Hallo ihr Lieben,
es ist nun schon etwas über ein Jahr her (Dez. 2015), aber ich möchte nun doch von meiner Geburt berichten. Aufgrund der seltenen natürlichen Geburt in BEL schreibe ich ausführlich.
Ich hatte bis auf einige Kleinigkeiten wie Müdigkeit und am Ende etwas Rückenschmerzen eine traumhafte Schwangerschaft. Selbst der Bauch war verhältnismäßig klein, sodass mir teilweise sogar noch „normale“ Shirts passten. Einziges Manko: Junior lag am Ende in BEL. Die Veranlagung dazu findet sich in meiner Familie und irgendwie wusste ich schon während der Schwangerschaft, dass der Kleine sich nicht dreht. Er wollte den Kopf einfach lieber oben haben…
Aufgrund der besonderen Lage habe ich natürlich überlegt, ob ich das Kind auf natürlichem Wege oder mittels eines Kaiserschnittes zur Welt bringen soll. Ich kann nicht genau sagen warum, aber die Vorstellung eines Kaiserschnittes war mir unerträglich und trieb mir Tränen in die Augen. Ich wusste, ich würde mein Kind spontan auf die Welt bringen und alles würde gut gehen. Diese Erkenntnis war so klar wie mein Wissen noch vor dem Ultraschall, dass es ein Junge werden würde. Meine Familie und mein Mann haben mich unterstützt und mir die Entscheidung ohne Zureden überlassen. Die kritischen Stimmen und Horrorgeschichten kamen von außen und haben mich ziemlich genervt. Horrorgeschichten erzählt man meiner Ansicht nach keiner Schwangeren, die bald gebären muss! Ich wurde in der Klinik meiner Wahl sehr gut aufgeklärt und war mir der Risiken bewusst. Der betreuende Oberarzt hat sich sogar ein wenig gefreut endlich mal wieder eine BEL-Geburt zu erleben und mir vorher berichtet wie die Geburt in etwa ablaufen wird. Wichtig war, dass ich relativ früh mit dem Einsetzen der Wehen kommen sollte, falls die Geburt schnell verlaufen sollte. Der Oberarzt ist bereits älteren Datums und hat früher häufig BEL-Geburten begleitet.
Ende der 38. Woche bekam ich dann die ersten leichten Wehen, allerdings aushaltbar und ich bin auch noch durch die halbe Stadt geturnt. Die Ärzte haben mich damit zum Glück auch wieder nach Hause gelassen. Diese leichten Wehen dauerten etwa 1,5 Tage, in der Nacht habe ich sie verschlafen. Am Abend des zweiten Tages wurden sie stärker und ich musste hin und wieder mal ins Kissen beißen und veratmen. Sie waren jedoch überhaupt nicht regelmäßig und schwankten auch in der Stärke von Aua bis *Piep*. Gegen Mitternacht musste ich dann eilig ins Bad und habe mich quasi frei gemacht. Danach gingen die Wehen dann richtig los. Das war für mich das Zeichen loszufahren. Ich wollte auch nicht mehr zu Hause sein. Ich wurde dann von einem verschlafenden, aber trotzdem völlig aufgeregten Mann in die 20-Minuten entfernte Klinik gefahren und dann von einer Hebamme begrüßt, die mir gleich was von Kaiserschnitt erzählte. Nee, nee, hier wird heute normal entbunden! Das hat ihr glückerweise nicht die Laune genommen und ich bekam einen wirklich tollen Kreißsaal. Mein Mann hat sich in den Liegesessel legen dürfen und konnte während ich am CTG hing nochmals etwas ruhen während ich meine Wehen veratmete. Der MM war erst 3 cm auf. Das Ganze ging dann bis ca. um 8 Uhr morgens so. Zwischendurch bekam ich eine Schmerzpille, weil sich nichts tat und ich konnte mal kurz schlafen. Die Stunden waren insgesamt nervig, weil ich müde war, aber auszuhalten. Ab 8 Uhr wurden die Wehen stärker und der MM öffnete sich langsam. Ab diesem Zeitpunkt war mindesten eine Hebamme bzw. Schülerin ständig im Raum. Auch das OP-Team stand zur Sicherheit bereit, in so einem großen KH aber wahrscheinlich eh normal. Um 10 Uhr bekam ich einen Schmerztropf, damit ich für eine Stunde schlafen und so auch Kraft tanken konnte für die Presswehen. Aufgrund meiner besonderen Situation hing ich bis auf eine halbe Stunde permanent am CTG. Das hat mich aber nicht gestört und da es eines ohne Kabel war konnte ich mich auch bewegen. Um 12 Uhr war der MM vollständig offen und die Fruchtblase platzte. Dann gingen auch sofort die Presswehen los. Hier will ich nichts schönen. Die waren die Hölle und ich habe mächtig geflucht und Zeter und Mordio geschrien.
