Die stille Geburt von Anton in der 37. Ssw

Hallo ihr Lieben,

Ich lese eure Berichte immer wieder gerne und deshalb möchte auch ich heute einen Geburtsbericht verfassen. Leider ist es ein recht trauriger Bericht, denn unser Sohn kam tot zur Welt.

Kurz zur Vorgeschichte: Im September 2014 testete ich positiv, es hatte direkt im ersten Übungszyklus geklappt, womit wir nicht gerechnet hatten. Dementsprechend glücklich waren wir über das Testergebnis. ET war der 15.05.2015. Ein tolles Datum. Die Schwangerschaft verlief großartig, Mama und Kind gesund und glücklich. Wir planten eine Hausgeburt, diesem Vorhaben schien auch nichts im Wege zu stehen. Auch war mir klar, dass ich das Geschlecht nicht wissen wollte – mein Mann hingegen ließ es sich sagen. Bis zum 15.04.2015, ich war in der 37. Ssw, war also alles in bester Ordnung. Ich spürte unser Kind schon seit zwei Tagen nicht mehr und wurde langsam unruhig. Normalerweise gab das Kleine doch immer ein Lebenszeichen von sich. Na gut, vielleicht wird es langsam eng in meinem Bauch, dachte ich mir. Kein Grund zur Beunruhigung. Trotzdem hatte ich den ganzen Tag über irgendwie ein ungutes Gefühl, mir war die ganze Zeit über flau im Magen. Meine Sorge beunruhigte mich, ich hatte mein Kind während der Schwangerschaft immer wieder mal ein paar Tage lang nicht strampeln gespürt, wobei ich nie ein ungutes Gefühl gehabt hatte. Das war jetzt anders und genau das war es, was mich beunruhigte. Ich spürte irgendwie, dass etwas nicht in Ordnung war. Trotzdem wartete ich noch einen weiteren Tag, bis zum 16.04.15. Erst dann rief ich meine Hebamme an, die auch sofort bereit war, vorbei zu kommen und nach uns zu sehen. Meine schlimmste Befürchtung wurde wahr: sie fand keine Herztöne. Also ab ins Krankenhaus. Ich war zu dem Zeitpunkt seltsam ruhig, obwohl (oder weil) ich tief in mir drinnen wusste, dass unser Baby nicht mehr lebte. Ich wusste es einfach. Und hatte resigniert und akzeptiert. Mein Mann hingegen war total nervös. Meine Hebamme fuhr uns ins Krankenhaus, da keiner von uns beiden in der Lage war, Auto zu fahren. Ich mache es kurz: in der Klinik wurde ausgiebigst nach den Herztönen gesucht; vergeblich. Unser Kind lebte nicht mehr. Man ließ uns kurz alleine, mein Mann musste weinen, ich war unfähig irgendeine Reaktion zu zeigen. Wie schon gesagt: ich hatte damit gerechnet, es einfach gewusst. Man wollte einen Kaiserschnitt machen, ich jedoch bestand darauf, es spontan zu versuchen. Schließlich handelte ich mir einen Tag Bedenkzeit aus. Die Stunden bis zum nächsten Tag waren schrecklich. Daheim sitzen mit dem Wissen, dass man da ein totes Kind in sich trägt. Ich ekelte mich fast davor. Wir fuhren tagsdarauf am Vormittag in die Klinik und dann ging eigentlich alles ganz schnell: Einleitung und warten. Es dauerte etwas, bis ich die ersten Wehen verspürte. Um 15 Uhr spürte ich ein Ziepen in Unterleib und Rücken, welches bald immer intensiver wurde. Ich verlangte nach der Geburtswanne. Die diensthabende Hebamme ist äußerst missmutig, auf meinen Wunsch hin grummelt sie nur lustlos vor sich hin. Endlich willigt sie ein und die Wanne wird für mich bereit gemacht. Allerdings nicht ohne dass die Hebamme mir vorhält, die Wanne den anderen Gebärenden wegzunehmen, die ein gesundes, lebendes Kind zur Welt bringen und die Geburtswanne somit nötiger hätten als ich. Ich war perplex und wusste darauf auch nichts zu erwidern, obwohl ich ansonsten nicht auf den Mund gefallen bin. Stattdessen ging es weiter mit Wehen veratmen, die ich im Wasser als sehr erträglich empfand. Um 16:30 Uhr scheuchte mich ein Arzt aus dem Wasser, um mich zu untersuchen. Ich wollte nicht, an Land waren die Schmerzen kaum auszuhalten. Aber ich hatte keine Kraft um mich zu wehren. Meine Gedanken waren nur bei meinem toten Kind. Ich musste mich aufs Bett legen, der Arzt fummelte an mir rum, was genau er da gemacht hat, kann ich bis heute nicht sagen. Jedenfalls war ich froh, als ich wieder ins Wasser durfte. Da ging es mir