Spontangeburt knapp 3 wochen nach Entbindungstermin

Hallo,

Das wird mein kleiner Bericht.

Obwohl es eine normale und eigentlich problemlose Geburt war, möchte ich diejenigen warnen, die Angst vor einer natürlichen Geburt haben.

Nachdem ich sehr lange schon auf den Geburtsstart gewartet habe, weil ich Angst vor Unterversorgung hatte, ging ich am 21.07. Ganz normal schlafen.

Senkwehen hatte ich schon wochenlang vorher, der Schleimpropfen ging zwei Wochen vorher auch ab und dennoch war der Befund immer geburtsunreif. Spazieren gehen, GV, Bad nehmen, etc. - nichts hat geholfen.

Ich bekam dann von einer Freundin den Rest Schwangerschaftstee und trank ihn etwa 3 Tage lang so 3-4 Tassen. Ob es daran lag, weiss ich nicht.

Jedenfalls wachte ich in der Nacht am 22.07. auf und habe von irgendeiner Geburt geträumt. Dabei bemerkte ich einen starken Schmerz und musste erstmal auf Toilette - es ging jedoch nicht. Kurz darauf kam der Schmerz wieder und auch wieder musste ich auf Toilette - diesmal mit Erfolg :-D. Ich schrieb dann hier, das ich glaube, Wehen zu haben. Und tatsächlich kamen diese Schmerzen stätig öfter und stärker. Eine Regelmäßigkeit gab es allerdings noch nicht zu merken. Meine Hebamme sagte, man solle am besten so lange wie möglich zu Hause bleiben und das versuchte ich. Dann habe ich mit dem Handy die Abstände kontrolliert. Erst 5-10 Minuten, dann mal 2, mal 5 Minuten.

Gegen halb 5 mussten wir dann aber wirklich los, ich fühlte mich nicht mehr wohl und musste veratmen.
Ich hab mich derweil gefragt, wie andere dabei noch schlafen und baden gehen können? Das war für mich undenkbar.

Als wir im Krankenhaus ankamen und die Ärztin mich noch untersucht hat inklusive Ultraschall, waren die Wehen nicht mehr so spürbar. Als ich von der Liege aufstand, kamen sie umso heftiger. Liegen hemmt also den Wehenanflug.

Als sie meinen Muttermund untersuchte und sie sagte, er sei erst 2-3cm offen, dachte ich nur, was soll das denn?! Wenn das noch schlimmer wird, sterbe ich!

Aber da wusste ich noch nicht, wie schlimm es WIRKLICH noch wird #schwitz.

Gut, es ging dann also rüber in den Kreissaal und nochmal auf Toilette - nur zum Pullern. Einen Einlauf habe ich mir nicht geben lassen und ich weiß auch, das die meisten Hebammen in dem Krankenhaus das nicht so gerne haben. Ich dachte auch gar nicht daran.

Ctg angelegt und nun heißt es abwarten und veratmen. Ich konnte mich nicht hinlegen und hab mich vor das Bett gestützt mit Knie auf Hocker und Hände aufs Bett.

Mein Partner durfte mich während einer Wehe nicht anfassen und auch nicht ansprechen.

Nach einer Weile war es so schlimm, das ich heulen musste. Ich wollte nicht mehr.

Ich brauchte dann eine Schale zum brechen, was aber nicht funktioniert hat. Meine Hebamme sagte, sobald die Frau brechen muss, ist der Muttermund meist gute 4cm offen.

Die nächste Kontrolle ergab 5-6cm. So wenig, immernoch?! Ich will nach Hause.

Ich musste noch ein letztes Mal pullern gehen. Gar nicht so leicht, wenn man eine Wehe erwartet.

Eine PDA stand übrigens niemals zur Debatte - da hatte ich auch Panik vor und statistisch gibt es nur selten eine PDA in dem Krankenhaus wo ich war (nicht weil sie sie verweigern, sondern weil viele Frauen keine brauchen/wollen).

Betreut wurde ich nur von jungen Hebammen und einer Azubine.  Ab und zu lies man mich alleine, nebenan war jedoch immer jemand. Trotzdem hab ich im Jammerton geflucht, wieso man mich denn alleine ließe und warum denn keiner kommt.

Ich sollte mich irgendwann aufs Bett legen und ich nahm das Seil und hielt mich bei jeder Wehe dort fest. Die Muttermundkontrolle ergab 7-8cm und es ging einfach nicht mehr richtig weiter, das war einfach die Hölle. Ich Jammerte, schrie ohne Ende und heulte. Ich habe nach Abbruch und Kaiserschnitt geschrien.

Der Muttermund öffnete sich nicht weiter, weil er ein Stück festhing bzw. festgeklemmt war. Zwischendurch machte die Hebamme die Fruchtblase auf. Ich hatte Angst, das die Presswehen sofort losgingen, aber das war nicht der Fall. Erst wenn der Muttermund komplett offen ist.

Nebenbei hat sie versucht, den Rand des Muttermundes wegzuschieben, damit es weitergeht. Ich weiß gar nicht mehr, wie es weiterging, ich glaube, bald fingen die Presswehen an. Endlich durfte ich mitdrücken.

Nach ein paar Presswehen der Schock: ich sollte verhecheln. Oh man, wie soll das gehen?!?! Aber für sein Baby schafft man das.

