Januar 2015

Unsere zweite Tochter.

Als wir uns Ende des Jahres 2013 entscheiden hatten noch ein Kind zu bekommen, ließ ich mir die Spirale ziehen.

Ich hielt auch hier wieder im 2. ÜZ einen positiven Test in den Händen. Leider mussten wir diesen Krümel in der 6. SSW wieder hergeben.

Ich wurde jedoch sofort wieder schwanger. Und dieses Mal blieb es auch. Leider konnte ich mich durch den frühen Abort nicht wirklich auf die Schwangerschaft einlassen. Ich hatte Angst, die Freude zuzulassen.

Hinzu kam wieder eine massive Schwangerschaftsübelkeit. Dieses Mal mit Infusionen, da ich sogar Wasser wieder erbrach.
Nach einigen Monaten gab sich das.

Da unsere erste Tochter ja schon erst bei ET +10 kam, ging ich nicht wirklich davon aus, dass es jetzt viel schneller gehen würde.

Also waren wir alle ganz gelassen, als sie am errechneten Termin - dem 04.01.2015- noch keine Anstalten machte. Also wir waren entspannt. Viele Menschen um uns rum nicht. Wie schon in der ersten Schwangerschaft nervten auch jetzt die täglichen Nachfragen.
Meine Hebamme erwähnte zwischendurch wir könnten auch versuchen mit Sex (Sperma) die Geburt von selbst einzuleiten. Aber das kam mir vor wie ein Ammenmärchen ;).
Am 12.01. hatte ich dann wieder einen Vorsorgetermin bei meiner Gynäkologin. Gebärmutterhals bei 2,5 cm, Muttermund fest verschlossen. Und leider zu wenig Fruchtwasser. Also bekam ich eine Überweisung ins KH. Zwecks Kontrolle und ggf Einleitung. Und das war dann zu viel für mich. Einleitung! Oh mein Gott! Das wollte ich nicht. Ich hatte Angst davor. Warum? Keine Ahnung. Ich wollte eben wieder eine selbstbestimmte, ambulante Geburt. Und ich hatte Angst, dass sich das im Weg stünde.
Ich vereinbarte also für den 13. Januar 2015 mittags einen Termin im KH.

Nachmittags weinte ich mich bei einer Freundin und abends bei meinem Freund aus. Er war aber ganz zuversichtlich.

Morgens bevor die große aufwachte, starteten wir den "Selbsteinleiteversuch" a als Hebammenvorschlaf. Da war es 6 Uhr.
Es fühlte sich tatsächlich danach gleich komisch im Unterleib an. Aber wie genau, konnte ich nicht in Worte fassen.
Wir frühstückten mit unserer großen Tochter zusammen. Da habe ich schon zeitweise Pausen machen müssen, weil ich Wehen hatte (aber wirklich kaum schmerzhaft).

Mein Freund brachte unsere Tochter in die Kita und ich legte mich derweil hin. Alle 10 min. kam eine intensive Wehe. Aber nichts alarmierendes. Er war viertel nach neun wieder zu Hause, da er dienstags erst Nachmittags zur Arbeit muss.

Gegen halb zehn musste ich auf die Toilette. Hatte dort aber urplötzlich so starke Schmerzen, dass ich schnell meiner Hebamme auf den AB sprach (es war 9:38 Uhr).
Dann ging gar nichts mehr.

Mein Freund sagte, ich solle jetzt sofort aus dem Bad kommen, wir müssten ins KH. Ich wollte mir aber noch die Zähne putzen. Ich glaube, er hielt mich für verrückt und ich denke, dass das ne Übersprungshandlung werden sollte. Er konnte mich überreden, ihm mein Zahnbürste in die Hand zu drücken und er steckte sie in den KH-Koffer.
Im Hausflur hatte ich eine Wehe, die ich laut vertönen musste. Nach 4 Treppen die nächste und am Auto noch eine.
Im Auto konnte ich dann schon nicht mehr sitzen, da der Kopf schon so sehr nach unten drückte, dass ich nicht auf dem Po sitzen konnte.
Er fuhr los und achtete dabei sicher nicht mehr auf alle Geachwindigkeitsbegrenzungen. Nebenbei versuchte er mich zu beruhigen.

