1. Kind Spontane Geburt aus BEL

Hallo Zusammen,
am 18.01. kam unsere kleine Tochter Mona trotz geplantem Kaiserschnitt spontan auf die Welt. Da ich die Geburt und die Umstände als sehr besonders empfunden habe und im Internet Spontangeburten in BEL ja hauptsächlich als negativ und riskant dargestellt werden, wollte ich hier davon berichten und evtl. die ein oder andere Frau dazu ermutigen es zu versuchen, natürlich immer unter dem Vorbehalt, dass der ärztliche Rat dem eigenen Wunsch nicht widerspricht...
Unsere Maus lag schon die komplette Schwangerschaft in QL und später dann in BEL. Dadurch, dass sich ihre Position nie wirklich geändert hat, hatte ich sehr schnell das Gefühl, dass sie wohl festsitzt und wir uns mit der BEL abfinden müssen. Also fing ich an zu recherchieren: Äußere Wendung, Spontangeburt und Kaiserschnitt... Ich habe dann sehr schnell gemerkt, dass ich den KS nur dann freiwillig wählen würde, wenn das Kindeswohl anders gefährdet wäre. Aber diese Bauch-Operation und alle Umstände drum herum wollten einfach nicht recht zu mir und meinem Bauchgefühl passen. Mein Frauenarzt und meine Hebamme meinten dann auch ziemlich bald, als klar war, dass sie sich vmtl. nicht mehr drehen würde, dass sie sich bei mir eine Spontangeburt in BEL gut vorstellen könnten. Also haben wir uns in zwei Krankenhäusern in unserer Gegend über alles schlau gemacht. Die äußere Wendung wurde in der 37.SSW ausgeschlossen, da meine Tochter schon fest mit dem Po im Becken saß. Als wir uns dann für das Krankenhaus in unserer Stadt entschieden hatten, gab es ein weiteres Beratungsgespräch und da hatten wir einfach richtig Glück, dass wir an eine sehr lässige Oberärztin geraten sind. Sie meinte, wir setzen den KS einfach mal auf den ET (18.01. ????) an... Denn sie sei sich ziemlich sicher, dass das Kind sich vor dem ET auf den Weg machen würde (Gbh war 2 Wochen vorher bereits verstrichen und MuMu weich und fingerdurchlässig). Sie meinte, wenn die Wehen losgingen hätte ich dann wenigstens eine 50/50 Chance auf eine Spontangeburt, je nach Team, das dann gerade im KH sei. Manche würden sich mit BEL auskennen, andere würden nur KS machen. Ich war froh, diese 50% Chance überhaupt zu bekommen und so war dann der Plan...

Und dann haben wir gewartet... Und gewartet... Und ich bin nervöser und nervöser geworden, weil es um mein Kind mucksmäuschenstill wurde. Keine Senkwehen mehr, keine Vorwehen mehr... Dann kam der 17.01. und meine Stimmung ist eingebrochen. Den ganzen Tag habe ich aus Angst und Unwillen geheult bis mein Mann von der Arbeit kam. Er hat mich dann wieder aufgebaut, hat Süßigkeiten besorgt und mir versucht klar zu machen, dass ich morgen endlich meine Tochter bei mir haben würde (ich konnte den KS und die Geburt einfach nicht so richtig miteinander in Zusammenhang bringen ) Also habe ich mir um 19.00 Uhr noch das Heparin für die OP gespritzt und dann haben wir uns zusammen auf die Couch gekuschelt und die letzten zwei Folgen unserer Serie geschaut.
Um ca. 21.00 Uhr ging es auf einmal los. Direkt starke Wehen. Immer abwechselnd im Abstand von 4 oder 7 Minuten. Ich weiß noch, wie ich die ganze Zeit meinte, das könne doch jetzt nicht wahr sein und dass Mona mich wohl verarschen will und dass ich mir die ganze Heulerei ja wohl hätte sparen können

