Traumatische Erstgeburt mit "fast" allen erdenklichen Komplikationen...vorsichtig sehr, sehr lang!

Huhu ihr Lieben,

Da ich auch immer fleißig die Geburtsberichte verfolgt habe, schreibe ich auch einen...
Vorab ich war mir zu 10000000% sicher, dass ich übertrage und unsere Maus erst im September zur Welt kommt (Et 28.8).

Meine Schwangerschaft verlief bis zur 25ssw relativ komplikationslos, bis ich zur Feindiagnostik geschickt wurde wegen einer Risikoschwangerschaft. Hier wurde ein massives linksseitiges NOTCH festgestellt (Einkerbung in der Arterie die zur Nabelschnur führt) und es wurde mir schon mitgeteilt, dass ich dadurch ua im besten Fall einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln kann oder im schlimmsten Fall eine Schwangerschaftvergiftung bekommen kann (nichts von beidem ist eingetreten). Ich wurde alle 2 Wochen zum Doppler und zur Feindiagnostik bestellt und immer hieß es sie werden "ein dickes Kind bekommen, die ist ja schon 3 Wochen weiter"...nun gut dachte ich, es muss auch große, schwere Kinder geben. In der 34ssw wurde eine Kopf-Thorax Diskrepanz & eine Unterversorgung (auf einmal soll sie viel zu leicht sein) festgestellt (der Kopf entsprach der 38ssw und der Bauch der Maus der ca. 30ssw) und der Arzt in der Klinik sagte, dass unsere Maus eine spontane Geburt wahrscheinlich nicht überleben wird (das war ein totaler Schock). Daraufhin haben wir uns eine Woche später eine 2 Meinung eingeholt und da hieß es "alles super und einer spontanen Geburt steht nichts im Wege". Also bin ich 1 Woche später mit einem super Gefühl wieder in die Klinik immer mit in Hinterkopf unserer Maus geht es gut. Diesesmal hat der Oberarzt anstatt der Chefarzt geschallt (super dachte ich, der kennt mich nicht, ich bin mal gespannt auf was für Werte er kommt, denn dann habe ich noch eine 3 Meinung). Er meinte nur das er nur schnell schallt, weil er keine Zeit hat und in den Op muss...na ganz toll...ich also auf der Liege und er fängt an zu schallen. Minutenlang kein Wort und dann "hier stimmt was nicht, hier stimmt was ganz und gar nicht". Er griff zum Telefon und rief einen Kollegen an "Sie müssen die Op von Frau X übernehmen, ich habe hier eine Hochschwangere Risikopatientin liegen und es sieht nicht gut aus" und legte auf (wie, was es sieht nicht gut aus, es war vor einer Woche noch alles in Ordnung dachte ich mir, mein Freund und ich waren einfach nur sprachlos und ich den Tränen nah). Irgendwann nach einer Ewigkeit sagte er "So Frau B. sie dürfen sich aussuchen, ob sie am 14.8 oder am 15.8 zum geplanten Kaiserschnitt kommen, klären sie alles mit ihrer Familie ab, damit sie zu Hause Unterstützung haben und dann sagen sie uns Bescheid. Sie können ihr Kind nicht auf normalem Weg bekommen, da der Kopf jetzt in der 36ssw schon 38cm im Durchmesser ist, der passt nicht durch ihr Becken". Ich habe ihn nur angesehen und dankend abgelehnt, da ich mir sicher war, dass mir die Natur da keinen Strich durch die Rechnung macht und wir es spontan probieren können. Am 17.8 sollte ich trotzdem zum Wehenbelastungstest, doch es sollte anders kommen....