Ich hatte so einen massiven Drang zu pressen und schrie, dass ich es nicht mehr aushalten könne, dass ich pressen müsse.
Er fuhr auf dem KH-Gelände direkt auf den Parkplatz der RTWs. Sprang aus dem Auto, brüllte die dort stehenden Schwestern an, sie mögen Hilfe holen, seine Frau bekäme ein Baby. So ganz ernst nahmen sie ihn erst nicht. Dann öffnete er meine Tür - wie passend, dass ich gerade eine Wehe hatte- und eins,fix, drei flogen die Kippen der Schwestern in alle Himmelsrichtungen und eine Trage war organisiert. Die Schwestern schönen mich zum Fahrstuhl. Mussten meinem Freund aber noch sagen, dass er das Auto unbedingt wegfahren müsse, da es sich schließlich um den "Park"Platz der Rettungswagen handelte.

Mir egal. Ich war in sicheren Händen. Die zwar nach Zigarette rochen, aber die definitiv zum KH und damit zu medizinischen Personal gehörten. Mir also recht. Im Fahrstuhl war eine Hebamme, die alarmiert wurde.

Sie versuchte mich dazu zu bewegen die Presswehen zu veratmen.
Eine schaffte ich. Die nächste dann nicht mehr. Der Kopf kam also schon im KH Fahrstuhl. Wurde von der Hebamme aber versucht zurückzuhalten. Im Kreißsaal zog man mir noch schnell die Leggings und den Slip herunter und mit der folgenden Wehe war unsere zweite Tochter geboren.
Als der Papa 2 min nach der Übergabe an die untenstehende Schwestern oben im Kreißsaal ankam, war schon alles vorbei. Die Kleine war abgenabelt und lag auf meiner Brust. Und die Plazenta wurde gerade geboren. Wie bei der ersten Geburt auch ganz ohne Probleme und vollständig.
So bekam ich also unser zweites Kind noch in Winterjacke,Pullover und Stiefeln und heruntergelassener Leggings und Slip.

Es ging so schnell. Zu schnell.
Es war 10.04 Uhr. Ich habe bis jetzt manchmal Schwierigkeiten zu verstehen, dass das alles war.

Der kleine Dammriss wurde genäht, hat mir aber anschließend überhaupt keine Schwierigkeiten bereitet.

Um 16.00 Uhr verließen wir alle quietschfidel das KH.
Und als unsere Große abends nach Hause gebracht wurde, konnte sie ihre kleine Schwester bestaunen. (Sie bestaunt Sie immernoch häufig und liebt sie sehr.)

13.01.2015, 10.04 Uhr
3390 g
50 cm
KU 34,5 cm

1

Ganz herzliche Glückwünsche zur Geburt und eine schöne Zeit zu viert!
Das zu schnell kann ich total nachvollziehen, unser 2. kind kam auch schrecklich schnell (hat nicht mehr fürs KH gereicht) und ich finde es immer noch komisch und gewöhnungsbedürftig, dass alles so schnell ging
Alles Gute

3

Ja, einerseits ist ein Segen, wenn es nicht lange dauert, die Schmerzen nicht lang anhalten und man kaum Kraft benötigt.
Nach der Geburt meiner ersten Tochter denke ich aber, dass man diesen Weg der Geburt bewusst erleben muss, damit man auch wirklich realisieren kann, was da passiert (ist).
Tut trotzdem gut zu wissen, dass man damit nicht allein ist.

Dir auch alles Gute und nachträglich alles Gute zur Geburt.