Da der kindliche Po sehr weich ist, hat es sehr lange gedauert bis er sich durch den Geburtskanal geschoben hat. Ein großer Nachteil der BEL-Lage. Kurz vor 16 Uhr war der Körper draußen. Das ist der kritische Punkt, da die Nabelschnur zwischen Kopf und Kanal abgedrückt wird und es sehr schnell gehen muss. Die Geburt hat am Ende der Oberarzt betreut und ich fühlte mich sehr wohl bei ihm, da er sehr konzentriert war und meine Flüche ignoriert hat. Ich wusste auch, dass ich geschnitten werde, habe es aber nicht gemerkt. Mit der letzten Wehe hat eine Ärztin auf meinen Bauch gedrückt. Hätte mein Mann mir das nicht erzählt, hätte ich es nicht gewusst, da ich die Augen beim Pressen geschlossen hatte. Der Kleine war 16 Uhr draußen und wurde mir sofort auf den Bauch gelegt.
Alles war in Ordnung und er bekam sogar 10 Punkte beim Apgar-Test. Während der letzten Stunden der Geburt füllte sich der Kreißsaal mit immer mehr Leuten. Ich glaube am Ende standen 2 Hebammen, eine Schülerin, 3 Assistenzärzte und 2 Oberärzte zzgl. zu mir und meinem Mann im Raum. Gestört hat mich das nicht, ich war anderweitig beschäftigt. Im Nachgang ist es mir sogar ganz recht, ich bin nämlich wieder schwanger
und falls Nr. 2 vorhat auch in BEL zu kommen, haben die Personen hoffentlich gleich was gelernt.
Auch, wenn es sehr lange gedauert und wahnsinnig an meinen Kräften gezehrt hat, ich würde es wieder so machen. Zumindest solange mein Gefühl mir sagt, es ist alles in Ordnung und medizinisch spricht nichts dagegen.
Ein paar allgemeine Hinweise noch von mir zur BEL-Geburt. Ich bin eine relativ große und sportliche Frau. Rein körperlich habe ich keine Auffälligkeiten und mein Süßer war bei der Geburt 49cm und 3000 g schwer, also verhältnismäßig klein. Ab einer gewissen Gewichtsgrenze wäre ein Kaiserschnitt unausweichlich gewesen. Den genauen Wert habe ich leider vergessen, er liegt aber glaube ich um die 4 kg. Ich hatte also gute Voraussetzungen um diese Entscheidung für mich treffen zu können. Mein Kind zeigt auch bis heute keine Auffälligkeiten, falls diese Frage jetzt aufkommen sollte, er ist sogar ziemlich pfiffig und hat jede Menge Flausen im Kopf.
Ich hoffe, mein Beitrag nützt euch ein wenig und nimmt vielleicht auch der ein oder anderen die Angst. Eine Geburt ist immer ein besonderes Erlebnis und fordert sowohl Mutter als auch Kind einiges ab. Da sollten derartige Entscheidungen immer wohlüberlegt sein. (Die Väter lasse ich mal außen vor, auch wenn es für sie psychisch wohl eine harte Nuss ist. Mein Mann ist noch heute völlig überwältigt von diesem Erlebnis und zieht den Hut vor allen Müttern. Ohne ihn hätte ich die lange Zeit nicht überstanden.