auch gleich viel besser, mein Mann hielt meine Hand und die Schmerzen waren wirklich aushaltbar. Um 17:15 Uhr hieß es dann wieder: Raus aus der Wanne, wir sehen nach dem Muttermund. Ich fragte, ob man den nicht auch unter Wasser ertasten könne? Ich wollte unbedingt in der Wanne bleiben. Ging aber nicht und so fand ich mich im nächsten Moment auf dem Kreißbett wieder. Der Muttermund war mittlerweile 6 cm geöffnet, stellten Arzt und Hebamme fest. Ich fand das recht erfreulich, die beiden waren weniger zufrieden. Ich muss sagen, dass es mir irgendwie echt unangenehm war, von einem männlichen Arzt so intim untersucht zu werden. Vielleicht bin ich verklemmt, aber ich fühlte mich wirklich unwohl dabei. Mein Mann und ich fragten, ob es möglich sei, eine weibliche Ärztin hinzuzuholen. Der Arzt lachte, als sei das das Abwegigste, was er je gehört hatte. Nein, die anderen Ärzte würden anderweitig gebraucht werden, ich sei hier schließlich nicht die einzige Gebärende. Verstehe ich ja, aber muss er mir das Gefühl gegben, ein dummes, kleines, naives Mädchen zu sein? Überhaupt war man furchtbar unfreundlich zu uns. Ich kam mir vor wie eine Gebärende zweiter Klasse, schließlich war mein Kind eh schon tot, da konnte ja nicht mehr viel schief gehen. Plötzlich schwebte das Wort Kaiserschnitt im Raum. Ich weiß nicht mehr, wer in welchem Zusammenhang davon angefangen hat. Ich war wie in Trance. Mein Mann und ich baten darum, es spontan probieren zu dürfen. Missmutige Zustimmung. Mittlerweile befand ich mich wieder in meiner geliebten Wanne, die Schmerzen empfand ich als stark, aber in Ordnung. Um 18:00 Uhr dann ein erneuter Befehl: „So, raus aus dem Wasser.“ Keine Erklärung, was man mit mir und meinem Kind vorhatte. Auch auf Nachfrage meines Mannes keine Antwort. Schneller als ich gucken konnte lag ich wieder einmal auf dem Bett und schon spürte ich Hände zwischen meinen Beinen. Plötzlich dann ein furchtbarer Schmerz, schlimmer als die Wehen (die während der gesamten Geburt ohnehin mein kleinstes Problem waren). Ich habe Laute ausgestoßen, die ich kaum definieren kann. Irgendwas zwischen Wimmern, Schreien und Weinen. Gruselig. Mein Mann war entsprechend schockiert und fragte Arzt und Hebamme, was hier vor sich ginge. „Wir dehnen den Muttermund auf.“ Was auch immer das bedeuten möge. Die Schmerzen, die ich während dieser Minuten empfand, ließen die anschließenden Wehen als Wehwehchen erscheinen. Ich hörte nur wieder irgendwas von „Ansonsten kommen wir nicht um einen Kaiserschnitt herum“ oder etwas dergleichen. Um gleich darauf vom Arzt ins Gesicht gesagt zu bekommen, dass wir den Betrieb hier unnötig aufhalten würden. Unnötig. Da wurde mir einmal mehr klar, dass für die (würdevolle) Geburt eines toten Kindes hier keine Zeit ist. Anschließend durfte ich endlich wieder ins Wasser. Dank der brutalen Mumu-Massage empfand ich die Wehen wie gesagt nun als äußerst aushaltbar. Nach wenigen Minuten wollte die Hebamme erneut zum Sprechen ansetzen, doch noch bevor sie etwas sagen konnte, verlangte ich in rauem Ton, von nun an gefälligst in Ruhe gelassen zu werden. Ich glaube ich habe sogar etwas von „verklagen“ gesagt, so fertig war ich. Um 20:10 Uhr war der Kopf schließlich zu sehen, bis dahin ließ man mich Gott sei Dank in Frieden. Wenige Minuten später spürte ich dann die Hände des Arztes auf meinem Bauch herumdrücken, äußerst unangenehm. Um 20:32 Uhr war unser Kind dann schließlich geboren. Mein Mann weinte, ich nahm ihn aus dem Wasser. Die Hebamme wollte ihn an sich nehmen, was ich aber „verhindern“ konnte. Ich wollte einfach nur mein Kind das erste und letzte Mal spüren dürfen. Weinen konnte ich nicht. Erst nach einige Minuten sah ich nach, ob wir einen Jungen oder ein Mädchen bekommen hatten. Es war ein Junge. Er war so schön, ein richtiges Baby, kaum verknautscht, eine Menge blonder Haare auf dem Kopf. Auch mein Mann nahm ihn in den Arm. Die Welt stand still in diesen Momenten. Wir befanden uns zu dritt irgendwo zwischen Himmel und Erde.

