Da ich hier die Berichte vor der Geburt unseres Sohnes verschlungen habe, möchte ich nun auch einen verfassen. Vielleicht auch, um mit der Geburt "ins Reine" zu kommen.
Vorab: die erste Hälfte meiner Schwangerschaft war ein Traum. Kein Erbrechen, kein gar nichts. In der 21. SSW trat erstmals der Verdacht einer Gestose auf. Der Blutdruck stieg an, bis ich in der 25. SSW zur Abklärung ins KH sollte. Ergebnis: schwangerschaftsinduzierter Bluthochdruck.
In der 34. SSW kurz vor Weihnachten stieg der Druck trotz Medikamenten weiter an, so dass es wieder ins KH ging. Die Medikation wurde erhöht, Gestose wurde wieder ausgeschlossen. Der Oberarzt verabschiedete mich mit den Worten, dass ich zu 25% in eine Präeklampsie rutschen könne, ich also alles im Auge behalten solle.
Dem kleinen Muck ging es im übrigen immer gut.
09. Januar 2017
Seit mehreren Tagen stieg mein Blutdruck weiter an. Zudem kontrollierte ich zuhause den Urin auf Eiweiß und auch der Test wurde deutlich positiv. Von meinen Ödemen reden wir besser nicht. Eigentlich hätte ich erst zwei Tage später einen FÄ-Termin gehabt, da ich jedoch nicht mehr so tun konnte als wäre alles normal (ich glaube wir Krankenschwestern sind gut im verdrängen) ging es also morgens außerplanmäßig zur FÄ.
In der Praxis lag der Blutdruck mittlerweile mit Medikation bei über 210/130 und es wurde gar nicht lange geredet. Meine FÄ drückte mir die Überweisung in die Hand und so machten mein Mann und ich uns also zum dritten Mal im Rahmen meiner Schwangerschaft auf den Weg ins Krankenhaus.
Dort angekommen (Ca. 15 Uhr) wurde ein CTG geschrieben und geschallt. Ich war an dem Tag bei 36+1.
Die Stationsärztin gab an, dass mit dem Kind weiter alles ok sei, ich solle am nächsten Tag wieder Urin sammeln und dann überlege man wie es weiter gehe. Ich bezog also mein Zimmer und wollte mit meinem Mann etwas essen gehen.
Zunächst wurde jedoch nochmal der Blutdruck kontrolliert.
Dieser lag nun bei 230/130... Also kein Essen für mich. Ich wurde aufs Bett gelegt, es ging zurück in den Kreißsaal und dort wurde ich an einen Monitor angeschlossen und bekam ein weiteres Medikament.
Nach einigen Minuten kam nun der Oberarzt hinzu, den ich ja bereits kannte.
Er teste meine Reflexe, wurde ruhiger und teilte uns mit, dass heute mein Sohn geholt werde.
Er fragte ziemlich sauer, warum ich nicht vorher gekommen sei... Ich sei doch vom Fach. Es sei nun eindeutig eine Präeklampsie und ich kurz vor dem Krampfen.
Also würde ich für die OP vorbereitet und gegen 18 Uhr ging es in den OP. Mein Mann zog sich um und ich wurde für die spinale Anästhesie vorbereitet.
Was dann folgte war meine persönliche Hölle, bis zu diesem Zeitpunkt war für mich im übrigen alles ok.
Die Anästhesistin stach mir in der Folge 5! mal in den Wirbel. Mehrfach gab ich an, dass ich unfassbare Schmerzen dabei hatte, bis ich irgendwann völlig durchknallte und bettelte, damit auf zu hören.
Also fragte man mich, ob eine Vollnarkose ok sei und während ich nickte lag ich eigentlich schon auf dem Rücken.
Ab da fühlte ich mich völlig ausgeliefert. Mein Mann stand noch in der Schleuse und nun musste ich da also alleine durch.
Bis die Narkose einsetzte verging gefühlt eine Ewigkeit. Ich entwickelte wirklich Panik (hat jemand mit verstopfter Nase vom weinen schon mal gegen die Maske geatmet?). Das legen des Katheters,... Alles in Allem war es wirklich die Hölle.
Als ich wach wurde war das erste an das ich denken konnte, dass ich höllische Schmerzen hatte. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich wirklich anfing zu wimmern und weinen, bis man mir ein Schmerzmittel spritzte.
Mehrfach stellte ich die Frage wo mein Sohn sei, bis mir mein Mann sagte, dass dieser zu viel Narkose abbekommen habe und auf der Neo sei.
Ich weiß nicht wie oft ich die Frage wiederholt habe, das ging einfach nicht in meinen Kopf, dass er nicht bei mir war.
Ich hatte noch nie so etwas schlimmes erlebt.
Zwei Stunden mussten wir warten, bis wir zu ihm konnten und es zerriss mich innerlich. Neun Monate unter meinem Herzen und nun war er einfach weg.
Piet war um 18.26 Uhr geboren.
Er hatte 49cm und 2.810g.
4 Wochen zu früh.
Die erste Nacht wurde er beatmet und war insgesamt eine Woche auf der Neo.
Mir selbst ging es die ersten Tage psychisch wirklich schlecht, die Schmerzen vergingen nach 3 Tagen.
Nach 7 Tagen durften wir gemeinsam nach Hause gehen und genießen nun unser Leben zu dritt.
Ich weiß nicht, ob ich mit dem Abend irgendwann ins Reine komme.
Ich bin dankbar, dass Piet alles gut überstanden hat und nun friedlich neben mir liegt.
Wer's bis hierhin geschafft hat - Danke.
Geburten sind halt nicht immer nur schön... Aber am Ende zählt, dass alle wohl auf sind.