Am 13.8 ging ich wie immer zeitig ins Bett ca gegen 23 Uhr und iwann gegen 2 Uhr kam auch mein Verlobter ins Bett. Um 3 Uhr werde ich von einer Wehe wach und habe mich gefreut wie Bolle, weil ich mir dachte "Juhu ich habe eeendlich Senkwehen". Ich also kurz auf die Toilette und auf einmal lief es während ich uriniert habe "mmmmh das war doch nicht die Fruchtblase...ne Quatsch geh du nochmal schön ins Bett"...also ne dicke Binde rein und ab ins Bett (in das ich schlauerweise schon seit 3 Wochen eine Inkontinenzauflage drin hatte) ich habe mich gerade hingelegt und auf einmal lief es. Ich nur meinen Verlobten geweckt (es war 3:02) "Schatz ich glaube meine Blase ist geplatzt". Er hellwach "Nein das geht nicht, sie hat doch noch 2 Wochen". Ich schnell hoch und lauter Pfützen bis ins Bad hinterlassen. Ich habe mir dann das Telefon geschnappt und im Kreißsaal angerufen und gemeint, dass wir mal kommen müssen, da ich glaube, dass mit die Blase geplatzt ist. Isabell (ich kannte alle von der Gyn, da ich auf der Nachbarstation gearbeitet habe und wir uns im Nachtdienst immer gegenseitig geholfen haben...das Kh war mein alter Arbeitgeber) meinte ich soll langsam machen und kommen, wir gucken mal. Ich mich also geduscht und nochmal rasiert und zack wieder eine Wehe die ich schon veratmen musste (also habe ich mich beeilt). Während der Autofahrt hatte ich schon Wehen im 5 Minutentakt aber nur für 30 Sekunden (die waren aber schon so schmerzhaft, dass ich sie veratmen musste). Um kurz vor halb fünf nahm mich Isabell in die Arme und meinte wir gucken mal. Bei der Untersuchung lief es nochmal schwallartig, daraufhin lachte sie und meinte "so ihr Lieben ihr werdet heute Eltern werde". Der Gesichtsausdruck von meinem Freund war unbezahlbar, er war geschockt, denn er hatte auch nicht damit gerechnet, dass es früher losgeht. Muttermund war fingerdurchlässig und der Gebärmutterhals noch 1 cm (2 Tage vorher war er noch knapp 4,5cm). Am CTG hat das doofe Ding keine einzige Wehe aufgezeichnet, obwohl ich alle 5 Minuten eine hatte und da dachte ich mir schon, dass es ein steiniger Weg werden würde. Wir also um 5 Uhr ab auf Station und auch da wurde ich von allen die im Dienst waren freudig begrüßt und vorerst in ein EZ gelegt, weil das Familienzimmer der Frühdienst fertig machen würde. Auf dem Zimmer hatte ich dann alle 3 Minuten heftige Wehen die bis in den Steiß gezogen sind und ich dermaßen Probleme hatte diese zu veratmen, das war echt nicht witzig. Karola kam ins Zimmer und wollte mit mir zum Ultraschall, soweit alles top nur der Kopf wäre sehr groß, aber wenn ich absolut keinen Kaiserschnitt will, bekommen wir das alles so hin, sie ist da sehr zuversichtlich. Ich also wieder aufs Zimmer und um 10 Uhr sind wir nochmal zum Kreißsaal gegangen, weil ich die Wehen nicht mehr veratmen konnte. Miriam meine Hebamme hatte Dienst, was eine totale Erleichterung für mich war. Sie kontrollierte meinen Muttermund und ich wusste es schon vorher 2-3cm...ich dachte sie will mich veräppeln mit dem Befund. Ich also ab in die Wanne, da wurde es so heftig, dass ich nur noch gestöhnt und getönt habe vom feinsten und ich nur von nebenan gehört habe "Oh das ist bestimmt ihr 1 Kind" (na toll Dankeschön, wie ich später erfuhr, hatte da eine Mama ihr 6 Kind entbunden innerhalb von 30 Minuten). Karola lobte mich immer wieder, wie toll ich doch noch die Wehen veratmen konnte. Als Miriam wieder ins Zimmer kam lag ich fast heulend in der Wanne und bettelte um eine PDA (das war so gar nicht mein Plan, da ich das atmen Wochen vorher geübt hatte)
Um kurz vor 12 bevor ich die PDA bekam, wurde nochmal der MM kontrolliert und was war 3 cm. Ich lag auf dem Bett und meinte nur "wollt ihr mich hier eigentlich alle verarschen. Was ist das für ein scheiß Befund?" Die Anästhesistin kam mit einem Pfleger und als beide gesehen haben wer da liegt wurde ich auch von den beiden super herzlich begrüßt und Patrick der Pfleger war wie immer zu Scherzen aufgelegt (ich überhaupt nicht mehr). Die erste PDA war falsch gesetzt also wieder neu und die mussten immer wieder unterbrechen, weil ich fast minütlich Wehen hatte. Irgendwann "saß" die PDA auch und ich bekam eine halbe Testdosis. So alles schön und gut dachte ich mir ich war so erleichtert, denn ich spürte nichts mehr und ich meinte wirklich nichts mehr. Ich war vom Hals abwärts quasi gelähmt und habe nichts mehr gespürt, selbst das Zwicken der Ärztin nicht mehr. Auf einmal bekamen alle Panik im Kreißsaal da die Herztöne der Kleinen auf einmal von 60-180 sprangen und das die ganze Zeit (ich bekam auch total die Panik). Die 2 Oberärzte wurden sofort dazugerufen und ständig sind alle im 5 Minutentakt raus und kamen dann erst nach ein paar Minuten wieder rein....mir war in dem Moment klar, die planen gerade meinen Kaiserschnitt und ich hätte heulen können. Ich bekam nichts mehr zu trinken obwohl ich schon seit 3 Stunden nichts mehr