Am Tag darauf verließ ich das Krankenhaus. Drei Tage später wurde unser Sohn beerdigt. Und noch heute denke ich jeden Tag an ihn und werde dabei fast verrückt vor Schmerz. Danach erlebte ich noch eine Fehlgeburt und eine Eileiterschwangerschaft. Schmerzhafte Erfahrungen, aber für mich nicht vergleichbar mit der stillen Geburt unseres Sohnes Anton.

Mein Fazit zu der Geburt? Die Wehen empfand ich überraschenderweise als äußerst aushaltbar. Das Personal war viel mieser als befürchtet. Ich spürte in jeder Sekunde, wie unerwünscht wir waren. Diese Ungeduld von Arzt und Hebamme. Und die Sätze „Wir haben hier keine Zeit für ein totes Kind“ oder „Ist doch egal was wir anstellen, dem Kind kann sowieso nichts mehr passieren“ schwebten permanent unausgesprochen im Kreißsaal. Aber ich konnte sie in den Augen von Arzt und Hebamme lesen. Und das war das schlimmste.

Alles in allem würde man diese Geburt wohl vielleicht als traumatisch bezeichnen, ich habe mir bis vor einigen Wochen keine Gedanken darüber gemacht. Sie war nicht schön und ich weiß, dass es anders geht, aber ändern lässt sich nichts mehr. Akzepieren und weitermachen.

Ich hoffe einfach, irgendwann ein gesundes Kind begrüßen zu dürfen – und Anton in unseren Gedanken immer am Leben zu erhalten.

Anton Matthias
48 cm
2900 g
#kerze

3

Ich glaube, dass man nichts tun oder sagen kann, um dir deine Trauer zu erleichtern.

Aber du bist eine unglaublich starke Frau und ich hoffe für dich, dass du und dein Mann euren Kummer überwindet.