2

Wow, was für eine schnelle Geburt, ich bin begeistert :-)
Ein wenig lachen musste ich, das der Kopf schon im Aufzug kam, echt krass wie schnell. Und der arme Papa hat alles verpasst, der war bestimmt traurig.

Alles gute :-)
#ball 29ssw

4

Dadurch, dass es so schnell ging, war es für uns beide nicht wirklich schlimm, dass er nicht da war.
Wichtig war ja, dass er da war, als es losging ;) sonst hätte ich das wohl allein zu Hause wuppen müssen und das möchte ich mir lieber nicht ausdenken ;)

Dass der Kopf schon im Fahrstuhl kam, wird auf jeden Fall immer auch bei uns für ein Schmunzeln sorgen

5

Das ist schön :-)
Lieber so eine schnelle Geburt wie eine ewig lange

Aber da hast du recht, zum Glück warst du nicht allein daheim, und ihr habt es noch ins kh geschafft :-)

Alles Gute und viel Spaß beim kuscheln #verliebt

6

Meine Geburt war leider nicht so toll

7

Es fing mit einer traumhaften Schwangerschaft an, keinerlei Probleme, naja ein bisschen Wasser.

Am 17.01.15, übrigens ET, haben sich die Wehen um 4:00 Uhr gemeldet. Um 8:00 Uhr bin ich mal aufgestanden, duschen und habe mit meinem Mann gemütlich gefrühstückt. Danach haben wir die Hebamme angerufen, sollten uns langsam fertig machen und um 11 Uhr in der Klinik sein.

Dort angekommen Ultraschall, CTG, Blutentnahme usw., kennt ihr ja alles. Meine Mama ist dann auch irgendwann eingetroffen. So dann durfte ich 2 Stunden Treppen steigen :-(
Irgendwann um 18 Uhr wurde mir ein Wehentropf angehangen, Muttermund war zu der Zeit ca. 7 cm offen. Schmerzen waren echt auszuhalten. PDA oder andere Schmerzmittel brauchte ich wirklich nicht.

Naja um ca. 20 Uhr war der Muttermund bei 10 cm, die Presswehen setzten ein, ich durfte pressen. Irgendwie hatte ich mit dem pressen unheimliche Probleme gehabt und immer in den Kopf gepresst. Das ging bis 21 Uhr so weiter, dann war ein Geburtsstillstand, der Wehentropf würde erhöht, ein Oberarzt, eine Assistenzärztin und eine zusätzliche Hebamme wurden angefordert. Es war richtig eng im Kreißsaal.

Die beiden Hebammen haben meine Beine genommen, der Oberarzt hat sich auf mein Bauch geschmissen und die Assistenzärztin hat unten den neuen Erdenbürger empfangen. Der Oberarzt hat mit einem richtigen Druck auf meinem Bauch gelegen, die Assistenzärztin hatte mich geschnitten und die Saugglocke zu Hilfe genommen.

Nach ungefähr 6 Presswehen war er endlich da, um 22:05 Uhr, dann war es ganz ruhig und hektisch im Raum. Ich habe nur "abnabeln, abnabeln" gehört und plötzlich waren alle weg gewesen. Meine Mutter zur linken und mein Mann zu rechten Seite waren geschockt, ich habe nichts gesehen. Wir wurden für 10 Minuten im Kreißsaal alleine gelassen, bis endlich meine Hebamme den Raum betrat. Sie sagte es sieht nicht gut aus. Er war mit der Schulter im Becken hängen geblieben, dadurch haben seine Organe versagt, dann hatte er noch zusätzlich die Nabelschnur um den Hals und grünes Fruchtwasser geschluckt.

In dem Raum war eine schreckliche Stille, wir warteten nun zu viert, bis der Oberarzt dann nach weiteren 10 Minuten den Kreißsaal betrat. Mein Kleiner lebt, er musst mehrmals wiederbelebt werden, ist intubiert und bekommt Sauerstoff.