)
Ich wünsche euch noch frohes kugeln und viel Freude mit den kleinen Zwergen.
Spontangeburt in BEL (erstgebärend)
Herzlichen Glückwunsch (nachträglich ) zu deinem kleinen Schatz!
Warst du zufällig in Bonn im Marienhospital? Der Chefarzt dort ist auf BEL spezialisiert, deshalb frage ich .
Hallo, vielen lieben Dank. Und nein, ich war in Magdeburg im Klinikum Olvenstedt.
Das klingt so toll.....Ich habe meine Zwillinge auch spontan entbunden obwohl sie in BEL lagen.....Geburt hat 5Stunden gedauert
Ui sehr schön mal einen BEL Geburtsbericht zu lesen
Ich bekam im April 2015 auch mein erstes Kind spontan aus BEL und vieles hat mich an meine Geburt erinnert
Jetzt bin ich auch wieder ss und die Kindslage bleibt schon wieder spannend (aktuell quer innder 32.ssw)
Lg und alles Gute fürs zweite!
Hallo!
Ich kann auch nur Mut machen für eine Spontangeburt!
Ich habe im Januar einen Sohn bekommen- spontan aus Beckenendlage. Er lag die ganze Zeit in der BEL und da die Kinder ja meistens irgendeinen Grund dafür haben (auch wenn ihn die Großen oft nicht sehen), wollte ich keine Drehung von außen. Alle Versuche mit indischer Brücke etc. waren erfolglos.
Ich bin zur Geburtssprechstunde gegangen und traf auf eine Ärztin, die ehrlich sauer über die hohe Kaiserschnittrate ist. O-Ton: " Früher haben wir die immer so geholt. Und wenn jetzt der Kopf nur minimal größer ist als der Kopf, MUSS ich einen Kaiserschnitt empfehlen."
Dieser Unterschied hat sich zur Geburt hin ausgeglichen und so haben wir uns für eine spontane Geburt entschieden- und ich würde es jederzeit wieder tun. Angeraten wurde allerdings eine PDA und relativ frühes Erscheinen in der Klinik, damit sie noch in Ruhe gelegt werden konnte. Nach Wehen den Tag über, lag Abends die PDA und ich hatte wirklich keine Schmerzen. Sogar kurz vor der Pressphase sollte ich die Pumpe (zur Dosierung) nochmal drücken, damit das Mittel auch über diese Phase hilft (ich hatte ein Gefühl für das Pressen).
Dann standen mehrere Ärzte im Raum, was der einzige Zeitpunkt war, an dem ich merkte, dass etwas anders ist als normal. Die Hebamme machte die Vorarbeit der ersten Presswehen, dann kam die Ärztin dazu und holte Mio wirklich mit einem Griff.
Mein erstes Wort war "Huch", denn ich erwartete, dass es jetzt richtig losgehen würde. Und da war es schon vorbei!
Natürlich weiß ich, dass ich auch viel Glück gehabt habe, aber ich finde es schade, dass so viele Kaiserschnitte gemacht werden, obwohl sie nicht nötig sind. Hinterher ist man halt immer ein Risikopatient... Meine Geburt habe ich als sehr schön erlebt und bin unendlich dankbar, dass die Ärztin so selbstverständlich damit umgegangen ist. Man muss halt einfach den Griff kennen. Und auch diese Ärztin freute sich tierisch, mal wieder eine BEL entbinden zu können!
Ich würde jedem raten, der Kaiserschnitt und Spontangeburt abwägt, den Arzt zu fragen, warum er einen Kaiserschnitt anrät (kann die Griffe nicht, Kopf viel größer als Bauch oder aus Prinzip). Oft gehen die Frauen wohl schon mit vorgefertigter Meinung hin und dann kommen die Experten dagegen auch nicht mehr an Das war zumindest die Aussage der Ärztin.
Viel Erfolg und schöne Geburtserlebnisse!