Ich bewundere dich für deine Entscheidung, dein Kind würdevoll auf die Welt zu bringen.
Ich wünsche euch alle Kraft der Welt.
Lg Lyra

1

Ich habe den Text in Word getippt und da auch einige Abstände eingefügt, die jetzt leider abhanden gekommen sind, sodass der Text schwer lesbar ist. Sorry dafür!

Hier nochmal, etwas strukturierter, wie ich hoffe:

Hallo ihr Lieben,

Ich lese eure Berichte immer wieder gerne und deshalb möchte auch ich heute einen Geburtsbericht verfassen. Leider ist es ein recht trauriger Bericht, denn unser Sohn kam tot zur Welt.

Kurz zur Vorgeschichte: Im September 2014 testete ich positiv, es hatte direkt im ersten Übungszyklus geklappt, womit wir nicht gerechnet hatten. Dementsprechend glücklich waren wir über das Testergebnis. ET war der 15.05.2015. Ein tolles Datum. Die Schwangerschaft verlief großartig, Mama und Kind gesund und glücklich. Wir planten eine Hausgeburt, diesem Vorhaben schien auch nichts im Wege zu stehen. Auch war mir klar, dass ich das Geschlecht nicht wissen wollte – mein Mann hingegen ließ es sich sagen. Bis zum 15.04.2015, ich war in der 37. Ssw, war also alles in bester Ordnung. Ich spürte unser Kind schon seit zwei Tagen nicht mehr und wurde langsam unruhig. Normalerweise gab das Kleine doch immer ein Lebenszeichen von sich. Na gut, vielleicht wird es langsam eng in meinem Bauch, dachte ich mir. Kein Grund zur Beunruhigung.

Trotzdem hatte ich den ganzen Tag über irgendwie ein ungutes Gefühl, mir war die ganze Zeit über flau im Magen. Meine Sorge beunruhigte mich, ich hatte mein Kind während der Schwangerschaft immer wieder mal ein paar Tage lang nicht strampeln gespürt, wobei ich nie ein ungutes Gefühl gehabt hatte. Das war jetzt anders und genau das war es, was mich beunruhigte. Ich spürte irgendwie, dass etwas nicht in Ordnung war. Trotzdem wartete ich noch einen weiteren Tag, bis zum 16.04.15. Erst dann rief ich meine Hebamme an, die auch sofort bereit war, vorbei zu kommen und nach uns zu sehen. Meine schlimmste Befürchtung wurde wahr: sie fand keine Herztöne. Also ab ins Krankenhaus. Ich war zu dem Zeitpunkt seltsam ruhig, obwohl (oder weil) ich tief in mir drinnen wusste, dass unser Baby nicht mehr lebte. Ich wusste es einfach. Und hatte resigniert und akzeptiert. Mein Mann hingegen war total nervös. Meine Hebamme fuhr uns ins Krankenhaus, da keiner von uns beiden in der Lage war, Auto zu fahren.

Ich mache es kurz: in der Klinik wurde ausgiebigst nach den Herztönen gesucht; vergeblich. Unser Kind lebte nicht mehr. Man ließ uns kurz alleine, mein Mann musste weinen, ich war unfähig irgendeine Reaktion zu zeigen. Wie schon gesagt: ich hatte damit gerechnet, es einfach gewusst. Man wollte einen Kaiserschnitt machen, ich jedoch bestand darauf, es spontan zu versuchen. Schließlich handelte ich mir einen Tag Bedenkzeit aus. Die Stunden bis zum nächsten Tag waren schrecklich. Daheim sitzen mit dem Wissen, dass man da ein totes Kind in sich trägt. Ich ekelte mich fast davor.

