Langsam. Ja, ich versuch´s ja. Und dann, plötzlich spüre ich eine wahnsinnige Erleichterung. Mit einem Schlag sind die Schmerzen weg. Der Kopf ist da. Ich merke wie der Rest des kleinen Körpers aus mir rausflutscht und dann ist sie endlich/schon da, unsere Lilly. Sie legen mir die Kleine auf den Bauch und sie sieht so winzig aus. Ich sage das zu meinem Mann und er meint auch. Die Ärztin fragt uns wieso wir das sagen, sie wär völlig okay. Wir antworten fast gleichzeitig: Im Vergleich zu unserem Sohn ist sie winzig. Sie fragt wie alt er ist. Er wird 3. Sie lacht und meint das wäre ja auch ein himmelweiter Unterschied. Mein 1ster Gedanke war, dass sie aussieht als hätte sie keine 2 Kilo, tatsächlich hatte sie aber 2950g. Ich habe keine Verletzungen davongetragen. Gegen halb 6 fährt mein Mann nach Hause um nach dem Großen zu gucken, ich sage ihm er soll so schnell wie möglich wieder kommen, ich möchte nach Hause. Dann bin ich allein.
6Uhr. Schichtwechsel, die tolle Hebamme die mit mir die Anmeldung gemacht hat kommt jetzt. Mit mir zusammen kam kurz nach 3Uhr noch eine Frau an, diese lief allerdings immer noch im Flur rum und die Hebamme ging nur sporadisch mal nach ihr sehen. Also hatten wir jede Menge Zeit zum Quatschen. Die Kleine schlief und nachdem ich geduscht hatte, saßen wir beide im Hebammenzimmer und sie machte mir das Armbändchen fertig. Dann wurde es 8 Uhr, ich hab noch gefrühstückt und gegen 8:45 Uhr kam mein Mann zurück. Meine Mutter hatte sich direkt in den ersten Zug gesetzt, der fuhr um 5Uhr und war jetzt zu Hause bei dem Großen. Wir haben dann die Kleine noch angemeldet und auf dem Rückweg gleich die Geburtsurkunde bei meinem Chef vorbeigebracht (lag halt auf´m Weg). Dort waren 6 Leute im Chefbüro incl. Bezirksleiter und alle haben mich angeguckt als wär ich vom anderen Stern als ich gesagt hab dass sie vor 6 Stunden geboren wurde. Dann sind wir nach Hause und haben sie Ihrem Bruder vorgestellt, der super stolz war und sie abgöttisch liebt.
Hier nochmal die Daten:
Geb. an ET +4 am 30.09.14 um 4:50 Uhr
Mit 2950g auf 47 cm und KU 34

Achso, später fiel mir auf, dass ich ja gar keine PDA hatte und ich habe der neuen Hebamme erzählt, dass ich glaube, dass die andere Hebamme nur so gesagt hat der Anästhesist käme gleich um mich zu beruhigen, da hat sie gelacht und nachgeschaut, aber sie hat tatsächlich eingetragen dass sie ihn informiert hat und als die Hebamme mir um kurz nach 6 Uhr den Zugang gezogen hat, hat sie festgestellt, dass dieser tatsächlich nicht richtig saß und mir deshalb so weh getan hat, dort war dann noch 2 Wochen lang ein riesiger blauer Fleck von etwa 8cm Länge und 3 cm Breite, das tat auch nach ´ner Woche noch weh.

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Ein toller Bericht!
Man konnte richtige nachempfinden wie es sich angefühlt hat, Du hast es toll beschrieben und nichts schön geredet, was auch nicht schön war.
Aber wie man sieht schafft es jede Frau auch ohne PDA und ohne sonstige Schmerzmittel :)

Viele haben Angst es nicht zu schaffen.
Alles liebe euch Vieren!
Lg

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Toller Bericht. Klingt dennoch nach einer sehr schönen Geburt. :) wir wollen auch ambulant, hoffe das geht. :D

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sehr schöner Bericht man konnte richtig mitfühlen..schön geschrieben :)

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt :)
Mein Sohn ist auch am 30.9.14 geboren :D