getrunken hatte und ab dem Moment habe ich mich schon unten auf dem Optisch liegen sehen. Sie haben mir ein Wehenmittel angehangen, weil ich ja durch die PDA gar nichts mehr gespürt habe und oh mein Gott ich war doch so froh keine Schmerzen mehr gehabt zu haben und nun ging alles wieder von vorne los. Ich schrie mittlerweile bei jeder Wehe und der Oberarzt drehte den Tropf immer höher. Ich schrie ihn an ob er nicht sieht, dass ich Wehen habe und er soll das jetzt gefälligst lassen. Ich habe alle Positionen ausprobiert aber ich war fix und fertig. Karola untersuchte mich nochmal und der MM war bei 6-7 cm. Miriam hatte Dienstschluss und als Bogda die Hebamme zum Dienst kam hätte ich sie am liebsten abgeknutscht, da sie einfach nur toll ist. Sie umarmte mich und meinte nur, dass wir das während ihrem Dienst hinbekommen und das alles gut werden wird. Ich hatte gar kein Zeitgefühl mehr, aber ich schrie mittlerweile alles und jeden im Kreißsaal an, dass ich nicht mehr kann. Von Karola kam nur trocken, während sie iwas schrieb "doch du kannst noch" Danke Karola, typisch für Dich...ich dachte auf gut deutsch, die will mich verarschen, wer liegt hier sie oder ich. Dann kontrollierte sie wieder den MM und meinte "Oh Bogda komm mal, ich glaube hier ist noch eine Wulst und dann geht's los". Bogda "fummelte" in mir rum um die dämliche Wulst wegzumassieren. Ich schrie sie an, dass das weh tut und sie soll damit aufhören. Von ihr kam nur "Ich mache doch gar nichts" (alles mit ihrem russischen Akzent). Ja klar Bogda ich bin doch nicht blöd dachte ich mir. Ich wollte nur noch pressen und beide Oberärzte meinten dann ich soll es machen gesagt getan bei jeder Wehe gepresst. Irgendwann schrie ich nach Hilfe, weil sich unterum alles anders angefühlt hat und Bogda meinte nur "Süße du bekommst jetzt euer Kind". Ich schrie sie sollen mich doch alle in Ruhe lassen und nicht verarschen. Ich sollte pressen (tzzzz das tat ich schon die ganze Zeit wie eine Bekloppte). Das CTG wurde immer schlechter und sie schien festzustecken. Der eine Oberarzt warf sich auf meinen Bauch und ich schrie ihn nur an und meinte "ich kotze gleich alles voll". Ich hatte überall Druck und spürte wie es unten nur lief und ich Urin und Stuhlgang verloren hatte (super peinlich und ich habe mich 10000x entschuldigt wie nach jedem Gebrülle von mir...immer wieder habe ich mich entschuldigt). Auf einmal merkte ich nur, das unten was sau weh tat und es warm an meinen Beinen wurde, da war mir klar, die haben geschnitten. Ich habe sie alle angebrüllt "Ihr habt geschnitten, seit ihr bescheuert, warum habt ihr das gemacht?" Auf einmal ging alles sehr schnell, die Herztöne sind bis auf 40 runtergefallen und die Saugglocke wurde geholt. Karola sagte noch "Nein sie passt nicht die ist zu groß" der Oberarzt kam "doch die hat zu passen" und haute mir das Ding unten rein, dass ich dachte das Kind kommt jetzt oben raus. Er warf sich wieder mit aller Wucht auf meinen Bauch und in dem Moment machte es flatsch und unsere Tochter fiel auf die Liege. Ich sah unser Kind, die Nabelschnur war 2x straff um den Hals und sie hat keinen Mucks von sich gegeben, ihr Blick war starr. Ich schrie sie sollen ihr helfen und habe geheult. Alle wurden hektisch und immer wieder sagte Karola "Scheiße ich bekomme die Nabelschnur nicht weg die Saugglocke ist im Weg". Ich dachte unsere Tochter stirbt jetzt. Um 16:33 -> 3 Minuten nach der Geburt kam ein zarter Schrei (es war das schönste Geräusch, was ich je gehört habe und ich war so erleichtert). Auf einmal kamen die Kinderärzte samt Inkubator und zack war unsere Tochter weg samt meinem Freund. Ich schrie und heulte, weil ich sie doch auf meine Brust gelegt bekommen haben wollte. Auf einmal waren alle weg und ich lag alleine und heulend auf der Liege. Karola kam wieder und hat mich genäht und das tat sau weh trotz Betäubung. Mein Verlobter kam wieder und meinte nur sie liegt auf der Kinderintensivstation. Ich schrie und heulte wieder, das wollte ich doch alles gar nicht hören, ich wollte doch unser, mein Kind sehen, riechen und fühlen. Bogda kam wieder und meinte nur sie hat 2630 Gramm und wenn ich gegessen und getrunken habe dürfen wir zu unserer Tochter. Als ich fertig genäht wurde und wieder auf das Zimmer kam, habe ich das Essen nur so in mich reingestopft, weil ich nur zu unserer Tochter wollte. Mein Freund holte einen Rollstuhl und wir sind auf die Kinderintensivstation. Da lag sie im Inkubator, am Monitor angeschlossen und mit Infusionen vollgepumpt. Wir haben beide nur geheult. Die Ärztin kam und erklärte uns, dass die Herztöne sehr schlecht seien, die Blutwerte genauso schlecht und sie die Temperatur nicht halten kann und sie 1 Woche unten bleiben muss. Eine totale Katastrophe, für mich brach in dem Moment eine Welt zusammen. Zu allem Überfluss entwickelte unsere Maus noch eine Gelbsucht, verursacht durch das Hämatom am Kopf wegen der Saugglocke.