Wir fuhren tags darauf am Vormittag in die Klinik und dann ging eigentlich alles ganz schnell: Einleitung und warten. Es dauerte etwas, bis ich die ersten Wehen verspürte. Um 15 Uhr spürte ich ein Ziepen in Unterleib und Rücken, welches bald immer intensiver wurde. Ich verlangte nach der Geburtswanne. Die diensthabende Hebamme ist äußerst missmutig, auf meinen Wunsch hin grummelt sie nur lustlos vor sich hin. Endlich willigt sie ein und die Wanne wird für mich bereit gemacht. Allerdings nicht ohne dass die Hebamme mir vorhält, die Wanne den anderen Gebärenden wegzunehmen, die ein gesundes, lebendes Kind zur Welt bringen und die Geburtswanne somit nötiger hätten als ich. Ich war perplex und wusste darauf auch nichts zu erwidern, obwohl ich ansonsten nicht auf den Mund gefallen bin. Stattdessen ging es weiter mit Wehen veratmen, die ich im Wasser als sehr erträglich empfand.

Um 16:30 Uhr scheuchte mich ein Arzt aus dem Wasser, um mich zu untersuchen. Ich wollte nicht, an Land waren die Schmerzen kaum auszuhalten. Aber ich hatte keine Kraft um mich zu wehren. Meine Gedanken waren nur bei meinem toten Kind. Ich musste mich aufs Bett legen, der Arzt fummelte an mir rum, was genau er da gemacht hat, kann ich bis heute nicht sagen. Jedenfalls war ich froh, als ich wieder ins Wasser durfte. Da ging es mir auch gleich viel besser, mein Mann hielt meine Hand und die Schmerzen waren wirklich aushaltbar.

Um 17:15 Uhr hieß es dann wieder: Raus aus der Wanne, wir sehen nach dem Muttermund. Ich fragte, ob man den nicht auch unter Wasser ertasten könne? Ich wollte unbedingt in der Wanne bleiben. Ging aber nicht und so fand ich mich im nächsten Moment auf dem Kreißbett wieder. Der Muttermund war mittlerweile 6 cm geöffnet, stellten Arzt und Hebamme fest. Ich fand das recht erfreulich, die beiden waren weniger zufrieden. Ich muss sagen, dass es mir irgendwie echt unangenehm war, von einem männlichen Arzt so intim untersucht zu werden. Vielleicht bin ich verklemmt, aber ich fühlte mich wirklich unwohl dabei. Mein Mann und ich fragten, ob es möglich sei, eine weibliche Ärztin hinzuzuholen. Der Arzt lachte, als sei das das Abwegigste, was er je gehört hatte. Nein, die anderen Ärzte würden anderweitig gebraucht werden, ich sei hier schließlich nicht die einzige Gebärende. Verstehe ich ja, aber muss er mir das Gefühl gegben, ein dummes, kleines, naives Mädchen zu sein? Überhaupt war man furchtbar unfreundlich zu uns. Ich kam mir vor wie eine Gebärende zweiter Klasse, schließlich war mein Kind eh schon tot, da konnte ja nicht mehr viel schief gehen.

Plötzlich schwebte das Wort Kaiserschnitt im Raum. Ich weiß nicht mehr, wer in welchem Zusammenhang davon angefangen hat. Ich war wie in Trance. Mein Mann und ich baten darum, es spontan probieren zu dürfen. Missmutige Zustimmung. Mittlerweile befand ich mich wieder in meiner geliebten Wanne, die Schmerzen empfand ich als stark, aber in Ordnung. Um 18:00 Uhr dann ein erneuter Befehl: „So, raus aus dem Wasser.“ Keine Erklärung, was man mit mir und meinem Kind vorhatte. Auch auf Nachfrage meines Mannes keine Antwort. Schneller als ich gucken konnte lag ich wieder einmal auf dem Bett und schon spürte ich Hände zwischen meinen Beinen. Plötzlich dann ein furchtbarer Schmerz, schlimmer als die Wehen (die während der gesamten Geburt ohnehin mein kleinstes Problem waren). Ich habe Laute ausgestoßen, die ich kaum definieren kann. Irgendwas zwischen Wimmern, Schreien und Weinen. Gruselig. Mein Mann war entsprechend schockiert und fragte Arzt und Hebamme, was hier vor sich ginge. „Wir dehnen den Muttermund auf.“ Was auch immer das bedeuten möge. Die Schmerzen, die ich während dieser Minuten empfand, ließen die anschließenden Wehen als Wehwehchen erscheinen. Ich hörte nur wieder irgendwas von „Ansonsten kommen wir nicht um einen Kaiserschnitt herum“ oder etwas dergleichen. Um gleich darauf vom Arzt ins Gesicht gesagt zu bekommen, dass wir den Betrieb hier unnötig aufhalten würden. Unnötig. Da wurde mir einmal mehr klar, dass für die (würdevolle) Geburt eines toten Kindes hier keine Zeit ist. Anschließend durfte ich endlich wieder ins Wasser.

