Die ganze Wahrheit/Geburt ohne PDA

Geburtsbericht Spontangeburt ohne PDA

Ihr Lieben, um die Geburt einwenig zu verarbeiten folgt nun mein ausführlicher Bericht.

Meinen letzten Frauenarzttermin hatte ich am 26.5.2015
Alles war in Ordnung und mein FA meinte dass alles geburtsunreif sei.

Mein ET war der 17.06.2015.
Ich war leicht geknickt. Ich wollte nicht mehr schwanger sein. Wasser,Übelkeit, Schlaflosigkeit, Sodbrennen und Restless Legs taten ihr Bestes.
Ich fühlte mich wie ein fetter Elefant (Zunahme 25kg) und sehnte den Tag der Geburt bei.

Ich lebte mein eingeschränktes Leben weiter, ohne Senkwehen oder Übungswehen und war mir total sicher über den Termin zu gehen. (Mein Et wurde anhand vom Eisprung berechnet)

6.6. 4Uhr morgens (38+3)
Kennt ihr das wenn man Schmerzen in seinen Traum integriert? :-) Ich träumte und hatte immer wieder Schmerzen im Unterbauch und wachte dann nach dem vierten Mal
(also nach der vierten Wehe)
endlich auf. Nun merkte ich dass die Schmerzen real waren und dachte mir nur "Super!! Endlich Übungs/Vor oder Senkwehen. Eigentlich wollte ich weiter schlafen.
Das war leider nicht mehr möglich. Alle 10 Minuten diese Schmerzen. Ich ging baden, aber die Wehen blieben. Sie waren schwach (im Nachhinein gesehen :-))

aber ich musste schon veratmen und konnte auch nicht mehr sprechen.
Irgendwann stratete ich meine Wehenapp und wehte bis 14 Uhr vor mich hin. Alle 10 Minuten für ca eine Minute. Ich sagte noch zu meinem MAnn dass wenn dieses Gefühl
ein wenig stärker wird ich sterben müsste ;-)
Um 14 Uhr dann Schluss! Nix! Alles vorbei. Ich war froh dass die Senkwehen nun vorbei sein sollten und ging sofort ins Bett zum Schlafen.
Um ca 17 Uhr überollte mich eine Monsterwehe! Ich musste laut veratmen. Eine Wehe kommt langsam angerollt und steigert sich innerhalb kürzester Zeit extrem.
Ich spürte nie was im Rücken sondern immer nur in der Leiste.
Man könnte es auf jeden Fall mit einem starken Periodenkrampf vergleichen. Ich dachte immer dass echte Wehen auch im Rücken zu spüren sind.
Ich merkte dass wir wohl doch heute noch ins KH fahren werden um mal schauen zu lassen. In den Wehenpausen duschte ich mich und wir machten uns so um 20 Uhr auf ins KH.
Ich war mir sicher dass sie uns entweder wieder weg schicken würden oder ich noch tagelang vor mich hin wehte. Ich dachte immernoch an Senkwehen aber NIEMALS an Geburtswehen.
Man überträgt ja das erste Kind immer ;-) Bei all meinen Freundinnen war es so. Ausserdem war ich erst ET-10. Dass wir heute ein Baby bekommen war einfach nie in meinem

Kopf. Es heisst ja immer dass wenn es echte Geburtswehen seien würde man es merken. Mir war das nicht klar :-)

Die Autofahrt war weniger angenehm. Ich riss fast den Haltegriff raus und wurde immer lauter (unfassbar dass ich immernoch nicht wusste dass es "echte" Wehen sind) :-)
Im Kreissaal angekommen wurde CTG geschrieben mit Monsterwehen drauf. Im Liegen war es unerträglich. Ich durfte Gott sei Dank laufen. Es gibt mobile CTG-Geräte.
Eine Gynäkologin, meiner Meinung nach nicht älter als 14, untersuchte meinen Muttermund. Dann der Schock! 2CM ! Zum Kotzen! Schock Nummer 2: Die Geburt ging los! WAAAASSSSS???
Damit hatte ich NICHT gerechnet (wie bescheuert bei den Schmerzen) Scheisse Scheisse Scheisse, wie soll ich das überleben wenn das erst die Anfangswehen sind?!?!?!?!
Ich bettelte nach einer PDA. Das war mein Plan, sofort eine PDA und die Geburt "schmerzlos" meistern.
Ich schrie und atmete heftig bei jeder Wehe. Ein Hebamme hörte dies und wollte auch nochmal nach dem Muttermund sehen. Was sie auch tat. Der nächste Schock, die Gynäkologin,
welche einfach noch sehr sehr unerfahren war hatte irgedwie falsch geschaut. MEIN MUTTERMUND WAR AUF 8cm UND NICHT AUF 2cm!!!!!! "Zu spät dür eine PDA, sie bekommen gleich ihr Baby!!!
Wie bitte? Ich war total perplex. Wir kamen um 21Uhr im KH an und um 22Uhr hiess es "wir sind bei 8cm, super vorgearbeitet zu Hause"

