Hallo zusammen,
ich freue mich sehr, dass ich einen Geburtsbericht schreiben darf. Nach der Diagnose starkes PCOs hab ich so manchmal nicht daran geglaubt. Darum bin ich umso dankbarer, dass ich das Wunder „Baby“ erleben darf.
Die Schwangerschaft war aufgrund Übelkeit mit Erbrechen bis fast zum Ende hin, Blutungen und ständiger Schonung nicht leicht für mich. Trotzdem war ich die stolzeste Schwangere überhaupt! Mein Baby in mir tragen zu dürfen und zu spüren war trotz aller Strapazen das Tollste überhaupt! Auch als ich ab der 30. SSW wegen vorzeitigen Wehen und verkürztem Gmh liegen musste, war ich stolz eine „Mugel“ (halb Mensch, halb Kugel) zu sein. Leider kam auch die Angst, dass mein Kleiner zu früh kommen könnte. Mindestens die 36. SSW war mein Ziel. Am Samstag, den 03.09.2016, bei SSW 35+3 ging es mir richtig super. Ich hatte kaum noch Wehen und die Hebamme hatte mir das GO gegeben, zumindest mal ein bisschen in der Wohnung herumzulaufen. Die letzten 5 ½ Wochen war ich wirklich nur gelegen und gelegen… Wie gesagt es ging mir richtig gut und ich war mir sicher, die von der Ärztin erhoffte 38. SSW zu erreichen. Abends kamen Freunde zu Besuch, ich lag natürlich am Sofa. Es war ein gemütlicher Abend und ich bin gegen 23 Uhr ins Bett. Pünktlich kurz vor 4 Uhr morgens musste ich wie jede Nacht auf die Toilette. Alles war in bester Ordnung! Hätte mir da jemand gesagt, dass ich in einer Stunde im Krankenhaus sein würde, hätte ich gelacht wie eine Gummisau! Gerade wieder im Bett eingekuschelt, merkte ich, wie es feucht wurde zwischen meinen Beinen. „Hoffentlich kein Blut!“ war mein erster Gedanke und so bin ich sofort wieder ins Bad auf Toilette. „Ok kein Blut…buh!“ Und obwohl ich bereits schwallweise Wasser verloren habe, hab ich kurz gezögert und erstmal einen PH-Test gemacht, um sicher zu gehen, dass es auch wirklich Fruchtwasser ist. Wollte ja schließlich früh um vier nicht umsonst die Pferde scheu machen. Ok PH-Test wurde blau. Fruchtwasser. Uff! Damit hätte ich wie gesagt vor fünf Minuten noch nicht gerechnet! Aber endlich war es soweit! Ich war entspannt und glücklich! Die 36. SSW war erreicht und ich wusste meinem Baby würde es höchstwahrscheinlich nach der Geburt gut gehen! Ich war bereit! Also zurück ins Schlafzimmer…“Ähm Schaaaaaatz… meine Fruchtblase ist geplatzt!“ – Der Blick meines Mannes – unbezahlbar! Damit hatte auch er nicht gerechnet und rannte etwas verpeilt durch die Wohnung. Mein Plan war es eigentlich immer, bevor es losging, noch ein Nutellatoast zu essen (denn ohne Mampf kein Kampf), dazu hatte ich aber doch nicht mehr die Ruhe und so sind wir gleich ins Krankenhaus gefahren. Für mich war es ein wunderbares und zugleich komisches Gefühl, als würden wir etwas Verbotenes tun. Wir fahren heimlich ins Krankenhaus und bekommen unser Kind. Niemand weiß es, nur wir zwei. Wie Bonny und Clyde. Hach…
Um fünf waren wir im Krankenhaus. Dort setzten auch die ersten Wehen ein, die sofort sehr regelmäßig in ca. 4-minütigen Abständen kamen. Erste Untersuchung durch die Hebamme und erstmal den Untersuchungsstuhl geflutet. Der Muttermund war bei 2cm. „Besser als nix“ dachte ich mir. Gegen 05:30 Uhr kam ich ans CTG. Ich war noch bester Laune! Wehen waren regelmäßig, aber mein Bubi schlief und so musste ich einen Liter Wasser trinken und an einem aromatisieren Tuch schnüffeln, damit er wach wurde. Das hat bestimmt eine Stunde gedauert und meine Blase ist vor lauter Trinken fast geplatzt. Als ich endlich auf Toilette durfte, sah ich dass ich den Schleimpfropf verloren hatte und blutete. Alles OK laut Hebamme. Also ab zum Ultraschall. Die Wehen wurden immer stärker, und obwohl ich mir vorher immer sicher war, Schmerzen gut aushalten zu können, wollte ich einfach nur eins: Eine PDA! Mir war klar, dass das nur der Anfang ist, also her damit! Der Arzt schätzte meinen Kleinen übrigens auf 2.600g. Nächste Untersuchung der Hebamme: Muttermund bei 3cm. Wir mussten nicht mehr über Los, sondern durften gleich in den Kreißsaal. Das hat mich sehr erleichtert. Durch das lange Liegen war mein Kreislauf nicht besonders top in Schuss und meine größte Befürchtung war, noch etwas spazieren gehen zu müssen. Aber das blieb zum Glück aus. Bis wir im Kreißsaal waren, also ca. 3 Minuten später, hatte ich das Gefühl von den Wehen nur so überrollt zu werden. Ich bettelte weiter um die PDA. Die Hebamme verlies kurz den Raum und ich schrie was das Zeug hielt! Ich dachte immer, ich wäre eher der introvertierte Typ, aber äh nein, scheinbar doch nicht. Ich konnte nicht anders, ich musste schreien. Die Wehen waren kaum mehr zu veratmen, ich hing an