Dank der brutalen Mumu-Massage empfand ich die Wehen wie gesagt nun als äußerst aushaltbar. Nach wenigen Minuten wollte die Hebamme erneut zum Sprechen ansetzen, doch noch bevor sie etwas sagen konnte, verlangte ich in rauem Ton, von nun an gefälligst in Ruhe gelassen zu werden. Ich glaube ich habe sogar etwas von „verklagen“ gesagt, so fertig war ich. Um 20:10 Uhr war der Kopf schließlich zu sehen, bis dahin ließ man mich Gott sei Dank in Frieden. Wenige Minuten später spürte ich dann die Hände des Arztes auf meinem Bauch herumdrücken, äußerst unangenehm. Um 20:32 Uhr war unser Kind dann schließlich geboren. Mein Mann weinte, ich nahm ihn aus dem Wasser. Die Hebamme wollte ihn an sich nehmen, was ich aber „verhindern“ konnte. Ich wollte einfach nur mein Kind das erste und letzte Mal spüren dürfen. Weinen konnte ich nicht. Erst nach einige Minuten sah ich nach, ob wir einen Jungen oder ein Mädchen bekommen hatten. Es war ein Junge. Er war so schön, ein richtiges Baby, kaum verknautscht, eine Menge blonder Haare auf dem Kopf. Auch mein Mann nahm ihn in den Arm. Die Welt stand still in diesen Momenten. Wir befanden uns zu dritt irgendwo zwischen Himmel und Erde.

Am Tag darauf verließ ich das Krankenhaus. Drei Tage später wurde unser Sohn beerdigt. Und noch heute denke ich jeden Tag an ihn und werde dabei fast verrückt vor Schmerz. Danach erlebte ich noch eine Fehlgeburt und eine Eileiterschwangerschaft. Schmerzhafte Erfahrungen, aber für mich nicht vergleichbar mit der stillen Geburt unseres Sohnes Anton.

Mein Fazit zu der Geburt? Die Wehen empfand ich überraschenderweise als äußerst aushaltbar. Das Personal war viel mieser als befürchtet. Ich spürte in jeder Sekunde, wie unerwünscht wir waren. Diese Ungeduld von Arzt und Hebamme. Und die Sätze „Wir haben hier keine Zeit für ein totes Kind“ oder „Ist doch egal was wir anstellen, dem Kind kann sowieso nichts mehr passieren“ schwebten permanent unausgesprochen im Kreißsaal. Aber ich konnte sie in den Augen von Arzt und Hebamme lesen. Und das war das schlimmste.

Alles in allem würde man diese Geburt wohl vielleicht als traumatisch bezeichnen, ich habe mir bis vor einigen Wochen keine Gedanken darüber gemacht. Sie war nicht schön und ich weiß, dass es anders geht, aber ändern lässt sich nichts mehr. Akzeptieren und weitermachen.

Ich hoffe einfach, irgendwann ein gesundes Kind begrüßen zu dürfen – und Anton in unseren Gedanken immer am Leben zu erhalten.