Die Wehen ab da waren heftig. Ich wollte Schmerzmittel und bekam ein "Scheiss egal Tropf" Es fühlte sich so an als würde ich Vodka intravenös bekommen. :-)
Die Wehen waren aber immernoch genauso schmerzhaft. Bis dahin dachte ich für mich dass wenn die Schmerzen nicht noch schlimmer werden würden ich das hin bekomme. Es tut zwar weh aber ich würde es schaffen.

So verging die Zeit.

7.6. 00:10 Geburtstag meiner Mama

Muttermund auf 9cm. Die Hebamme sprengte meine Fruchtblase. Das war echt eklig und viel mehr Flüssigkeit als erwartet.
Ab da wurde es hässlich!Die Schmerzen steigerten sich ab da nochmal enorm. Ich hätte mir nie vorstellen können solche Schmerzen zu haben. Es war unerträglich! Wehenabstände von 2 Minuten.

Ich klammerte mich nur an einem Gedanken fest: Zitat meiner Mutter "Presswehen sind im Gegensatz zu den Wehen davor viel erträglicher"
Also gut, gleich ist das schlimmste überstanden.

Plötzlich überollte mich eine Naturgewalt welche mir den Boden unter den Füssen weg riss. Ich schrie nur "Scheisse ich muss pressen".
Meine Hebi und mein Mann brachten mich zu einem Gebärhocker. (Das wollte ich nie, aber in dem Moment war alles egal)
Ich sollte nun pressen, was ich auch erstmal ganz zögerlich versuchte und dann beschloss dass ich das nicht machen will (HAHAHAHAHAH, veratmet mal Presswehen)
Ich hatte wieder nicht mit solch brutalen krassen Schmerzen gerechnet. Es fühlte sich an als kacke man eine Wassermelone, sorry :-)
Ich veratmete mit hecheln die nächsten 2 Presswehen weil ich mich einfach nicht traute weil es soooooo weh tat. Ich riss mir den Zugang vom Schmerzmittel raus,

biss mir in meinen Arm (er ist immernoch blau) und riss meinem Mann an den Haaren (nur ganz kurz, weil ich dann Mitleid hatte :-))
und fluchte wie verrückt ob mich hier alle verarschen möchten und noch viel Schlimmeres. Echt peinlich.
Die Hebamme meinte irgendwann zu mir dass ich ja noch 30 Presswehen veratmen könne oder jetzt endlich pressen solle damit in 5 Wehen die Kleine da sei.
Ich bettelte nach einem Kaiserschnitt und sagte immer wieder dass sie doch bitte die Saugglocke oder Zange holen sollen damit das alles endlich rum geht.

Ich konnte nicht fassen welch Schmerzen man ertragen kann. Ich war wie in Trance und musste bei jeder Wehe schreien. Hätte ich auch nie gedacht. Aber es ging nicht anders.
Die Hebi meinte dass ich über den Punkt hinaus pressen müsste. Wenn man meint man muss jetzt Luft holen dann erst recht noch ein Stück weiter. Es brannte wie verrückt.
Die Hebi meinte dass ich noch 5 mal pressen müsse und die Kleine wäre da. Ich merkte dass es jetzt an mir liegt und mich keiner aus dieser unfassbar schmerzhaften Situation retten würde :-)
Also nahm ich all meinen Mut zusammen und presste wie verrückt.
Die Kleine flutschte in einem Rutsch raus. Und ich dachte nur "Waaaaass ist jetzt passiert???? Was ist das??? Mein Baby??????Ich dachte erst in 5 Wehen?????"
Und da war sie!!! Wunderschön!! Ich zitterte am ganzen Körper und mein Mann schnitt die Nabelschnur durch und nahm die Kleine dann unter Tränen zu sich.
Mein Mann war übrigens spitze!!! Er lies mich in Ruhe und war aber trotzdem für mich da. Hätten wir beide nicht gedacht. Mein Mann gehört zu der Sorte die