Not-Sectio auf Grund von Präeklampsie (Achtung lang)
Was hast du denn für Medikamente gegen den hohen blutdruck bekommen? Bei mir wird nämlich schon seit der 14ten Woche gegen präeklampsie gearbeitet... mich verwundert dass du erst so spät ins Krankenhaus gekommen bist. Ich mag deinen Bericht, mir gefällt wie differenziert du schreibst und ja du hast vollkommen recht das wichtigste ist dass es dem kleinen gut geht.
Ich bin auf Presinol eingestellt worden.
Zunächst 3x 250mg, dann auf 3x 500mg.
Muss es aktuell immer noch einnehmen, wobei das ganze auch erst 2,5 Wochen her ist.
Hab es schon etwas reduzieren können.
Dir alles Gute!
Da brauchst dir keinen Stress machen, das kann sogar noch bis nach der Stillzeit weiter runtergehen. Metoprolol ist auch stillverträglich und hat evtl. weniger Nebenwirkungen für dich, da scheiden sich die Geister wie so oft.
Ich hatte "nur" Präeklampsie mit Spitzenwert 180/130 unter Höchstdosis 8x tgl. Methyldopa und dann Einleitung. Mein Internist sah mich lieber bei 135/90 ohne Medis (das ist nur Gift) und es ging dann auch wieder Richtung normal, als ich mich endlich innerlich entspannt hab. Hatte lange ne RR-Mess-Phobie, hab ich dann in der 2. SS unter ASS100-Prophylaxe abgelegt.
Du hast in der Situation alles richtig gemacht und bestens überstanden, damit kannst du ruhig ins Reine kommen! Herzlichen Glückwunsch und alles Gute!
Meine Mutter ist mit mir bei ähnlichen Werten und ähnlicher SSW noch nach der Notsectio in ein Hellp plus Eklampsie gerutscht, damals kaum bekannt und auch nicht so benannt, und hat es fast nicht überlebt. Lag schon wochenlang in einer kleinen Klinik, ich vermute, man hat viel zu lange gewartet oder es unterschätzt, keine Ahnung, warum nicht vorher längst verlegt, ich wurde nach Sectio verlegt mangels Kinderstation. Sie ist bis heute davon traumatisiert.
Danke Dir.
Ich hänge gedanklich momentan noch in einer Schleife.
Der Ablauf der Sectio, die Trennung von meinem Kind. Ihm ging es in den ersten Tagen sehr schlecht, auch wenn er sich sehr schnell berappelt hat. Aber vom Gefühl her denke ich manchmal, dass ich ihn im Stich gelassen habe, wenn auch nicht gewollt.
Ich konnte mich erst nach einigen Tagen um ihn kümmern, geschweige denn alleine zur Neo gehen, das nagt an mir.
Rationell weiß man, dass man das nicht extra gemacht hat und nichts dafür kann. Aber was das Herz sagt kann man ja kaum lenken.
Aber das nieder zu schreiben tat schon gut.
Hallo,
Auch ich hatte in meiner 1.SS präeklampsie. Daher wurde 3 Wochen vor ET eingeleitet. Mein Sohn musste dann auch 2 Tage auf die Kinderstation weil er so viel Stress unter der Geburt hatte.
Es war alles sehr traumatisch für mich und ich hatte Angst nochmal schwanger zu werden. Nach 18 Monaten wurde ich es wieder und ich konnte zu diesem Zeitpunkt die Geburt fast 1:1 wiedergeben mit allen dazugehörigen (negativen) Gefühlen. Ich war nicht bereit das nochmal so durchzustehen und hatte einfach Angst.
Ich habe einen ganz tollen Arzt gefunden der mich in der 2.SS traumhaft begeleitet hat. Gegen Ende der SS stieg mein Blutdruck wieder, aber mein 2.sohn kam spontan und noch bevor sich wieder eine Vergiftung entwickelt hat 2 Tage vor ET. Die Geburt war traumhaft und erst jetzt bin ich "geheilt" und im Reinen. Ich denke fast nicht mehr an die 1.Geburt sondern immer nur an die 2.
Was mir aber auch geholfen: Geburtsberichte lesen die nicht so schön waren. Man ist nicht alleine mit seinen blöden Erfahrungen und meistens findet man immer ein Schicksal was noch schlimmer gewesen wäre sodass man sich glücklich schätzen kann dass am Ende alle gesund sind.
Alles gute euch!
Danke für deine Erfahrungen... ich habe eine gute Freundin, deren Tochter auf Grund von Hellp in der 33. SSW geholt wurde.
Man denkt ja immer "mir passiert sowas nicht".
Ich bewundere Euch, dass ihr die Entscheidung zu einer zweiten Schwangerschaft treffen konntet. Momentan ist das für mich unvorstellbar.
Aber der Zwerg ist ja auch erst 3 Wochen alt und ich warte mal ab, wie ich nächstes Jahr darüber denke.
Ich hatte eine super Gyn der ich sehr dankbar bin. Weiß nicht wie es ohne ihre Vorsicht geendet wäre.
Euch auch alles Gute.
Hallo,
Mich hat es auch erwischt, seit letzter Woche wurde ich beim FÄ aufgrund vom hohen Blitdruck 180/90, Ödeme in den Gelenke und Eiweiß im Urin ins KH geschickt!
Nun, eine Woche später ist der Blutdruck im KH bei 140/80, Ödeme fast weg nur der Doppler ist nicht so toll.
Ich wollte nun alles ambulant weiter machen, Blutdruck 6x messen, Blutdruck Tablettennehmen und CTG 2x und Dopplet 1x pro Tag im KH machen!
Hat jemand Ahnung und Erfahrung damit - kann trotz Präeklapsie die SS weiter laufen??
Lg