Anton Matthias
48 cm
2900 g
#kerze

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Mein allerherzlichstes Beileid! Ich habe eine Freundin der ist das gleiche passiert sie war in der 42SSW schon wegen Mütterlicher Erschöpfung im Krankenhaus, abends war das CTG noch ok, doch am nächsten morgen vor der Einleitung konnte man auch keine Herzaktivitäten mehr finden. Sie muste dann normal Entbinden ein Keiserschnitt blieb ihr verwert. Sie hat auch sehr lange gebraucht um trauern zu können, sie wollte dan auch kein Kind mehr sie sagte das hält sie nicht aus eine SS, doch wie das leben so spielt, sie trennte sich von ihrem damaligem Partner (er konnte Trauern, darüber reden, sie blendete das Thema aus)., hatte sie zu Carneval ein one night Geschichte die mit der Geburt ihrer kleinen Tochter, gesund und munter endete. Erst in der SS verarbettete sie die erste Geburt. Ich wünsche dir von ganzem Herzen das du bald auch ein gesundes wunder haben darfst! Du bist eine Starke Frau , und ich wünsche euch als Paar unendlich viel Kraft und zusammenhalt!

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Du Liebe hast so viel durchgemacht, dass es unvorstellbar grausam ist, wie dich Menschen so widerlich behandeln können! Ein Kind zu verlieren ist mit Sicherheit das Schlimmste, was einem passieren kann, allein die Vorstellung ist Schrecklich. Dass dir in dieser Situation so wenig Mitgefühl und Feingefühl entgegengebracht wurde und du wie eine "Gebärende 2. Klasse" behandelt wurdest finde ich wirklich schlimm. Ich kann verstehen, dass ihr mit dem Thema "abschließen wollt" (blöd ausgedrückt, das geht natürlich nicht, aber ich weiß grad nicht wie ich mich anders ausdrücken sollte), aber eigentlich sollte man diese Leute verklagen. Du musstest das Schlimmste erleben und wirst dann auch noch dafür bestraft. Es tut mir so Leid, dass du das erleben musstest! Ich musste wirklich weinen, als ich deinen Text gelesen habe, ich hoffe du hast viele liebe Menschen um dich herum, die dir Kraft geben und diesen Verlust mit dir tragen. Gib dir Zeit für ein weiteres Kind. Ich bin sicher, du wirst eines Tages ein gesundes Kind im Arm haben #liebdrueck
Alles Liebe, #klee
Ella

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2

Und noch etwas: diese Schockstarre hielt monatelang an. Ich weinte weder bei der Geburt noch bei der Beerdigung. Und auch die Zeit danach nicht. Bis heute, da ist zum ersten Mal alles hochgekommen. Während ich diesen Bericht geschrieben habe. Das Weinen tat so gut und war wichtig, um abschließen zu können.

4

Das war wirklich ein sehr sehr ergreifender Bericht und ich weine tatsächlich immernoch.

Ich wünsche dir von wirklich ganzem Herzen alles erdenklich Gute!!!

Liebe grüße Julia mit Louis an der Hand und Stern im Herzen

7

Danke dir :-) Du hast ja auch schon ein Sternenkind - das tut mir leid.

Alles Gute euch #liebdrueck

5

Mein aufrichtiges Beileid!!

Es ist schon schrecklich genug so einen Verlust erleben zu müssen, aber dann auch noch derart abwertend behandelt zu werden ist einfach nur grausam :-( Es tur mir unfassbar leid was ihr erleben musstet. Ich hoffe sie haben euch noch ausreichend zeit für den Abschied von eurem Sohn Anton gelassen.

Fühle dich unbekannterweise gedrückt!
Liebe grüße und weiterhin alles Gute!

Sanneo

6

Danke #liebdrueck

Die Geburt war wirklich nicht schön, aber sie hat meinen Mann und mich enger zusammengeschweißt.

Somit hatte die miese Situation doch etwas positives.