Das Unregelmäßige hat mich irritiert, aber die Wehen waren schon nach 1 1/2 Stunden so stark, dass ich beim Sprechen und Laufen innehalten musste. Also habe ich meinen Mann angewiesen das Taxi zu rufen. 20 min später waren wir im KH. Wir wurden über die Notaufnahme auf die Entbindungsstation geschickt und in ein Bad aufgenommen... Dort wurde ich ans CTG angeschlossen und untersucht und dann wurden wir erstmal alleine gelassen. Der MuMu war um diese Zeit (ca. 23.00 Uhr) auf 3cm offen. Die Stunde in diesem Bad habe ich von der ganzen Geburt am schlimmsten in Erinnerung. Es gab keine Position, in der ich die Wehen als aushaltbar empfunden hätte. Am Schluss stand ich entweder oder war auf den Knien mit dem Oberkörper auf einem Hocker. Die Hebammen kamen immer mal wieder rein und meine Wehen wurden immer schlimmer. Sie haben mir dann erklärt, dass sie auf die Oberärztin warten würden, die sei aber bei einem Notfall, bei dem das Kind schlechte Herztöne habe. Sie bräuchten diese Oberärztin aber, um zu entscheiden, wie es weitergeht: KS unter Vollnarkose ( weil ich erst vor ein paar Stunden Blutverdünner gespritzt hatte) oder Spontan... Zu dem Zeitpunkt habe ich schon nach Schmerzmitteln geschrien (!) und konnte auch die Wehen schon nicht mehr veratmen. Ich habe sie wirklich als so schlimm empfunden, dass ich fast freiwillig um die Vollnarkose gebeten hätte... Ich habe dann drei verunglückte und einen geglückten Zugang bekommen für die Schmerzmittel, aber dann stellte sich wieder raus, dass das ja nicht geht, bevor nicht die Oberärztin zur Abklärung da war. Bei einer Erstgebärenden haben die dort einfach nicht mit dem Turbogang gerechnet...

Gegen 24.00 Uhr ist dann da in dem Bad meine Fruchtblase geplatzt. Schön schwallartig, so wie man es aus Filmen kennt. Da haben dann auch die Hebammen endlich gemerkt, dass ich nicht nur schreie, weil ich eine Drama-Queen bin... Also dürfte ich mit meinem Mann endlich in den Kreißsaal. Ich stand schon komplett neben mir und habe mich dort gleich wieder über den nächsten Hocker geworfen, weil meine Beine mich nicht mehr getragen haben. Man hat mir die durchnässten Klamotten ausgezogen und ich wurde auf Knien untersucht und auf einmal der Ausruf: "Scheiße, sie ist schon auf 10cm auf. Sie presst schon!!!"
Ui und dann wurde es hektisch, aber auch unglaublich toll, weil alles sehr intuitiv abgelaufen ist. Mein Mann und eine Hebamme haben mich mehr oder weniger auf das Bett gehievt, aber ich durfte im Vierfüssler-Stand bleiben. Ich war so dankbar!!! Ich sollte mich dann an zwei Griffen an der aufgestellten Rückenlehne festhalten und dann habe ich unter Anfeuerung der Hebammen und meines Mannes um mein Leben gepresst. Vier Presswehen hat es gebraucht um den Po zu gebären. Oha, bei BEL darf man sich keine Illusionen machen. Da entleert sich wirklich alles. Eine Riesenmenge Kindspech kam da zusammen mit dem Po. Bei der nächsten Wehe hat eine Hebamme die Beinchen rausgezogen. Dann dürfte ich nicht pressen. Die Maus hatte die Arme nach oben gestreckt und eine Hebamme musste reingreifen, um die Arme nach unten zu lösen. Das tat auch höllisch weh. Zu dem Zeitpunkt war ich überzeugt, ich sei von vorne nach hinten komplett aufgerissen. Eine Wehe für die Schultern und dann hing nur noch der Kopf drin, die Hebammen haben den Körper gestützt. Man waren die cool!!! Die eine meinte: "So atmen Sie nochmal ruhig. Für den Kopf haben wir schon nochmal drei oder vier Minuten Zeit... Einfach nochmal richtig pressen bei der nächsten Wehe. Das habe ich gemacht und die Maus war geboren. Um 00:34 am 18.01., nur fast 4h nach der ersten Wehe... Sie ließ ihren ersten Schrei, mein Mann dürfte die Nabelschnur durchschneiden und als ich mich irgendwie wieder bewegen konnte, habe ich meine kleine Mona direkt auf die Brust gelegt bekommen. Mein größter Wunsch... Sie ist kerngesund (hat keine Hüftdysplasie) und kam mit 50cm, 3160g und einem KU von 34cm auf die Welt.

Am Ende waren außer mir und meinem Mann wohl noch 5 Leute im Raum (habe ich nicht mitbekommen, weil die ja alle hinter mir standen und ich irgendwie in ner anderen Welt war ) die beiden Hebammen, die Fachärztin, eine Assistenzärztin zum Lernen und tatsächlich *Trommelwirbel* am Ende auch die Oberärztin

Und ich hatte weiterhin Glück: Ich war auch nicht gerissen und hatte nur leichte Abschürfungen... Also keine Geburtsverletzungen.
Für mich war diese Geburt ein echtes Wunder ... Deswegen wollte ich sie mit euch teilen!