Leider habe ich in einer Klinik ohne Kunderstation entbunden, sodass er verlegt werden musste.

Ich sagte nur bitte vertauscht ihn nicht und dass er Henry heißt, mein kleiner Engel wurde 40 km weiter auf die Kinderintensiv verlegt. Mir wurde versprochen ich könnte nach 2 Stunden zu ihm.

Es wurde ein Medikament angehangen damit die Plazenta geboren wird, der Oberarzt plus Assistenzärztin haben mir erklärt, dass ich geschnitten wurde und zusätzlich noch gerissen bin. Ich wurde 45 Minuten genäht.

Die 2 Stunden waren endlich rum, aber mir wurde erklärt dass es jetzt kein Krankentransport für mich gibt, ich wurde auf ein Zimmer verlegt. Ich hätte auch auf eigenen Gefahr gehen können, hätte aber auch kein Anspruch auf ein Bett in dem anderen Krankenhaus gehabt.

Ich blieb dort, es war mittlerweile 1:30 Uhr, wir baten die Schwester sich nach Henry zu erkundigen. Wir haben um 3:40 Uhr erst Bescheid bekommen. Es würde ihm soweit gut gehen. Ich könnte morgen früh verlegt werden. Meine Mutter und mein Mann habe ich dann nach Hause geschickt.

Am nächsten Morgen bin ich früh wach gewesen, komisches Gefühl kein Bauch, aber auch kein Kind. Ich wartete bis 12 Uhr auf den Krankentransport.

In der Klinik angekommen, sofort auf die Intensivstation, mein kleiner lang im Brutkasten an etlichen Kabeln/Schläuchen. Mir wurde erklärt dass, eine Hypotermie-Therapie angewendet wird, dass heißt sein Körper wurde mit Hilfe einer Kältematte auf 33,5 Grad runtergekühlt, er hat Morphium und Schlafmittel erhalten, damit er keine Schmerzen ertragen muss. Diese Therapie wird 72 Stunden angewandt, damit sein Gehirn kein Schaden von dem Sauerstoffmangel davon trägt. Er wurde durch eine Magensonde ernährt, ich habe fleißig Muttermilch für ihn abgepumt, begreife bis heute noch nicht dass ich unter diesem Stress Milch produzieren konnte.

Am 5. Tag war er wieder komplett wach, die Schmerzmittel und Schlafmittel wurden langsam abgesetzt, ich durfte ihn da dass erste mal auf den Arm nehmen.

Am 7. Tag hat er angefangen zu krampfen und noch zusätzlich eine Infektion bekommen. Was aber beides mit entsprechenden Medikamenten im Griff war.
Wir wurden am 12.2.15, nach 3 Wochen und 4 Tagen entlassen.

Mittlerweile bekommt er Krankengymnastik (Vojta-Therapie) für die Bewegung seiner Muskeln. Wir müssen jetzt immer noch zu vielen Ärzten rennen und viele Test machen. Es wurde uns gesagt, es kann natürlich sein, dass motorisch bzw. geistig Einschränkungen früher oder später sichtbar werden, aufgrund des Sauerstoffmangels unter Geburt. Die Ärzte sowie die Krankengymnastin sind aber sehr zufrieden mit seiner Entwicklung und gehen nicht von bleibenden Schäden aus.

Er kann sich mit fast 6 Monaten drehen und fängt langsam an zu krabbeln.

Uns wurde damals gesagt, wir müssen auf ein Wunder warten. Unser Wunder heißt Henry! ;-)

8

Deine Beschreibung hat mir Gänsehaut verursacht.

Es tut mir furchtbar leid, wie sehr euch die Geburt von Henry zugesetzt hat.

Ich drücke Henry und euch die Daumen, dass alles -wie von den Ärzten prognostiziert- gut geht.

Viel Glück euch und eurem Wunder.