9

#heul

Es tut mir total leid für euch ! Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft #herzlich

11

Mein herzliches Beileid #blume

Es ist unfassbar, was ihr durchmachen musstet.

Es ist unentschuldbar, wie ihr behandelt wurde. Man sollte meinen, dass Eltern in eurer Situation ein Maximum an Fürsorge, Mitgefühl und Zuneigung zusteht - und nicht so ein gefühlskaltes Verhalten. Was ist nur los mit den Menschen?!

Ich wünsche euch, dass ihr den Verlust verarbeiten könnt.
Und ja, von Herzen wünsche ich euch, bald ein gesundes Kind zur Welt zu bringen!

Anton wird immer ein Teil von euch sein!

#klee#klee#klee

13

Hallo,

ich habe deinen bericht aufmerksam gelesen. unfassbar, was ihr durchgemacht habt. ich musste weinen.

ich freue mich für dich, dass du am ende, als anton dann da war, ihn dir nicht von der hebamme hast wegnehmen lassen. so konntet ihr, du und dein mann, euer baby wilkommen heißen, und ihm ganz viel liebe zuschicken in den himmel. und sicherlich konntet ihr euch ebenso etwas besser verabschieden.

ich hoffe für euch, dass ihr euren kleinen anton immer ganz fest im herzen behaltet, und dass bald, wenn ihr an ihn denkt, der tiefe schmerz einer freude weicht, weil ihr ihn dort oben fröhlich vor euch seht. ihr wart ihm in all seiner zeit, die er hier verbringen durfte, tolle eltern denke ich, denn man kann aus deinem bericht herauslesen, ihr habt ihn sehr geliebt. und das ist, wie ich finde, das wichtigste im leben, egal wie und wann es endet: dass man liebende menschen um sich herum hatte.

Ich wünsche euch beiden alles Gute, von ganzem herzen.

Und falls Anton irgendwann ein kleines geschwisterchen bekommen sollte, wünsche ich dir nettere betreuung und eine von den wehenschmerzen her ebenso angenehme geburt.

#liebdrueck

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Mein Beileid!

Ich finde es unfassbar, wie man im Krankenhaus mit euch umgegangen ist und wenn ihr die Kraft dazu findet, denke ich, genau wie die anderen, dass ihr dagegen angehen solltet.

Wisst ihr, weshalb Anton gestorben ist? Für den Fall, dass man während einer zukünftigen Schwangerschaft etwas machen oder beachten sollte.

Hier im Forum habe ich eine Frau kennengelernt, die ihr erstes Kind eine Woche nach der Geburt verloren hat. Sie hat knapp anderthalb Jahre später ein gesundes Mädchen bekommen.
Euch wünsche ich, dass ihr euch weiterhin eine so große Stütze sein könnt und dass du dieses Erlebnis verarbeiten kannst. Und wenn ihr bereit für ein zweites Kind seid, dass ihr nicht lange darauf warten müsst und dass es gesund zur Welt kommt!

17

Mein aufrichtiges Beileid!

Ich finde es stark, dass Du diesen Bericht geschrieben hast, ich hoffe, dass es Dir für die Trauer hilft. Das Verhalten der Klinik finde ich unsäglich, aber leider nicht überraschend. An Deiner Stelle würde ich überlegen, den Bericht oder einen link dazu an den Betreiber des Krankenhauses zu schicken. Nicht den den juristischen Weg, das gibt nur viel Aufwühlen und hilft nicht, einfach den Bericht an die gGmbH (das kleine g steht für gemeinnützig...) und die Bitte, dass die doch mal überprüfen inwieweit so eine Praxis mit ihren ethischen Grundsätzen vereinbar ist. Vielleicht erspart das anderen Müttern in gleicher Situation so eine unwürdige Behandlung. Ggf. auch gleich dazu sagen, dass Du für weitere Korrespondenz nicht zur Verfügung stehst, wenn Du Deine Ruhe haben möchtest.

Viel #klee das es bei Euch bald klappt