Das schlimmste für mich waren die ganzen Komplikationen und dass mir das Bonding total gefehlt hat, denn als es unserer Maus besser ging und sie stabil war durften wir trotzdem nur ganz kurz kuscheln. Ich bin trotzdem so stolz auf unsere Maus, sie hat alles so toll gemeistert und das obwohl sie soviel mitgemacht hat.

Emilia Sophie

50cm
2630 Gramm
33cm Kopfumfang (soviel zum Thema, sie können ihr Kind nicht auf normalem Weg bekommen, da der Kopf zu groß ist)

16:30

Nach 1 Woche hat sie die Kinderintensivstation verlassen und hat sich super berappelt und nun schläft sie friedlich neben mir...(deshalb habe ich auch gerade Zeit hier alles niederzuschreiben)
Wir sind einfach nur stolz auf unsere Maus und holen jetzt alles nach...

Obwohl die Geburt mehr als traumatisch war und ich auf sowas überhaupt nicht vorbereitet war, bin ich dankbar und froh, eine spontane Geburt erlebt zu haben (meine Hebamme Miriam sagt, ich war schon halb auf dem Tisch und der Opsaal war schon reserviert und vorbereitet). Ich bin auch sehr dankbar, dass Karola und Bogda uns so super unterstützt haben, immer an meiner Seite waren und alles dafür getan und drangesetzt haben, dass ich keinen Kaiserschnitt bekomme.

Danke für's lesen und sorry es ist sehr lang geworden...

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Mensch! Da habt ihr beiden ja was durch gemacht. Ich hoffe, dass du deinen Frieden mit der Geburt machen kannst.

Alles Gute!