sofort ohnmächtig wird wenn er NAsenbluten bekommt und sonst auch sehr wehleidig bei Schmerzen ist. Aber bei der Geburt war davon nichts zu merken. Er war einfach total ruhig und ausgeglichen.
Leider hatte ich nicht diesen Höhenflug, sondern war einfach froh dass die Schmerzen weg waren!
Ich war wie in Trance, ich sah an mir herunter (Ich saß ja auf einem Hocker) und sah die Nabelschnur aus mir heraus hängen (entschuldigt diese Details :-)) und das Blut floss in einem Bach aus mir heraus.
Ich fragte die ganze Zeit ob dies normal sei und sah überall nur Blut (Sorry)
Die Palzenta folgte nach 15 Minuten circa unter der Gabe von Oxitocin.

Ich wurde auf das Bett gelegt und zwei Ärzte kamen zum Nähen. Ich hatte einen Labienriss zweiten Grades davon getragen. Ich wurde untenrum betäubt was überhaupt nicht schmerzhaft war.
Auch das Nähen merkte ich dann nicht.

Im Nachhinein waren für mich die Presswehen am Schlimmsten. Man merkt einfach wie es einen innerlich zerreist.
Was mich auch erstaunt hat ist dass man beim Pressen keinen Fortschritt spürt. Man hat kein Gefühl dafür ob der Kopf gleich da ist oder ob er sich weiter voran schiebt beim drücken.
Das war sehr demotivierend weil ich glaubte dass mein Pressen nichts bringen würde. Und dann plötzlich war sie da und ich war darauf hin total geschockt weil ich damit nicht gerechnet hatte.
Ich bin ein wenig stolz auf mich dass ich die Geburt ohne Schmerzmittel gemeistert habe und dass ich schon 8 cm zu Hause geschafft habe.

Danach liessen uns alle alleine und wir lagen immernoch etwas verstörrt auf dem Bett und konnten nicht glauben was gerade passiert war.

Happy Birthday Oma

Emilia
0.53 am 7.6.
3430 gramm
47 cm
Kopf 35cm

Jetzt fast drei Wochen später habe ich die Schmerzen nicht vergessen!
Ich träume noch häufig von der Geburt und kann mir nicht vorstellen nochmal ein Baby auf natürlichem Wege zu entbinden.

Ich hoffe der Bericht hat niemanden Angst gemacht.

Eine Geburt ist wahnsinnig schmerzhaft aber im Nachhinein ein aufregendes einschneidendes Erlebnis.

1

Wow das nenne ich mal Geburt.

Früher gab es auch keine PDA´S also haben alle Frauen diesen Schmerz gespürt. Heutzutage haben wir Luxusgeburten. Ich hatte auch eine PDA obwohl ich die Wehen genossen habe. Meine erste Geburt war ein geplanter Kaiserschnitt und ich wollte unbedingt Wehen spüren. Aber irgendwann vor allem ohne Wehenpause hat man doch keine Lust mehr. Hoch lebe der Mensch der die PDA erfunden hat.

Das Baby von meiner Zimmernachbarin heisst auch Emilia.

Ich wünsche euch eine wunderschöne Kennenlernzeit.

LG

2

Schön endlich mal einen ehrlichen Bericht zu lesen, er hätte von mir sein können.

Meine 1. Geburt war fast gleich nur ohne Hocker ????
Die 2. Geburt war mit pda, leider mit einer Wirkung von 60 min ( Geburt ging 6 stunden ) und zu den Presswehen durfte ich wieder alles 100% spüren..so hatte ich mir das nicht vorgestellt ...es war furchtbar !!!
Dieses Mal (ET26.7) möchte ich einen WKS ...ich bin gespannt ob es klappt und der Arzt am Montag zustimmt ,..
Ich spüre den Schmerz heute (18 Monate ) später immernoch wenn ich an die Wassermelone denke :p

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Erinnert mich an den Geburtsbericht einer Freundin!