Als ich endlich wieder mitmachen durfte, war meine Kraft schon ausgeschöpft. Ich solle fester, fester, fester machen.. "ich mach doch schon!!!!" War meine Antwort darauf. Nach weiteren Presswehen war der Kopf da. Ich wollte ihn aber nicht fühlen, ich wollte nur das Ende.

Nach den nächsten zwei Presswehen hörte ich, wie es flutschte und wie mein ganzer Genitalbereich auseinanderriss.

Ich war sooo froh, das es ein Ende hat. Ich war so erschöpft.

Ich konnte es kaum fassen. Fast 3 Wochen nach Termin kam meine kleine Tochter. Bei 34. Grad Celsius. Die letzten vier Male wurde sie auf maximal 3,2kg geschätzt. Raus kamen:

4150g

54cm

34cm KU

Wir haben alle gestaunt.

Danach wurde ich noch 1,5 Stunden genäht. Ich kam leider um Dammriss 2. Grades, Labienriss und Scheidenriss nicht Drumherum. Und das nur, weil sie ihre Faust im Gesicht hatte, was auch heute noch nicht anders ist ;-)
Was mir noch Sorgen bereitete, war, das ihre Hände blau waren und mehrmals der PH(?) Wert getestet werden musste. Letzendlich war aber alles in Ordnung.

Leider habe ich die Augenblicke, als sie das erste Mal in meinen Armen gelegt wurde, vergessen. Die ganze Geburt war für mich die Hölle, ich kann nichts schönes daran finden. Es ist schade, ja. Das Ergebnis allerdings ist wunderschön #verliebt

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Hey. Erstmal noch Glückwunsch . :-)
Hat mich teilweise so an mich erinnert.
Mein mann durfte mich auch nicht anfassen Oder ansprechen während einer wehe.hab ihn dann angemault, was mir im Nachhinein leid tat :-D

Fand die schmerzen auch mega schlimm und hab die halbe Zeit geheult.

War auch schon bei Presswehen, die ich veratmen sollte um dann letzten Endes einen notkaiserschnitt zu bekommen.

Naja was macht man nicht alles :-)

Viele grüße linda

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Letzendlich ist man nur stolz auf das, was man geschafft hat :-)

Danke für deine Antwort :-)

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Herzlichen Glückwunsch zum Baby #paket#herzlich und danke dir für den ehrlichen Bericht.

Auch wenn dein Bericht alles andere als schön war, war er doch realistisch. Was bringt es mir auch die Tatsachen unter den Teppich zu kehren. Viele können damit nicht so umgehen, aber ehrlich gesagt ist es doch 1000x besser sich auf den "worst case" einzustellen und dann vielleicht doch eine ganz erträgliche Geburt zu erleben.

Auf die Schmerzen kann ich mich vermutlich nicht vorbereiten, egal wieviele Berichte ich bis dahin noch lese. Ich lass mich überraschen und stell mich auf Heulen und Kotzen ein #cool Mir ist es viel wichtiger, dass es keinen KS und keine PDA gibt (letzteres kann ich in gewisser Weise ja entscheiden) und gehe die Geschichte mit Augen zu und durch an. Das hilft mir in der Schwangerschaft momentan auch super.. sodass ich auch NULL Beschwerden habe. Vielleicht habe ich auch bzgl. der Geburt Glück und es gibt eine angenehme Niederkunft #huepf

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Dankeschön #herzlich

Ich habe während der Schwangerschaft natürlich auch Berichte gelesen, Freunde und Familie befragt.

Ich kennen niemanden, der die Geburt so schrecklich empfand, wie ich. Und auch niemand von ihnen hatte eine PDA.

Viele empfinden es als schön, schmerzhaft, aber schön. Wenn jemand nach den Schmerzen fragt und man kommt und sagt, das es furchtbar war, solle man gefälligst keine Angst verbreiten #gruebel

Ich habe so ehrlich wie möglich versucht, zu schreiben und nichts schönzureden, denn davon gab es nichts. Ich beneide jeden, der das alles als schön empfinden konnte.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück für die Geburt und wenn du etwas positiver an die Sache herangehst, ist es letzendlich für dich vielleicht nur halb so wild :-) und ich glaube auch, das du größere Chancen auf eine tolle Geburt hast und nicht so eine Weichwurst bist, wie ich es bin :-D Die Mehrheit berichtet nämlich von tollen Geburten und vermutlich ist es die Minderheit, die ihre (normale, komplikationslose) Geburt als Horror empfanden.

#klee #klee

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Hehe.. wer das durchsteht ist sicher alles andere als eine Weichwurst. Aus Sicht eines Mannes bist du so oder so der Held der Nation.

Und ich höre auch nicht zum ersten Mal, dass es der absolute Horror ist. Heulen und Kotzen ist schon Horror, auf jeden Fall.. jedenfalls genau in dem Moment. Kann ja auch alle halbe Stunden besser oder schlimmer empfunden werden (so lese ich das manchmal heraus). Meine Hebamme meinte auch "Tut euch bloß nicht diese Berichte an". Ist auch nicht gut, wenn man ein eher sensibles Gemüt ist, aber ich fand deinen Bericht einfach nur realistisch oder nicht übertrieben panisch.

Danke für die aufbauenden Worte. Alles wird gut! :-)