meinem Mann hyperventillierte nur noch. Mein Mann war großartig und die Ruhe selbst, aber helfen konnte mir das gegen den Schmerz auch nicht. Die Hebamme untersuchte wieder: MM bei 5cm! Das ging aber schnell! Ich war einfach nur verzweifelt. Die Hebamme erklärte mir, dass ich das, was andere Frauen in 10 Stunden an Eröffnungswehen haben, ich in Rekordzeit erleben „darf“. Das lässt zumindest auf einen schnellen „Ausgang“ hoffen Zwischen den Wehen war kaum Pause, wo bleibt nur die PDA? Also habe ich kurz einen Wehenhemmer bekommen, um Kraft zu tanken und einen Schokoriegel zu essen (verdammt, warum hab ich meinen Nutellatoast nicht gegessen?). Als die Anästhesistin kam, habe ich mich noch nie so gefreut einen Arzt zu sehen. Aber nix mit guten Nachrichten. Mein Thrombozytenwert war zu schlecht für eine PDA. Oh nein! Mir wurde nochmal Blut abgenommen. Der Wert hatte sich noch mehr verschlechtert. Somit keine PDA. Die Schmerzmittel über die Infusion halfen null und der Wehenhemmer hatte mittlerweile auch nachgelassen. Da waren sie wieder, die Wehen! Ich hätte am liebsten geheult, aber da war bei all den Schmerzen keine Zeit. Ich schrie, dass ich heim wollte, JETZT! Ich hatte keine Lust mehr! Keine PDA – keine Geburt! Die Hebamme fand das irgendwie lustig und meinte nix mehr mit heimgehen. Sie untersuchte gegen 08:40 Uhr nochmal: Muttermund komplett geöffnet! Pressen war angesagt! Leichter gesagt als getan, ich hatte überhaupt keinen Pressdrang, also presste ich halt mal so drauf los (natürlich klasse ohne Einlauf vorher…). Gefühlt passierte nichts außer Schmerzen. Mein Kleiner kam nicht weiter bzw. rutschte immer wieder zurück. Das lag wohl daran, dass er ein Sterngucker war. Es kamen zwei Ärzte dazu, der eine legte ein Tuch um meinen Bauch und wollte von oben mitdrücken. STOP! Das wollte ich nicht! Also schmiss ich den Arzt mehr oder weniger aus dem Kreißsaal. Die Ärztin durfte bleiben Zwischen den Wehen nahm sie mit der Hebamme meine Beine aus der Halterung und drückten meine Beine Richtung Bauch und streckte sie immer wieder im Wechsel. Ich wäre am liebsten durch die Decke! Das tat so weh…. Die Hebamme hatte eine Hand an meinem Bauch und versuchte mein Baby am hochrutschen zu hintern. Ich merkte wie ich innerlich riss und sah wie die Hebamme Tücher voller Blut wegbrachte. Irgendwann meinte sie, dass der Kleine jetzt kommen muss, da ich stark blute und ob ich das Köpfchen fühlen will. Also fühlte ich und es war unglaublich, dass er schon so weit war! Das motivierte mich und bei der nächsten Wehe drückte ich was das Zeug hielt, gleichzeitig machte die Ärztin einen Dammschnitt, von dem ich übrigens nichts merkte, und da war er, unser kleiner Benedikt! Um 09:22 Uhr mit stolzen 49cm, 34cm KU und 3130g. Er schrie und wurde mir auf die Brust gelegt. Ich bin jetzt Mama! Unglaublich! Allerdings war mir nach diesen Schmerzen klar, er bleibt ein Einzelkind!
Er durfte insgesamt 20 Minuten bei uns bleiben, dann wurde er, da er ja noch als Frühchen galt, auf die Intensiv gebracht. Mein Mann ging mit ihm. Bis auf ein paar Anpassungsschwierigkeiten ging es ihm gut! Schon am nächsten Tag durfte er zu mir auf Station in ein Überwachungszimmer. Am vierten Tag wurden wir mit den Worten „Garantie ist noch drauf, aber ein Rückgaberecht haben Sie nicht mehr!“ bereits entlassen! Einen Tag später mussten wir zwar wieder in die Klinik, aber das ist eine andere Geschichte.
Mittlerweile habe ich meinen Frieden mit der Geburt und der ganzen Situation drumherum (das Liegen, die Tatsache, dass er mir nach der Geburt „weggenommen“ wurde) geschlossen und genieße die Zeit mit meinem Kuschelbaby. Übrigens, Benedikt wird hoffentlich kein Einzelkind bleiben Mittlerweile kann ich mir vorstellen, nochmal so eine Geburt durchzustehen und hoffe, dass wir irgendwann das Glück haben, ein Folgewunder zu bekommen.
Ich danke allen, die es bis hierhin durchgehalten haben!
Alles Gute für Euch!
Eure Gretel
Unser spätes Frühchen bei SSW 35+4
1
Sehr schön geschrieben <3
Ich wünsche euch eine wunderbare Zeit.
3
Danke! Freut mich, dass doch ein Paar bis zum Ende meines Berichts durchgehalten haben!
Dir alles Gute!
2
Glückwünsche zur Geburt.
Und einen sehr schönen Namen. Unser 2. Sohn heißt auch Benedikt und kam auch im September zur welt, allerdings 2015.
Viel Spaß und Glück mit eurem Schatz.
4
Danke!
Schön, noch ein Benedikt!
Hat Euer Benedikt schon einen Spitznamen? Benni oder Bene?
Dir auch viel Spaß mit deinem Zwergi
5
Ja danke.
Er wird überwiegend Benni genannt.
Dadurch das er eine kleine Diva ist und schon sehr gut Zicken kann, wird er auch manches mal Benzin genannt.