Sie zu mir: "Lass dir eine PDA geben wenn es soweit ist!" ich: "warum?"

Da kam sie: Ja die Eröffnungswehen die taten zwar weh, aber sie dachte sich "ach was stellen sich eigentlich alle so an, tut zwar weh aber soooo krass ist es auch nicht" ist nochmal duschen gegangen - hat sich geschminkt (keine Ahnung warum man sich fürs KH schminkt ist ja keine Theatervorführung aber naja) und fuhr mit ihrem Freund ins KH... Wehte vor sich hin und meinte dann... die Presswehen... hätte sie geahnt wie weh Presswehen tuen, nieeeee mehr ohne PDA wenn es zu einer zweiten Geburt kommen sollte!

Erstmal dir herzlichen Glückwunsch zur Geburt! Wenn es bei mir irgendwann soweit ist bin ich auch schon ganz gespannt wie das sein wird!

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hallo, herzlichen glückwunsch. dein mann hat irgendwie den part übernommen, der dir vielleicht ganz gut getan hätte: ruhig bleiben. vielleicht wäre da der punkt "ich kann nichts ändern und muss jetzt da durch" schon früher gekommen ;)

erste geburten sind wohl meistens die einschneidensten, man hat es ja noch nie erlebt. intensive hebammenbetreuung in der schwangerschaft kann einen da gut vorbereiten. erzählungen von freunden und bekannten helfen da meist weniger. jeder empfindet schmerz und geburt ja anders. jegliche vorstellungen ala: das erste kind überträgt man immer, man merkt wenn es echte wehen sind, die geburt dauert ab xy muttermund noch xy lang,... sollte man in keinsterweise ernst nehmen.

wenn man es schafft unter der geburt relativ ruhig und bei sich zu bleiben, dann merkt man auch wie das kind tiefer rutscht, sich dreht, die ohren, nase,...

ansich hattest du ja eine relativ gute, interventionsarme, einfache geburt...für außenstehende betrachtet, aber wenn es dir damit nicht gut geht, solltest du jetzt oder vor/während einer nächsten ss mit einer hebamme über das erlebte sprechen.

lg

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Danke für deinen Kommentar. mir geht es damit gut im Nachhinein ?nur währenddessen war es furchtbar ;-)

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Glückwunsch zu eurem Baby :)

Ich finde die Geburtsberichte hier immer spannend. Auch einfach mal um zu sehen wie andere die Geburt erlebt haben :)

Ich selbst fand nur die Übergangsphase schlimm von den Schmerzen. Die Eröffnungsphase war bei mir nur wie bei der Mens ein Ziehen im Unterleib. Und die Presswehen fand ich gar nicht schlimm. Nur als der Kopf durch ist, war es etwas unangenehm, aber ich hatte eine tolle Hebamme und konnte mich auch ganz entspannen und hab mich aufs pressen konzentriert.

Allerdings habe ich auch nicht gemerkt wie er sich eingedreht hat, das Köpfchen zu fühlen war aber ein tolles Erlebnis und hat mir noch mal ordentlich Energie gegeben.
Die Nabelschnur hab ich durchgeschnitten, mein Mann ist rausgegangen als die Fruchtblase geplatzt ist :) Er kann sowas nicht.

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Ich war beim ersten Mal auch so verzweifelt. Freiwillig hätte ich so schnell keins mehr gekriegt und dann war ich plötzlich ungeplant schwanger als mein Baby erst 8 Monate alt war. Ich hatte große Angst vor einer weiteren Geburt und dann ging die zweite aber irgendwie. Mich hat es nicht mehr so überrumpelt und ich wusste danach direkt dass ich ein drittes Baby will. Habe alle drei Kinder ohne PDA oder so gekriegt. Wünsche dir für ein evtl. nächstes Mal mehr innere Zuversicht und Ruhe.
Aber ehrlich gesagt "juhu" habe ich auch nie dabei geschrien ;-) aber ich fand es von mal zu mal klarer und besser.